Forum: Platinen Was sind das für Durchkontaktierungen?


von Bauform B. (bauformb)


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Hallo,

die sehen aus wie schwarze Nieten. Oder wie schwarzer Lack? Hat man 
sowas schon mal gesehen?

Die Platine stammt aus einer Uhr auf derem LCD man 16:00 und 15:00 nicht 
mehr unterscheiden kann. Es ist aber eher kein typischer 
Zebragummifehler.

von Michael B. (laberkopp)


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Bauform B. schrieb:
> die sehen aus wie schwarze Nieten

Das sind versilberte Nieten die schwarz angelaufen sind.

Man hat hier das billige Basismaterial FR2 verwendet, dass sich nicht 
chemisch durchkontaktieren lässt, und es dann mit teuren Nieten wie ein 
Hobbyist versucht.

https://www.conrad.de/de/p/bungard-30100-durchkontaktierung-b-x-h-x-t-9-5-x-21-x-30-cm-inhalt-1-st-547858.html

Würde mich nicht wundern, wenn es einen Wackelkontakt ergibt, da sie 
nicht nachträglich verlötet wurden.

von Sn60pb38cu2 (sn60pb38cu2)


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Michael B. schrieb:
> Das sind versilberte Nieten die schwarz angelaufen sind.

Sieht eher nach Graphitlack aus.

von Thomas W. (goaty)


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Sieht eher wie leitfähige Füllung des Vias aus. Nach Nieten schaut mit 
das nicht aus.

von Bauform B. (bauformb)


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Sagen wir so: manche sehen wie Nieten aus und manche können unmöglich 
Nieten sein, so verformt wie die sind. Vielleicht hat man Carbonlack für 
die Taster gebraucht und damit auch gleich durchkontaktiert. Es ist auch 
kein normaler Wackelkontakt; es tut sich praktisch nichts, wenn ich die 
Platine verbiege.

Egal, das wird wohl nichts mehr. Schade um die 9 (neun) Schrauben für's 
Gehäuse ;)

von Thomas W. (goaty)


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So schnell gibt man aber normal nicht auf.
Mit Glasfaserstift die Kontaktflächen reinigen, Widerstand der 
Durchkontaktierungen vergleichen, dann müsste man doch weiterkommen.

von H. H. (hhinz)


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Dass das Leitlackdurchkontaktierungen sind kann man leicht am teilweise 
paarweisen auftreten erkennen, immer dort wo ein klein wenig mehr Strom 
fließen muss.

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Bauform B. schrieb:

> die sehen aus wie schwarze Nieten. Oder wie schwarzer Lack? Hat man
> sowas schon mal gesehen?

Diese Art der Durchkontaktierung mit el. leitfähiger Paste ist wohl bei 
FR2 nicht unüblich. Dumm ist's nur, wenn dieser Mist in einem Kochfeld 
verbaut wird, das durch den darunter liegenden Backofen häufig 
Feuchtigkeit und Wärme ausgesetzt ist.
Dann entwickeln diese Durchkontaktierungen ein Eigenleben und zeigen 
sich ausgesprochen kontaktfreudig zu ihren Nachbarn, siehe:
https://www.dr-bosch.com/volker/reparatur/Via_korrodiert.jpg

Eine mechanische Reinigung mit Radiergummi und Skalpell und die 
anschließende Versiegelung mit Isolierspay stellte die Funktion vor 
knapp drei Jahren wieder her. Ich rechne jedoch mit weiteren 
Ausfällen...

Die ganze Geschichte kann hier nachgelesen werden:
https://www.dr-bosch.com/volker/reparatur/index.html#AEGInduktionskochfeld

Grüßle,
Volker

: Bearbeitet durch User
von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Volker B.

Volker B. schrieb:

> Eine mechanische Reinigung mit Radiergummi und Skalpell und die
> anschließende Versiegelung mit Isolierspay stellte die Funktion vor
> knapp drei Jahren wieder her. Ich rechne jedoch mit weiteren
> Ausfällen...

Ich kannte das ganze mit angelaufenen Nieten statt der Leitpaste.

Jedenfalls habe ich in den 80ern und 90ern oft Tage damit verbracht, 
Kupferlackdraht zu entisolieren, durch die Durchkontaktierungen zu 
fädeln und dann beidseitig zu verlöten. Wenn ich eine solche Platine 
aufarbeiten musste, habe ich immer alle Durchkontaktierungen 
überarbeitet.

Anfänglich hatte ich versucht, nur die Nieten selber auf beiden Seiten 
zu verlöten, aber auch dass stellte sich als letztlich doch 
unzuverlässig heraus.
Immerhin etwas zuverlässiger als die originalen nackten Nieten.

Solche Lösungen mit Nieten wurden nur für kleinere Serien verwendet, 
später nur noch für Prototypen und Nullserien. Neu habe ich solche 
Nieten seit 20 Jahren jetzt nicht mehr gesehen. Auch Prototypen werden 
mittlerweile "normal" durchkontaktiert. In THT trat das Problem sowieso 
seltener auf, weil die Anschlussdrähte der Bauteile eine sehr robuste 
Art der Durchkontaktierung sind, und so waren nur Durchkontaktierungen 
betroffen, die nicht gleichzeitig auch Bauteilanschlüsse waren.

Im Falle der Durchkontaktierungsfülung mit Carbonleitpaste könnte ich 
mir auch vorstellen, dass die Paste die Bohrung stärker einengt als eine 
Hohlniete, oder aber die Bohrung sogar ganz verschliesst. D.h. Du 
müsstest die Löcher irgendwie nachboren oder sonst wie von der 
Carbonpaste befreien. Immerhin gut, dass die Bohrungen selber 
verhältnismäßig groß aussehen.

Mit freundlichem Gruß
Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von Andreas M. (elektronenbremser)


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Zwar keine Antwort auf die Frage aber eine mögliche Lösung. Lack der 
Leiterbahnen abkratzen und Draht durch die Kontaktierung fädeln und auf 
beiden Seiten anlöten.

von Hippelhaxe (hippelhaxe)


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Bernd W. schrieb:

> Solche Lösungen mit Nieten wurden nur für kleinere Serien
> verwendet, später nur noch für Prototypen und Nullserien.

Schon seit Jahrzehnten verstehe ich einen Punkt nicht: Wenn
man im Prototyp-Stadium Durchkontaktierungen braucht, warum
lässt man die Leiterzüge auf beiden Seiten sich dann nicht
ein Stück überlappen, ordnet hintereinander ZWEI Bohrungen
mit insgesamt VIER Lötaugen (zwei auf jeder Seite) an und
steckt eine Art U-Krampe aus Kupferdraht durch, die man unten
zusammenbiegt und auf beiden Seiten verlötet?

Man bräuchte überhaupt keine spezielle Ausrüstung dafür, der
Mehrverbrauch an Platz auf der Platine ist minimal, der
Montageaufwand gering, und durch das beidseitige Verlöten
hat man vernünftige Zuverlässigkeit...

von H. H. (hhinz)


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Hippelhaxe schrieb:
> Schon seit Jahrzehnten verstehe ich einen Punkt nicht: Wenn
> man im Prototyp-Stadium Durchkontaktierungen braucht, warum
> lässt man die Leiterzüge auf beiden Seiten sich dann nicht
> ein Stück überlappen, ordnet hintereinander ZWEI Bohrungen
> mit insgesamt VIER Lötaugen (zwei auf jeder Seite) an und
> steckt eine Art U-Krampe aus Kupferdraht durch, die man unten
> zusammenbiegt und auf beiden Seiten verlötet?

Wir schreiben nicht mehr 1970.

von Hippelhaxe (hippelhaxe)


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H. H. schrieb:

> Hippelhaxe schrieb:
>> Schon seit Jahrzehnten verstehe ich einen Punkt nicht: Wenn
>> man im Prototyp-Stadium Durchkontaktierungen braucht, warum
>> lässt man die Leiterzüge auf beiden Seiten sich dann nicht
>> ein Stück überlappen, ordnet hintereinander ZWEI Bohrungen
>> mit insgesamt VIER Lötaugen (zwei auf jeder Seite) an und
>> steckt eine Art U-Krampe aus Kupferdraht durch, die man unten
>> zusammenbiegt und auf beiden Seiten verlötet?
>
> Wir schreiben nicht mehr 1970.

Und vorlaut ist nicht intelligent. Binsenweisheiten.


Meine Frage an die große, bisher schweigende Mehrheit des
Auditoriums steht aber noch: Wenn man DuKos braucht und
"richtige" chemische DuKos -- vermeintlich oder
tatsächlich -- nicht in Frage kommen/kamen, warum
behilft/behalf man sich dann mit Murxlösungen wie Nieten
oder Graphit, statt die von mir beschriebene Lösung zu
verwenden?

von Roland E. (roland0815)


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Hippelhaxe schrieb:
> ... behilft/behalf man sich dann mit Murxlösungen wie Nieten
> oder Graphit, statt die von mir beschriebene Lösung zu
> verwenden?

Richtig gemacht ist es kein Murx.
Deine Frickellösung ist nicht für Fertiger sinnvoll umsetzbar. Denn die 
o.g. Platine ist weder Prototyp noch Einzelstück.

von Steffen W. (derwarze)


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Hippelhaxe schrieb:
> ein Stück überlappen, ordnet hintereinander ZWEI Bohrungen
> mit insgesamt VIER Lötaugen (zwei auf jeder Seite) an und
> steckt eine Art U-Krampe aus Kupferdraht durch, die man unten
> zusammenbiegt und auf beiden Seiten verlötet?

Wozu so aufwändig? Seit ich doppelseitige Platinen mache, und das schon 
Jahrzehnte, nehme ich ganz normale Durchkontaktierungs-Lötaugen. Kann 
man, wenn man nicht so geschickt ist, auch bissel größer machen. Dann 
ein dünnes Drähtchen, z.B. aus 'ner Litze gewonnen, durchgesteckt und 
umgebogen und verlötet. Mit einem Cuttermesser noch den Überstand sauber 
abtrennen fertig.
funktioniert sogar unter SMD IC-Gehäusen.
Wenn man dann die fertigen lassen will passt das Layout auch schon.
Hatte mal die Nieten getestet und schnell wieder sein lassen. Braucht 
mehr Platz und ist unzuverlässig, meist musste man die extra verlöten.

: Bearbeitet durch User
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