Forum: Ausbildung, Studium & Beruf gesetzliche Rente doch nicht so schlecht


von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Hallo,

man hört und liest es immer wieder: "Wir werden einmal keine gesetzliche 
Rente bekommen, auch wenn wir 40 Jahre in die Rentenkasse einzahlen.", 
"Ohne private Vorsorge droht Altersarmut."

Allerdings steigt der Betrag auf meinem Rentenbescheid ca. 3-4% pro Jahr 
im Durchschnitt.

Ist die gesetzliche Rente doch nicht so viel schlechter als private 
Vorsorge?

: Gesperrt durch Moderator
von Michael B. (laberkopp)


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Stefan H. schrieb:
> Ist die gesetzliche Rente doch nicht so viel schlechter als private
> Vorsorge?

Gesetzliche Rente sichert nur Rentenansprucgspunkte, sie muss kein Geld 
retten.

Sie soll dir ermöglichen, im Alter knapp die Hälfte von dem zu bekommen 
was ein in ähnlichem Job arbeitender in dieser Zukunft bekommt.

Egal wie Inflation und Währungsentwicklung laufen.

Das hat schon 2 Kriege und Währungsreformen überstanden, während private 
Ersparnisse dabei oft pulverisiert wurden.

Von Riester und Rührup wurden nur die Versicherungskonzerne reich, bei 
Börsenspekulationen verliert der Privatanleger immer gegen die 
institutionellen Anleger.

Was funktioniert ist ein Eigenheim, abbezahlt vor Renteneintritt, das 
nicht nur günstiges Leben sichert, sondern auch verkauft werden könnte 
um dann in ein Seniorenheim umzuziehen.

Festverzinsliche Anlagen bringen immer weniger als die Inflation, weil 
der Staat zulangt.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Stefan H. schrieb:
> Allerdings steigt der Betrag auf meinem Rentenbescheid ca. 3-4% pro Jahr
> im Durchschnitt.

wie groß ist denn der Zuwachs an Rentenpunkten pro Jahr?

von Joachim B. (jar)


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Michael B. schrieb:
> Festverzinsliche Anlagen bringen immer weniger als die Inflation, weil
> der Staat zulangt.

der Staat langt immer zu auch bei Renten und  wer meint Aktien oder 
Fonds sind sicher hat noch nie Delisting oder Überzeichnung erlebt.

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Stefan H. schrieb:
> Allerdings steigt der Betrag auf meinem Rentenbescheid ca. 3-4% pro Jahr
> im Durchschnitt.
Wenn die prognostizierte Rente gleich bleibt, weil man gleich = langsam 
mit der Inflation einzahlt, dann ist das nur logisch. Allerdings 
verdienen die Meisten im Alter mehr, zahlen mehr ein und müssten daher 
überproprotional wachsen. Das ist nicht der Fall. Ich sehe ja selber wie 
das "wächst", weil ich mal Angesteller war und was eingezahlt habe.

> Ist die gesetzliche Rente doch nicht so viel schlechter als private
> Vorsorge?
Kommt drauf an, wie du vorsorgst. Mit einer klassischen PRV sieht es 
ähnlich aus. Bei Rürupp kann man sparen, wenn man dann viel einzahlt, 
wenn man gut verdient und es gut absetzen kann. Allerdings: Wenn man 
gesundheitlich nicht so drauf ist, daß man älter wird, als der 
Durchschnitt, geht das nach hinten los. Dann ist es besser, man legt 
Geld zur Seite, denn 3% kriegt man da auch.

Der Hammer ist aber nun - und das taucht in Deiner Betrachtung nicht auf 
- daß die jetzigen Generationen länger arbeiten und daher 2 Jahre mehr 
einzahlen, um dann 2 Jahre weniger zu bekommen. Die 2 wirken sich also 
doppelt aus. Im Fussball heißt das "6-Punkte-Spiel":

Der Korrekturfaktor für einen, der mit 26 einzahlt und 82 wird, ist 
damit : Auszahlung neu/alt / Einzahlung neu/alt -> (82-67)/(82-65) * 
(65-26)/(67-26) ->  15/17 * 39/41 -> 0,84. Heißt 16% weniger Rente. 
Durch diese Treppe *) kommt es zu einer massiven Rentenabsenkung. Da ist 
es natürlich einfach, die Rentenpunkte und Bewertung scheinbar zu 
halten, weil viel mehr Einzahler da sind und weniger Bezieher.

Interessant ist, daß viele Ingenieure und Informatiker das nicht selber 
sehen und immer noch in der GRV sind.

*) Diese Treppe gibt es bei einer reinen Kapitalbildung nicht.

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Ach so - gerade wird ja wieder diskutiert, daß man bis 70 arbeiten soll. 
Wer jetzt durch Bachelei schon mit 24 anfängt und wenigstens 82 wird, 
der hat durch die Treppe nur noch 63% der Rente von dem, was heutige 
80-jährige haben. Um genausoviel ausgezahlt zu bekommen, muss er 55% 
länger Rente bekommen. Also statt (82-65) = jetzt 17 Jahre dann 26 
Jahre. Er muss dann 26+70 = 96 werden. Daß das nicht aufgeht, sollte 
jedem klar sein. Man kann höchstens auf einen Schnitt von 84-86 hoffen 
und dann 2-4 Jahre mehr, wenn man gesund ist. Es kann sein, dass es bis 
dahin ein paar Rentenerhöhungen gibt, die über die Inflation liegen, 
weil das Lebensalter der Menschen ein wenig am stagnieren ist: Weil die 
Leute immer fauler werden, weniger Rad fahren, Übergewicht haben und vor 
allem - anders als die Kriegsgeneration - schon in der Jugend schön viel 
Fleisch futtern, werden die Leute nicht mehr so alt. Viele Frauen, die 
den Krieg überlebt haben und spartanisch lebten, haben den Schnitt nach 
oben gezogen und sterben nun so langsam weg. Die Jugend fährt E-Roller 
und raucht sich die Birne voll, nimmt zuviele Zucker- und Brausedrinks 
zu sich. Das macht die Leber und Niere nicht so lange.
Hinzu kommt das Mikroplastik und die Nanopartikel, sowie das schlechter 
werdende Trinkwasser, die Schwermetalle in den Fischen und noch so 
einige andere Sachen.

Ich würde für die heute 30 jährigen keine 85 ansetzen, eher nur 80 
Tendenz rükläufig.

von Frank O. (frank_o)


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J. S. schrieb:
> Ich würde für die heute 30 jährigen keine 85 ansetzen, eher nur 80
> Tendenz rükläufig.

Vor ungefähr 30 Jahren war die Lebenserwartung für Männer 82 Jahre und 
für Frauen 84 Jahre. Aktuell ist sie für Männer nur noch 78,9 Jahre und 
für Frauen immerhin noch 83,5 Jahre.
Also machen wir da schon etwas falsch.

Ich wundere mich immer wieder wieso in der ganzen Rentendiskussion die 
Wiedervereinigung fehlt.
Nicht falsch verstehen was ich jetzt schreibe, denn selbstverständlich 
haben die Leute aus dem Osten vernünftige Renten zu erwarten, aber die 
wurden damals nie eingepreist. Statt Teile des Solis dafür zu verwenden.
Erst danach fing es an, dass die Renten nicht sicher sind.
Da werden hunderttausende auf einmal aus der selben Kasse bedient, die 
nichts in diese Kasse einbezahlt haben. Niemand benennt das öffentlich.

von Christian B. (luckyfu)


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Michael B. schrieb:
> sondern auch verkauft werden könnte
> um dann in ein Seniorenheim umzuziehen.

das ist aber der denkbar schlechteste Zeitpunkt. Also wenn, dann sollte 
man noch eine fette Reise mit dem Geld machen und danach ins Pflegeheim 
umziehen... Andererseits trifft das ja eh nur die, die keine Kinder 
haben, welche Erben könnten (oder die Bude ist so abgewrackt, dass Diese 
das Erbe lieber ausschlagen als antreten)

J. S. schrieb:
> Allerdings
> verdienen die Meisten im Alter mehr, zahlen mehr ein und müssten daher
> überproprotional wachsen. Das ist nicht der Fall. Ich sehe ja selber wie
> das "wächst", weil ich mal Angesteller war und was eingezahlt habe.

Hmm, also wenn du jetzt nicht überproportional einzahlst, wieso sollte 
deine erwartbare Rente dann überproportional steigen? Wenn du nichts 
mehr einzahlst, sinkt sie sogar, denn die Bescheide gehen ja davon aus, 
dass man die aktuellen Zahlungen fortsetzt. Also musst du mindestens den 
Betrag, der im Angestelltenverhältnis eingezahlt wurde, monatlich 
einzahlen um dann am Ende auch das herauszubekommen, was auf dem 
bescheid steht oder hab ich hier etwas am System falsch verstanden?

J. S. schrieb:
> Der Hammer ist aber nun - und das taucht in Deiner Betrachtung nicht auf
> - daß die jetzigen Generationen länger arbeiten und daher 2 Jahre mehr
> einzahlen, um dann 2 Jahre weniger zu bekommen.

Auch falsch, denn die jüngeren Generationen werden auch älter als die 
vorherigen...

J. S. schrieb:
> Da ist
> es natürlich einfach, die Rentenpunkte und Bewertung scheinbar zu
> halten, weil viel mehr Einzahler da sind und weniger Bezieher.

Schau dir mal die Alterspyramide an und dann überlege, ob deine Aussage 
noch stimmt und wie das in 10 -20 Jahren aussieht... Kleiner Tipp: was 
vor 15 Jahren ein Fetter, wohlgenährter Bauch war, wird langsam aber 
sicher zu einem Wasserkopf an einem sonst eher unterernährtem Leib.

Frank O. schrieb:
> Niemand benennt das öffentlich.

Weil es durch ist. Die allermeisten haben mittlerweile auch schon 35 
Jahre eingezahlt. Dein Ost bashing kommt also zu spät. 30 Jahre zu spät 
um genau zu sein. Denn die, die 1990 schon Rentner waren und jetzt noch 
leben, dürften nur eine Handvoll sein. Und übrigens auch im Osten wurde 
der Soli abgezogen vom Gehalt.

Frank O. schrieb:
> Vor ungefähr 30 Jahren war die Lebenserwartung für Männer 82 Jahre und
> für Frauen 84 Jahre. Aktuell ist sie für Männer nur noch 78,9 Jahre und
> für Frauen immerhin noch 83,5 Jahre.
> Also machen wir da schon etwas falsch.

Das scheint aber nur in deiner Welt so... In der realen, belegbaren Welt 
sieht das anders aus:
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/sterbetafel.html

: Bearbeitet durch User
von Frank O. (frank_o)


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Christian B. schrieb:
> Dein Ost bashing

Ich habe doch extra dabei geschrieben "Nicht falsch verstehen".
Auch wenn die meisten jetzt einzahlen, die Kohle ist trotzdem weg und 
das war nicht wenig.

Mein Bericht von vor über 30 Jahren war ein Nachrichtenbbeitrag, den ich 
zufällig gehört hatte. Da wurde das so gesagt: Männer 82 und Frauen 84 
Jahre.

: Bearbeitet durch User
von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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> Ich wundere mich immer wieder wieso in der ganzen Rentendiskussion die
> Wiedervereinigung fehlt.
> Nicht falsch verstehen was ich jetzt schreibe, denn selbstverständlich
> haben die Leute aus dem Osten vernünftige Renten zu erwarten, aber die
> wurden damals nie eingepreist. Statt Teile des Solis dafür zu verwenden.
> Erst danach fing es an, dass die Renten nicht sicher sind.
> Da werden hunderttausende auf einmal aus der selben Kasse bedient, die
> nichts in diese Kasse einbezahlt haben.

Nicht Hunderttausend sondern Millionen, hinzu kommt der besonders hohe 
Anteil von Alten im Osten.

> Niemand benennt das öffentlich.
Doch schon, auch im Osten insbesonders von der Generation die die 
"Pflegelast" zu tragen hat (nicht nur über die Steuer).

Und ein Ende des Länderfinanzausgleichs ist nicht abzusehen...

: Bearbeitet durch User
von Jörg K. (joergk)


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Bitte bei der ganzen Rentendiskussion eines nicht falsch verstehen:
Auch wenn es umgangssprachlich so genannt wird, keiner "zahlt in seine 
Rente ein". Meine Rentenbeiträge gehen an die Generation meiner Eltern, 
von meinen Beiträgen ist zum Zeitpunkt meines Renteneintritts nichts 
mehr da. Meine Rente wird durch die Rentenbeiträge meiner Kinder bezahlt 
werden.
Nennt sich "Generationenvertrag".
Die demografische Entwicklung hin zu weinger Jungen und mehr Alten 
stellt für dieses System ein Problem dar. Das hat nichts mit "die haben 
nie eingezahlt" zu tun.

Jörg

von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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>  Das hat nichts mit "die haben
> nie eingezahlt" zu tun.

Bei per Kapitalertrags finanzierten Renten wie bspw. in der Schweiz, 
schon.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (dachs)


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Christian B. schrieb:
> Frank O. schrieb:
>> Niemand benennt das öffentlich.
>
> Weil es durch ist. Die allermeisten haben mittlerweile auch schon 35
> Jahre eingezahlt. Dein Ost bashing kommt also zu spät. 30 Jahre zu spät
> um genau zu sein. Denn die, die 1990 schon Rentner waren und jetzt noch
> leben, dürften nur eine Handvoll sein. Und übrigens auch im Osten wurde
> der Soli abgezogen vom Gehalt.

Das zeigt sehr schön, dass beide nicht wissen, wie die GRV funktioniert.

Heutige Renten werden durch heutige Beiträge finanziert, nicht durch 
Geld, das irgendwann mal eingezahlt wurde.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Matthias S. schrieb:
> Heutige Renten werden durch heutige Beiträge finanziert, nicht durch
> Geld, das irgendwann mal eingezahlt wurde.

Und die Ost-Renten der letzten 35 Jahre sind natürlich genauso auch mit 
durch die Leute im Osten finanziert worden, die während dieser 35 Jahre 
gearbeitet haben – genauso wie von denen, die von dort westwärts gezogen 
sind und auf diese Weise zur gezeigten Altersstatistik beigetragen 
haben.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Stefan H. schrieb:
> Ist die gesetzliche Rente doch nicht so viel schlechter als private
> Vorsorge?

Jawohl, genauso isses. Und als Ergaenzung und private Vorsorge musst du 
dir unbedingt noch ein paar Kapitallebensversicherungen zulegen...

scnr,
WK

Beitrag #7931529 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Michael B. (laberkopp)


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Frank O. schrieb:
> nichts in diese Kasse einbezahlt haben

Ob irgendwann auch der letzte Trottel verstehen wird, dass es beim 
Umlageverfahren keine Kasse gibt in die einbezahlt wird ?

Offenbar nein, mit Ausländern haben wir derzeit ja ähnliches Geschwätz.

Bei der Wiedervereinigung kamen einfach x Rentenbezieher zusätzlich und 
gleichzeitig auch y Renteneinzahler dazu. Das ist, wenn man von hoher 
Arbeitslosigkeit absieht, ein Nullsummenspiel.

Zudem lebten damals Ostdeutsche deutlich weniger lang, kosten also 
weniger.

https://www.bib.bund.de/DE/Presse/Mitteilungen/2024/2024-05-22-Deutschland-faellt-bei-Lebenserwartung-in-Westeuropa-weiter-zurueck.html

J. S. schrieb:
> Der Korrekturfaktor für einen, der mit 26 einzahlt und 82 wird, ist
> damit : Auszahlung neu/alt / Einzahlung neu/alt -> (82-67)/(82-65) *
> (65-26)/(67-26) ->  15/17 * 39/41 -> 0,84. Heißt 16% weniger Rente.
> Durch diese Treppe *) kommt es zu einer massiven Rentenabsenkung

Natürlich. Es gibt auch weniger arbeitende Kinder um die Eltern zu 
versorgen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Stefan H. schrieb:
> Ist die gesetzliche Rente doch nicht so viel schlechter als private
> Vorsorge?
An dieser Stelle noch ein kurzer Verweis auf die 
Nutzungsbedingungen:

"Dies ist kein Forum für allgemeine gesellschaftliche und politische 
Diskussionen."

Zumindest für mich hat diese "Rentenfrage" grundlegend nichts mit dem 
"Austausch über Themen aus dem Bereich Elektronik, Informatik, sowie 
Technik und Wissenschaft im weiteren Sinne" zu tun.

von Thomas H. (thomash2)


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Wer in die gesetzliche Rentenkasse einzahlt verliert.
Wer nicht in die gesetzliche Rentenkasse einzahlt verliert ebenfalls - 
und zwar den quersubventionierten Teil.
Wer also nicht in die öffentliche Rentenkasse einzahlen will hat 
eigentlich nur die Wahl in ein Land mit mehr Eigenverantwortung 
abzuwandern.

----
25% der Rente wird aus anderen Steuertöpfen bedient und das wird noch 
mehr werden, also man zahlt dort ein ob man will oder nicht..
----

Demographiebereinigt werden in den nächsten 10 Jahren viele Wohnungen 
auf den Markt kommen, es liegt jetzt wohl an der Regierung wie diese 
Wohnungen aufgefüllt werden, viele davon liegen ja auch im Land 
zerstreut.
Das geht aber auch mit dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen / 
kulturellen Wandel einher (z.B weniger Kirchenanhänger, weniger 
kirchlich geprägte Veranstaltungen, jene welche die alte Kultur noch 
leben werden weiter verschwinden, wirtschaftlicher Umbau, etc).

Ich kenne heute schon Beispiele von Ortschaften wo das öffentliche Leben 
am Land quasi tot ist, außer saufen haben die nichts mehr zu bieten. Vor 
Jahrzehnten hatten diese Ortschaften aber durchaus noch viel mehr zu 
bieten, auch kleinere wirtschaftliche Unternehmen, mehr Eigenprodukte 
die sich heute keiner mehr antut da es sich nicht mehr rechnet (=durch 
Regulierungen und Steuern, Kaufkraftverlust, Inflation unattraktiv 
gemacht wurden).
Andere haben versucht der Situation durch Jugendarbeit, Sportvereine 
entgegenzuwirken - das funktioniert so lange noch genug Junge da sind 
(was im ersten Fall aber nicht mehr gegeben ist, und im zweiten Fall 
auch nicht mehr lange halten wird da dort auch der Nachwuchs fehlt).

Wer in der Elektronikbranche arbeitet wird zwangsweise mit Themen wie 
Rente, Steuern beglückt, also betrifft es ohnehin jeden.

Wo die Reise hingeht weiß niemand, naja irgendwann unter die Erde.

: Bearbeitet durch User
von Uwe (neuexxer)


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An den/die Moderierenden:

Die "Rentenfrage" hat durchaus Bezug zu
"Ausbildung, Studium & Beruf.

---
Als ich um 1975 herum bei der Berufsberatung war, wurde mir glaubhaft 
versichert, dass die Zeiten des Studiums bei der Rentenberechnung
anerkannt würden.
(Auch) deshalb entschied ich mich für das Studium, NICHT für eine Lehre.

Die Studienzeiten waren anfangs auch einigermassen grosszügig im
Rentenversicherungsverlauf berücksichtigt.

Dann kamen H. Kohl (und G. Schröder?) und strichen diesen 'Bonus'
schrittweise zusammen.
Rückwirkend, ohne Bestandsschutz,
meine Berufsentscheidung war ja vorher gefallen!

---

Ein (oft wesentlicher) Bezug zur Politik ist nicht nur hier vorhanden!

: Bearbeitet durch User
von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Ich habe seit meinem 16. Lebensjahr gearbeitet (also mit Lehre). 
Zunächst noch DDR, später ab ca. 1973 die DDR-Zusatzrentenversicherung 
mitgemacht (da über 600 DDR-Mark verdient), dann Wende, freiwillig den 
Job gewechselt und bin 2016 in Rente gegangen. Ist nicht üppig, doch man 
kommt klar.
Heute allerdings will man ja erstmal "sich finden" und pilgert in die 
Mongolei, Bahamas oder sonstwo hin, dann bis 30 Studieren, nochmal ne 
Auszeit, danach Job mit "Work-Live-Balance" oder 4-Tage-Woche... 
Rentenpunkte kommen so nicht zusammen, aber dann wird über Altersarmut 
gemeckert!
Ich war mein ganzes Leben nie arbeitslos..... Irgendwas ging immer, 
leider nicht im erlernten Beruf!

Old-Papa

von Marcel V. (mavin)


Angehängte Dateien:

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Zumindest ist die Rente so sicher wie das Amen in der Kirche.

Die Frage ist nur, wie hoch sie im Einzelfall ausfallen wird, aber auch 
das hat man zum Teil selbst in der Hand. Wenn man 35 Jahre in die 
Rentenversucherung eingezahlt hat, dann kann man schon mit 63 Jahren in 
Rente gehen, allerdings mit 14% Abschlag und wenn man nur 34,5 Jahre 
erreicht hat, dann lohnt es sich evtl. sogar noch, sich für etwa 100 € 
im Monat die restlichen 6 Monate dazuzukaufen!

Wenn man allerdings nicht auf die 14% verzichten möchte, dann muss man 
wohl oder übel bis zum 66,5 (Jahrgang 1963) oder teilweise sogar schon 
bis zum 67. Lebensjahr arbeiten (ab Jahrgang 1969 und darüber).

von Zero V. (Firma: Angestellter/Freelancer) (gnd)


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Old P. schrieb:
> Heute allerdings will man ja erstmal "sich finden" und pilgert in die
> Mongolei, Bahamas oder sonstwo hin, dann bis 30 Studieren, nochmal ne
> Auszeit, danach Job mit "Work-Live-Balance" oder 4-Tage-Woche...
> Rentenpunkte kommen so nicht zusammen, aber dann wird über Altersarmut
> gemeckert!

Wach auf Boomer, wir haben andere Zeiten. Heute entscheidet man sich für 
eine lebenslange Laufbahn, das muss gut überlegt sein. Die Zeiten sind 
vorbei wo man als fachfremder Quereinsteiger überall einsteigen kann. 
Außerdem muss man länger durchhalten bis zur Rente, folglich muss man 
sich seine Gesundheit einteilen um bis 70, 75 oder später durchzuhalten.
Jetzt leg dich wieder hin und nimm deine Blutverdünner, ich arbeite 
währenddessen weiter als Ingenieur ohne Aussicht auf Haus, Rente und mit 
der ständigen Angst dass mein Arbeitgeber und die ganze Branche in 5 
Jahren fort ist.

von Thomas H. (thomash2)


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Old P. schrieb:
> Ich habe seit meinem 16. Lebensjahr gearbeitet (also mit Lehre).
> Zunächst noch DDR, später ab ca. 1973 die DDR-Zusatzrentenversicherung
> mitgemacht (da über 600 DDR-Mark verdient), dann Wende, freiwillig den
> Job gewechselt und bin 2016 in Rente gegangen. Ist nicht üppig, doch man
> kommt klar.
> Heute allerdings will man ja erstmal "sich finden" und pilgert in die
> Mongolei, Bahamas oder sonstwo hin, dann bis 30 Studieren, nochmal ne
> Auszeit, danach Job mit "Work-Live-Balance" oder 4-Tage-Woche...
> Rentenpunkte kommen so nicht zusammen, aber dann wird über Altersarmut
> gemeckert!
> Ich war mein ganzes Leben nie arbeitslos..... Irgendwas ging immer,
> leider nicht im erlernten Beruf!
>
> Old-Papa


Man muss dabei bedenken, dass die Rahmenbedingungen damals ganz andere 
waren als heute.
Wohnraum war in vielen Städten – auch in Berlin – noch deutlich 
günstiger, und die Konkurrenz aus dem Ausland war kaum spürbar. Heute 
sieht die Situation komplett anders aus: Globalisierung, steigende 
Mieten und höhere Lebenshaltungskosten setzen junge Leute ganz anders 
unter Druck.

Aus meiner eigenen Erfahrung erinnert das Leben, wie es in Deutschland 
früher war, heute eher an diverse asiatische Länder: dort gibt es noch 
ein intaktes gesellschaftliches Leben, lebendige Gastronomie und auch in 
manchen Bereichen bessere wirtschaftliche Chancen. Die Probleme mit 
Wohnraum findet man dort allerdings ebenfalls.

Auch die Industrie hat sich stark gewandelt: Während früher viele 
Maschinenkomponenten aus Deutschland kamen und den Wohlstand im Inland 
sicherten, stammen diese Teile heute fast ausschließlich aus Asien – 
Deutschland ist in einigen Bereichen gar nicht mehr vertreten.

Und wenn man sich Gründerpersönlichkeiten wie Nixdorf anschaut, die in 
bescheidenen Verhältnissen ein Imperium aufgebaut haben, dann sieht man: 
Solche Geschichten wären heute in Deutschland wegen der hohen Kosten und 
Hürden sehr schwer zu wiederholen. Die Chancen für Gründer sind im 
Ausland inzwischen oft höher.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Uwe schrieb:
> Die "Rentenfrage" hat durchaus Bezug zu "Ausbildung, Studium & Beruf.
Aber absolut keinen zum eigentlichen Zweck des Forums. Ich kopiere 
behelfsweise dazu mal den allerersten Satz aus den 
Nutzungsbedingungen:

"Der Zweck dieses Forums ist der Austausch über Themen aus dem Bereich 
Elektronik, Informatik, sowie Technik und Wissenschaft im weiteren 
Sinne."

Den Sinn dieser Diskussion kann ich selbst mit größter Vorstellungskraft 
nicht mal als "Wissenschaft im weiteren Sinne" einordnen.

Für mich ist das vollumfänglich eine "allgemeine gesellschaftliche 
Diskussion". Und auch dazu finden sich klare Worte in den 
Nutzungsbedingungen.

> Ein (oft wesentlicher) Bezug zur Politik ist nicht nur hier vorhanden!
Das ist dann nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Mich würde sehr wundern, wenn Andreas als Forumseigner das wesentlich 
anders sehe würde.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Zero V. schrieb:
> Wach auf Boomer, wir haben andere Zeiten. Heute entscheidet man sich für
> eine lebenslange Laufbahn, das muss gut überlegt sein. Die Zeiten sind
> vorbei wo man als fachfremder Quereinsteiger überall einsteigen kann.
> Außerdem muss man länger durchhalten bis zur Rente, folglich muss man
> sich seine Gesundheit einteilen um bis 70, 75 oder später durchzuhalten.
> Jetzt leg dich wieder hin und nimm deine Blutverdünner, ich arbeite
> währenddessen weiter als Ingenieur ohne Aussicht auf Haus, Rente und mit
> der ständigen Angst dass mein Arbeitgeber und die ganze Branche in 5
> Jahren fort ist.

Also Automobilindustrie, die am Verbrenner festhält?

Spaß beiseite, ich stimme Dir zu. Auch ohne Aussicht auf Haus ist in 
vielen Orten das Wohnen unbezahlbar, nicht nur in München. Und wohnen 
auf dem Lande ist mangels ÖPNV und wegen der hohen Unterhaltungskosten 
für einen PKW für viele Leute keine Option. Das Thema Führerscheinkosten 
bis 5.000,00 Euro hatten wir in einem anderen Thread. Und die Wohnungen 
sind selbst hier auf dem Lande knapp und teuer.

Dass der ÖPNV auf dem Lande nicht funktioniert, dürfte an mit 
Geisteskraft nicht bemittelten, dafür mit guten "Diäten" (welch Ironie) 
ausgestatteten Politik-Verantwortlichen liegen, die in Großstadt-Blasen 
leben.

Das Problem ist nicht, dass junge Menschen faul wären (das sind sie 
nicht!!), sondern dass Studenten ihren Lebensunterhalt in Uni-Städten 
schlicht nicht finanzieren können, ohne ihre Ausbildung zu 
vernachlässigen wegen ihrer Nebenjobs. Auszubildenden geht es kaum 
besser, selbst wenn sie noch bei ihren Eltern leben. Denn auch diese 
müssen auf dem Lande einen PKW finanzieren.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Dann lass es uns doch schließen, Lothar. Es wurde alles Wesentliche (und 
vieles Unnütze) geschrieben, das genügt zum Thema.

Ich hatte es an sich als "Ausbildung und Beruf tangierend" eingeschätzt, 
aber wie häufig, driftet es dann eh völlig ab.

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