Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik MPP Tracker Optimierung


von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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So langsam habe ich das Monitoring für den Laderegler meiner Spiel-PV 
fertig. Das macht dieser Tage aber keinen Spaß, weil keine Leistung 
kommt. Heute z.B. 600Wh aus 865Wp Modulleistung.

Trotzdem würde ich den Laderegler gerne optimieren und hänge dafür mal 
zwei Bilder mit dran. Das erste ist der heutige Tag (die kurze Spitze 
mit knapp 269W kann man vernachlässigen, keine Ahnung wer da kurz seine 
Taschenlampe auf meine Module gerichtet hat). Das zweite ist der 
gestrige Vormittag, aus diesem Diagramm kann man das aktuelle 
Betriebsverhalten des MPP-Trackers besser entnehmen. Mich interessieren 
Meinungen, ob das so akzeptabel ist oder ob man da noch was 
anders/besser machen sollte.

Das 2,5mm² Kabel, was ich vorher als PV-Kabel benutzt habe, wurde durch 
ein 6mm² Kabel ersetzt, das wird bei über 20A auch nicht mehr warm. Das 
hat 35W mehr Leistung gebracht (von vorher 405W gehaltener Leistung in 
Sonne hoch auf 440W).

Der Wandler ist als StepUp-Wandler für bis zu 30A Eingangsstrom 
ausgelegt, also in der Spitze um 1kW, aber da die MPP-Spannung meiner 
Module eher bei so 21..22V unter Volllast liegt, würde er nur ~660W 
maximal können. Die größte gemessene Spitze waren 615W, aber noch ohne 
Monitoring, demzufolge keine Ahnung bei welcher Spannung und bei welchem 
Strom.

Die Einschaltspannung liegt bei 20V Leerlaufspannung, der Laderegler ist 
so ausgelegt, daß er sowohl mit meinen 27,5Vmpp-Modulen klarkommt, als 
auch mit 17Vmpp-Modulen. Das Verhalten, mit der Spannung bis auf die 
Abschaltspannung (13V) herunterzulaufen wenn keine Leistung kommt ist 
erwünscht, damit sich der MPP-Tracker nicht bei einer hohen 
Leerlaufspannung oder darüber festläuft und dort vergebens auf Leistung 
wartet, die niemals kommt.

Die kurzen regelmäßigen Spitzen in den Kurven kommen vom 
Schattenmanagement, man sieht am zweiten Bild, daß das auch 
funktioniert. Da hat der Tracker einen besseren globalen MPP bei 17V 
gefunden und genutzt, anstelle des lokalen MPP bei 28V.

Was man noch sieht - und damit Optimierungspotential - der Wandler mag 
keine geringe PV-Spannung bei gleichzeitig hohem Strom, da sinkt die 
Effizienz. Das Gleiche scheint zu passieren, wenn sich der Kühlkörper 
des Wandlers erwärmt. Leider plausibel, aber könnte man evtl. mit einer 
anderen Transistorbestückung (aktuell 2x IRFB3077) noch verbessern. Ich 
glaube, derzeit geht mehr Leistung in den beiden FETs verloren, als in 
der Diode. Ich hatte erwartet, daß die Diode das Bauteil mit der 
höchsten Verlustleistung wäre, die kriegt aber rechnerisch nur 25..30% 
der gemessenen Verlustleistung ab.

Auch schön zu sehen (am zweiten Bild), die Effizenzkurve ist bei ~25Vmpp 
und 350..400W und bereits sichtbar auf dem Weg nach unten. Das hätte ich 
erst etwas später erwartet, ist aber plausibel, da mit der Erwärmung der 
Module die MPP-Spannung sinkt und der Strom ansteigt (was der Wandler ja 
generell nicht toll findet). Gibt es da Optimierungspotential, wenn ja, 
welches - oder ist das normal beim StepUp-Wandler?

Was man auf den beiden Bildern nicht so gut sieht, der Wandler mag auch 
keine hohe Batteriespannung, wenn die Akkus ziemlich weit entladen sind 
(sagen wir 35..36V) ist die Effizienz spürbar höher als bei vollen Akkus 
und 41V. Das spricht meiner Meinung für ziemlich hohe Umschaltverluste 
in den FETs, oder irre ich mich da? Evtl. sollte ich den Gate-Treiber 
nochmal überarbeiten (ist im Moment die Standard-Schaltung, mit der man 
den TL494 um einen PNP-Transistor ergänzt, um ihn FET-tauglich zu 
machen), mir kommt das so vor, als ob die FET-Verluste überwiegend 
Umschaltverluste sind.

Als letztes fällt auf, daß die PV(mpp)-Spannung ziemlich stark schwankt, 
während die Leistung ziemlich konstant bleibt. Ist das im Bereich des 
MPP normal oder sollte ich versuchen, daran was zu optimieren, den 
MPP-Tracker evtl. langsamer machen? Auf jeden Fall wird er durch 
schnelle Leistungsänderungen durch Verschattung nicht nennenswert aus 
dem Bereich des MPP gebracht, das ist schon mal gut.

Richtig unschön ist allerdings, daß ein Sonne-Wolken-Mix sehr schnell 
Matsch aus dem Diagramm macht wenn man sich einen längeren Zeitraum 
anzeigen lässt. Mal sehen, ob ich mir da noch irgend eine Glättung 
überlege.

von Hadmut F. (hadmut)


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Beschreib mal deine schaltung. Step-up mit einem uC der die pwm macht?

Ich denke Vmpp ist relativ konstant, von temperatur abhängig aber kaum 
von sonnenintensität abhängig. Das rumgefummel der Vmpp würde ich als 
alogo fehler interpretieren. Vmpp ist nichts anderes als die temperatur 
des panels.

Das einzige was Vmpp krass ändert ist teilbeschattung, wenn die leistung 
über eine diode fliesst. Hast du das?

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Beschreib mal deine schaltung. Step-up mit einem uC der die pwm macht?
StepUp, PWM-Erzeugung über TL494,
Sollwertvorgabe über ESP32 mit I2C-DAC.

> Das einzige was Vmpp krass ändert ist teilbeschattung,
> wenn die leistung über eine diode fliesst. Hast du das?
Ja, die Module sind intern in zwei Bereiche aufgeteilt. Sieht man am 
ersten Bild wo der Tracker durch einen Scan des gesamten 
Spannungsbereichs einen besseren MPP findet, als er vorher hatte... auch 
wenn nur wenige Watt besser.

Auf dem Bild sieht man daher eine längere Zeit, wo der Wandler mit ca. 
17Vmpp läuft. Da das vormittags war, ist zu diesem Zeitpunkt noch alles 
verschattet, nur ein halbes Modul bringt Leistung. Leider kommen danach 
Wolken und versauen die anschauliche Messung ein wenig.

Der generell eher schlechte Ertrag ist darauf zurückzuführen, daß der 
Aufstellort der Module im Innenhof mit Gebäude im Süden einfach mal Mist 
ist.

von Michael B. (laberkopp)


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Ben B. schrieb:
> Das 2,5mm² Kabel, was ich vorher als PV-Kabel benutzt habe, wurde durch
> ein 6mm² Kabel ersetzt, das wird bei über 20A auch nicht mehr warm. Das
> hat 35W mehr Leistung gebracht

20A mit 35W macht 1.75V oder 87mOhm mehr, 44 pro Leitung. Also 2x 12m 
oder 30€. Fur 30€ bekommst du 200W Solarleistung mehr, ein halbes Modul. 
Du hast also das 10-fache an Geld für die mickrige Mehrleistung 
ausgegeben.

Ben B. schrieb:
> ob das so akzeptabel ist oder ob man da noch was anders/besser machen
> sollte.

Offenkundig hast du einen Mechanismus, damit er nicht in lokalen Maxima 
hängen bleibt, sondern immer wieder zum globalen Maxima findet.

Wenn wir die Bauteile und Schaltung als gegeben hinnehmen, ist es damit 
in Ordnung. Die Schwankungen könnten kleiner sein, die Adaption 
vielleicht schneller, aber das ist nicht so entscheidend.

Wichtig ist nur dass die Module nicht im deadlock hängen bleiben und 
ihre Leistung nicht genutzt wird.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Du hast also das 10-fache an Geld für die mickrige
> Mehrleistung ausgegeben.
Jain. Das Kabel gabs zum Schrottpreis (natürlich teuer genug) und 
Solarmodule kann ich selbst im Moment nicht transportieren. **schmoll** 
Sonst hätte ich mir schon lange noch eines dazu geholt.

Das MPP-Tracking ist im Wesentlichen einfaches Hillclimbing. Also laufe 
einen Schritt in eine Richtung und messe die Leistung, wenn Leistung 
geringer als vorher, dann wechsle die Laufrichtung. Mit ein paar 
Erweiterungen wie laufe nicht unter die Mindestspannung etc... Ich finde 
das Ergebnis brauchbar, die Leistung ist ja konstant hoch (konstante 
Sonneneinstrahlung vorausgesetzt), aber ich hätte viel weniger 
Spannungsschwankungen erwartet als ich in den Diagrammen sehe. Das macht 
mich stutzig, ob ich es am Ende vielleicht doch nicht so gut hingekriegt 
habe und ich überlege, ob ich das nochmal überarbeiten sollte oder 
nicht.

Wegen des Schattenmanagements: Während des Hillclimbings kann er nicht 
zwischen dem lokalen und dem globalen Maximum unterscheiden (außer er 
findet zufällig über das Minimum zwischen beiden MPPs hinweg), deswegen 
wird alle 30 Minuten der ganze Spannungsbereich nach dem globalen 
Maximum abgesucht und das Hillclimbing an diesem gestartet.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Ben B. schrieb:
> Das MPP-Tracking ist im Wesentlichen einfaches Hillclimbing.

Das reicht nicht, man bleibt in lokalen Maxima hängen.

Mache alle Nase lang ein komplettes durchlaufen des Bereichs.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Hast Du das Edit gelesen?

von Lu (oszi45)


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Ben B. schrieb:
> Das macht dieser Tage aber keinen Spaß, weil keine Leistung
> kommt. Heute z.B. 600Wh aus 865Wp Modulleistung.

Aktuell 06:19 Uhr liefern meine Module noch Null Watt aufgrund der 
westlichen Ausrichtung. So gesehen bist Du schon besser. Bei gleichen 
Modulen mit anderem Wandler sieht die Welt auch wieder anders aus. Der 
konkrete Vergleich wird nicht einfach und wird erst über längere Zeit 
Erkenntnisse bringen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Na was da "besser" sein soll, die Leistung morgens bis 7 Uhr liegt bei 
wenigen Watt, 6:00..6:05 waren es heute etwa 4W.

Ansonsten, ich kann das Monitoring jetzt eine Weile laufen lassen, mal 
sehen wie gut MySQL mit sehr großen Tabellen klarkommt. Wenn ich da 
irgendwann an Grenzen stoße, dann muss ich mir Gedanken machen, wie ich 
ältere Teile der Daten in ein Archiv auslagere, so daß man mit PHP 
trotzdem noch drankommt. Evtl. ganze Wochen oder Monate in Dateien 
speichern und aus der Datenbank löschen. Ein Tag sind etwa 3,1Mb an 
Daten, über 50 Jahre Produktlebensdauer 56,6Gb ... das lässt sich schon 
mit heutigen Mitteln sehr lange durchhalten.

von David (daddy2024)


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Ben B. schrieb:
>>Also laufe
>>einen Schritt in eine Richtung und messe die Leistung, wenn Leistung
>>geringer als vorher, dann wechsle die Laufrichtung.

Du änderst hierbei also die PWM (Frequenz, Tastverhältnis) ? Oder wie 
führst du technisch das MPP Tracking ("das Laufen") aus ?

: Bearbeitet durch User
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