Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Strombelastbarkeit flexible Leitung an Haushaltsgeräten und nicht-Haushaltsgeräten


von Michael (verstaerker)


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Hey zusammen,
ich steh gerade förmlich auf dem Kabel:

Gibt es Unterschiede in der Strombelastbarkeit von flexiblen Leitungen 
des gleichen Querschnitts aber unterschiedlicher Ausführen (z.B. H07RN-F 
und H05RN-F)?

Folgende Tabelle (12-1) beschreibt allgemein die Strombelastbarkeit von 
flexiblen Leitungen. Es gibt in Spalte B und C eine Unterscheidung, ob 
die Leitung an Haushaltsgeräte angeschlossen ist oder nicht.

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://contentmedia.lappcdn.com/e/lapp/fuk2Jf1cPlV6EesaZZFavA~~&ved=2ahUKEwje4tGj66SNAxV8SvEDHSDqN9AQFnoECGEQAQ&usg=AOvVaw3uHpRXLOu2ss2TuR34-ikQ

Diese Tabelle listet hingegen verschiedene Leitungsausführungen auf und 
es gibt wieder einen Verweis darauf, ob die Leitung an Haushaltsgeräten 
oder nicht verwendet wird.

https://www.linzi.hu/Katalogus/2008-2009/ger/X%20026.pdf


Worauf ich hinaus will:
Hält jetzt z.B. eine H05RN-F weniger Strom aus als eine H07RN-F? Laut 
der zweiten Tabelle ja. Die erste Tabelle geht darauf nicht ein.
Oder ist das ganze so gemeint, dass z.B. die H05RN-F Leitung eigentlich 
so viel aushält wie die H07RN-F aber bei Verwendung an Haushaltsgeräten 
der Strom reduziert sein soll, damit es keine allzugroße Erwärmung im 
Haus gibt?

Beim H07RN-F ist es so, dass es in beiden Spalten auftaucht 
(Haushaltsgeräte und nicht-Haushaltsgeräte).
Zudem gibt es auch keine Unterscheidung bei Einzeladern.

Ich hoffe, ihr konntet mir folgen und mir die Frage beantworten.

Danke schonmal

: Bearbeitet durch User
von Michael (verstaerker)


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Sorry, der erste Link zur Lapp Tabelle ging erst nicht. Jetzt geht es

von Darius (dariusd)


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Hallo

Es gibt halt nicht die aus physikalischen Gründen eindeutige 
Stromfestigkeit.

Im ersten Moment, ohne Beachtung der Tabellen wäre ich davon 
ausgegangen, dass halt so mancher Hersteller praxisgerecht annimmt:

Haushaltsgerät => Kurze Leitung also geringerer Widerstand in Ohm und 
somit geringere Erwärmung bei einem bestimmten Strom -> Also ist mehr 
Strom "erlaubt" da ja die Erwärmung als begrenzender Faktor festgelegt 
ist.

Andere Anwendungen:
Da kann so eine Leitung auch mal 30m lang sein (Elektrischer Rasenmäher. 
Baustellen, Spannungsversorgung im Garten  usw. => "Hoher" Widerstand 
möglich => Hohe Verluste und somit Erwärmung.

(Aber auch - wenn ausgerollt-... viel Kühlfläche) mhhh... irgendwie 
somit auch nicht ganz logisch...


Aber wenn ich mir die Tabellen anschaue:
Es ist umgekehrt - bei den "Haushaltsgeräten" meint zumindest die eine 
Tabellenersteller, dass bei Haushaltsgeräten die Strombelastbarkeit 
geringer ist... seltsam.

Es ist eindeutig nicht so das die typischerweise erlaubten Temperaturen 
(im Häuslichen Umfeld, aber auch der Kleinindustrie) so hoch ist das man 
sich an Leitungen (Kabeln) verbrennen kann - also daran sollt diese für 
mich nicht logische Stromreduzierung nicht liegen.

Was eventuell aus der gelebten (realen) Praxis hineinspielen kann:

"Hohe" Übergangswiderstände innerhalb der Geräte, interne "dünne" 
Verdrahtung, Kostenoptimierung.
Um das in der Realität auszugleichen ("Vorschriften"  sind eben nur auf 
dem Papier gedruckt - und zwar nicht nur bei "Made in China" 
Haushaltsmaschinen) geht der eine Tabellenersteller eben in Richtung 
sicher (und teuer) - es könnte ja.
Und leider (!) ist es ja möglich das so ein Tabellenersteller zu 
Verantwortung gezogen kann - ob erfolgreich ist die andere Frage  - aber 
Stress hat er (irgendein echter Mensch) dann auf jeden Fall - und sei es 
"nur" eine schriftliche Stellungnahme....

Was noch sein könnte:
Die eine Tabelle ist von ihren Grundlagen uralt und bezieht sich noch 
auf schlechtere Isolierstoffe (trotz gleicher Bezeichnung).
Die schlechteren (billigeren) Isolierstoffe werden und wurden halt dort 
eingesetzt, wo viel Konkurrenz besteht, die Käufer auf den Cent schauen 
müssen und eigentlich schon seit Jahrzehnten nichts mehr wirklich Made 
in West Europe ist.

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (pnu)


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Darius schrieb:
> Haushaltsgerät => Kurze Leitung also geringerer Widerstand in Ohm und
> somit geringere Erwärmung bei einem bestimmten Strom -> Also ist mehr
> Strom "erlaubt" da ja die Erwärmung als begrenzender Faktor festgelegt
> ist.

auch ein 50 cm langes Leitungsstück wird sich ähnlich hoch erwärmen wie 
ein  längeres. Die Wärmeleutung erfolgt ja seitlich nach außen und nicht 
längs der Leitung (mit z.B. nur 1mm² Querschnitt).

eher die Erklärung: Leitung am Haushaltsgerät liegt offen herum zwischen 
Steckdose und Gerät, also besser gekühlt als eine in der Wand verputzte 
oder im Rohr eingezogene Leitung.

Bei Kabeltrommeln ist manchmal sogar eine extra Thermosicherung 
eingebaut, die bei der für Steckdosen zugelassenen Belastung schon 
vorher abschaltet.

Oder, als billige Lösung, steht in der Anleitung: Rolle voll abwickeln, 
da sonst maximale Leistung zur Überhitzung führt

von Thomas S. (Firma: Chipwerkstatt) (tom_63)


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Hallo,

H05... und H07... sagen erstmal nur die Bemessungsspannung der Ader, bzw 
des Kabels aus.
H05... ist für 500V
H07... ist für 700V - Bemessungsspannung.

Hersteller können unterschiedliche Werte haben, je nachdem diese eine 
Zulassung haben.

von Michael B. (laberkopp)


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Michael schrieb:
> Hält jetzt z.B. eine H05RN-F weniger Strom aus als eine H07RN-F?

Deine Tabellen sind für sehr unterschiedliche Einsatzzwecke

"Zulässige Betriebstemperatur am Leiter 40°C bis 180°C je nach
Bauart"

Und am Haushaltsgerät darf kein zu umfassendes Teil wärmer als 43 GradC 
werden, weit unter den 180 für bestimmte wärmefeste Kabel von denen 
deine Tabellen reden.

Die hoch belastbaren Kabel sind immer als wärmefest gekennzeichnet, 
obwohl manchmal aus PVC.

Es gibt aber Mindestquerschnitte für Abschlussleitungen

"Nach DIN EN 60335-1 "Sicherheit elektrischer Geräte für den 
Hausgebrauch und
ähnliche Zwecke - Teil 1: Allgemeine Anforderungen" und Produktnorm (Typ 
C)
DIN EN 60335-29 "Sicherheit elektrischer Geräte für den Hausgebrauch und
ähnliche Zwecke - Teil 2-9: Besondere Anforderungen für Grillgeräte,
Brotröster und ähnliche ortsveränderliche Kochgeräte" gelten für die
flexiblen fest mit dem Gerät verbundenen Anschlussleitungen folgende 
Vorgaben:

 Bemessungsstrom: maximale Länge Querschnitt
 bis 0.2A: 2m 0.1mm2
 bis 3A: 2m 0.5mm2
 bis 6A: 0.75mm2
 bis 10A: 1mm2 (bis 2m 0.75mm2)
 bis 16A: 1.5mm2 (bis 2m 1mm2)
 bis 25A: 2.5mm2
 bis 32A: 4mm2
 bis 40A: 6mm2
 bis 63A: 10mm2'

aus https://dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Michael schrieb:
> Gibt es Unterschiede in der Strombelastbarkeit von flexiblen Leitungen
> des gleichen Querschnitts aber unterschiedlicher Ausführen

Ja. Die Strombelastbarkeit hängt nämlich nicht in erster Linie vom 
Leiter ab sondern davon wie gut dieser Leiter die zwangsläufig 
entstehende Wärme an die Umgebung abführen kann.

Bei gleichem Querschnitt (gleiche Verlustleistung pro m Leitungslänge) 
spielt die (elektrische) Isolation genauso eine Rolle, wie die Verlegung 
des Kabels (auf Putz, unter Putz, im Leerrohr).

Auch das Material der Isolation spielt da mit rein, weil es die 
Obergrenze der Temperatur und damit indirekt die zulässige 
Verlustleistung begrenzt. Und die Dicke der Isolation natürlich, weil 
dickeres Material nicht nur elektrisch besser isoliert, sondern auch den 
Wärmetransport mehr behindert.

Und es gibt natürlich auch noch Annahmen über die Umbegungstemperatur. 
Wenn man eine Leitung am Nordpol betreibt, könnte man im Prinzip mehr 
Strom über die gleiche Leitung jagen als wenn man sie am Äquator 
betreibt.

von Michael (verstaerker)


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Mir geht es hauptsächlich darum, dass wenn ich noch irgend ein Kabel 
rumliegen habe, auf dem man nicht mehr die Bezeichnung erkennen kann, ob 
ich dieses mit dem Strom der nicht-Haushaltsgeräte belasten kann, ohne 
dass die Bude abfackelt.
Gleiches gilt für Einzeladern...

Es werden auch oft gar keine Angaben über die Strombelastbarkeit gemacht 
(siehe auf den Seiten von Conrad, Lapp usw.)

Warum gibt es denn überhaupt solche Tabellen wie folgende (übrigens 
wieder von Helukabel)? Hier wird nicht mal zwischen Leitern für 
Haushaltsgeräte und nicht-Haushaltsgeräte unterschieden.

Unerfahrene oder Experimentierfreudige Tüftler oder Hobbyelektroniker 
richten sich ja bestimmt auch mal nach so einer Tabelle.

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.linzi.hu/Katalogus/2008-2009/ger/X%2520028%2520%2520Strombelastbarkeit%2520(allgemein).pdf&ved=2ahUKEwjw8crQo6WNAxUtQvEDHdYkDBEQFnoECDAQAQ&usg=AOvVaw3A8uPSH4NFZmiWdb0dVbaK

Ich will hier übrigens niemandem etwas beweisen. Ich stelle mir halt nur 
die Frage "was passiert, wenn ich mal ein nicht eindeutig 
identifizierbares Kabel verbauen will"

VG

von Gunnar F. (gufi36)


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Michael schrieb:
> Mir geht es hauptsächlich darum, dass wenn ich noch irgend ein Kabel
> rumliegen habe, auf dem man nicht mehr die Bezeichnung erkennen kann, ob
> ich dieses mit dem Strom der nicht-Haushaltsgeräte belasten kann, ohne
> dass die Bude abfackelt.
> Gleiches gilt für Einzeladern...

Na komm, diese Antwort ist trivial: Kannst du nicht. Dein Risiko und 
Deine Haftung wenn Dritte geschädigt werden.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Michael schrieb:
> Mir geht es hauptsächlich darum, dass wenn ich noch irgend ein Kabel
> rumliegen habe, auf dem man nicht mehr die Bezeichnung erkennen kann, ob
> ich dieses mit dem Strom der nicht-Haushaltsgeräte belasten kann, ohne
> dass die Bude abfackelt.

Dunkel der Sinn deiner Worte ist. Der Strom weiß nicht, ob da ein 
Haushaltsgerät am anderen Ende hängt. Diesbezüglich gibt es keine 
Unterschiede. Wohl aber bei den erlaubten Temperaturen (hat Michael ja 
schon gesagt). Wenn das Kabel (als berührbares Teil) eines 
Haushaltgerätes nicht wärmer als 43°C werden darf, dann ist das eine 
größere Einschränkung als wenn die Leitung unter Putz liegt und nur die 
Isolation mit sagen wir mal 100°C eine Temperaturgrenze vorgibt.

Aber das ist egal. Wenn du im Zweifelsfall jemanden verklagen können 
willst, dann laß es einen Elektriker machen. Deshalb EOT.

> Warum gibt es denn überhaupt solche Tabellen wie folgende (übrigens
> wieder von Helukabel)? Hier wird nicht mal zwischen Leitern für
> Haushaltsgeräte und nicht-Haushaltsgeräte unterschieden.

Diese Tabellen sind für Fachleute. Also nicht dich.

von Thomas S. (Firma: Chipwerkstatt) (tom_63)


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Michael schrieb:
> Mir geht es hauptsächlich darum, dass wenn ich noch irgend ein Kabel
> rumliegen habe, auf dem man nicht mehr die Bezeichnung erkennen kann, ob
> ich dieses mit dem Strom der nicht-Haushaltsgeräte belasten kann, ohne
> dass die Bude abfackelt.
> Gleiches gilt für Einzeladern...

Wenn Du etwas Ahnung hast, und es erkennen kannst welcher Querschnitt 
Dir nun vor Augen entegenblitzt, dann könntest Du ja z.B sagen : hier 
1,5 mm², das geht bis 16A (alte Elektriker-Saga), besser 10A. da es ca. 
2000 eine Richtlinenänderung gab. Und es in der Installation von 16A auf 
10 reduziert wurde. Herd wird i.d.R. mit 2,5 mm² mittlerweile gemacht. 
Außer Pfuscherfirmen.

In Neubau, bzw. im Schaltanlagenbau werden natürlich neue Verordnungen 
implementiert.
Geht es darum, dass Du im Keller rollenweise 1,5 mm³ hast, und mal 
schnell was Eigenes bastelst, dann kräht kein Hahn danach, bis 16 A 1,5 
mm² zu nehmen. Kannst Du es Dir aussuchen, dann 1,0 mm² < 10A, 1,5 mm² 
bis 10, 2,5 mm² bis 20A.

von Torsten B. (butterbrotstern)


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> Sorry, der erste Link zur Lapp Tabelle ging erst nicht. Jetzt geht es
Bitte keine Google-Umleitungen posten, sondern den direkten Link:

https://contentmedia.lappcdn.com/e/lapp/fuk2Jf1cPlV6EesaZZFavA~~

https://www.linzi.hu/Katalogus/2008-2009/ger/X%20028%20%20Strombelastbarkeit%20(allgemein).pdf
hier hast Du es ja richtig gemacht:
https://www.linzi.hu/Katalogus/2008-2009/ger/X%20026.pdf

Falls bei einem Google-Link ein %25xx vorkommt, ihn durch %xx ersetzen:
%2520 --> %20

Beitrag #7877312 wurde vom Autor gelöscht.
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