Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Audiostörungen trotz balanced Kabel


von Christian (dragony)


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Holpriger Titel... naja.

Es geht darum, dass ich via XLR ein Stereo-Audiosignal vom Mischpult zum 
Verstärker leite. Dazu braucht ich zwei XLR Kabel. Funktioniert auch 
sehr gut. Absolut keine Störgeräusche.

Jetzt wollte ich die beiden fetten Kabel loswerden und habe mir deshalb 
einen Adapter 2xXLR auf Ethernet gekauft: 
https://www.delock.de/produkt/88178/merkmale.html

Laut Pinbelegung geht das differentielle erste Audiosignal auf ein 
verdrilltes Paar. Das zweite auf ein anderes Paar. Schild geht auf einen 
Leiter des dritten Paares UND auf das Kabelschild, sofern man ein 
geschirmtes Kabel nimmt.

Jetzt mein Problem:

U/UTP: Deutliche hörbare Störgeräusche in Form von Knistern.
U/FTP: Ebenfalls.
S/FTP: Keine Störgeräusche hörbar.

Bei U/UTP könnte ich es ja noch verstehen, auch wenn ich trotzdem 
überrascht bin. Die differentielle Signalführung sollte meines 
bescheidenen Verständnisses nach sämtliche Störquellen als 
Gleichtaktstörungen durchleiten und die sollten damit eigentlich kein 
Thema sein.... Warum rauscht es trotzdem?

Bei U/FTP wirds noch mysteriöser. Warum rauscht es? Das macht überhaupt 
keinen Sinn. Ich habe sogar das Kabel aufgeschnitten, weil ich wissen 
wollte, ob das wirklich U/FTP ist. Und ja, alle Paare einzeln mit Folie 
geschirmt und laut Ohmmeter auch sauber mit dem Stecker auf beiden 
Seiten verbunden. Kabel ist natürlich jetzt Müll....

S/FTP wie gesagt Null Rauschen. Das S/FTP ist ein Normal-dickes. U/UTP 
und U/FTP waren so Slim-Teile mit AWG 32.

Hat dafür jemand eine Erklärung? Analogprofis vor :)

von Nemopuk (nemopuk)


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Vielleicht ist die Schirmung der Netzwerkkabel weniger gut wirksam 
(dünner und hochohmiger) als bei guten Audio Kabeln.

Ich habe zuhause ungeschirmte Kabel für damals 100 Mbit verlegt. Es hat 
sich herausgestellt, daß sie auch für 1 Mbit taugen.

Aber Audio ist eine andere Hausnummer, wesentlich störempfindlicher.

Christian schrieb:
> verstehen, auch wenn ich trotzdem überrascht bin. Die differentielle
> Signalführung sollte meines bescheidenen Verständnisses nach sämtliche
> Störquellen als Gleichtaktstörungen durchleiten und die sollten damit
> eigentlich kein Thema sein.... Warum rauscht es trotzdem?

Möglicherweise ist die Symmetrie der Signale oder der 
Abschlusswiderstände nicht perfekt. Außerdem kann man das Kabel nicht 
unendlich eng verdrillen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Da solltest du estmal sicherstellen, das sowohl Pult als auch Endstufe 
wirklich echte symmetrische Signale liefern bzw. empfangen.

von Harald K. (kirnbichler)


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Nemopuk schrieb:
> Ich habe zuhause ungeschirmte Kabel für damals 100 Mbit verlegt. Es hat
> sich herausgestellt, daß sie auch für 1 Mbit taugen.

Hmm ...

von Stefan R. (stefan_r_bs)


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Christian schrieb:
> Deutliche hörbare Störgeräusche in Form von Knistern.

Lässt sich das Knistern forcieren, wenn man an den RJ-Steckern wackelt? 
Vielleicht sind's ja gar nicht die Kabel, sondern Qualitätsunterschiede 
bei den Steckern.

von Christian (dragony)


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Nein.

von Christian (dragony)


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Könnte es am AWG liegen? Wobei... jetzt wirds langsam esoterisch..... :(

von Rüdiger B. (rbruns)


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Pinbelegung:
RJ45 zu XLR rot: 4-1 geschirmt, 3-2, 6-3
RJ45 zu XLR weiß: 4-1 geschirmt, 1-2, 2-3
Das sieht aber seltsam aus.
Laut Wikipedia:
Anwendung   Pin 1   Pin 2   Pin 3
Symmetrisch   Schirm/Masse   Signal +   Signal −
Asymmetrisch   Schirm/Masse   Signal   zu Pin 1 gebrückt
Also sollte Pin 2-3 XLR auf jeweils ein Paar Ethernet gehen.

von Christian (dragony)


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Genau das tut es auch. Warum die Ethernetbelegung RJ45->Kabel so 
bescheuert ist, konnte mir bisher niemand sagen.

von Harry L. (mysth)


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Christian schrieb:
> Warum die Ethernetbelegung RJ45->Kabel so
> bescheuert ist, konnte mir bisher niemand sagen.


Weil man zu den ursprünglichen RJ11-Stecken für Telefone, bei denen nur 
die beiden mittleren Pins belegt waren um jeden Preis kompatibel bleiben 
wollte.
Diese beiden Pins sollten wieder auf einem Aderpaar liegen.

Klingt komisch - ist aber so.

von Christian (dragony)


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Danke für die Info! :)

von Stefan R. (stefan_r_bs)


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Christian schrieb:
> Könnte es am AWG liegen? Wobei... jetzt wirds langsam esoterisch..... :(

U/FTP hatte ich noch nie. Sind da die um die Paare gewickelten "F"s 
einfach "schwebend" oder sind sie auch mit den Steckern verbunden wie 
sonst das Schirmgeflecht?

Im letzteren Fall ist es ja echt schwer, einen Unterschied zum 
nicht-rauschenden S/FTP zu auszumachen... außer dem AWG.

Hmm - wo das Kabel jetzt sowieso zerschnippselt ist: mach doch mal den 
Feuerzeugtest, ob es sich um Kupfer handelt oder CC-Alu... (oder -Eisen 
;) - Eisendrähte hatte ich neulich zum ersten mal bei einem 
USB-2.0-Kabel.)

Im Alu-Fall weißt Du zumindest einen Unterschied zwischen den Kabeln. 
Aber warum das dann stärker rauscht, weiß ich nicht. Vielleicht fällt ja 
jemand anderem ein nicht-esoterischer Grund ein...

von Stefan R. (stefan_r_bs)


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Stefan R. schrieb:
> ...oder sind sie auch mit den Steckern verbunden wie
> sonst das Schirmgeflecht?

Christian schrieb:
> und laut Ohmmeter auch sauber mit dem Stecker auf beiden
> Seiten verbunden.

ähmja, überlesen. Vergiss meine Frage...

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