Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Regeltrafo Achsen in Giessharz schmieren?


von Martin (apfelmousse)



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Hallo,

ich habe einen 3-Phasen Regeltrafo ergattert, der aber total verklemmt 
war. Habe ihn komplett auseinandergebaut, gereinigt, jetzt geht er 
wieder.

Allerdings finde ich das Drehmoment am Regelknopf etwas hoch und frage 
mich ob man da was schmieren soll oder kann, und wenn ja mit was. Der 
Trafo hat insgesamt 4 Achsen (mutmasslich poliert) die in einem 
kunststoffigen rotbraunen Gehäuse laufen. Giessharz?

Kennt jemand dieses Material, und hat mit Wartung und Pflege damit 
Erfahrung?

Anbei ein paar Bilder. Die 3 Ringkerntrafos werden über die dreieckige 
Metallplatte simultan verdreht. Der Trafo ist bestimmt 30 Jahre alt.

Danke, Gruss
Martin

von Matthias S. (dachs)


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Wenn ich die Grösse und Anzahl der zu bewegenden mechanischen Teile sehe 
- das kann (und darf wegen des 3x nötigen Kontaktdrucks) nicht leicht 
gehen.

von Martin (apfelmousse)


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Matthias S. schrieb:
> Wenn ich die Grösse und Anzahl der zu bewegenden mechanischen Teile sehe
> - das kann (und darf wegen des 3x nötigen Kontaktdrucks) nicht leicht
> gehen.

Möglich das das gar nicht geschmiert gehört, aber vielleicht doch bei 
diesem Materialmix. Ich habe die Achsen und Bohrungen komplett 
gesäubert, die sind jetzt fettfrei.

Der Kontaktdruck wird über die Achsen in den Bohrungen an das Gehäuse 
weitergegeben. Und das erzeugt spürbare Reibung der Achsen in den 
Bohrungen. Dazu kommt die Reibung des Kontaktrades im Mitnehmer, aber 
die ist relativ gering...

Gruss
Martin

von Udo S. (urschmitt)


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Ich würde am ehesten da Silikonfett nehmen.
Das greift Kunststoffe normalerweise nicht an.

von Peter O. (peter_o)


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Laufen denn alle 3 Achsen gleich schwer? Spürbare Unterschiede würden 
auf ein Problem hindeuten, das damit schon mal ein wenig eingegrenzt 
werden kann. Ich würde die Achsen leicht mit Vaseline schmieren.

von Udo S. (urschmitt)


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Peter O. schrieb:
> Ich würde die Achsen leicht mit Vaseline schmieren

Eher nicht. Vaseline ist ein Mineralölprodukt, ein Gemisch aus vielen 
Kohlenwasserstoffen.
Das greift weit eher Kunststoffe an.

Ist z.B. unverträglich mit EPDM Dichtungen

von Martin (apfelmousse)


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Peter O. schrieb:
> Laufen denn alle 3 Achsen gleich schwer?

In etwa, ja. Solange kein Druck auf der Kontaktrolle ist sind die Achsen 
sehr leichtgängig, aber wenn der Druck steigt dann wird die Achse 
spürbar schwergängig(er).

Gruss
Martin

von Martin (apfelmousse)


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Udo S. schrieb:
> Ich würde am ehesten da Silikonfett nehmen.
> Das greift Kunststoffe normalerweise nicht an.

Ich habe hier ein Robbe Präzisionsfett No. 5532, von unserer 
Bastlerzentrale. Hat eine gelatineartige Konsistenz und ist weiss. 
Vielleicht ist das ja ganz brauchbar...

Gruss
Martin

von Michael B. (laberkopp)


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Martin schrieb:
> die in einem kunststoffigen rotbraunen Gehäuse laufen

Also zumindest die mittlere Achse läuft in  einer eingesetzten 
Sintergleitlagerbuchse.

Das würde mich wundern wenn das bei den anderen 3 verdeckten nicht auch 
so ist.

Sintergleitlager sind eigentlich dauergeschmiert, und du wirst sie nicht 
unter Vakuum auskochen wollen.

Aber wenn es eh klemmt, nimm Motoröl.

Merkwürdig kommt mir der Kunststoffknopf in der Mitte des dreieckigen 
Blechs vor. Der reibt doch, es sei denn er verdeckt ein Lager. Da würde 
ich sogar umbauen damit das leichtgängig wird.

von Martin (apfelmousse)


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Michael B. schrieb:
> Also zumindest die mittlere Achse läuft in  einer eingesetzten
> Sintergleitlagerbuchse.

Leider definitiv nein! Reines Kunsstoff, oder was das eben für Zeug ist.

Aber Du hast insofern Recht als dieser "Kunststoffknopf" in der Mitte 
nicht gerade optimal ist. Das ist genaugenommen ein Exzenter, der das 
Blech derart bewegt dass die 3 Trafos sich simultan mitdrehen.

Und genau dieser Exzenter sass in dem Blech total fest, hat die ganze 
Mimik damit blockiert. Wie das kommt kann ich mir nicht erklären. 
Vielleicht wegen falscher Schmierung, oder das Ding stand länger im 
feuchten Keller und der Knopf (aus dem gleichen Kunststoff wie das 
Gehäuse) ist gequollen?

Mit etwas Gewalt bekam ich den Exzenter aus dem Blech, musste dann die 
Bohrung im Blech mit Schleifpapier nacharbeiten damit er sich darin 
wieder frei bewegen konnte. Diese Bauform gibts quasi identisch immer 
noch zu kaufen, wenn auch vielleicht mit anderen Lagern.

Gruss
Martin

von Michael B. (laberkopp)


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Martin schrieb:
> Leider definitiv nein

Und was soll das dann sein ?

Wie dreht es sich denn, wenn du den Plastikexzenter rausnimmst ? Man 
muss dann wohl das Blechdreieck mit 4 Fingern führen um die Trafowellen 
zu drehen.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Udo S. schrieb:
> Ich würde am ehesten da Silikonfett nehmen.
Jepp, Silikonfett oder Silikonöl ist in dem Mix wohl das richtige. 
Komplett reinigen, dann ein Sprühstoß Silikonöl rein, ablüften lassen 
und gut ists.

von Mani W. (e-doc)


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Ein Tropen Nähmaschinenöl hält die nächsten vielen Jahre und verharzt
nicht, greift meines Wissens keinen Kunststoff an...

von Martin (apfelmousse)


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Michael B. schrieb:
> Und was soll das dann sein ?

Eine Unterlegscheibe... :-/

Das Blechdreieck wird von den Zapfen der 3 Trafos geführt. Ein 
Baustatiker würde das "einfach statisch bestimmt" nennen, da es bei 
jedem  Drehwinkel nur eine Position gibt die passt.

Mit den Fingern kann man das auch bewegen, mit etwas Mühe. Da sich der 
Exzenter im Loch bewegen muss gibts da zusätzlich Reibung.

Gruss
Martin

von Martin (apfelmousse)


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Rainer D. schrieb:
> Udo S. schrieb:
>> Ich würde am ehesten da Silikonfett nehmen.
> Jepp, Silikonfett oder Silikonöl ist in dem Mix wohl das richtige.

Dieses Robbe Spezialfett ist laut Hersteller ein "Teflonfett". Wäre das 
auch geeignet?

Gruss
Martin

von Martin (apfelmousse)


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Martin schrieb:
>...Diese Bauform gibts quasi identisch immer
> noch zu kaufen...

siehe z.B. hier, Bauform "686":
https://bd-trafo.ch/wp-content/uploads/Bauform-Serie-686-2.png

von Udo S. (urschmitt)


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Martin schrieb:
> Dieses Robbe Spezialfett ist laut Hersteller ein "Teflonfett". Wäre das
> auch geeignet?

Kann dir wohl nur jemand sagen der das Fett kennt. Teflonpartikel werden 
als Gleitmittel genutzt. Auf welcher Basis der Träger -also das Fett- 
ist, weiß nur der Hersteller. Gibt es ein Produktdatenblatt?
Allerdings herrscht im Modellbau auch ein weiter Materialmix, also 
könnte man annehmen, das die Gefahr gering sein sollte, dass dieses Fett 
den Kunststoff angreift.

von Michael B. (laberkopp)


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Martin schrieb:
> Eine Unterlegscheibe...

Ok, dann die Empfehlung: auseinanderbauen, die 4 Locher im Bakelit 
zentrisch tief genug aufbohren, und Sintergleitlager einsetzen.

https://www.ebay.de/itm/355206730606

Problem ist halt wie man besser als 1/10mm zentrisch bleibt. 
Handbohrmaschine eher nicht.

von Hans (ths23)


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Udo S. schrieb:
> Eher nicht. Vaseline ist ein Mineralölprodukt, ein Gemisch aus vielen
> Kohlenwasserstoffen.
> Das greift weit eher Kunststoffe an.
Nein tut sie nicht. Bei mir ist die Installation noch teilweise Alu und 
da sind Klemmstellen  mit Vaseline eingeschmiert. Beim Einfetten der 
Klemmstellen läßt es sich gar nicht vermeiden, daß Vaseline auch auf die 
Kunststoffisolierung des Kabels bzw. auf Kunststoffteile des 
Installationsmaterials kommt. Mittlerweile ist die Installation über 30 
Jahre alte und von den Kunststoffteilen ist nichts angegriffen.

Vaseline ist mit den meisten Kunststoffen verträglich. Lediglich einige 
(nicht alle) PVC- und Polystyrolverbindungen können bei Schmiermitteln 
auf Mineralölbasis weich werden oder aufquellen. Das trifft aber auf die 
Anwendung des TO nicht zu. Beim TO ist es ausgehärtetes Kunstharz, was 
chemisch sehr stabil ist - Vaseline macht dem Material nichts aus.

von Udo S. (urschmitt)


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Hans schrieb:
> Udo S. schrieb:
>> Eher nicht. Vaseline ist ein Mineralölprodukt, ein Gemisch aus vielen
>> Kohlenwasserstoffen.
>> Das greift weit eher Kunststoffe an.
> Nein tut sie nicht.

Doch tut sie, Zitiere nicht sinnentstellend. Die Aussage war im 
Vergleich zu Silikonfett und dafür stimmt sie.
Deine Installation hat nur einige wenige Kunststoffarten, ist also 
höchstens ein notwendiger Beleg für deine Aussage, kein hinreichender!

Hans schrieb:
> Beim TO ist es ausgehärtetes Kunstharz, was
> chemisch sehr stabil ist - Vaseline macht dem Material nichts aus.

Das kann sein, ich weiß es nicht. Wenn du das sicher weißt, dann ist es 
gut, wenn du es nur vermutest, dann hat der TO ggf. den Schaden, nicht 
du.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Udo S. schrieb:
> Hans schrieb:
>> Udo S. schrieb:
>>> Eher nicht. Vaseline ist ein Mineralölprodukt, ein Gemisch aus vielen
>>> Kohlenwasserstoffen.
>>> Das greift weit eher Kunststoffe an.
>> Nein tut sie nicht.
>
> Doch tut sie,

Jepp, korrekt!
Ich würde immer Silikon Sprühöl nehmen.

von Thomas B. (thombde)


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Ich nehme auch gerne Armaturenfett.
Ist jahrelang im Einsatz für Sanitär.
Duschköpfe, Armaturen usw....

https://www.fermit.de/files/fermit/media/pdf/Technische%20Datenblaetter%20DE/01_sanitaer-und-heizungs-technik/TD_15003_GlissaSpezial_Fett_Armaturenfett_DE.pdf

Muss halt jeder selber entscheiden.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Thomas B. schrieb:
> https://www.fermit.de/

Doe packen auch nur jedes Jahr rein, was Chemiekonzerne gerade übrig 
haben, jeder Tubeninhalt sieht anders aus...

Ist aber irgendein Silikonzeugs.

: Bearbeitet durch User
von Wolf17 (wolf17)


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Thomas B. schrieb:
> Ich nehme auch gerne Armaturenfett. Ist jahrelang im Einsatz für Sanitär.
> 
https://www.fermit.de/files/fermit/media/pdf/Technische%20Datenblaetter%20DE/01_sanitaer-und-heizungs-technik/TD_15003_GlissaSpezial_Fett_Armaturenfett_DE.pdf

Die Beschreibung EP Hochdruckschmierstoff und NLGI-Klasse 2 weist 
üblicherweise auf verseiftes Mineralöl hin!
Hier die modernere Variante auf Silikonölbasis:
https://www.fermit.de/files/fermit/media/pdf/Technische%20Datenblaetter%20DE/01_sanitaer-und-heizungs-technik/TD_15007_15014_15015_15021_GlissaSilikon_DE.pdf

von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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Wenn der Läufer aus Graphit ist, dann sollte das eigentlich 
selbst-schmierend sein, sonst müsste man den Anker im DC-Motor auch 
schmieren.

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