Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik abgestrahlte Störaussendung DC/DC Converter


von Ben (blackstar)


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Hallo!
Wir wollen einen DC/DC Converter in einer stationären Anwendung 
integrieren und haben die abgestrahlte Störaussendung gemessen. Hier die 
Daten:
Eingang: 30..50VDC
Ausgang 24VDC Last sowie 3,3V und 12VDC (Signal)
Alugehäuse
Testbedingungen: 36V Batterieversorgung, 2 Ohm Leistungswiderstand am 
Ausgang.
Ziel: Zertifizierung nach EN 55014

Anbei die Messkurven aus einem EMV-Labor. Die grüne Kurve ist vom 
'ungestörten' Raum. Dann ohne und mit Last. Wir kommen bei verschiedenen 
Frequenzen sehr nah an die Normgrenze.
Wir haben die Ein- und Ausgangsleitungen in Ferritkernen testweise 
durchgeführt und konnten leichte Verbesserungen sehen.
Nun wollen wir Eingang- und Ausgangfilter (Kondensator + Ferrit Beads) 
an den vier Anschlüssen einbauen und jeweils die Auswirkung testen.
Frage 1: ist die Störungskurve unter Null-Last normal (nur Step-down 
Converter für 3,3 und 12V aktiv)?
Frage 2: wie legt man den Filter aus? und welche Werte für die 
Kapazitäten würdet ihr einbauen?
danke vorab!

von Daniel F. (foxi_the_daywalker)


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Hi,

Würth Elektronik hatte mal ein super Webinar dazu, aber leider finde ich 
es nicht mehr.
Auf deren Seite findet man aber noch die Application Note 005 dazu:
https://www.we-online.com/de/support/wissen/application-notes?d=anp005-emv-filter-fur-dcdc-schaltregler

Vielleicht hilft das etwas.

von Wolf17 (wolf17)


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Ben schrieb:
> Wir kommen bei verschiedenen Frequenzen sehr nah an die Normgrenze.
Bis auf den 200MHz Peak sind doch überall >10dB Abstand. Wie gut soll es 
werden?
Im betroffenen Frequenzbereich können sich zwei wertegleiche 
Kondensatoren verschiedener Bauart unterschiedlich verhalten. Auch 
einige mm Leiterbahn können alles ändern. Da hilft nur ausprobieren.
Wenn Zu- und Ableitung schon gefiltert sind, bringt wahrscheinlich nur 
ein geschlossenes Metallgehäuse mit Durchführungskondensatoren eine 
deutliche Verbesserung gegen Abstrahlung.

: Bearbeitet durch User
von Mark S. (voltwide)


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Sieht für mich auch durchaus normal aus. Die Störungen sind vmtl 
Gleichtaktstörungen, in dem Fall sind die üblichen CLC-Filter eher 
wirkungslos.
Ich würde mal die Sekundärleitungen bündeln und durch einen gemeinsamen 
Dämpfungsferrit (Klappferrit) mit möglichst hoher Impedanz ziehen.

von Res (resmon)


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Anstatt Ferrite und Filter reinzuwerfen, wäre es lohnenswert, 
herauszufinden wo die Emissionen entstehen und da entgegenzuwirken, 
sofern die Schaltung noch angepasst werden kann.

von Vorname N. (mcu32)


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Erstmal solltest du identifizieren was für Störungen es sind. 
Differential oder Common Mode oder ein Spektrum aus beidem, meistens 
dominiert eins von beidem.
Bei Schaltapplikationen wie deinem Wandler sind es i.d.R. common mode 
Störungen.
Hier hilft meistens eine entsprechend dimensionierte Common Mode Choke.

Es gibt sehr gute Application notes von coilcraft und wie schon erwähnt 
von WE.

von Omega G. (omega) Benutzerseite


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Wird das durch die Anschlußleitungen abgestrahlt, oder durch die Platine 
selbst?

Nur wenn es durch die Kabel abgestrahlt wird, wird ein Filter an den 
Anschlüssen etwas bringen.

Für meinen Geschmack ist das schon etwas viel Pegel ohne Last, ist aber 
noch ok.

Unter Last klingelt wohl einer der FETs im DC/DC, das kann schon mal bei 
200 MHz und mehr sichtbar sein. Das kann z.B. am Layout liegen, an 
ungünstig gewähltem FET und lässt sich mit einem Snubber zumindest 
verbessern.
Außerdem scheint die Schaltfrequenz sichtbar zu sein.

Wie sehen denn die leitungsgeführten Aussendungen aus? Ist da auch die 
Schaltfrequenz deutlich sichtbar?

von Mark S. (voltwide)


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Res schrieb:
> Anstatt Ferrite und Filter reinzuwerfen, wäre es lohnenswert,
> herauszufinden wo die Emissionen entstehen und da entgegenzuwirken,
> sofern die Schaltung noch angepasst werden kann.

Und, hast Du das schon mal erfolgreich durch gespielt?

von Jobst M. (jobstens-de)


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Spread Spectrum wird schon genutzt?

Gruß
Jobst

von Ben (blackstar)


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Danke schonmal für die Reaktionen!

Wolf17 schrieb:
> Bis auf den 200MHz Peak sind doch überall >10dB Abstand. Wie gut soll es
> werden?
ja aber das ist auch nur ein punktueller Test. Das Gerät wird später im 
EMV-Raum 360° gedreht, und da will ich etwas Reserve >15dB haben.

Wolf17 schrieb:
> ein geschlossenes Metallgehäuse mit Durchführungskondensatoren
was ist mit Durchführungskondensatoren gemeint? Link?

Vorname N. schrieb:
> Hier hilft meistens eine entsprechend dimensionierte Common Mode Choke.
ich bevorzuge aufgrund des niedrigen DC-Widerstands ein Ferrit Bead als 
eine Drossel. In der Anwendung geht der Strom bis 14A und ich möchte 
keine unnötigen Abwärme produzieren. Konkret überlege ich 710-74279392 
von WE einzusetzen.

Omega G. schrieb:
> Wird das durch die Anschlußleitungen abgestrahlt, oder durch die Platine
> selbst?
Wahrscheinlich durch die Leitungen. Wir haben das Gehäuse im geöffneten 
Zustand gemessen und keine nennenswerten anderen Spikes gemessen

Omega G. schrieb:
> Unter Last klingelt wohl einer der FETs im DC/DC, das kann schon mal bei
> 200 MHz und mehr sichtbar sein. Das kann z.B. am Layout liegen, an
> ungünstig gewähltem FET und lässt sich mit einem Snubber zumindest
> verbessern.
> Außerdem scheint die Schaltfrequenz sichtbar zu sein.
>
> Wie sehen denn die leitungsgeführten Aussendungen aus? Ist da auch die
> Schaltfrequenz deutlich sichtbar?

ich glaube nicht. Wir haben separat die Spannung am Schalt-FET gemessen. 
Verlauf angehängt und sieht für mich ohne Überschwinger aus. die 
Schaltfrequenz ist deutlich unter 200MHz.

Wir haben keine leitungsgeführten Aussendungen gemessen.

Jobst M. schrieb:
> Spread Spectrum wird schon genutzt?

Nein. wie geht das? Link?

: Bearbeitet durch User
von Wolf17 (wolf17)


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Ben schrieb:
>> ein geschlossenes Metallgehäuse mit Durchführungskondensatoren
> was ist mit Durchführungskondensatoren gemeint? Link?
https://de.wikipedia.org/wiki/Durchf%C3%BChrungskondensator
https://telemeter.info/de/mwdownloads/download/link/id/789
https://stecker-shop.net/epages/27edac8b-bca1-4619-a0d8-f53e62f2ef2c.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/27edac8b-bca1-4619-a0d8-f53e62f2ef2c/Products/09231-50
https://elw-elektronik.com/Produkte/Passive-Bauelemente/Kondensatoren/Durchfuehrungskondensator

Man baut die zu untersuchende Baugruppe testweise in ein zugelötetes 
Weißblechgehäuse mit Durchführungskondensatoren ein. Sind die Peaks im 
Meßdiagramm dann nicht weg, ist klar, dass die Abstrahlung von den 
Leitungen ausgeht und nicht direkt von der Baugruppe.
Vor den weiteren Messungen ergänzt man vor und hinter den Durchführungen 
zuerst Ferritperlen, dann kleine Drosseln.
Die Resonanzfrequenz der eingesetzten Bauteile muss über der 
Störfrequenz liegen, sonst haben sie wenig Wirkung.

von Wolf17 (wolf17)


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Ben schrieb:
>> Spread Spectrum wird schon genutzt?
> Nein. wie geht das? Link?
Der Steuerchip jittert die Schaltfrequenz über einen gewissen Bereich, 
Störpeaks werden "verschmiert" und fallen im Diagramm dadurch niedriger 
aus.
https://de.wikipedia.org/wiki/Spread_Spectrum_Clocking

von Ben (blackstar)


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Wolf17 schrieb:
> Die Resonanzfrequenz der eingesetzten Bauteile muss über der
> Störfrequenz liegen, sonst haben sie wenig Wirkung.
ich dachte, die Resonanzfrequenz des Filters (~Cut-off-Frequenz) soll 
unterhalb der Störfrequenz (40..200MHz) liegen.
es ist doch ein Tiefpass-Filter, oder?

: Bearbeitet durch User
von Wolf17 (wolf17)


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Ben schrieb:
>> Die Resonanzfrequenz der eingesetzten Bauteile muss über der
>> Störfrequenz liegen, sonst haben sie wenig Wirkung.
> ich dachte, die Resonanzfrequenz des Filters (~Cut-off-Frequenz) soll
> unterhalb der Störfrequenz (40..200MHz) liegen.
Es geht um die einzelnen Eigenschaften der eingesetzten Bauteile.
Eine Spule hat eine bauartabhängige parasitäre innere Kapazität, ein 
Kondensator eine parasitäre Induktivität. Daraus ergibt sich eine 
(Resonanz)Frequenz, oberhalb deren die primären Bauteileigenschaften 
immer schlechter werden.
Beitrag "Resonanzfrequenz Kondensatoren berechnen (parasitäre Eigenschaften)"
Hat z.B. eine Spule ihre Resonanz bei 20MHz, wird sie bei 100MHz 
schlechter dämpfen wie bei 10MHz, weil die Störung bei 100MHz schon 
vermehrt durch die parasitäre Kapazität passiert.

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