Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik SOT-89 kühlen


von Peter M. (rook)


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Hallo,

in einer Verstärkerschaltung für das 10-m-Band nutze ich den Transistor 
2SC5566 im SOT89-Gehäuse.

https://www.mouser.de/ProductDetail/onsemi/2SC5566-TD-E?qs=8nbDJddAfDWVMnfnRjahbg%3D%3D

Dort verbraucht im Betrieb ungefähr 0,5 Watt.

Da die Schaltung in einen Wetterbalon gebracht werden soll, um von dort 
die aktuelle GPS-Position zu funken, ist die Umgebungstemperatur zwar 
kalt, aber je weiter oben man ist, umso weniger Luft zur Kühlung ist 
vorhanden. Es geht hinauf bis auf 35 km.

Wie würdet ihr den IC kühlen?

Wenn die Unterseite flächig metallisiert ist, könnte man ihn ja auf eine 
größere Metallfläche aufzulöten und die Wärme über Vias auf die andere 
Seite des PCB führen. Ergeben Kühlkörper zum Aufkleben bei solchen 
Mini-Bauteilen Sinn?


Viele Grüße,
Peter

: Bearbeitet durch User
von Mani W. (e-doc)


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Alublech ist leicht, hat eine gute Wärmeleitung und Abstrahlung
je nach Farbe...

Es gibt auch jede Menge an Kühlkörpern für SMD...

: Bearbeitet durch User
von Irgend W. (Firma: egal) (irgendwer)


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- https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4rmestrahlung

Zitat: Emission und Absorption von Wärmestrahlung ist neben Konvektion 
und Wärmeleitung ein Weg zur Übertragung von Wärme, im Vakuum ist es der 
einzige Übertragungsweg.

von Hp M. (nachtmix)


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Peter M. schrieb:
> Dort verbraucht im Betrieb ungefähr 0,5 Watt.
...
Peter M. schrieb:
> Wie würdet ihr den IC kühlen?

Welches IC?
Wahrscheinlich ist zusätzliche Kühlung des Transistors überhaupt nicht 
notwendig.
Wenn 0,5W die Leistungsaufnahme der Endstufe ist, dann wird davon ja 
mindestens die Hälfte an der Antenne abgestrahlt.
Am Boden können diese Verlustleistung  weitaus kleinere Transistoren 
über die Anschlussdrähte und das Gehäuse abführen.
In grossen Höhen sinkt zwar die spez. Wärme der Luft, aber weil es dort 
auch lausig kalt ist sinkt die Viskosität der Luft. Wegen des grossen 
Temperaturunterschiedes dürfte sich die Kühlung dann eher verbessern als 
verschlechtern.

Eher machen die hochkapazitiven Keramikkondensatoren mit ihren 
katastrophalen Temperaturkoeffizienten Probleme. Die Kältefestigkeit der 
Konstruktion solltest du unbedingt vorher ausprobieren. Zuerst in der 
Kühltruhe und dann mit Trockeneis.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Hp M. schrieb:
> Eher machen die hochkapazitiven Keramikkondensatoren mit ihren
> katastrophalen Temperaturkoeffizienten Probleme. Die Kältefestigkeit der
> Konstruktion solltest du unbedingt vorher ausprobieren.

Das bezieht sich nicht nur auf die Kondensatoren!

von Gerd E. (robberknight)


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Du wirst ja vermutlich nicht ständig senden, sondern z.B. nur alle 5 
Minuten oder so ein kurzes Telegramm mit den relevanten Messdaten. Wenn 
Du also mit einem kleinen Kühlkörper etwas Wärmekapazität anbringst, 
kann sich die während dem Senden aufwärmen und dann über die Zeit wieder 
langsam abkühlen.

Ich denke also auch dass das mit einem kleinen Alu-Kühlkörper gut zu 
machen sein dürfte.

Ich halte auch die generelle Betriebsfähigkeit uns Stabilität der ganzen 
Schaltung bei der Kälte für spannender als das Kühlen des Transistors.

Achte auch auf unterschiedliche Wärmeausdehnung der Komponenten. Z.B. 
Keramikkondensatoren ziehen sich bei Kälte anders zusammen als die 
Platine darunter. Das kann Dir die Kondensatoren von der Platine rupfen 
wenn Du das Problem nicht bedenkst und angehst.

von Rainer W. (rawi)


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Peter M. schrieb:
> Wie würdet ihr den IC kühlen?

Durch eine Heatpipe und Strahlungskühler ;-)
Im Weltraum funktioniert nur Strahlungskühlung.

Was willst du auf dem Wetterballon mit einem 10m Sender?
Außerdem brauchst du zur Übertragung der Position keine 100% ED, d.h. 
die mittlere Verlustleistung kannst du durch intermittierenden Betrieb 
und eine geeignete Modulationsart klein halten.
Wäre LoRa, evtl. mit LoRaWAN auf UHF nicht zeitgemäßer?
https://www.hb9f.ch/bastelecke/pdf/Vortraege/2023/Einsatz_von_LoRa_bei_Stratosphaerenballonen.pdf

von H. H. (hhinz)


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Peter M. schrieb:
> in einer Verstärkerschaltung für das 10-m-Band nutze ich den Transistor
> 2SC5566 im SOT89-Gehäuse.

Emitterschaltung?

Die ist für die Verwendung eines Kühlkörpers ungünstig. Man könnte ein 
Stück Keramiksubstrat zwischen Kollektor und Kühlkörper anbringen, dann 
geht das recht gut.

Besser wäre natürlich Kollektorschaltung.

von Peter M. (rook)


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Hallo,

> Du wirst ja vermutlich nicht ständig senden, sondern z.B. nur alle 5
> Minuten oder so ein kurzes Telegramm mit den relevanten Messdaten.
Wenn die Schüer nicht noch auf die Idee kommen, Bilder mitzuschicken.
Spoiler: Sie sind schon auf die Idee gekommen. ;-)

> Ich halte auch die generelle Betriebsfähigkeit uns Stabilität der ganzen
> Schaltung bei der Kälte für spannender als das Kühlen des Transistors.
Da mache ich mir eher keine Sorgen. Beim letzten Ballon hat die 
Innentemperatur der Styroporkapsel nur knapp die 0°-Grenze 
unterschritten. Offenbar hat die Technik zum Heizen gereicht.
Wir hatten auch irrtümlich einen Temperatursensor seitlich an der 
Styroporbox befestigt. Auf mein Drängen wurde dieser zwar verschattet, 
aber dann hat sich die Verschattung eben aufgeheizt, so dass wir nur 
Fantasiewerte für die Temperaturbekommen haben.
Richtig kalt (bis ca. -60°C) wird es nur bei Messung im "echten" 
Schatten unter dem Ballon.

> Achte auch auf unterschiedliche Wärmeausdehnung der Komponenten. Z.B.
> Keramikkondensatoren ziehen sich bei Kälte anders zusammen als die
> Platine darunter. Das kann Dir die Kondensatoren von der Platine rupfen
> wenn Du das Problem nicht bedenkst und angehst.
Ja, danke für den Hinweis. Das ist evtl. für die UVA/B/C-Sensoren 
wichtig, wenn ich die mit außen anbringe. Wobei: die werden ja dann von 
der Sonne beschienen.


Viele Grüße
Michael

von Peter M. (rook)


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Hallo,

> Wäre LoRa, evtl. mit LoRaWAN auf UHF nicht zeitgemäßer?
> 
https://www.hb9f.ch/bastelecke/pdf/Vortraege/2023/Einsatz_von_LoRa_bei_Stratosphaerenballonen.pdf
vermutlich ja, ich kenne es aber gar nicht. Evtl. probiere ich es als 
Zusatzoption aus, wenn sich jemand darum kümmert.

Viele Grüße
Michael

von Markus E. (markus_e176)


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Peter M. schrieb:
> Wie würdet ihr den IC kühlen?

SOT-89 kühlt man üblicherweise über die Leiterplatte. Große Kupferfläche 
an Pad 4 (das große). Je nach Leistungsbedarf auch mit vielen Vias an 
eine große Kupferfläche auf der anderen Kupfer-Außenlage thermisch 
anbinden.

Und ein kleines Alu-/Kupfer-Stück mit Wärmeleitkleber auf das Gehäuse 
geklebt, hilft auch. Das Argument mit Erhöhung der Wärmekapazität ist 
auch gut.

von Rainer W. (rawi)


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Peter M. schrieb:
> vermutlich ja, ich kenne es aber gar nicht.

LoRa ist eine Modulationsart mit einem relativ hohen Linkbudget. Je nach 
Datenrate kommst du mit den RFM95W Modulen z.B. bei 100 mW Sendeleistung 
ohne Antennengewinn auf ein Linkbudget von bis zu 164 dB.

von Roland E. (roland0815)


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Peter M. schrieb:
> Hallo,
>
> in einer Verstärkerschaltung für das 10-m-Band nutze ich den Transistor
> 2SC5566 im SOT89-Gehäuse.
>
> ...

Such' dir was aus:

https://www.fischerelektronik.de/web_fischer/de_DE/K%C3%BChlk%C3%B6rper/C04/Kupferk%C3%BChlk%C3%B6rper%20f%C3%BCr%20D%20PAK%20und%20andere/search.xhtml

von Gerald B. (gerald_b)


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Peter M. schrieb:
> Wie würdet ihr den IC kühlen?
>
> Wenn die Unterseite flächig metallisiert ist, könnte man ihn ja auf eine
> größere Metallfläche aufzulöten und die Wärme über Vias auf die andere
> Seite des PCB führen.

Das mache ich so bei TO 263-5. U-förmig um das Gehäuse 2 Reihen Vias und 
unten so viel wie möglich Kupfer. Auf die Unterseite dann mit 
doppelseitigem KK-Klebeband einen PGA Finger-KK draufgepappt.
Besser ist nur noch ne Alukernplatine :-)
Wobei ich jetzt nicht einschätzen kann, in wiefern die Kühlgeschichte 
die RF-Eigenschaften deiner Schaltung beeinflusst.
Eine weitere Möglickeit wäre, die Schaltung zu vergießen. Eine 
interessante Option wäre als Vergussmasse ein Stoff, mit relativ 
geringer Schmelztemperatur. Beim Schmelzen wird auch nochmal Wärme 
aufgenommen, und die Schmelze hat Konvektion. So ziemlich alles ist ein 
besserer Wärmeleiter, als Luft. Als Vergussmasse dachte ich dabei an 
soetwas, wie PEG (Polyethylenglycol). Je nach Polymerisationsgrad sind 
das Öle oder wachsartige Feststoffe. PEG 600 z.B. hat einen Schmelzpunkt 
von 18-21°C. Mit PEG 1000 geht es dann Richtung 33-40°C.
Wenn man das Board waagerecht einbaut und wenige mm hoch eingießt, hat 
man eine gute Wärmeabfuhr und der Massezuwachs hält sich stark in 
Grenzen.

von Peter M. (rook)


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Hallo,

> Emitterschaltung?
Ja.

> Die ist für die Verwendung eines Kühlkörpers ungünstig. Man könnte ein
> Stück Keramiksubstrat zwischen Kollektor und Kühlkörper anbringen, dann
> geht das recht gut.
Was ist das Problem mit einem Kühlkörper?

Viele Grüße
Peter

von Peter M. (rook)


Angehängte Dateien:

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Hallo,

> Welches IC?
Lach! Ach ja, so weit ist es schon. Alles, was mehr als zwei Beinchen 
hat ist bei mir ein IC :-)

> Wahrscheinlich ist zusätzliche Kühlung des Transistors überhaupt nicht
> notwendig.
> Wenn 0,5W die Leistungsaufnahme der Endstufe ist, dann wird davon ja
> mindestens die Hälfte an der Antenne abgestrahlt.
Die 0,5 W kommen aus einer Simulation mit LTSpice:
(UEmitter-UKollektor)*I_Kollektor ergibt im Mittel 0,5W.

Die Antenne ist in der Simulation als 50-Ohm-Widerstand simuliert. 
Besser abstrahlen als in der Simulation wird es nirgends.

Ich habe die Schaltung in einer Schaltungssammlung für Vorverstärker 
gefunden. Sie soll angeblich aus diesem Gerät stammen:
https://www.dxengineering.com/parts/dxe-rpa-1

Da der original verwendete Transistor (Motorola 2N5109) schwer zu 
kriegen ist, habe ich einen Ersatz gesucht.

Der Name "Endstufe" ist ein wenig übertrieben. Eigentlich ist es ein 
Vorverstärker.


Viele Grüße
Peter


Datei user.bjt von LTSpice mit den Diodenmodellen:

.model 2N5109 NPN(BF=44 VAF=160 VAR=16 RC=0.69 RB=1.57 RE=2.75 IKF=0.28 
ISE=0.36E-13 TF=0.111n TR=8n ITF=0.82E-01 VTF=0.66E+01 CJC=3p CJE=2p 
XTI=3.0 NE=1.5 ISC=0.12E-13 EG=1.11 XTB=1.5 BR=1.14 VJC=0.75 VJE=0.75 
IS=0.40E-14 MJC=0.33 MJE=0.33 XTF=4 IKR=0.28 KF=1f NC=1.7 FC=0.5 RBM=1.1 
IRB=0.40E-01 XCJC=0.5 mfg=Motorola)
.model DXTN69060CE  NPN(IS=2.36p NF=1.00 BF=367 VAF=139 IKF=31.7 
ISE=5.1p NE=2.00 BR=127.00 NR=1.00 NK=0.7 ISC=140p NC=1.6 VAR=28.0 
IKR=15.0 RE=7.6m RB=46.5m RC=18.65m RCO=0.57 XTB=1.3 XTI=5 CJE=33.2p 
VJE=0.89 MJE=0.500 CJC=66.4p VJC=0.300 MJC=0.300 TF=31p TR=22.4n EG=1.12 
TRE1=0.003 TRB1=0.003 TRC1=0.001 GAMMA=20n QUASIMOD=1 mfg=Zetex)
.model 2SC5566 npn (       IS       = 650.0f         BF       = 340
+NF       = 1              VAF      = 10             IKF      = 790.0m
+ISE      = 2.000p         NE       = 2              BR       = 90
+NR       = 1              VAR      = 40             IKR      = 780.0m
+ISC      = 350.0p         NC       = 2              RB       =  780.0m
+IRB      = 100.0m         RBM      = 35.00m         RE       = 21.00m
+RC       = 24.00m         XTB      = 1              EG       = 1.11
+XTI      = 3              CJE      = 270.0p         VJE      = 680.0m
+MJE      = 350.0m         TF       = 350p           XTF      = 40
+VTF      = 20             ITF      = 30             PTF      = 0
+CJC      = 45.00p         VJC      = 600.0m         MJC      = 400.0m
+XCJC     = 1              TR       = 50p            FC       = 500.0m
+KF       = 0              AF       = 1              )

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