Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik THD des Siglent Funktionsgenerator SDG1062 X Plus


von Andreas U. (andreas_u812)


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Guten Morgen in die Runde,
ich möchte bei Verstärkern den Klirrfaktor messen/ermitteln.
Im Datenblatt des Siglent Funktionsgenerator SDG1062 X Plus ist ein THD 
von 0,075 % (Sinus) angegeben. Das erscheint mir etwas viel für 
aussagekräftige Messungen des Klirrfaktors zu sein (Hameg hatte damals 
einen Low-Distortion Sinusgenerator HM8037 mit einem angegebenen 
Klirrfaktor bei 1kHz von 0,005% für solche Messungen auf dem Markt).
Kann ich das Sinussignal des Siglent durch eine Filterschaltung bzw. 
Maßnahme verbessern oder was würdet Ihr vorschlagen?
Wo bekomme ich ein 1 khz Sinussignal mit einem sehr geringen Klirrfaktor 
her?

Grüße von der hessischen Bergstraße

von Lutz (lutz66)


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Andreas U. schrieb:

> Kann ich das Sinussignal des Siglent durch eine Filterschaltung bzw.
> Maßnahme verbessern oder was würdet Ihr vorschlagen?

Also mit den Daten 16 Bit Auflösung 1GSa/s bei 8MPts/ch Speichert kannst 
du bei 20 kHz Sinus ja noch > 50.000 Punkt für eine Sinusperiode 
definieren, damit ist die DDS Generierung nicht prinzipiell die Ursache 
für den Klirrfaktor, damit sollte man schon im Bereich 0.001% landen.

Das heißt es gibt eine andere Ursache, ich denke mal das wird im 
wesentlichen die Nichtlinearität des DAC sein.

Das kannst du dann nicht so einfach per Filterschaltung korrigieren, 
sicher mit einem extrem schmalbandigen Bandpass 1kHz geht das, aber bei 
dem Aufwand kannst du gleich einen 1kHz Sinusgenerator bauen. Übrigens 
der Schaltplan von deinem erwähnten Hameg steht im Netz, nur Sinus für 
1kHz kann man davon ableiten, der Aufwand ohne 
Frequenzumschaltung/einstellung ist überschaubar, Bauteile sind auch 
keine Exoten.

Wenn du die Nichtlinearität messen kannst,  könnte man in der Theorie 
versuchen, eine Arbiträr Sinus so zu definieren das die Nichtlinearität 
kompensiert wird und dann evtl. noch einen Band Pass dahinter.

Ich habe es selber noch nie gemacht, wieweit man in der Praxis damit 
kommt wäre mal ein interessantes Experiment, hängt auch davon ab wie 
sich der DAC Linearitätsfehler zeigt (INL, DNL), den INL könnte man 
kompensieren.

von Ralph B. (rberres)


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Andreas U. schrieb:
> Im Datenblatt des Siglent Funktionsgenerator SDG1062 X Plus ist ein THD
> von 0,075 % (Sinus) angegeben.

Hast du die schon mal gemessen?

Datenblätter geben oft den maximal zulässigen Klirrfaktor an.

Vermutlich ist der tatsächlich gemessene Wert sehr viel besser.

Bei 12 Bit würde ich ca 0,02% erwarten. Zumindest im NF Bereich bis 
100KHz.
Bei 16 Bit müsste der Klrrfaktor eigentlich noch niedriger sein. Ca 
0.0015%

Aber hier ist dann oft der Ausgangsverstärker des Funktionsgenerators 
der limitierende Faktor.

Ralph Berres

von Jobst M. (jobstens-de)


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Lutz schrieb:
> Also mit den Daten 16 Bit Auflösung 1GSa/s

Das ist aber erst nach dem 4-fach Oversampling.
Die Daten sind mit 14 Bit und 250MSa/s definiert.

Aber auch dann sollte der Generator noch 10x besser sein als THD 0,075%, 
welcher auch genau zwischen 10 und 20k Hz spezifiziert ist.

Was für Verstärker sollen dort getestet werden? Audio?
Dann würde ich lieber eine Soundkarte am PC nutzen.

Gruß
Jobst

von Rick (rick)


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Andreas U. schrieb:
> ich möchte bei Verstärkern den Klirrfaktor messen/ermitteln.
Hast Du schon eine Idee bzw. Methode, wie das geschehen soll?

> Im Datenblatt des Siglent Funktionsgenerator SDG1062 X Plus ist ein THD
> von 0,075 % (Sinus) angegeben. Das erscheint mir etwas viel für
> aussagekräftige Messungen des Klirrfaktors zu sein
Das kommt darauf an. Wenn der Verstärker 5 % macht, kommt es auf die 
0,075 % nicht mehr an.
Je besser der Verstärker ist, umso mehr 'stört' der Funktionsgenerator. 
Besser als 0,075 % kannst Du ohne zusätzliche Filter erstmal nicht 
messen.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Andreas U. schrieb:
> Im Datenblatt des Siglent Funktionsgenerator SDG1062 X Plus ist ein THD
> von 0,075 % (Sinus) angegeben.

Für einen Funktions generator finde ich das einen guten Wert.

> (Hameg hatte damals
> einen Low-Distortion Sinusgenerator HM8037 mit einem angegebenen
> Klirrfaktor bei 1kHz von 0,005% für solche Messungen auf dem Markt).

Klar, speziell für diesen Zweck gefertigt. Und eben nur Sinus, kein 
Funktionsgenerator.

Rick schrieb:
> Besser als 0,075 % kannst Du ohne zusätzliche Filter erstmal nicht
> messen.

Ach? Ich bin schon lange raus, aber Audiomessgeräte wie HP339 oder R&S 
UPA konnten das, Generator und Analyzer in einem Gerät zu gut 
vierstelligen Preisen.

von Wolf17 (wolf17)


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In Elektor 12/1994 ist ein klirrarmer 1kHz Sinusgenerator 
(Wienbrückenoszillator) mit 0,0003%, 8Veff. Besteht aus wenigen 
Bauteilen um einen OPA627. Entscheidendes Bauteil ist eine 12V 50mA 
Glühbirne (Reichelt 92ct)

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Andreas U. schrieb:
> Wo bekomme ich ein 1 khz Sinussignal mit einem sehr geringen Klirrfaktor
> her?

Es gab mal bei Elektor den "Spot Sinusgenerator", der eine quarzgenaue 
Frequenz von 1 kHz ausgeben sollte, die vom herunter geteilten REchteck 
ausgehend nach Filterung siebter Ordnung dann einen phänomenal guten 
Klirrwert haben sollte. Natürlich entscheidet wieder der Aufbau über das 
Ergebnis. Hatte ich seinerzeit aufgebaut und schlummert hier irgendwo. 
Ich konnte ihn auch mal verifizieren am Spektrumanalysator.

Eine andere Variante gab es irgendwo bei analog devices als 
Herausforderung mit sample and hold zur Amplitudenregelung. Da wird mit 
mehreren OPVs gearbeitet. Habe ich gerade nicht parat.

Jedenfalls benötigt man für stark gegengekoppelte Audioverstärker einen 
Generator, der deutlich unterhalb 0,01% abliefert.

Hier wird vor gemacht, wie es gehen kann:

https://www.amplifier.cd/

oder einfach mal nachbauen: (und die Glimmerkondensatoren nicht 
vergessen)
https://www.amplifier.cd/Technische_Berichte/Amplifier_reiner_Sinus/Amplifier_reiner_Sinus.htm

mfg

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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Manfred P. schrieb:
> Andreas U. schrieb:
>> Im Datenblatt des Siglent Funktionsgenerator SDG1062 X Plus ist ein THD
>> von 0,075 % (Sinus) angegeben.
>
> Für einen Funktions generator finde ich das einen guten Wert.

Ich besitze zwei HP33120 Funktionsgeneratoren mit 12 Bit DA-Wandler.
Diese haben beide einen ( gemessenen ) Klirrfaktor von 0,02% bei 
Frequenzen kleiner als 100KHz.

Ralph Berres

von Ralph B. (rberres)


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Rick schrieb:
> Das kommt darauf an. Wenn der Verstärker 5 % macht, kommt es auf die
> 0,075 % nicht mehr an.
> Je besser der Verstärker ist, umso mehr 'stört' der Funktionsgenerator.

Nur mal so als Anmerkung.
Klirrfaktoren werden geometrisch addiert. Also klirr gesamt = SQR( K1² + 
K2² + Kn²)

Rick schrieb:
> Besser als 0,075 % kannst Du ohne zusätzliche Filter erstmal nicht
> messen.

Bei mir werkelt als Klirrfaktormessgerät ein Tektronix DA8048 welches 
weitgehend baugleich mit dem AA5002 ist. Der erfasst 0.001% noch 
einigermasen sicher. Heute gibt es allerdings bessere 
Klirrfaktormessgeräte in Form von Audioanalyzer z.B. UPL oder UPD von 
R&S. Allerdings sind diese selbst gebraucht noch recht teuer.

Bei Klirrfaktoren unterhalb 0,01% ist eine von hand abgestimmte 
Wienbrücke ziemlich mühsam abzustimmen, da der Notch dann extrem schmal 
ist.
Automatisch abstimmende Klirrfaktormessbrücken sind hier deutlich im 
Vorteil. Zu messenden Signal anlegen und Display ablesen.

Soundkarte geht auch sehr gut sofern es eine externe Soundkarte für den 
USB Anschluss ist. z.B. der EMU Tracker pre von Creative. Mit den 
entprechenden Treiber geht der auch bis 80KHz hoch.

Ralph Berres

von Rainer D. (rainer4x4)


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Ralph B. schrieb:
> Automatisch abstimmende Klirrfaktormessbrücken

Unsere Messkisten hatten eine Referenz Funktion. Zuerst wurde der 
Messsender gemessen, REF gedrückt, dann die Übertragungsstrecke 
gemessen. Der dann abgelesene Wert entsprach der eher der Realität.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Christian S. schrieb:
> als
> Herausforderung mit sample and hold zur Amplitudenregelung. Da wird mit
> mehreren OPVs gearbeitet. Habe ich gerade nicht parat.

Sorry, ich hatte die Quelle falsch in Erinnerung.

Hier die Variante mit sample and hold und Optokoppler:

https://sound-au.com/project174.htm

"Ultra-Low Distortion Sinewave Oscillator
© 2016, Tom McKay¹ and Rod Elliott
Updated April 2020"

mfg

: Bearbeitet durch User
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