Forum: Platinen SMD-Widerstand entlöten?


von Peter N. (alv)


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Hi

Ich habe die Aufgabe SMD-Widerstände zu tauschen.
Nicht genug, daß ich die mit ihren ca. 0,8mm x 1,5mm kaum erkennen kann, 
sie scheinen auch auf einer Kupferfläche zu sitzen. Mit Heißluft ließen 
die sich nicht lösen.

Wie kann ich die Widerstände ablöten, ohne die Platine zu beschädigen?
Die Widerstände dürfen dabei draufgehen.

An Werkzeug habe ich nur eine normale Lötstation.

: Verschoben durch Moderator
von H. H. (hhinz)


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Angeklebt?

von Michael B. (laberkopp)


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von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Peter N. schrieb:

> An Werkzeug habe ich nur eine normale Lötstation.

Dann leih' Dir noch eine vom Kollegen und improvisiere damit "des armen 
Mannes Lötpinzette".

Das ist auch eine gute Übung um die eigene Feinmotorik zu trainieren...

Grüßle,
Volker

von Julian L. (rommudoh)


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wenn du den Lötkolben seitlich an den Widerstand führst, kannst du (je 
nach Breite der Spitze - Meißelkopf sollte ideal für sowas sein) beide 
Pads auf einmal erhitzen. Dann kannst du den Widerstand meistens einfach 
zur Seite schieben.

Wenn natürlich angeklebt, ist es etas schwieriger.

Brutal geht es mit Beißzange oder Seitenschneider - einmal in der Mitte 
durchzwicken und dann die Reste einzeln von den beiden Pads ablöten. 
Natürlich nicht beim Durchzwicken gleichzeitig seitlich bewegen, sonst 
beschädigst du eventuell die Pads.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Julian L. schrieb:
> Brutal geht es mit Beißzange oder Seitenschneider - einmal in der Mitte
> durchzwicken

Dabei gehen zu 100% die Pads kaputt. Ein Seitenschneider drückt 
prinzipbedingt die zu schneidenden Drähte etwas auseinander.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Volker B. schrieb:
> Peter N. schrieb:
>
>> An Werkzeug habe ich nur eine normale Lötstation.
>
> Dann leih' Dir noch eine vom Kollegen und improvisiere damit "des armen
> Mannes Lötpinzette".

Am besten geht es, wenn du in jede Hand einen Lötkolben nimmst. Falls
der Widerstand angeklebt ist, hilft dir der Kollege sicher gerne mit
einer weiteren Hand, die eine kleine Spitzzange oder Pinzette bedient,
um den Widerstand von der Platine zu lösen.

: Bearbeitet durch Moderator
von Stefan M. (beefjerky)


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Moin,

ich benutze gerne niedrigschmelzendes Lot. Das ist meiner Meinung nach 
in vielen Fällen die schonendste Methode. Allerdings brauchst du dann 
auch Entlötlitze und Flussmittel. Das niedrigschmelzende Lot muss 
nämlich restlos entfernt werden, bevor du mit normalem Lot neue 
Widerstände einlöten kannst. Das geht dann auch mit einem Lötkolben.

https://www.amazon.de/Niedertemperatur-Sn42-Bi50-Cu8-0-5mm/dp/B0B3XMB6TR

VG,
Stefan

: Bearbeitet durch User
von Vanye R. (vanye_rijan)


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Einfach mit dem Loetkolben beide Pads gleichzeitig warm machen und dann 
runter nehmen. Bei 0603 und kleiner ist das selbst mit einem Weller LT1S 
kein problem. Mach ich regelmaessig!

Wenn der Widerstand angeklebt sein sollte, heutzutage eigentlich sehr 
selten. dann im warmen Zustand wenn das Zinn fluessig ist mit der 
Pinzette runterdrehen.

Alles im allen keine grosse Sache. .-)


> Brutal geht es mit Beißzange oder Seitenschneider - einmal in der Mitte
> durchzwicken und dann die Reste einzeln von den beiden Pads ablöten.

Und das ist natuerlich totaler Unsinn. Dadurch werden so grosse Kraefte 
frei das die Gefahr besteht ein Pad abzureissen.

Vanye

von F. (radarange)


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Wenn du die Widerstände nicht erkennst, hast du natürlich ein Problem. 
0603 ist relativ groß.
Die Idee mit dem niedrigschmelzenden Lot ist gut, ich würde da aber 
direkt zu den Profis gehen und mir ein entsprechendes Set von ChipQuik 
mit Lot und Flussmittel besorgen. Dann passt alles zusammen, z.B.: 
https://www.digikey.de/de/products/detail/chip-quik-inc/REMKIT-NL/12352128

Natürlich ist das für zwei Widerstände relativ unnötig, das System 
erlaubt aber tatsächlich, sehr schonend vorzugehen, was gerade bei 
Platinen mit hoher Wärmeableitung geschickt sein kann.

von Flip B. (frickelfreak)


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Das wichtigste ist genug  zusätzliches zinn und ggf flussmittel, um 
ausreichende wärmeübertragung zu gewährleisten. Die breite spitze sollte 
reichen, zwei lötkolben oder lötpinzette sind für den kleinen kerl 
übertrieben. Bitte etwas gedult beim erwärmen beweisen und nicht gleich 
davon ausgehen, dass er angeklebt sei und mit der Zange die Pads 
abreißen. Wenn nach 5-20 Sekunden genug wärme in den Lötstellen 
angekommen ist, schwimmt er und lässt sich ohne gewalt mit einer 
Pinzette abheben. Danach überschüssiges zinn entfernen. Angeklebte 
Bauteile sind abseits von wellengelöteten Platinen äußerst selten. Lerne 
erstmal einen Tag mit einer schrottplatine, dann geht es nicht gleich 
schief und wird mit jeder Übung einfacher.

von Peter N. (alv)


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Dicken Zinnklecks über beide Pads des Widerstands und diesen mit dem 
Lötkolben aufgeheizt. Angeklebt sind die Widerstände nicht, aber äußerst 
störrisch. Wegschieben mittels Zahnstocher scheiterte, ich brauchte 
schon einen Metallschaber.

Einlöten mittels Nadelspitze und 05er Lötzinn ging besser als erwartet.

Anmerkung von mir: 240k sind drin, 180k sollen rein. Warum sind die 
schlauen Leute vom PD nicht auf die Idee gekommen, einen 750k huckepack 
draufzulöten?
Das würde das Rework wesentlich vereinfachen.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Peter N. schrieb:
> Anmerkung von mir: 240k sind drin, 180k sollen rein.

Dann löte doch 720k dazu.

von Rainer W. (rawi)


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Peter N. schrieb:
> An Werkzeug habe ich nur eine normale Lötstation.

Du hättest auf deine "normale Lötstation" alternativ eine Lötspitze zum 
Entlöten von 0603 draufsetzen können.

: Bearbeitet durch User
von Stefan M. (derwisch)


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Peter N. schrieb:
> Ich habe die Aufgabe SMD-Widerstände zu tauschen.

Beruflich wahrscheinlich nicht(?), sonst hätte der AG sicherlich das 
korrekte Werkzeug zur Verfügung gestellt.

Ich verwende in solchen Fällen eine SMD Heißluftstation (Weller 
WR2000A), mit der gezielt ein Bauteil erhizt wird.
Währenddessen liegt die Platine auf einer Wärmeplatte mit ca. 170°C.
Dann geht die Heißluft auch für Platinen mit viel Massefläche recht gut.

Die 0603 Lötspitze von Rainer W. ist aber sicher auch schon ein sehr 
gutes Werkzeug.

: Bearbeitet durch User
von Nemopuk (nemopuk)


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Stefan M. schrieb:
> Währenddessen liegt die Platine auf einer Wärmeplatte mit ca. 170°C.

Gehen von der Wärme nicht viele Bauteile und Anschlüsse (Kunststoff) 
kaputt? Ich traue mich nicht, über 100°C zu vorzuheizen.

von Peter D. (peda)


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Ich benutze dazu eine Ersa mit 2 Lötkolben.
Erstmal beide Pads mit Lot verstärken und dann beide Lötkolben dran. Ist 
das Lot weich, läßt sich das Bauteil mit den Lötkolben leicht 
wegschieben. Es schwimmt richtig auf.

Ohne Löterfahrung aber unbedingt zuerst an Schrottplatinen üben!

von Rainer W. (rawi)


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Nemopuk schrieb:
> Gehen von der Wärme nicht viele Bauteile und Anschlüsse (Kunststoff)
> kaputt? Ich traue mich nicht, über 100°C zu vorzuheizen.

Alles was im Ofen gelötet werden kann, muss kurzfristig mindestens 240 
°C aushalten. Es kommt also auf deine Platine an.

von Nemopuk (nemopuk)


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Rainer W. schrieb:
> Alles was im Ofen gelötet werden kann, muss kurzfristig mindestens 240
> °C aushalten.

Ja, kurzfristig. Handarbeiten auf einer Heizplatte sind das Gegenteil 
davon.

von Harry L. (mysth)


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Die meiste Elektronik verträgt mehr, als man denkt.

https://www.youtube.com/watch?v=0_MORpOp9T0

von Rainer W. (rawi)


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Nemopuk schrieb:
> Ja, kurzfristig. Handarbeiten auf einer Heizplatte sind das Gegenteil
> davon.

Wie lange willst du denn an einem Widerstand rumfummeln. Im Ofen wird so 
eine Platine auch einige Minuten auf 150 °C vorgewärmt.

von Harald K. (kirnbichler)


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Michael B. schrieb:
> Einfach msl 10€ ausgeben
>
> https://www.pollin.de/p/daytools-loet-entloetpinzette-lp-48-840218

Hast Du so ein Ding schon mal verwendet? Das ist Abfall, der zu kaum 
mehr taugt, als zwei Brandflecken gleichzeitig zu erzeugen.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Harald K. schrieb:
> Hast Du so ein Ding schon mal verwendet?

Ich stelle mir gerade vor, mit einem solchen Apparat an SMD Teile 
dranzugehen. LOL.
Meißelspitze drauf und gut.
Meine Pinzetten (ohne "Löt") sind da doch etwas filigraner. ;-)

von Nemopuk (nemopuk)


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Rainer W. schrieb:
> Wie lange willst du denn an einem Widerstand rumfummeln. Im Ofen wird so
> eine Platine auch einige Minuten auf 150 °C vorgewärmt.

In meiner Vorstellung dauert so eine manuelle Arbeit samt Aufwärmen eine 
viertel Stunde oder länger. Ich hatte leider noch keine Gelegenheit, mir 
das Live anzuschauen.

von Peter K. (chips)


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wenn du mal bei Multilayer-Platinen mit Unterheizung gearbeitet hast, 
willst du das nicht mehr missen - dann arbeitest du immer damit, auch 
wenn es nicht unbedingt nötig wäre

von Peter D. (peda)


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Die meisten Bauteile kann man problemlos erhitzen. Nur LEDs sind sehr 
empfindlich. Und bei SMD-Folie hat man schnell die Kontaktkappen mit 
abgelötet.
Früher habe ich mal Ge-Transistoren (AC187/AC188) direkt aufs Kühlblech 
gelötet.

von F. (radarange)


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Nemopuk schrieb:
> Rainer W. schrieb:
>> Wie lange willst du denn an einem Widerstand rumfummeln. Im Ofen wird so
>> eine Platine auch einige Minuten auf 150 °C vorgewärmt.
>
> In meiner Vorstellung dauert so eine manuelle Arbeit samt Aufwärmen eine
> viertel Stunde oder länger. Ich hatte leider noch keine Gelegenheit, mir
> das Live anzuschauen.

Das geht deutlich schneller. Je nachdem, wie rabiat man rangeht, wie gut 
das Equipment ist und wie viel man sich traut, ist das in wenigen 
Minuten erledigt. Die längste Zeit nehmen Vorbereitung 
(Abkleben/Abdecken von empfindlichen Bauteilen) und Reinigung 
(Flussmittel entfernen) in Anspruch. So ein 0603-Widerstand ist mit 
kostengünstiger Heißluft und ggf. vorheizen (oder einem Lötkolben zur 
Unterstützung) in unter einer Minute entfernt, es sei denn, die Platine 
ist wirklich sehr speziell aufgebaut (aber dann ist sie auch schwer zu 
löten mit massiver Tombstoning-Gefahr und Qualitätsproblemen in der 
Produktion; warum sollte man sich so etwas für einen 0603-Widerstand 
antun?).

Anschlüsse aus Kunststoff sind allerdings natürlich so eine Sache: Die 
meisten halten keine hohen Temperaturen aus, da sie für Wellenlöten 
vorgesehen sind. THR-Komponenten sind üblicherweise mit deutlich höheren 
Temperaturen belastbar. Aber auch hier gilt: Sinnvoll vorheizen, 
empfindliche Bauteile abdecken. Solange Kunststoffkomponenten nicht 
mechanisch belastet werden, kann man sie etwas wärmer machen, ohne 
Verformung befürchten zu müssen. Bei mechanischer Belastung verformen 
sie sich natürlich bei etwas niedrigeren Temperaturen schon recht gern, 
ggf. auch schon bei Raumtemperatur.

von Alexander (alecxs)


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Peter N. schrieb:
> Dicken Zinnklecks über beide Pads des Widerstands und diesen mit dem
> Lötkolben aufgeheizt.

Genau so hätte ich das auch gemacht. Und dann mit der Entlötpumpe weg 
das Ding.

von Nemopuk (nemopuk)


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Apropos Entlötpumpe: Als Gelegenheitslöter bin ich nicht so geschickt, 
wie ich gerne wäre. Beim auslösen der Handpumpe macht sie einen Ruck, 
der sich manchmal "suboptimal" auf das Ergebnis auswirkt, um es höflich 
zu formulieren.

Nun gibt es relativ günstige elektrisch betriebene Pumpen, die man aber 
immer noch als Komplettgerät in der Hand hält. Klappt das damit besser 
ohne den Ruck?

Vielleicht hat jemand so ein Teil und kann von seiner Erfahrung 
berichten.

Ideal kommt mir ein Sauger mit Schlauch wie beim Zahnarzt vor, aber die 
sind für das bisschen Anwendung zu teuer.

von Rainer W. (rawi)


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Nemopuk schrieb:
> Vielleicht hat jemand so ein Teil und kann von seiner Erfahrung
> berichten.

Kannst du nicht einen eigenen Thread für die Diskussion über Vor- und 
Nachteile irgendwelcher Absaugpumpen aufmachen?

von Nemopuk (nemopuk)


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Rainer W. schrieb:
> Kannst du nicht einen eigenen Thread für die Diskussion über Vor- und
> Nachteile irgendwelcher Absaugpumpen aufmachen?

Ja kann ich.

von Harald K. (kirnbichler)


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Nemopuk schrieb:
> Beim auslösen der Handpumpe macht sie einen Ruck,
> der sich manchmal "suboptimal" auf das Ergebnis auswirkt, um es höflich
> zu formulieren.

Ein Stück Silikonschlauch, über die Spitze der Entlötpumpe geschoben, so 
daß diese dadurch um ca. 5mm verlängert wird, löst das Problem.

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