Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Ungeerdetes Metallgehäuse bei netzbetriebenen Audioverstärker?


von A. D. (egsler)


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In diesem "Testartikel" vom Hifi-Journal sind Fotos vom geöffneten 
Nubert nuConnect Class-D Audioverstärker zu sehen:
https://www.hifi-journal.de/testberichte/av-receiver-verstaerker/1364-test-nubert-nuconnect-ampx

Der Verstärker hat einen 2-poligen Netzanschluss und auf dem Foto vom 
geöffneten Zustand sieht man, dass die 2 Netzleitungen direkt auf die 
Netzteilplatine geführt werden.

Aber das Gehäuse ist doch zu aller höchster Wahrscheinlichkeit aus 
Metall, vermutlich eloxiertes Aluminium. Was für eine Sicherheitsklasse 
ist das denn? Kann das Eloxat als Schutzisolierung durchgehen?
Oder ist es ausreichend, dass die Netzleitungen nochmal umschrumpft sind 
und dann vermutlich alle Kupferteile vom PCB ausreichend Abstand zu den 
Befestigungsschrauben aufweisen?

Ich hab keine Erfahrung im Design von netzspannungsbetriebenen Geräten, 
aber das hier erscheint mir etwas lax. Liege ich da falsch?

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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A. D. schrieb:
> Was für eine Sicherheitsklasse
> ist das denn?

SK 2 - Wie auf dem Gerät gekennzeichnet

A. D. schrieb:
> Kann das Eloxat als Schutzisolierung durchgehen?

Nein, definitiv nicht

A. D. schrieb:
> Oder ist es ausreichend, dass die Netzleitungen nochmal umschrumpft sind
> und dann vermutlich alle Kupferteile vom PCB ausreichend Abstand zu den
> Befestigungsschrauben aufweisen?

Genau das. Schutzklasse 2 heißt ja, dass eine doppelte oder verstärkte 
Isolierung vorhanden sein muss. Das kann man mit verschiedenen Mitteln 
erreichen.

A. D. schrieb:
> Liege ich da falsch?

Jap. TV-Satellitenreceiver zum Beispiel waren auch in den Neunzigern 
schon genau so aufgebaut. Metallgehäuse heißt nicht unbedingt immer 
Schutzklasse 1.

von Jens M. (schuchkleisser)


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Milliarden von SAT-Receivern und Hifianlagen sind auch im Blechdeckel 
mit Eurokabel, das kann also nicht so ein Problem sein.

von A. D. (egsler)


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Ahh ok, alles klar. Wieder was gelernt.

von Gerd E. (robberknight)


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Wenn Du so ein Gerät reparierst oder umbaust musst Du das beachten.

So können z.B. die Länge eines Netzkabels innerhalb des Gehäuses, eine 
Ummantelung, die Position eines Kabelbinders etc. alle Teil der 
Schutzmaßnahmen zum Erreichen von SK II sein. Auch wenn man die 
vielleicht nicht auf den ersten Blick erkennt oder da ein dickes gelbes 
Ausrufezeichen draufklebt.

Das zu erkennen und zu beachten ist daher Teil des nötigen Know-Hows 
bevor man mit dem Reparieren anfangen sollte.

von Herbert Z. (herbertz)


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A. D. schrieb:
> In diesem "Testartikel" vom Hifi-Journal sind Fotos vom geöffneten
> Nubert nuConnect Class-D Audioverstärker zu sehen:

Sauber aufgebaut, das lieben meine Augen... hebt sich wohltuend von 
vielem ab was einem aus China nachgeschmissen wird.

von Peter D. (peda)


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Heimtechnik ist vorzugsweise schutzisoliert angeschlossen. Damit 
verhindert man Erdschleifen.

Ich hatte früher mal einen Receiver mit dem UKW Kabelanschluß verbunden. 
Als ich ihn dann noch mit der Soundkarte des PCs verbunden hatte, hat es 
höllisch gebrummt. Grund war der Schukoanschluß des PCs, der dann eine 
Erdschleife mit dem Kabelanschluß bildete. Eine HF-Trennung mit 2*100pF 
im Koaxkabel löste dann das Problem.

Im Profisektor muß dagegen Schuko verwendet werden. Daher trennt man 
Erdschleifen über symmetrische Eingänge (Trenntrafo) auf.

Beitrag #7885954 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Udo K. (udok)


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A. D. schrieb:
> Oder ist es ausreichend, dass die Netzleitungen nochmal umschrumpft sind
> und dann vermutlich alle Kupferteile vom PCB ausreichend Abstand zu den
> Befestigungsschrauben aufweisen?

Reiner Luft Abstand ist problematisch.  Wenn etwa in der Montage eine 
Schraube im Gehäuse vergessen wird, oder eine zu lange von unten 
reingeschraubt wird. Wahrscheinlich ist unter dem Netzteilprint noch 
eine Mylar Folie. Die Kühlkörper für die Mosfets vom Netzteil in der 
Nähe vom Metallgehäuse sind auch problematisch.  Inzwischen muss auch 
sichergestellt sein, dass der Servicetechniker nicht ohneweiteres 230 
Volt Teile am offenen Gerät angreifen kann.

So ziemlich alle Audiogeräte ausser gute Verstäkrer sind inzwischen 
Schutzklasse-II, auch wenn sie ein Metallgehäuse haben.  Üblicherweise 
ist der Leistungsverstärker noch Klasse-I und sorgt damit für Erdung an 
einer Stelle.

Einen ungeerdeten Verstärker würde ich mir nicht kaufen.  Die 
Schaltnetzteile von Verstärkern mit viel Leistung produzieren ziemlich 
viele Störungen. Ohne Erdung liegt damit eine Gleichtaktspannung an 
allen Steckern an.  Wenn ein zweites geerdetes Gerät angehängt wird, 
dann fliesst Gleichtaktstrom über die Verbindungskabeln nach Masse ab. 
Auf empfindlichen Eingängen von analogen Quellen will ich sowas nicht 
haben.  Andererseits wenn auch die CD und Plattenspieler Schaltnetzteile 
verwenden, dann fliesst sowieo immer ein Gleichtakt Strom und die 
Eingänge neuerer Geräte sind heute besser geschützt.

Inzwischen macht Cambridge Audio das bei ihren Billigverstärkern auch 
so, der Standbytrafo wird da durch ein Schaltnetzteil ersetzt: 
https://audio.com.pl/testy/stereo/wzmacniacze-stereo/3306-cambridge-audio-axa25
Da gibt es aber auch andere Bilder wo die Netzleitung doppelt isoliert 
ist.

: Bearbeitet durch User
von Michael (bastler2)


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Sebastian R. schrieb:
> SK 2 - Wie auf dem Gerät gekennzeichnet

Ja, so hat es der Hersteller auf das Gerät gemalt. Nur, sehe ich keine 
doppelte oder verstärkte Isolierung am Netzteil: Z.b. sind die Pins der 
Bauteile (Optokoppler etc.) überhaupt nicht isoliert, sondern blank.

Wo ist da der doppelte Schutz? Wo ist mein Denkfehler?

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Michael schrieb:
> Wo ist da der doppelte Schutz? Wo ist mein Denkfehler?

Luftstrecke gilt auch als Teil der Isolierung. Unter der Netzteilplatine 
wird sich vermutlich eine Polycarbonat-Folie als Isolierung befinden und 
ggf. ist auch eine über dem Netzteil in den Deckel des Gehäuses geklebt.

von Lu (oszi45)


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Ein vorhandenes Symbol schützt noch nicht vor verschleppten Spannungen 
aus anderen Geräten. Falls eines der angesteckten Kabel durch 
ungünstige Umstände auf 230V~ liegen sollte (Isolationsfehler od. 
Irrtum) wäre das zu beachten.

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