Forum: HF, Funk und Felder Faradayscher Käfig


von Ki (kikid)


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Ich möchte einen Testaufbau für einen Funksender bauen und würde dafür 
gerne möglichst preiswert einen Faradayscher Käfig bauen. Hat da jemand 
ein paar praktische Tipps/Erfahrungen. Ein Metallkoffer aus dem Baumarkt 
schirmt leider nur ungenügend. Ich wollte eine Öffnung herein schneiden 
und mit einem Metallnetz eine Handöffnung bauen. Leider schirmt der 
Aufbau fast gar nicht. Ich bin über jeden Tipp dankbar!

: Bearbeitet durch User
von Gunnar F. (gufi36)


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Ki schrieb:
> Ich möchte einen Testaufbau für einen Funksender ....

Du wirst noch genauer deine Ziele definieren müssen. Der Koffer hat 
möglicherweise eine umlaufende Schlitzantenne.
Wenn dein Käfig richtig gut ist, reflektiert er die Sendeleistung und 
der Sender geht vielleicht kaputt.
Ich habe als Preis-Leistungs-Kompromiss Schneckendraht aus Kupfer 
verwendet und das zum großen Netz verlötet. Aber als Groundplane, nicht 
zur Schirmung. Ist aber physikalisch dasselbe.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Die Abschirmung hochfrequenter elektromagnetischer wellen ist nicht ganz
trivial. In diesen beiden Artikeln sind mehrere Einflussfaktoren
genannt:

  https://de.wikipedia.org/wiki/Faradayscher_K%C3%A4fig#Abschirmung_von_Wechselfeldern_(Elektrodynamik)

  https://de.wikipedia.org/wiki/Schirmd%C3%A4mpfung#Schirmung_eines_elektromagnetischen_Feldes

Wie die Kiste auszusehen hat, hängt vor allem von der abzuschirmenden
Wellenlänge ab.

von Wolf17 (wolf17)


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kHz? GHz? mW? kW? Notwendiges Schirmmaß?
Wenn es dicht sein soll: verlötete Bleche und Filter für die 
Speisedurchführung. Für verschraubte Konstruktionen empfehlen sich 
spezielle teure Federdichtungen. Ob einfache Überlappungen bei Deckeln 
reichen, ist abhändig von der Schlitzgeometrie, der Frequenz und dem 
nötigen Schirmmaß.

Eine Konstruktion mit Siebhandschuh habe ich noch nirgends gesehen, 
deshalb ist vermutlich die Schirmwirkung so einer Konstruktion zu 
schlecht.
Man kann aber Metallachsen zum bedienen durch ein Rohr nach aussen 
führen.

Aber jeder Schlitz strahlt, bzw schwächt die Schirmwirkung.

: Bearbeitet durch User
von Rainer W. (rawi)


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Wolf17 schrieb:
> Ob einfache Überlappungen bei Deckeln
> reichen, ist abhändig von der Schlitzgeometrie, der Frequenz und dem
> nötigen Schirmmaß.

Die Polarisation der Wellen hat beim Durchtreten durch einen Schlitz 
auch noch ein Wörtchen mitzureden.

von P. S. (namnyef)


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Ich habe das auch mal mit einer stinknormalen Alukiste gemacht, um 
Hilfsequippment im EMV-Labor zu schirmen. Man muss halt ein paar Stellen 
abdichten. In erster Linie den Schlitz, der zwischen Deckel und Kiste 
entsteht. Wenn da eine Gummidichtung drin ist, kannst du die evtl. durch 
eine leitfähige EMV-Gummidichtung ersetzen. Ansonsten gibt es auch 
metallische Kontaktfederdichtungen, z. B. von Würth.

Für ein Sichtfenster hatte ich ein gelochtes Blech verwendet. Man sollte 
halt darauf achten, dass man beim Loch-Blech-Verhältnis möglichst wenig 
Loch und möglichst viel Blech hat.

Dort wo das Lochblech an der Wand der Kiste anliegt, hat man dann 
wiederum eine Schlitzantenne. Die kann man mit leitfähigem Klebeband 
abkleben. Bei viel Blech und wenig Loch hält das Klebeband auch besser 
;)

Eine "Dichtigkeitsprüfung" kannst du mit einem billigen Kammgenerator 
(z. B. von TekBox) machen, den du in die Kiste legst und dann außen mit 
einer billigen Schnüffelsonde schaust wo die "Lecks" sind.

Es ist halt die Frage um welche Wellenlängen es geht. Aber wenn ein 
Handy, das du in die Kiste legst, keinen Empfang mehr hat, bist du auf 
einem guten Weg, würde ich sagen. Kommt halt drauf an was du vorhast.

Aber wenn du da keine Stecker dran machen musst, sollte das schon 
ziemlich dicht zu bekommen sein.

: Bearbeitet durch User
von Rainer W. (rawi)


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P. S. schrieb:
> Man sollte halt darauf achten, dass man beim Loch-Blech-Verhältnis
> möglichst wenig Loch und möglichst viel Blech hat.

Wo hast du diese Binsenweisheit her?
Es kommt auf den Lochdurchmesser in Relation zur Wellenlänge an. Und die 
Tiefe der Löcher geht auch noch in das Schirmmaß ein, weil auch nichts 
durchtunneln soll. Damit wäre man bei Wabengittern.

: Bearbeitet durch User
von Stefan M. (derwisch)


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Rainer W. schrieb:
> P. S. schrieb:
>> Man sollte halt darauf achten, dass man beim Loch-Blech-Verhältnis
>> möglichst wenig Loch und möglichst viel Blech hat.
>
> Wo hast du diese Binsenweisheit her?
> Es kommt auf den Lochdurchmesser in Relation zur Wellenlänge an. Und die
> Tiefe der Löcher geht auch noch in das Schirmmaß ein, weil auch nichts
> durchtunneln soll. Damit wäre man bei Wabengittern.

Er meinte sicher, dass die Löcher so klein wie möglich sein sollen.

von Lu (oszi45)


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Herr Troll: Angemeldet seit   26.05.2025 12:43
Beiträge   1

Nimm eine Blechkiste, verlöte diese vollflächig (wie bei jedem guten 
Tuner zu sehen).  Durchführungskondensatoren wurden auch schon erfunden.

von Ki (kikid)


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Vielen Dank an alle für die tollen Antworten!

Es geht um Versuche mit einem USRP B210 und Frequenzen im Mhz Bereich. 
Damit ich keine Probleme mit der BNetzA bekomme, sollte das schon Dicht 
sein.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Ich denke wir reden von einem raumgrossen Faraday. Den baut man 
zweilagig aus Kupfer, Bronzedraht Gitter. Die Maschengroesse sollte viel 
kleiner wie die Wellenlaenge sein, zB 4mm. Also ein Volumen zB 3x3x5m 
per Kanthoelzern definieren. Die Tuere nicht vergessen. Dann aussen 
durchgaengig Gitter. Innen ebenso. Dann gibt es eine Filterbox, durch 
welche alle Signale und Speisungen hindurch gehen. An dieser Filterbox 
sind die beiden Schirme miteinander verbunden. Diese Filterbox wird auch 
geerdet. Die beiden Schirme duerfen sich nur an der Filterbox beruehren.
Ich sahe solche Faradays, kommerziell gebaut, die brachten 120 dB nach 
dem Zusammenbau, wurden dann noch angezogen, und wurden noch etwas 
besser.

Hat uns damals (1980) um die 15-20kFr gekostet. Unser Frequenzbereich 
war um die 30-100 MHz. Die Firma weiss ich nicht mehr.

Gemessen ? Einmal einen Messender innerhalb, den Spektrumanalyzer 
ausserhalb, und umgekehrt.

: Bearbeitet durch User
von Lu (oszi45)


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Ki schrieb:
> Versuche mit einem USRP B210

"Ettus USRP B210: 2x2, 70MHz-6GHz SDR/kognitives Radio (Board only)"
Heißes Eisen. Ausgangsleistung µW od. mehr? Jedenfalls würde ich ein 
Labor im Keller bevorzugen und einen Sack Klappferrite bereitlegen für 
die Kabel. Ohne ausreichende Messgeräte für die Störstrahlung und 
Oberwellen wäre ich vorsichtig und kann jetzt die anfängliche Frage des 
TO nachvollziehen. Jedenfalls ist diese Alukiste als Beispiel 
unbrauchbar, weil sie nicht ausreichend vollflächig kontaktiert.

von Lotta  . (mercedes)


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Ki schrieb:
> Vielen Dank an alle für die tollen Antworten!
>
> Es geht um Versuche mit einem USRP B210 und Frequenzen im Mhz Bereich.
> Damit ich keine Probleme mit der BNetzA bekomme, sollte das schon Dicht
> sein.

Keine Angst!
Schließe Deinen Sender mit nem Dummy load (Abschlußwiderstand)
ab un mach Deine Experimente in nem tiefen Keller.
Wenn Du jetzt noch in einem ISM-Band, etwa 13,56 Mhz sendest,
kann nix passieren.

mfg

von Gerhard O. (gerhard_)


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Moin,

Im Labor wo ich vorher gearbeitet hatte, gab es einen sogenannten 
"Screenroom" professioneller Ausführung in der Größe 8x12'. Die Wände 
bestanden aus 4x8', 20mm Panzerholzplatten, beidseitig kaschiert. Alle 
Verbindungen verschraubte massive Messingprofile.  Es gab zwei 
Messingrahmen Fenster mit doppelten verschweissten Kupfergitter mit 1mm 
Fenstergröße. Die Tür war ein Messingrahmen mit Fingerstock BeCu 
Lammellen. Alle Luftzuführungen über Waveguide beyond Cutoff Profile. 
Elektrische Verbindungen über doppelte Durchführungsfilter. Man ging 
keine Kompromisse ein.

Kurz und gut, ich fand es beeindruckend, daß man mit 144MHz FM 
Handfunksprechgeräten durch das Fenster in direkter Sichtweite nicht 
kommunizieren konnte. Da gab es nicht das geringste Übersprechen, obwohl 
die Antennen weniger als 1m voneinander entfernt waren und mit einigen 
Watt gefunkt wurde. Drinnen war absolute Funkstille.

Schade, daß ich keinen Zugang mehr habe. Aber interessant war es 
trotzdem.

von Rainer W. (rawi)


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Stefan M. schrieb:
> Er meinte sicher, dass die Löcher so klein wie möglich sein sollen.

Das Loch-Blech-Verhältnis (möglichst wenig Loch und möglichst viel 
Blech) ist unabhängig von der Größe der Löcher und nur abhängig vom 
Verhältnis Lochdurchmesser zu Lochabstand.

von Stefan (Gast)


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Ki schrieb:
> möglichst preiswert einen Faradayscher Käfig bauen.

Falls Manpower da, dann Inserat: Suche alten Stahlschrank. Gut auch als 
Räucherkammer. Viele Firmen verschenken das schwere alte Zeugs gerne.

von Wolf17 (wolf17)


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Stefan schrieb:
> Suche alten Stahlschrank.
>  Viele Firmen verschenken das schwere alte Zeugs gerne.

Aber keinen aus alten Geldautomaten nehmen. Die haben einen Schlitz für 
den Geldscheintransport, da pfeifft die HF rein/raus.

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