Forum: HF, Funk und Felder Skineffekt 20A bei 5kHz


von Christian M. (likeme)


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Kann mir jemand erklären oder gar bestätigen das, wenn ich eine 
Einzelader mit 2,5mm² für eine Übertragung von 20A mit 5kHz verwende, 
effektiv nur noch 938µm des Leiters zu Verfügung stehen? Um wieviel 
vergrößert sich da der Leitungswiderstand? Die Formel ist zu hoch für 
mich.

https://de.wikipedia.org/wiki/Skin-Effekt

: Bearbeitet durch User
von Christian M. (christian_m280)


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Christian M. schrieb:
> 2,5mm² für eine Übertragung von 20A mit 5kHz verwende, effektiv nur noch
> 938µm

Also immer noch der ganze Querschnitt! Wo ist das Problem?

Gruss Chregu

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Es gibt zum Skin-Effekt auch einen Online-Rechner. Der spuckt Dir das 
aus.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Der spuckt Dir auch den effektiven Widerstand aus:

https://voltage-disturbance.com/engineering-calculators/skin-effect-calculator/

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Suchworte waeren fuer weitere:

skin effect resistance calculator

von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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>  Um wieviel
> vergrößert sich da der Leitungswiderstand? Die Formel ist zu hoch für
> mich.

Da steht was von 37% (der Stromstärke?) bei der Eindringteife, also ca. 
dreifacher Widerstand oder so.

Wie sinnvoll es ist, bei Wechselstrom nur den Ohmschen (Gleichstrom-) 
Widerstand zu betrachten, sei dahingestellt.

von Al (almond)


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Christian M. schrieb:
> Christian M. schrieb:
>> 2,5mm² für eine Übertragung von 20A mit 5kHz verwende, effektiv nur noch
>> 938µm
>
> Also immer noch der ganze Querschnitt! Wo ist das Problem?

Nicht ganz. Die Eindringtiefe nimmt exponentiell  ab. Es ist zwar noch 
der ganze Querschnitt irgendwie beteiligt, aber nicht linear mit dem 
gleichen Widerstand wie außen.

Bradward B. schrieb:
> Wie sinnvoll es ist, bei Wechselstrom nur den Ohmschen (Gleichstrom-)
> Widerstand zu betrachten, sei dahingestellt.

Aus dem oben genannten Grund sinnlos.Selbst bei 50 Hz spielt der 
Skin-Effekt eine Rolle. Bei Überlandleitungen resultiert ein großer 
Anteil der Verluste daher.

: Bearbeitet durch User
von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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> Selbst bei 50 Hz spielt der
> Skin-Effekt eine Rolle. Bei Überlandleitungen resultiert ein großer
> Anteil der Verluste daher.

Das ist ja auch die Begründung für Gleichstrom-Übertragung ab einer 
hohen Entfernung: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Hochspannungs-Gleichstrom-%C3%9Cbertragung

Wobei es wohl Wechstromverluste allgemein und nicht der Skin-Effekt 
allein ist.

von Uwe (neuexxer)


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> Selbst bei 50 Hz spielt der
> Skin-Effekt eine Rolle. Bei Überlandleitungen resultiert ein großer
> Anteil der Verluste daher.

Hier ist der Skin-Effekt nachrangig.
(Zwei- und Vierfachbündel macht man vor allem zur Verminderung der
Korona-Verluste, den Skin-Effekt verringern sie natürlich auch.)

Hingegen verwendet man bei Transformatoren der EVU-Unterverteilung etc.
sehr wohl "HF-Litze"
(d.h. jeweils mehrere parallele, z.B. mit Papier isolierte Drähte).
Die sind dann aber im Eisen eingebettet, was den Stromverdrängungseffekt
krass verstärkt, wg. µ(r).

: Bearbeitet durch User
von Rainer W. (rawi)


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Al schrieb:
> Nicht ganz. Die Eindringtiefe nimmt exponentiell  ab.

Nein.
Die Eindringtiefe ist die Tiefe, in der die Stromdichte auf 1 % der 
Oberflächenstromdichte abgesunken ist.

Damit ist sie etwa um einen Faktor 4,6 (ln(0,01)) größer, als die 
äquivalente Leitschichtdicke. Letztere taucht als Normierungsfaktor im 
Exponenten der e-Funktion auf.

: Bearbeitet durch User
von Al (almond)


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Gut, wenn "Eindringtiefe" ein definierter Term ist, dann nimmt eben die 
Leitschichtdicke exponentiell ab. Zufrieden so?

Am Fakt, dass man den an der Stromleitung effektiv beteiligten 
Leiterquerschnitt nicht als uniform und konstant ansehen darf ändert die 
Terminologie nichts.

: Bearbeitet durch User
von Rainer W. (rawi)


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Al schrieb:
> Gut, wenn "Eindringtiefe" ein definierter Term ist, dann nimmt eben die
> Leitschichtdicke exponentiell ab. Zufrieden so?

Nein, nicht verstanden. Gib einfach einmal "Leitschichtdicke" bzw. 
"Eindringtiefe" in die Suchmaschine deiner Wahl ein.

Die äquivalente Leitschichtdicke ist genauso ein fest definierter Term. 
Sie gibt (unter bestimmten Voraussetzungen) an, in welcher Tiefe die 
Stromdichte auf 1/e der Oberflächenstromdichte abgesunken ist.

Das Einzige, was exponentiell abnimmt, ist die Stromdichte.

: Bearbeitet durch User
von Giovanni (sqrt_minus_eins)


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hier mein Versuch mit FEM (FreeFem++):

* Einzelleiter Cu, 5.6e7S/m, 2.5mm², 20A ergibt sich eine DC Stromdichte 
8e6A/m²
* Berechnung für 50Hz, 5000Hz, 10000Hz


Widerstandserhöhung gegenüber DC
1
50Hz     k = 1.0
2
5000Hz   k = 1.01583
3
10000Hz  k = 1.06103

Stromdichteverteilung in den Bildern.

Anm: Für die bisherigen Berechnungen (U-Profile / proximity) haben die 
Ergebnisse gepasst.

von Bernhard S. (gmb)


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Giovanni schrieb:
> 5000Hz   k = 1.01583

Bist du sicher? Der Wert erscheint mir unplausibel, bei 2.5 mm^2 hast du 
einen Radius von ca. 0.9 mm und eine Skintiefe von ca. 0.9 mm, und da 
ist die Stromdichte auf 1/e abgesunken. Es müsste die 
Widerstandserhöhung größer sein als 1.5 % denke ich.

von Giovanni (sqrt_minus_eins)


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Bernhard S. schrieb:
> Bist du sicher?

Nicht ganz.

1) Aber ich habe meine Rechnung nochmals kontrolliert (Beilage).
Die Kurven in Abb 1.6 passen mit meinen Ergebnissen zusammen

2) https://www.cordial-cables.com/de/skineffekt  Hier steht: "Allerdings 
hat der Skineffekt im analogen Audiobereich keine nennenswerte 
Bedeutung, denn er ist abhängig von der Frequenz. Erst ab 50 kHz bei 
einem 0,5mm² Leiter ist dieser Skineffekt überhaupt spürbar. Der 
Widerstand erhöht sich z.B. bei 20 kHz nur um 0,2%, bei 200 kHz um 20%."


Vielleicht mach ich noch eine Kurve Stromdichte(Radius).

von Bernhard S. (gmb)


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Ich verstehe Abbildung 1.6 b in deinem angehängten PDF nicht, wie kann 
denn R_AC / R_DC kleiner als 1 (0.5 sogar) sein bei f=0? Man würde doch 
erwarten dass der Graph bei 1 beginnt.

von Giovanni (sqrt_minus_eins)


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Bernhard S. schrieb:
> Ich verstehe Abbildung 1.6 b in deinem angehängten PDF nicht, wie kann
> denn R_AC / R_DC kleiner als 1 (0.5 sogar) sein bei f=0? Man würde doch
> erwarten dass der Graph bei 1 beginnt.

Ist verwirrend. Der Autor bezieht sich auf den Scheitelwert von einem 
Sinus  (Formel 1.8).
Ich habe für den Vergleich Abb 1.6a genommen (gleiche Form wie 1.6b) mit 
Widerstand R=2mm, L=1m, Cu.

von Giovanni (sqrt_minus_eins)


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Giovanni schrieb:
> Vielleicht mach ich noch eine Kurve Stromdichte(Radius).

erledigt.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)



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Zur Widerstandsänderung DC zu AC siehe Dateianhang. Das paßt auch zu den 
Ergebnissen der anderen Postenden.

Quelle:
https://voltage-disturbance.com/engineering-calculators/skin-effect-calculator/
Tabelle AWG zu mm²:
https://www.multicable.com/resources/reference-data/cross-reference-awg-to-mm2/

von Bernhard S. (gmb)


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Hm. Also ich habe mal in Octave/Matlab nachgerechnet. Die Stromdichte 
geht ja mit e^((r-R)/sigma) mit

r: Koordinate vom Mittelpunkt nach außen gehend
R: Leiterradius
sigma: Skintiefe

Wenn ich über die Kreisfläche ein Flächenelement multipliziert mit 
e^((r-Radius)/sigma) integriere:

kappa=5.8e7;
f=5000;
w=2*pi*f;
A=2.5e-6;
R=sqrt(A/pi);
my0=4*pi*1e-7;
sigma=sqrt(2/(w*my0*kappa));

sum=0;
step=1e-7;
for r=0:step:R
sum=sum+e^((r-R)/sigma)*step*2*pi*r;
endfor

Dann komme ich für die Größe A/sum auf 1.3418 also eine Erhöhung des 
Widerstandes um 34%

Ich finde das von der Größenordnung auch viel plausibler bei einer 
Skintiefe etwa so groß wie der Radius.

von Bernhard S. (gmb)


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Giovanni schrieb:
> erledigt.

Warum geht die Stromdichte bei 20 kHz in fast 2-facher Skintiefe nur auf 
ca. 7/12 zurück und nicht auf 1/e^2 = 0.135 ? Wenn das korrekt ist, dann 
habe ich ein Verständnisproblem ...

von Bernhard S. (gmb)


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Dieter D. schrieb:
> Zur Widerstandsänderung DC zu AC siehe Dateianhang.

Ehrlich gesagt traue ich den Online Kalkulatoren zum Skineffekt nur so 
weit wie ich sie werfen kann (gar nicht), viele kennen nur den 
Hochfrequenzfall mit sehr geringer Skintiefe in Relation zum 
Drahtdurchmesser. Der Hinweis unten rechts in deinem Screenshot 
bestätigt das.

von Giovanni (sqrt_minus_eins)


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Bernhard S. schrieb:
> Hm. Also ich habe mal in Octave/Matlab nachgerechnet. Die Stromdichte
> geht ja mit e^((r-R)/sigma) mit

Ich denke so einfach ist es nicht.

hier ein Teil aus FEM:
1
real sigma = 56e6;     // S/m
2
real frequency = 5e3;    // Hz
3
real omega = frequency * 2*pi;
4
real Strom = 20.0;     // A
5
real mu0inv= 1.0/ (4.0e-7*pi);
6
real Kappa = sigma*omega;
7
real delta = sqrt(2.0/(4e-7*pi*omega*sigma));
8
...
9
10
solve FEM....
11
12
Js = - kappa*u*1i + Ec1*sigma;

Die Stromdichte ist die SUMME des 5kHz Stromes PLUS die Wirbelströme. 
EC1 ist dabei die el. Feldstärke, die den Strom treibt.

Integriert man Js über die Fläche dann erhält man den Gesamtstrom (bzw. 
die Normierung).

Widerstand ist dann anders!
Hier geht es um den Vergleich der Verluste, und die sind proportional 
Js².

Das mit exp(...) Verlauf ist klar. Nur wie große ist die Stromdichte am 
Rand?


PS: octave hat auch Funktionen für Integration: 
https://docs.octave.org/v10.2.0/Numerical-Integration.html

von Bernhard S. (gmb)


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Giovanni schrieb:
> Das mit exp(...) Verlauf ist klar. Nur wie große ist die Stromdichte am
> Rand?

Das ist in meiner Denkweise egal, ich normiere den Strom am Rand auf 1 
(da wird die Fläche voll genutzt) und integriere dann sämtliche andere 
Fläche multipliziert mit der relativen Stromdichte dazu.

Wo und in welche Richtung fließen bei dir Wirbelströme?

von Giovanni (sqrt_minus_eins)


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Bernhard S. schrieb:
> Wo und in welche Richtung fließen bei dir Wirbelströme?

Im Kreis. Genau das ist das "Problem". In der Mitte gegen den Strom, 
außen mit dem Strom. D.h der Strom wird nach außen gedrängt.

Eine Widerstandserhöhung NUR mit Eindringtiefe zu berechnen ist eher 
schwierig.

von Bernhard S. (gmb)


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Giovanni schrieb:
> Im Kreis. Genau das ist das "Problem". In der Mitte gegen den Strom,
> außen mit dem Strom. D.h der Strom wird nach außen gedrängt.

OK aber der Gedanke startet mit einer homogenen Stromdichte, überlagert 
man die Wirbelströme vektoriell ergibt sich der Verlauf der Stromdichte 
nach e-Funktion, so dass man die Wirkung des Effekts alleine mit der 
Eindringtiefe berechnen kann, so denke ich.

von Uwe (neuexxer)


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> ...ergibt sich der Verlauf der Stromdichte
> nach e-Funktion ...

Lt. meinem Grundlagenbuch für E-Technik handelt es sich hier um
Besselfunktionen, also nix mit einfacher Mathematik.

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