Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Korrosion an Steckverbindern


von J. V. (janvi)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Wir haben mit beiligend abgebildeten Steckverbindern massive Probleme 
mit Korrosion. Sie waren jetzt etwa 20 Jahre in Betrieb und wurden 
höchstwahrscheinlich bei Reichelt (WSL16G) mit angeblich vergoldeten 
Kontakten  beschafft.
https://www.reichelt.de/de/de/shop/suche/wsl%2016G?GROUPINDEX=0&search=wsl+16G
Die Geräte waren garantiert nicht naß, fallen jetzt aber gleich 
reihenweise aus. Die Steckverbinder wurden nur bei Montage und Prüfung 
einmalig betätigt.

Der unzuverlässige Kontakt führt zu dubiosen Fehlerbildern welche 
schwierig nachzumessen sind. Neben Kontaktfehlern sind besonders die 16 
polige Ausführung oft bereits so stark verschweisst, daß man sie nicht 
mehr zerstörungsfrei ausstecken kann.

Es ist nicht nur auf den Stiftleisten ein deutlicher Korrosionsbelag 
erkennbar, sondern auch auf den Kunstatoffkörpern sind punktförmige 
weisse Partikel kondensiert. Es sieht aus, als ob hier irgendwelche 
Weichmacher aus dem Kunststoff austreten.

Kennt jemdand diesen Effekt bzw. hat das gleiche Problem?

: Bearbeitet durch User
von Gerald B. (gerald_b)


Lesenswert?

Nutzt euch jetzt auzch nichts mehr, aber nehmt es als Erkenntnis mit: 
Reichelt verkauft das Allerbilligste billig weiter.
Wenn ihr Qualität wollt, gibt es die IDC Steckverbinder von 3M, 
Amphenol, Harting, Molex und vielen Anderen. Die kosten dann vielleicht 
das 5 fache, aber die Goldschicht ist dann auch etwas dicker, als nur 
optisch dicht.
Bei TME bekommt ihr expizit den Hersteller und die baureihe die ihr 
bestellt habt und nicht nur irgendwas, das in etwa gleich aussieht.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

J. V. schrieb:
> Kennt jemdand diesen Effekt

Das ist bei alten BMS Systemen (z.B. Boostech) ein immer wiederkehrendes 
Problem. Die Systeme sind im E-Fahrzeug verbaut und haben an jeder Zelle 
ein Modul, das per Flachbandkabel mit allen anderen Modulen und der 
Zentralbox verbunden ist. Da kommt es auch zu Fehlern, das z.B. ein 
Modul nicht mehr reagiert oder Mist ausgibt. Anscheinend sind solche 
Verbinder nicht für andere Fälle als Betrieb unter Raumtemperatur mit 
normaler bis niedriger Luftfeuchte gemacht.
Abhilfe bei den Systemen war, das Flachbandkabel auszutauschen mit neuen 
Verbindern und die Stifte freizuschleifen, was ziemlich mühselig ist.
Ausserdem scheint es zu helfen, die Verbinder ab und zu mal zu lösen, 
mit T6 einzusuppen und wieder zu stecken. Die 'Vergoldung' ist mehr oder 
weniger Wunschdenken.

von Uwe (uhi)


Lesenswert?

Weiße punktförmige Ablagerungen im Inneren von schwarzen Steckern hatten 
wir neulich hier: 
https://www.goingelectric.de/forum/viewtopic.php?p=2335829#p2335829
Eine sehr vage These wäre, dass sich durch Vibration mikroskopisch 
kleiner Abrieb bildet, und der zusammen mit Luftfeuchtigkeit wirkt. Auf 
dem Kunststoff erstmal nur unschön, bei den Kontakten Basis für 
Elektrochemische Effekte.

von Peter K. (chips)


Lesenswert?

J. V. schrieb:
> mit angeblich vergoldeten Kontakten

vermutlich Flashgold statt 0,76u Vergoldung...

von Gerald B. (gerald_b)


Lesenswert?

Uwe schrieb:
> Eine sehr vage These wäre, dass sich durch Vibration mikroskopisch
> kleiner Abrieb bildet

Ich hab mal gesehen, das IDC Stecker mit ihren Wannen mit einem Klecks 
Schmelzkleber fixiert wurden. Vielleicht hilft das ja.

von .● Des|ntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


Lesenswert?

es soll auch gewisse Schmiermittel geben,
die einen Zutritt von Wasser (und Luft) an Metalle verhindern.

von Bauform B. (bauformb)


Lesenswert?

Reibkorrosion
https://de.wikipedia.org/wiki/Passungsrost
gibt es wohl auch bei Steckern. Aber in so einem Wannenstecker? Sitzt 
der in einem Bohrhammer?

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


Lesenswert?

Ist für mich ein alter Hut, leider.

Bei mir an meinen beiden Behringer Digitalmischpulten war das auch. 
Funktion fast weg, aufgemacht, alles zerlegt, nichts gefunden. 
zusammengebaut, geht wieder....
Erst konnte ich mir keinen Reim drauf machen, später fielen mir die 
zahlreichen Steckverbinder ein. Durch das Ab- und Anstecken hatten die 
wieder Kontakt. Also wieder aufgemacht und richtig! Da waren überall 
helle Ablagerungen. Ich habe die Steckerwannen innen dann mit feinem 
Pinsel und etwas Balistol Waffenöl ganz wenig benetzt und alles wieder 
zusammen. Geht bis heute (bzw. bis Corona, danach habe ich kaum noch was 
mit Ton gemacht)

Bei Geräten von Freunden genauso, bei einem waren die kleinen Elkos am 
Display ausgelaufen.

Old-Papa

von Rainer W. (rawi)


Lesenswert?

J. V. schrieb:
> Die Geräte waren garantiert nicht naß, ...

Außer Wassergehalt gibt es noch genug andere Kriterien, die die 
Umweltbedingungen beschreiben. Vibrationen wurden schon genannt. Aber 
wie sieht es mit Temperaturzyklen, Luftzusammensetzung, Aerosol, 
relativer Luftfeuchte, Strahlungsbelastung und dergl. aus?

von Uwe (uhi)


Lesenswert?

Old P. schrieb:
> Behringer Digitalmischpulten

Steht da zufällig noch ein XR18 oder so rum, was einen neuen Nutzer 
sucht?

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


Lesenswert?

Uwe schrieb:
> Old P. schrieb:
>> Behringer Digitalmischpulten
>
> Steht da zufällig noch ein XR18 oder so rum, was einen neuen Nutzer
> sucht?

Nö, nur 2 Stück DDX3216 (kann man auch koppeln) nebst einer 
8-Kanalerweiterung (Namen gerade nicht im Kopf) und umfangreichen 
Serviceunterlagen.
Das DDX3216 ist nicht das modernste, doch ich wollte genau dieses, weil 
es noch echte Knöppe und keine bis ins Unendliche tief verschachtelte 
Menuestruktur hat.
Außerdem war es für einen reinen Analog-Freak wie mich noch einigermaßen 
verständlich.

Bei Interesse Mail (PN)

Old-Papa

von Michael L. (nanu)


Lesenswert?

Matthias S. schrieb:
> Anscheinend sind solche
> Verbinder nicht für andere Fälle als Betrieb unter Raumtemperatur mit
> normaler bis niedriger Luftfeuchte gemacht.

Sowas gibt's auch schon mal an älteren Geräten in Büroumgebung. Ich habe 
mich damals, es ist schon 20 Jahre her, mit einem Spezialisten für 
Kontakte unterhalten. Die Essenz, die ich damals nach ausführlichen 
Erklärungen mitgenommen habe, war: Es liegt an mangelhafter/ungeeigneter 
Legierung der Kontakte, Reinigung hilft nur temporär. Also Stecker wohl 
oder übel tauschen, sofern man das Gerät weiterhin nutzen möchte.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


Lesenswert?

Michael L. schrieb:
...
> Reinigung hilft nur temporär. Also Stecker wohl
> oder übel tauschen, sofern man das Gerät weiterhin nutzen möchte.

Naja.... Seit meiner Reinigung/Ölung hatte ich nie wieder Probleme mit 
den Dinderg. Das ist Jahre her.

Aber:
Kontaktspray geht gar nicht!
Glashaarpinsel geht gar nicht!

Ich habe einfach nur mit Pappstreifen gesäubert, dann ausgeblasen und 
gaaaaanz leicht geölt. In die Kabelbuchsen kroch das Öl dann auch  noch 
etwas, geht gut.

Aber wer die Wirtschaft puschen und den Abfallberg erhöhen möchte, der 
baut neue ein.

Old-Papa

von Gerald B. (gerald_b)


Lesenswert?

.● Des|ntegrator ●. schrieb:
> es soll auch gewisse Schmiermittel geben,
> die einen Zutritt von Wasser (und Luft) an Metalle verhindern.

Sowas kann auch in die Hose gehen, wenn die Kontakte nur mit Logikleveln 
und ohne nennenswerte Ströme betrieben werden.
Ich hatte da mal jede Menge "Spaß", als mir beim Löten etwas Kolo-Iso 
Flussmittel in einen IDC Steckverbinder gelaufen ist, bei einem kleinen 
ESP Funkmodul (die mit dem 8 pol. Stecker dran)
Ich hab das danach mehrmals mit Iso gespült und mit Kontaktspray 
eingedieselt und mehrmals gesteckt, es war wackelig und blieb 
Glückssache. Natürlich gerade bei einem Modul, was in der Zwischendecke 
verbaut war. Es half nur die Platine tauschen, wo saubere Steckverbinder 
drauf waren.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Old P. schrieb:
> Aber wer die Wirtschaft puschen und den Abfallberg erhöhen möchte, der
> baut neue ein.

Bei steifgewordenen Flachbandkabeln (was ich mehr als einmal erlebt 
habe) bleibt dir nichts anderes übrig, als neue Kabel mit Verbindern 
anzufertigen. Die Schneidklemmtechnik erlaubt so gut wie nie ein 
erneutes Benutzen des gleichen Verbinders.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


Lesenswert?

Matthias S. schrieb:

> Bei steifgewordenen Flachbandkabeln (was ich mehr als einmal erlebt
> habe) bleibt dir nichts anderes übrig, als neue Kabel mit Verbindern
> anzufertigen. Die Schneidklemmtechnik erlaubt so gut wie nie ein
> erneutes Benutzen des gleichen Verbinders.

Das kann sein, hat aber mit der Fragestellung nur wenig zu tun.

Old-Papa

von Gerald B. (gerald_b)


Lesenswert?

Matthias S. schrieb:
> Bei steifgewordenen Flachbandkabeln (was ich mehr als einmal erlebt
> habe)

Kannst du da näher auf die Betriebsbedingungen eingehen?
Ich könnte mir vorstellen, das die Kabel bei UV oder 
Sonnenlichteinwirkung spröde werden. Stille Entladungen bei Hochspannung 
(Ozon) ebenfalls. Oder bei Kälte bewegt, oder bei Wärme der Weichmacher 
ausdunstet. Hab ich so noch nicht erlebt (und ich habe in der 
Instandhaltung schon einiges gesehen)

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Gerald B. schrieb:
> Kannst du da näher auf die Betriebsbedingungen eingehen?

Meist nicht, weil ich das tägliche Leben dieser Kabel nicht kannte. Die 
Symptome waren jedenfalls eindeutig. Beim knicken des Kabels brach die 
Isolierung, weil sie steifgeworden war, und gerade an den 
Schneidklemmverbindern machte sich das häufiger bemerkbar. 
Sonneneinstrahlung war es eher nicht, lange Betriebszeit bei den o.a. 
BMS Systemen schon eher. Ich denke, daß es mit den Weichmachern zu tun 
hat und den wechselnden Temperaturen beim Betrieb im Fahrzeug.

: Bearbeitet durch User
von J. V. (janvi)


Lesenswert?

Betriebsbedingungen:
Meist 24/7 Betrieb, 3V/5V digital und 10V Analogsignale, max +-15V Spg.
Wird fasst nie gesteckt
Temperaturzyklen ja, jedoch mässig da Räume klimatisiert
In den Räumen wir aber mit Otto und Dieselkraftstoffen hantiert.
Die Bereiche sind wegen dem Ex Schutz jedoch zwangsbelüftet
Sonne: Nein
Vibration: Normal nein da in getrenntem Rittal Schaltschrank auf 
Betonboden

Bei Funktionsausfall sind einige Stecker bereits nicht mehr 
zerstörungsfrei auszustecken. Die Flachbandkabel selbst zeigen keinen 
Verschleiss.

Vor etwa 3-5 Jahren führte der Effekt zu ersten Funktionsproblemen. 
Dabei habe ich die Ursache Stecker bereits erkannt und diese dann teilw. 
mehrfach im Jahresabstand mit Kontaktspray behandelt. Dies konnte den 
endgültigen Ausfall aber nicht aufhalten. Nachhaltige Reparatur nur bei 
komplettem Austausch beider Seiten aller IDC Steckverbinder. Diese ohne 
Beschädigung der Leiterplatte auszulöten ist eine manuelle Strafarbeit 
weil in dem Gerät dutzende davon vorhanden sind.

Was mich wundert, ist daß der Belag nicht nur auf den Kontakten sondern 
auch auf dem Kunststoffkörper deutlich sichtbar ist. Allerdings nur 
Innen zwischen male+female Teil. Aussen und auf der Platine in der 
Umgebung ist absolut nichts zu sehen.

Die Kontakte werden zuerst schwarz, bauen später eine merklich 
auftragende weisse Schicht auf.

Boostech ist ja die BMS Firma in Reutlingen. In BEV würden 
Kraftstoffdämpfe ja keine Rolle spielen, höchstens bei Hybrid 
Fahrzeugen.

: Bearbeitet durch User
von Vanye R. (vanye_rijan)


Lesenswert?

> Die Kontakte werden zuerst schwarz, bauen später eine merklich
> auftragende weisse Schicht auf.

Ich kenne solche Probleme aus der chemischen Industrie oder auch 
Klaeranlagen. Du kannst Chemikalien in der Luft haben die sind so gering 
das Menschen sie nicht wahrnehmen und trotzdem machen sie dir alles 
kaputt.
In deinem Falls ist die Ursache vermutlich dein Benzin/Diesel.

Ich hab schon Geraete gesehen wo alle Kabel braun waren.

Alles aus Gummi ist zerbroeselt.

Alles aus Gold wird schwarz.

Loetzinn wird dunkler. Faellt einem nur in direktem Vergleich auf!

Mein Highlight: Ein normaler Quarz in HC49 wo das Eisengehaeuse komplett 
weg war, da stand der eigentliche Quarz nackig in der Luft und hat noch 
funktioniert.

Letztlich hilft dann nur coating.

Vanye

von Marco K. (fuerst-rene)


Lesenswert?

Das Schlimmste bei uns in der Firma sind Hallenbäder.
Chlor in der Luft kann alles.
Die Gitter aus speziellem Edelstahl und Stecker sind nach maximal 2 
Jahren am Ende und zerbröseln.

von Peter K. (chips)


Lesenswert?

selber schuld, wenn man da Steckverbinder in "Reichelt"-Qualität 
einsetzt; da gehören Markenteile mit 0,76u Goldauflage rein, die die 
Bauelementestelle mit Schadstofftest zusätzlich auf Porendichtigkeit 
geprüft hat

von Marco K. (fuerst-rene)


Lesenswert?

Wir verwenden generell Hochwertiges Material mit Zulassung für diese 
Umgebungen.
Leider können weder Phönix noch Molex da was gegen die Physik machen.
Wir wechseln jetzt zum dritten Lieferanten.
Und ja wir kaufen beim Hersteller.

von Peter K. (chips)


Lesenswert?

ich meinte nicht dich, sondern den TO

von Carypt C. (carypt)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

in der elektronenmikroskopie gibt es wohl allgegenwärtige fremdkörper, 
weiß, kugelig, wachsartig, sehr klein, ausscheidung einer staubdrüse von 
zikaden, vermehrt auch um das brutgelege, wenn ich mich recht erinnere. 
anbei bild von rosenzikaden-zeug, ich weiß nicht wie man es nennt.

auto, nun ja, kraftstoff kann schwefel enthalten, und bei der 
verbrennung entsteht die verbindung von stickstoff und sauerstoff, 
stickoxide, nox, salpetersäure-verwandschaft, nitrat, königswasser. 
kopfschuss

jod kann gold auch lösen

weißpigmente in kunststoff, scheinen hier ja gar nicht zu sein. weiße 
ablagerungen an anlagenkabeln gab es im forum (1 jahr? her) auch schon 
mal, anscheinend ladungselektrizität, aber ungeklärt geblieben.

von .● Des|ntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


Lesenswert?

Carypt C. schrieb:
> salpetersäure-verwandschaft, nitrat, königswasser.
> kopfschuss
>
> jod kann gold auch lösen

das sind dann aber schon ziemlich besondere Milieus

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.
Lade...