Forum: Offtopic Was sind die heißesten Flüssigkeiten, die mit Pumpen bewegt werden?


von Dirk (dirki)


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Hallo,

was sind die heißesten Flüssigkeiten, die mit Pumpen bewegt werden 
können und wie sind solche Pumpen aufgebaut?

von Clara (clara)


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Diese?

von Harald W. (wilhelms)


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Dirk schrieb:

> was sind die heißesten Flüssigkeiten, die mit Pumpen bewegt werden
> können

Lötzinn?

von Dergute W. (derguteweka)


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Dirk schrieb:
> Hallo,
>
> was sind die heißesten Flüssigkeiten, die mit Pumpen bewegt werden
> können und wie sind solche Pumpen aufgebaut?

NaK als Kuehlmittel in Brutreaktoren?
Kreiselpumpen (Obacht, nicht mit Tetralin betreiben) bzw. 
elektromagnetische Pumpen (gut, wenn man Wirbelstroeme in der 
Fluessigkeit induzieren kann).

Gruss
WK

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Schamottschaufelradpumpe.

von Thomas S. (thommi)


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Flüssigsalz in einem Solarturmkraftwerk?

https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenw%C3%A4rmekraftwerk#Solarturmkraftwerke

Wird wahrscheinlich auch nur eine Kreiselpumpe sein.

von Stefan M. (derwisch)


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Dirk schrieb:
> Hallo,
>
> was sind die heißesten Flüssigkeiten, die mit Pumpen bewegt werden
> können und wie sind solche Pumpen aufgebaut?

Das ist eine zu allgemeine Frage.
Wahrscheinlich kann man auch geschmolzenen Stahl oder Lava irgendwie 
Pumpen.
Etwas eingrenzen solltest Du die Frage schon.
Eine Pumpe für heißes Öl sieht sicher anders aus als eine für flüssigen 
Stahl.

von Carypt C. (carypt)


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in Atomreaktoren wird Kalium gepumpt, und Glasformpressen gibt es.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Einige Metalle wie Aluminium (~700°C) werden beim Recycling bzw. 
Aufbereitung zwischen mehreren Behältern umgepumpt. Mit Stahl ginge das 
wahrscheinlich auch noch wenn man die Pumpe irgendwie kühlt, so daß sich 
aber auch keine Ablagerungen in der Pumpe bilden, das gepumpte Material 
darf an den Wänden der Pumpe nicht erstarren.

In manchen Atomreaktoren (vor allem Brutreaktoren) werden Metalle wie 
Natrium zur Kühlung eingesetzt und durch den Primärkühlkreislauf 
gepumpt. Das ist aber nicht so viel schwerer, als Wasser zu pumpen, vor 
allem wenn man getauchte Pumpen einsetzen kann, die keine 
Wellendichtringe brauchen.

von Michael B. (laberkopp)


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Dirk schrieb:
> Hallo,
> was sind die heißesten Flüssigkeiten, die mit Pumpen bewegt werden
> können und wie sind solche Pumpen aufgebaut?

https://www.google.com/amp/s/phys.org/news/2017-10-ceramic-molten-metal-degrees-celsius.amp

von Dirk (dirki)


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Danke für die Antworten!

Ich habe neulich eine Pumpe gesehen, die über Magnetkopplung 
Flüssigkeiten bis 300°C pumpen kann. Da hatte ich überlegt, dass Magnete 
ab einer bestimmten Temperatur nicht mehr magnetisch sind und das hat 
mich dann interessiert mit welcher Technik man wie hoch gehen kann bei 
sehr heißen Flüssigkeiten.

Dergute W. schrieb:
> NaK als Kuehlmittel in Brutreaktoren?
> Kreiselpumpen (Obacht, nicht mit Tetralin betreiben) bzw.
> elektromagnetische Pumpen (gut, wenn man Wirbelstroeme in der
> Fluessigkeit induzieren kann).

Wie funktioniert das. Geht das, weil NaK geschmolzen ein Elektrolyt ist?
Dann darf die Pumpe wohl nur so heiß werden, bis das Kupfer in den 
Wicklungen noch nicht schmilzt?



Ben B. schrieb:
> In manchen Atomreaktoren (vor allem Brutreaktoren) werden Metalle wie
> Natrium zur Kühlung eingesetzt und durch den Primärkühlkreislauf
> gepumpt. Das ist aber nicht so viel schwerer, als Wasser zu pumpen, vor
> allem wenn man getauchte Pumpen einsetzen kann, die keine
> Wellendichtringe brauchen.

Wie ist das gemeint (also das mit den getauchten Pumpen ohne 
Wellendichtungen)?



Ben B. schrieb:
> Mit Stahl ginge das
> wahrscheinlich auch noch wenn man die Pumpe irgendwie kühlt, so daß sich
> aber auch keine Ablagerungen in der Pumpe bilden, das gepumpte Material
> darf an den Wänden der Pumpe nicht erstarren.

Das ist dann wirklich seeehr heiß



Dergute W. schrieb:
> elektromagnetische Pumpen (gut, wenn man Wirbelstroeme in der
> Fluessigkeit induzieren kann).

Hat nichts mit Hitze zu tun, aber geht so etwas auch mit kaltem 
Seewasser? Das ist ja auch ein Elektrolyt, glaube ich.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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NaK ist eine eutektische Legierung aus Natrium und Kalium, heißt der 
Schmelzpunkt ist tiefer als die Schmelzpunkte beider Stoffe einzeln 
(viele der erhältlichen NaK-Mischungen sind bei Raumtemperatur flüssig). 
In Kernreaktoren wurde NaK aber nur in Forschungsreaktoren oder in 
frühen Satelliten (RORSAT) eingesetzt, natriumgekühlte 
Leistungsreaktoren (Brutreaktoren) arbeiten alle mit reinem Natrium. Die 
Russen haben einmal mit einer Blei-Wismut-Legierung in den Reaktoren 
ihrer Alpha-U-Boote (Projekt 705, Jagd-U-Boot-Klasse) 
herumexperimentiert, hatten damit aber reichlich Probleme. Heutige 
Schiffsreaktoren sind alles Druckwasserreaktoren, bei den Amis wie bei 
den Russen.

Der Vorteil bei natriumgekühlten Reaktoren ist, daß der Kühlkreislauf 
des Reaktors komplett drucklos arbeiten kann (Druck entsteht erst in den 
Dampferzeugern auf der nicht-nuklearen Seite des Kraftwerks). Die Russen 
schrauben an Reaktoren herum, die aktuell 600/800MW liefern (BN-Reaktor) 
und ohne Containment auskommen, zukünftig 1200MW liefern sollen. Die 
Franzosen hatten vor 40 Jahren bereits einen natriumgekühlten 
1240MW-Brutreaktor in Creys-Malville am Netz, aber wegen massiven 
Problemen mit dem flüssigen Natrium schnell wieder stillgelegt. Es kommt 
in diesen großen Anlagen immer wieder zu Austritten davon (sowohl die 
Franzosen wie auch die Russen hatten/haben immer wieder große Probleme 
damit) und Natrium hat den extremen Nachteil, sofort und sehr heftig mit 
Wasser und Luftfeuchtigkeit zu reagieren. Da möchte man besser nicht den 
kleinsten Schaden am Dampferzeuger haben, sonst die halbe Anlage Asche 
wenn man Pech hat. Die Franzosen hatten auch einen deutlich 
erfolgreicheren natriumgekühlten Brutreaktor mit 240MW am Netz (Phenix), 
aber dieser wurde auch vor bereits 15 Jahren stillgelegt. Selbst die 
Atomkraft-verliebten Franzosen scheinen dieser Technik keine große 
Zukunft zuzumessen.

Wasser mittels Strom in einem Magnetfeld zu bewegen, funktioniert und 
wird magnethydrodynamischer Antrieb genannt. Allerdings lassen die 
erreichbaren Leistungsdaten wohl stark zu wünschen übrig, kein U-Boot 
der Welt verwendet sowas tatsächlich.

Was die Temperatur angeht, der Motor braucht nicht direkt an der Pumpe 
zu sitzen, die Welle zwischen Pumpe und Motor kann nahezu beliebig lang 
sein. Deswegen kann man Tauchpumpen bauen, die komplett in der zu 
pumpenden Flüssigkeit hängen, der Motor (der die Welle antreibt) 
befindet sich außerhalb, kann sich auch außerhalb eines Druckbehälters 
usw. befinden. Die Pumpe in der heißen Flüssigkeit kann daher sehr 
einfach ausgeführt sein, z.B. braucht man die Welle nicht besonders gut 
abzudichten. Es ist einfach egal, ob da kleine Mengen der geförderten 
Flüssigkeit an einer Wellendurchführung aus dem Gehäuse austreten oder 
nicht, wenn das Pumpengehäuse komplett in dieser Flüssigkeit eingetaucht 
ist. Die Umwälzpumpen von Siedewasserreaktoren beispielsweise arbeiten 
mit zwei Stufen. Die erste Stufe sind motorbetriebene Kreiselpumpen 
außerhalb des Reaktordruckgefäßes, die zweite Stufe sind 
Venturi-Strahlpumpen, die komplett antriebslos im Reaktordruckgefäß 
verbaut sind und mit dem gepumpten Wasser der ersten Stufe arbeiten.

: Bearbeitet durch User
von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Dirk.

Dirk schrieb:

> was sind die heißesten Flüssigkeiten, die mit Pumpen bewegt werden
> können und wie sind solche Pumpen aufgebaut?

Betrachte den Metalldruckguss, wobei eine Metallschmelze per 
Druckstempel, Inertgaskissen (beides könnte man als Sonderformen einer 
Kolbenpumpe auffassen) oder einer Schnecke in eine Gießform gedrückt 
wird.
Schmelztemperatur von Aluminium, einem beliebten Material für Druckguss, 
über 650°C.

Mit freundlichem Gruß:
Bernd Wiebus alias dl1eic

: Bearbeitet durch User
von Jens M. (schuchkleisser)


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Dirk schrieb:
> Ich habe neulich eine Pumpe gesehen, die über Magnetkopplung
> Flüssigkeiten bis 300°C pumpen kann.

Ich habe täglich mit einer Lötwelle und einer Selektivlötmaschine zu 
tun, die Lötzinn (fast rein Sn) bei 270-285°C bewegen.

Die Welle hat eine klassische Kreiselpumpe, Pumpenkörper und Propeller 
sind wie emailliert beschichtet, die Rotorwelle steht senkrecht und ist 
so lang, das der Motor "kalt" ist, so 50° hat er aber trotzdem. Geht 
seit über 15 Jahren problemlos.
Die Emaillebeschichtung verhindert, das sich das Pumpenmetall im Zinn 
löst, und die Pumpe ist relativ offen (man kann den Propeller nach oben 
rausnehmen, d.h. die Pumpe wird von der Wellenseite angeströmt), aber 
durch die hohe Dichte des Metalls geht das dennoch.
Förderhöhe etwa 15cm über Oberfläche, mit imposanter Menge, da werden 
sicherlich 2-3kg Lot pro Sekunde bewegt.

Die Selektivlöte hat eine magnetische Pumpe, die ohne bewegte Teile und 
Zinnberührung auskommt.
Der Schmelztiegel hat einen etwa 30cm tiefen Schacht, um den die Spulen 
angeordnet sind. Darin steht ein Steigrohr, das seitlich und unten 
Abstandshalter hat.
Die Pumpe drückt das Lot nach unten (!), rein durch magnetische Wirkung 
(Induktion), der unten entstehende Druck sorgt dafür dass das Lot im 
Steigrohr nach oben steigt und dort über die Düse ausläuft, unter die 
Leiterplatte.
Spritzhöhe sind locker 10cm über Oberfläche, aber die Pumpe hat eine 
interessante Eigenschaft: Obwohl Spulen und Heizkörper abwechselnd den 
Schacht umgeben und die Heizung den Schacht und den darüber liegenden 
Vorrats/Auffangbehälter auf konstante 285° aufheizen, muss die Pumpe 
warmlaufen.
Wenn man "kalt" anfängt, sprudelt es ziemlich hoch raus, dann binnen 
Minuten sinkt trotz gleicher Pumpleistung der Strahl bis zur 
Oberflächengleichheit ab. Die Punpe muss regelmäßig weiter aufgedreht 
werden um weiterhin sichtbar zu fördern.
Es ist ein Linearmotorantriebsteil verbaut, also letztendlich ein 
Drehfeldgenerator, dieser wird digital angesteuert und muss ca. 10-15% 
mehr Steuersignal bekommen um im heißen Zustand die selbe Förderhöhe zu 
erreichen.
Und nein, auch wenn man das Material vor Arbeitsbeginn manuell 
durchrührt ändert sich dieses Verhalten nicht, es liegt nicht an einer 
thermischen Schichtung im Lot, oder der Schachttemperatur (die dürfte 
sich dann auch anpassen vermute ich).

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