Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Reparatur Denon AVR X1600H


von Markus M. (adrock)


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Hi,

habe hier mal wieder einen defekten AV-Receiver. Dieser hat zwei 
Probleme:

Problem 1: Er geht nach einer gewissen Zeit in den DC Protect. Das 
untersuche ich noch...

Problem 2: Multichannel bei analogem Eingang geht nicht

Diese Betriebsart funktioniert grob so:

Analog in --> ADC --> DSP --> 7x DAC --> Endstufe Kanal 1..7

Der DSP und DAC sind wohl ok, da es mit einer digitalen Quelle wie 
gewünscht funktioniert.

Die Schaltung vor dem ADC ist eigentlich einfach, aber sie funktioniert 
nach meinem Verständnis nicht richtig.

Anbei einmal ein Ausshnitt aus dem Schaltplan, diese OPV Stufe soll das 
analoge Eingangssignal vor dem ADC um 8.5dB abschwächen (also Faktor 
0,38). Die Widerstände R7638/R7639 und R7640 passen ja dazu (geprüft) um 
die passende Verstärkung zu haben. V- ist GND, V+ sind 5V (geprüft).

Zum Test speise ich am Analogeingang 1Vpp 500Hz Sinus ein, was ich auch 
hinter C7630 messen kann, der Offset dort ist 2.5V wie erwartet. R7641 
habe ich mal ausgelötet um Auswirkungen der nachfolgenden Stufe 
auszuschließen.
Am positiven Eingang des OPVs liegt die Referenzspannung des ADCs an 
(2.5V).

Am Ausgang des OPVs Pin 7 kann ich jedoch gerade mal ca. 50mV pp messen 
(kann auch eine Einstreuung sein). Der zweite Kanal der den gleichen OPV 
verwendet hat das gleiche Problem.

==> Habe ich einen Denkfehler oder kann eigentlich nur der OPV defekt 
sein?

Da der gleiche OPV für einen anderen Eingang ebenfalls verwendet wird, 
hatte ich die schon getauscht, aber der andere hat genau das gleiche 
Verhalten.

==> Können wirklich beide OPVs defekt sein?

Der Vorbesitzer hat diese Analogeingänge vermutlich garnicht benutzt, 
kann also sogar sein, dass dieser Fehler von Anfang an vorhanden war 
(Serienfehler in den OPVs?).

: Bearbeitet durch User
von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Markus M. schrieb:
> Können wirklich beide OPVs defekt sein?

Wenn die im Gerät vorhandenen Betriebsspannungen so ungünstig hoch oder 
herunter fahren beim Ein- und Ausschalten, kann so ein OPV über seine 
erträglichen Grenzen hinaus an den Eingängen belastet werden und defekt 
werden. Das passiert z.B. bei Kurzschluß oder wenn einzelne Elkos 
ausfallen, die am Aufbau der Betriebsspannungen beteiligt sind.

mfg

: Bearbeitet durch User
von Mark S. (voltwide)


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Als erstes überprüfe ich die Betriebsspannungen an pin4 und pin8.
Danach ein einfacher Plausibilitätstest mit DC-Messung:
Falls die Ausgangsspannung an der pos Betriebsspannung hängt, muß am 
+Eingang die Spannung positiver sein als am -Eingang.
Entsprechendes gilt wenn die Ausgangsspannung an der neg Versorgung 
hängt.
Und ja, defekte OPVs kommen schon mal vor.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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So ein Opamp fühlt sich dann wohl, wenn Ein- und Ausgänge mitten 
zwischen den Betriebsspannungen liegen. Wenn das bei dir nicht der Fall 
ist, dann wird das Dings defekt sein.
Aber das ist Standard Pinout und kann durch so gut wie jeden anständigen 
Dual Audio Opamp ersetzt werden.

von H. H. (hhinz)


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Matthias S. schrieb:
> Aber das ist Standard Pinout und kann durch so gut wie jeden anständigen
> Dual Audio Opamp ersetzt werden.

Beachte die niedrige Versorgungsspannung!

von Markus M. (adrock)


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Ja, mein Ansatz wäre auch die zu ersetzen, allerdings wird die Auswahl 
sehr durch die Gehäusegröße eingeschränkt - es ist SSOP-8.

Hatte mal versucht OPVs mit ähnlichen Daten bei Mouser oder Digikey zu 
finden, leider ist das Ergebnis immer 0 (ab Lager lieferbare).

Tatsächlich ist das größere Problem momentan dass der Verstärker 
sporadisch in den DC Protect geht. Das passiert früher oder später wenn 
er eingeschaltet und auf Betriebstemperatur ist, selbst im Leerlauf ohne 
Eingangs/Ausgangssignal.

von H. H. (hhinz)


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Markus M. schrieb:
> Ja, mein Ansatz wäre auch die zu ersetzen, allerdings wird die Auswahl
> sehr durch die Gehäusegröße eingeschränkt - es ist SSOP-8.

Pins zurechtbiegen, dann passt auch TSSOP-8.

von Max I. (powermeter)


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Markus M. schrieb:
> Tatsächlich ist das größere Problem momentan dass der Verstärker
> sporadisch in den DC Protect geht.

Ohne in's Manual gesehen zu haben:

Beide Fehler zusammen betrachtet riecht nach Problemen mit der 
Spannungsversorgung. Irgendeine Kleinspannung macht sporadisch Blödsinn, 
irgendwas im Kleinsignalbereich folgt dem und erzeugt einen Offset, der 
bis in die Endverstärker durchschlägt.

Prüfe erstmal alle Versorgungsspannungen (Scope!), bevor du die Fehler 
einzeln betrachtest.

von H. H. (hhinz)


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H. H. schrieb:
> Markus M. schrieb:
>> Ja, mein Ansatz wäre auch die zu ersetzen, allerdings wird die Auswahl
>> sehr durch die Gehäusegröße eingeschränkt - es ist SSOP-8.
>
> Pins zurechtbiegen, dann passt auch TSSOP-8.

Und MSOP-8 passt direkt.

von Markus M. (adrock)


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H. H. schrieb:
>> Pins zurechtbiegen, dann passt auch TSSOP-8.
> Und MSOP-8 passt direkt.

Danke für die kleine Gehäusekunde ;-) Ich dache die hätten 
unterschiedlichen Pitch. Werde mich jetzt erstmal hauptsächlich um das 
Protectproblem kümmern müssen, solange ich das nicht gefunden habe muss 
ich mit den Feinheiten eigentlich nicht weitermachen.

Werde mal die wichtigsten Spannungen prüfen und mal das DC_DETECT und 
noch ein paar andere Signale mit dem Oszi aufzeichnen um zu schauen was 
die Ursache ist. Das DC_DETECT Signal wird ausgelöst, wenn entweder eine 
DC Spannung an einem der Lautsprecherausgänge ist oder aber sich der 
Nullpunkt zwischen der pos/neg Endstufenversorgungsspannung verschiebt, 
also die Symmetrie nicht mehr gegeben ist (was normalerweise auch 
ersteres bedingen würde, aber es wird beides detektiert). Evtl. gibt es 
ein Problem mit der Endstufen-Spannungsversorgung.

Ein DC-Offset müsste - abgesehen von einem defekten Endstufentransistor 
- ansonsten den Ursprung in den Diff-Amps der Endstufen-Gegenkopplung 
haben, die Verbindung zum Rest der Audioverarbeitung davor ist mit einem 
Kondensator entkoppelt, von dort kann es also nicht kommen.

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