Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Programmierkenntnisse -> Zertifikate sinnvoll?


von Siegfried G. (siegfriedgustav)


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Hi,
bin schon länger im Berufsleben (15 J.) und Programmieren gehört zu 50% 
zu meinen Aufgaben. Nur mache ich alles auf eigener Erfahrung - hatte 
kein Informatik-Studium.
Entsprechende Kenntnisse stehen in meinem Lebanslauf mit meiner eigenen 
Bewertung ("sehr gut", "gut", usw.).
Konkret gehts um Kenntnisse in: Java, C#, C

Ist das sinnlos, es ohne Zertifikat anzugeben?

Welche Empfehlungen für Zertifizierungen könnt ihr geben?
Ich kann mir vorstellen, mal ein paar Stunden/Woche in so einen Kurs mit 
Abschluss zu investieren, aber nicht zu viele.

Solche Zertifikat-Kurse gibts zB bei der Fernuni Hagen (zeitlich 
machbar), aber auch deutliche teurere bei IHK (für mich auch zu 
zeitaufwändig).

Alles unter der naiven Annahme, dass "Programmierer als Mensch" 
überhaupt noch gesucht werden ;-)

: Bearbeitet durch User
Beitrag #7868570 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Udo S. (urschmitt)


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Siegfried G. schrieb:
> Alles unter der naiven Annahme, dass "Programmierer als Mensch"
> überhaupt noch gesucht werden ;-)

Codierknechte werden oft in Indien gesucht. Hier eher Menschen mit der 
Kompetenz, Probleme zu analysieren und zu lösen. Das man dazu mit dem 
vorhandenen Werkzeug (Programmiersprache) umgehen kann wird 
vorausgesetzt.

Aber das solltest du eigentlich mit 15J Berufserfahrung selbst wissen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Siegfried G. schrieb:
> Programmieren gehört zu 50% zu meinen Aufgaben.
1. Was "programmierst" du?
2. Ist es üblich, für diese Art von "Programmieren" irgendwelche 
"Zertifikate" vorzuzeigen?

> Solche Zertifikat-Kurse
Welche? Welche "Halbwertszeit" haben diese Zertifikate?

Siegfried G. schrieb:
> Ist das sinnlos, es ohne Zertifikat anzugeben?
Meinst du im Grunde sowas wie "Ist das sinnlos, es (einen 
Arbeitgeberwechsel) ohne Zertifikat anzuge-h-en"?

Udo S. schrieb:
> Aber das solltest du eigentlich mit 15J Berufserfahrung selbst wissen.
Würde ich auch erwarten. Ich hatte in der Schublade einige "Zertifikate" 
von irgendwelchen Seminaren, die ich gemacht habe. Beim letzten 
Büroumzug sind die ins Altpapier gewandert. Ich habe nicht den Eindruck, 
dass mir nun in meiner Argumentationskette bei einem AG-Wechsel was 
fehlen könnte.

: Bearbeitet durch Moderator
von Rolf (rolf22)


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Udo S. schrieb:

> Aber das solltest du eigentlich mit 15J Berufserfahrung selbst wissen.

Früher™ habe ich auch nicht gewusst, dass viele Leute in vielen 
Lebensbereichen (nicht nur auf dem Arbeitsmarkt) tatsächlich einfach 
nicht mitbekommen, was dort bzw. um sie herum geschieht und was "die 
anderen" über einen denken. Tunnelblick, kognitive Verzerrung.

von Rolf (rolf22)


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Siegfried G. schrieb:
> Ist das sinnlos, es ohne Zertifikat anzugeben?

Du überlegst ernstlich, ob du bei einer Bewerbung etwas, das 50 % deiner 
derzeitigen Arbeit ausmacht, verschweigen solltest? Uihh ...

von René H. (mumpel)


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Ein Zertifikat sagt nur, dass man an irgendeiner Ausbildung teilgenommen 
hat. Ist also nicht wirklich sinnvoll. Es mag Firmen geben, die auf 
sowas schauen, aber dann nicht selten enttäuscht sind/werden.

von Bruno V. (bruno_v)


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Siegfried G. schrieb:
> Ist das sinnlos, es ohne Zertifikat anzugeben?

Java, C# und C sind Programmiersprachen. Universale Werkzeuge wie 
Hammer, Säge und Raspel. Damit baust Du Möbel, Dachstühle oder Fenster 
ein. Das interessiert den neuen AG. Bei SW entsprechend z.B. Embedded, 
Windows-API, Frontends/Backends, Webservices, Spiele, ... .

Wenn die Sprache wichtig ist, wird er ein paar klassische Fragen dazu 
stellen.

von Falk S. (falk_s831)


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Schwierige Sache. Interessant ist, dass du programmierhandwerklich da 
Zertifizierung suchst, obwohl Du nur 50% als Programmierer arbeitest. 
Normalerweise wird man nicht durch 'ne Zertifizierung nen guter 
Programmierer, sondern durch die Praxis, wo auch unschöner, aber noch 
gut genug funktionierender Code, irgendwie wartbar bleiben muss. Die 
Sicherheit im Umgang mit dem Code kommt mit der Erfahrung, das ist auch 
nach der Zertifizierung so. Wenn's dir hilft, warum nicht.

Alternativ würde ich zu was in Richtung CleanCode raten. Was du 
technisch weiterbildest, ist HR vermutlich grundsätzlich egal, solange 
du es halbwegs verargumentiert bekommst, wofürs gut gewesen sein soll 
und dass du Weiterbildungen halt immer mal gemacht hast. Aber k.A. musst 
du wissen.

Bei dem Zeug, was ich gemacht hatte, hat's mir geholfen (auch 15 Jahre, 
aber mit Uni). War aber eher in die andere Richtung, vom 
Programmier-Spezialisten zu mehr allgemeineren Themen für die 
Softwarekonstruktion hin, das hatte mal 5 Jahre lang ganz gut was 
genützt und ist halt die Grundlage. Nur verkehrt ist es oft nicht, was 
weiterbildungsmäßig zu machen, manchmal nützt einem aber auch die beste 
Weiterbildung nix, wenn's Projekt groß genug wird. Ist also schwierig 
was zu sagen dazu.

von Franko S. (frank_s866)


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Siegfried G. schrieb:
> Ist das sinnlos, es ohne Zertifikat anzugeben?
Deine Fragerei ist schon sinnlos genug, mit angeblich 15 Jahren 
Erfahrung stellt man nicht solche Fragen.

von Clemens L. (c_l)


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Siegfried G. schrieb:
> Welche Empfehlungen für Zertifizierungen könnt ihr geben?

In 15 Jahren solltest du mehr über Java/C#/C gelernt haben, als in einem 
allgemeinen Kurs zu vermitteln möglich ist. 15 Jahre Berufserfahrung 
sind sehr viel besser als ein Studium. Aber jemand mit Studium und 15 
Jahren Berufserfahrung ist im direkten Vergleich noch besser.

Jemand, der parallel zur normalen Arbeit ein Studium durchziehen kann, 
beweist, dass er leistungsfähig und diszipliniert ist. (Für einen 
kleinen Zertifikats-Kurs gilt das nicht so sehr.)

von Mat. K. (matthias_kornfield)


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Allgemein hat ein Programmierer selten ein Zertifikat. Es gibt viele 
Quereinsteiger: Ohne Ausbildung, Physiker, Elektrotechniker ....
Paar erfolgreich abgeschlossene Projekte im CV zu erwähnen reicht.

von Bruno V. (bruno_v)


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Clemens L. schrieb:
> emand, der parallel zur normalen Arbeit ein Studium durchziehen kann,
> beweist, dass er leistungsfähig und diszipliniert ist.

nach meiner Erfahrung eher als Supervisor/Manager denn als Experte. Weil 
beides (Arbeit und Studium) wegen der begrenzten Zeit 
oberflächlich/ergebnisorientiert bleibt.

Der Hauptindikator bleibt natürlich, ob jemand privates Interesse und 
Erfahrung hat. Bei Künstlern erwartet man, dass sie vor ihrer 
Ausbildung Experten sind (Musikerhochschule, Grafik/Design, Sport, ...).

von Lu (oszi45)


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Es gibt 2 Sorten von Programmierern. Die einen können besonders schön 
programmieren und die Anderen haben Ahnung vom praktischen Problem. Wenn 
beide Fälle zusammentreffen haben wir einen guten Programmierer. Ob ein 
Personaler diesen Zusammenhang erkennt, ist eine andere Sache.

von Sherlock 🕵🏽‍♂️ (rubbel-die-katz)


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Ich habe im Lebenslauf alle Kurse kurz mit Name, Datum, Ort und 
Lehrer(in) aufgelistet. Nach den Belegen hat mich  noch nie jemand 
gefragt.

von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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> bin schon länger im Berufsleben (15 J.) und Programmieren gehört zu 50%
> zu meinen Aufgaben. Nur mache ich alles auf eigener Erfahrung - hatte
> kein Informatik-Studium.

Im Informatik-Hochschulstudium lehrt man auch nicht profanes 
Programmieren.
Und auch dort lernen viele Studenten nur für die Prüfung und haben dann 
3 Tage später vergessen und bringen mit stupiden Programmierfehlern das 
Internet zum Kollaps: 
https://www.spiegel.de/netzwelt/web/heartbleed-programmierer-deutscher-schrieb-den-fehlerhaften-code-a-963774.html

Wenns um Progtammieren geht, macht man den Fach-Informatiker an der 
Berufsschule o.ä. .

Mit einem "Zertifikat" weisst man auch nicht nach das man (frei) 
Programmieren kann, sondernlediglich das man die eng gefassten 
Spezialkenntnisse mal gehört hat.

Wobei es wohl auch das ARM-Certificate nicht mehr neu ausgestellt wird:

https://en.wikipedia.org/wiki/ARM_Accredited_Engineer

IMHO sollte man ein selbstgemachtes Projekt zum Job-Interview mitbringen 
können,. bspw.: 
https://www.thirtythreeforty.net/posts/2019/12/my-business-card-runs-linux/

: Bearbeitet durch User
von Klaus P. (kpi6288)


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Siegfried G. schrieb:
> Welche Empfehlungen für Zertifizierungen könnt ihr geben?
> Ich kann mir vorstellen, mal ein paar Stunden/Woche in so einen Kurs mit
> Abschluss zu investieren, aber nicht zu viele.

Eine Woche? Das wäre ja vom Umfang her ein Anfängerkurs, bei dem sich 
der Bewerbungsempfänger fragen würde, wofür Du den nach 15 Jahren im 
Beruf noch benötigst. Oder es wäre ein sehr spezieller Aufbaukurs, der 
auch kaum marktwertsteigernd wäre.

Bei Software*testern* wird gerne ein ISTQB Zertifikat gesehen, weil man 
damit manche formale Anforderung erfüllen kann.

Wer ein privates, gut gepflegtes GutHub Repository vorweisen kann, hat 
sicherlich einen Vorteil. Oder wer viele Punkte bei Stack Overflow hat.

Aber eigentlich musst Du nur die gängigen Stellenbörsen durchsehen. Dann 
wirst Du schon sehen, ob und welche Zertifikate gefragt sind.

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Klaus P. schrieb:
> Siegfried G. schrieb:
>> mal **ein paar Stunden/Woche** in so einen Kurs ... zu investieren
> Eine Woche?
Ich lese da "Stunden pro Woche", so wie bei "Stück/Jahr" oder "km/h"...

von Finn S. (paracelsius)


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Zertifikate sind nie verkehrt! Wie sehr das ins Gewicht fällt hängt von 
deinem Gegenüber ab.

Es signalisiert aber auf jeden Fall, das Du willig bist und Interesse 
hast und das du aus eigenem Antrieb und eigener Brieftasche dich 
fortbildest. Sowas kommt immer gut an, als wenn Du nach 15 Jahren dich 
kein einziges mal fortgebildet hast. Dann kann man sich ja fragen, ob 
derjenige überhaupt auf dem aktuellen Stand ist, oder noch auf dem Stand 
vor 15 Jahren hängengeblieben ist, und ob der überhaupt noch dazulernen 
kann.

Es gibt vierschiedene Kurse wo Du Zertifikate erhalten kannst. Schaue, 
welches Thema dich interessiert bzw. wo Du deine Zeit sinnvoll 
investiert siehst, vielleicht auch um deine Kompetenzen in Bereichen zu 
erweitern wo Du noch keine oder nur wenig Erfahrung hast, oder lasse 
Dich auf was ganz neues ein.

Die Dauer der Kurse fallen sehr unterschiedlich aus. Von wenigen Wochen 
("Schnupperkurse") bis mehrere Jahre (teilweise mit tieferen 
Lehrgangsmaterial) ist alles möglich.

Viel Erfolg und alles Gute!

: Bearbeitet durch User
von Oliver S. (oliverso)


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Und wieder faselt eine KI belanglosen Zeug...

Oliver

von Klaus P. (kpi6288)


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Lothar M. schrieb:
>> Siegfried G. schrieb:
>>> mal **ein paar Stunden/Woche** in so einen Kurs ... zu investieren
>> Eine Woche?
> Ich lese da "Stunden pro Woche", so wie bei "Stück/Jahr" oder "km/h"...

Mag sein, ich hatte es eher als "ein paar Stunden oder eine Woche 
[Vollzeit]" interpretiert.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Es gibt Zertifikate und "Zertifikate". Wenn mir am Ende eines Kurses ein 
"Zertifikat" ausgestellt wird dann kommt das in die große Ablage.

Nach "Zertifikaten" für Basis-Dinge wie Programmieren wurde ich nur von 
Clowns-Buden gefragt die Kodieraffen suchten die möglichst viele 
Zeilen/h herunterklopfen können.

von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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Da ein Grossteil der Bewerbungen inzwischen partiell oder komplett per 
KI gefälscht/untauglich sind, sind Zertifikatsangaben eine Möglichkeit, 
der Bewerbung einen Anschein von Relevanz zu geben.

https://www.heise.de/news/Lebenslauf-mit-KI-Hilfe-Firmen-erhalten-immer-mehr-irrelevante-Bewerbungen-10333796.html

Vorsichtige HR-Mitarbeiter werden bei einem "Zuviel" an Zertifikaten 
leicht nervös: Was will der Kandidat verbergen unter soviel "geduldigem 
Papier" ?

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Poste doch mal den Link zu deinem GitHub-Profil.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Klaus P. schrieb:
> ich hatte es eher als "ein paar Stunden oder eine Woche [Vollzeit]"
> interpretiert.
Das übliche Problem, wenn das Lastenheft falsch verstanden wird...

Die Auswirkungen wurden schon 1973 festgehalten ;-)
- https://i.kym-cdn.com/photos/images/original/000/475/752/25a.jpg

von Franko S. (frank_s866)


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von Franko S. (frank_s866)


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Bradward B. schrieb:
> IMHO sollte man ein selbstgemachtes Projekt zum Job-Interview mitbringen
> können,. bspw.:
> https://www.thirtythreeforty.net/posts/2019/12/my-business-card-runs-linux/

Wegen Micropython hätte ich den Bub aber gleich wieder heim geschickt.

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