Forum: Offtopic Warum sitzen Vögel nicht auf Hochspannungsleitungen?


von Fritz G. (fritz65)


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Bei mir in der Nähe hat sich ein Krähenschwarm auf einer Freileitung 
(110kV) niedergelassen. Allerdings sitzt kein einziger Vogel auf einem 
spannungsführenden Draht, dafür Hunderte auf dem oberen Erdungsseil 
sowie auf dem Mast mit seinen Traversen, teilweise sogar auf den 
Isolatoren. Irgendwie scheint ihnen das Sitzen auf Hochspannung 
unangenehm zu sein.

Liegt es daran, dass das Feld ihnen die Federn sträuben läßt? Oder 
fließt ein kapazitiver Strom, den sie spüren?

von Nemopuk (nemopuk)


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Die Frage ist falsch
> Warum sitzen Vögel nicht auf Hochspannungsleitungen?

Sie tun es oft. Warum deine Krähen es an dem Tag nicht getan haben, 
musst du sie wohl selbst fragen. Vielleicht war ganz oben die bessere 
Aussicht.

von Otto K. (opto_pussy)


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Fritz G. schrieb:
> auf dem oberen Erdungsseil

Selbstverständlich setzen sich die Vögel auf die oberste Leitung, denn 
von da aus können sie eine bessere Aussicht genießen, als auf den 
darunter liegenden Leitungen.

Das würde ich als Vogel genauso machen.

🐦

von Johann S. (johann_s285)


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Generell macht es den Vögeln gar nichts aus, auf einem stromdurchflossen 
Seil zu sitzen. Aber wenn die Hochspannungsleitung unter Volllast 
betrieben wird, können die stromführenden Seile schon mal über 100°C 
warm werden. Dann sitzen die Vögel natürlich nur noch auf dem 
Erdungsseil ganz oben.

von Otto K. (opto_pussy)


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Fritz G. schrieb:
> Irgendwie scheint ihnen das Sitzen auf Hochspannung unangenehm zu sein.

Normalerweise nicht. Gefährlich wird es nur, wenn zwei Vögel direkt 
nebeneinander auf der Leitung sitzen und sich ihre Flügel dabei 
gegenseitig berühren, dann ist es nämlich so, als wenn zwei Leitungen 
parallel geschaltet sind und dann fließt ein gefährlicher Strom durch 
die Vögel durch.

Die beiden Vögel sind zwar über ihre Flügel in Reihe geschaltet, aber 
sie sitzen gemeinsam mit ihren Füßen parallel auf der 
Hochspannungsleitung.

🐥🐥

von Nemopuk (nemopuk)


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Otto K. schrieb:
> und dann fließt ein gefährlicher Strom durch die Vögel durch.

Nein. Das würde einen Spannungsabfall erfordern, bei dem die Leitung 
mindestens glühen würde.

von Fritz G. (fritz65)


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Nemopuk schrieb:
> Die Frage ist falsch
>> Warum sitzen Vögel nicht auf Hochspannungsleitungen?
>
> Sie tun es oft. Warum deine Krähen es an dem Tag nicht getan haben,
> musst du sie wohl selbst fragen. Vielleicht war ganz oben die bessere
> Aussicht.

Sie sitzen auf Nieder- oder Mittelspannungsleitungen (20kV), auf 
Hocshpannungsleitungen nicht. Siehe hier:

https://de.vecteezy.com/foto/14246557-eine-grosse-gruppe-von-vogeln-die-auf-den-stromleitungen-sitzen

oder hier:

https://www1.wdr.de/radio/wdr2/themen/frag-doch-mal-die-maus/warum-bekommen-voegel-auf-strommasten-keinen-schlag-100.html

Die Temperatur könnte ein Grund sein, 100°C kommen aber selten vor, dann 
sieht man die Leitungen dampfen,

von Jens G. (jensig)


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Otto K. schrieb:
> Normalerweise nicht. Gefährlich wird es nur, wenn zwei Vögel direkt
> nebeneinander auf der Leitung sitzen und sich ihre Flügel dabei
> gegenseitig berühren, dann ist es nämlich so, als wenn zwei Leitungen
> parallel geschaltet sind und dann fließt ein gefährlicher Strom durch
> die Vögel durch.

Scheinen Blechvögel zu sein, die Du kennst ...

von Weingut P. (weinbauer)


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Naja, der obere Vogel scheißt auf den unteren Vogel … würd auch den 
obersten Draht bevorzugen

von Falk B. (falk)


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Fritz G. schrieb:
> Liegt es daran, dass das Feld ihnen die Federn sträuben läßt?

Kann sein, weiß ich nicht.

> Oder
> fließt ein kapazitiver Strom, den sie spüren?

Nicht ganz. Es gibt Coronaentladungen, die kribbeln ordentlich. Die hört 
man bei 380kV Leitungen recht deutlich, bei 110kV gibt's die aber auch, 
nur leiser und schwächer.

https://www.youtube.com/watch?v=9mcTHQ6xPik

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Das hängt sehr von der Spannungsebene ab. Bei 110kV setzen die sich sehr 
wohl noch drauf, so eine Leitung habe ich 50 Meter von zuhause entfernt 
und manchmal sitzen gerade im Herbst so viele Vögel auf den Masten und 
auf den Leitungen, daß man eigentlich nur auf den Knall wartet und das 
Licht aus geht... ist aber noch nicht passiert.

Bei Höchstspannung (220 und 380kV) setzen sie sich nicht mehr drauf, 
weil die Korona-Entladungen dabei schon so stark sind, daß sie die 
fühlen. Außerdem werden vor allem bei 380kV sehr hohe Leistungen 
transportiert, was zur Erwärmung bei den schon angesprochenen 
Hochtemperaturseilen bis 150..210°C oder teilweise sogar noch darüber 
führt. Normale Seile sind auch nicht wirklich kalt, da setzt sich kein 
Vogel mehr freiwillig drauf.

Bahnstrom (15kV) oder andere Mittelspannungsanlagen (in Deutschland 
10..30kV) interessiert sie überhaupt nicht. Diese Anlagen sind nur für 
große Vögel gefährlich, weil die Isolationsabstände klein genug sind, 
daß große Vögel die überbrücken können. Egal ob Phase-Erde oder 
Phase-Phase, das wars dann leider für den Vogel.

Eine der ersten gebauten 110kV Freileitungen hatte unter den Isolatoren 
noch Fangstangen, damit die Leiterseile beim Bruch von Isolatoren nicht 
zu Boden fallen. Ergebnis davon waren ständige Ausfälle weil sich Vögel 
da draufgesetzt und einen Phase-Erde-Lichtbogen gezündet haben.

: Bearbeitet durch User
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Weingut P. schrieb:
> der obere Vogel scheißt auf den unteren Vogel

Dazu gibt es doch die alte Zeichnung mit den blauen Vögeln:
"When top level guys look down, they only see shit heads. When bottom 
level guys look up, they only see ass holes."

Wird gern auch als "Firmenorganigramm" bezeichnet.

https://duckduckgo.com/?t=ffab&q=when+top+level+guys+look+down&ia=images&iax=images

: Bearbeitet durch User
von Fritz G. (fritz65)


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Ich habe hier einen Artikel aus "Spektrum der Wissenschaft" gefunden:

https://hjschlichting.wordpress.com/2010/10/07/hoch-hinaus/

Danach meiden Vögel Spannungen oberhalb von 60kV. Anscheinend läßt das 
elektrostatische Wechselfeld ihre Federn vibrieren, was sie nicht 
besonders mögen.

von Michael B. (laberkopp)


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von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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> Irgendwie scheint ihnen das Sitzen auf Hochspannung
> unangenehm zu sein.

Ist halt nicht jeder Vogel ein Junkie:
https://www.youtube.com/watch?v=RSEEgQQTi0A

von Gustav K. (hauwech)


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Fritz G. schrieb:
> Oder fließt ein kapazitiver Strom, den sie spüren?

Das wird's wohl sein sein. Zumindest fließt da was, wenn sich ein 
fliegender Helikopter mittels Sonde ankoppelt:

https://www.youtube.com/watch?v=9mcTHQ6xPik

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Gustav K. schrieb:
> Fritz G. schrieb:
>> Oder fließt ein kapazitiver Strom, den sie spüren?
>
> Das wird's wohl sein sein. Zumindest fließt da was, wenn sich ein
> fliegender Helikopter mittels Sonde ankoppelt:
>
> https://www.youtube.com/watch?v=9mcTHQ6xPik

Aber auch beim Verlassen blitzt und funkt es kurz an der Leitung (ca. 
Sekunde 51/52 im Video). Warum ist das so?

von Andreas M. (andreas_m62)


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Ladungsausgleich?

von Icke ®. (49636b65)


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Rainer Z. schrieb:
> Aber auch beim Verlassen blitzt und funkt es kurz an der Leitung (ca.
> Sekunde 51/52 im Video). Warum ist das so?

Das liegt weniger an der Hochspannungsleitung, als mehr am Heli. Der 
wirkt wie ein Van-de-Graaff-Generator, die Reibung der Rotorblätter mit 
der Luft sorgt für ordentliche statische Aufladung. Daher wird bspw. bei 
Kranflügen das Lastseil immer erst geerdet, bevor da jemand rangreift. 
Ansonsten tuts heftig weh.

von Rainer W. (rawi)


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Fritz G. schrieb:
> Anscheinend läßt das elektrostatische Wechselfeld ihre Federn vibrieren,
> was sie nicht besonders mögen.

Vögel, die Magnetfelder wahrnehmen können und das der Erde mit zur 
Orientierung nutzen, mögen sich wohl auch von dem magnetischen 
Wechselfeld gestört fühlen, dass lt. Artikel am Leiter immerhin hundert 
mal so stark wie das Erdmagnetfeld ist (8mT vs. max 70uT).

von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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Icke ®. schrieb:
> Das liegt weniger an der Hochspannungsleitung, als mehr am Heli.

Der massive Einsatz von Kohlefaser statt Metall verstäkt das Ganze noch, 
da fallen immer wieder Helis vom Blitz getroffen ab. Da baut man wohl 
extra Leiter an un so einen Heli blitztechnisch sicher zu bekommen. 
Wobei man bei Leitern in Kohlefaser darauf achten muss, das die bei 
plötzlicher Erwärmung nicht die Kohlefaser auseinander sprengen.

[Mod: Zitat korrigiert]

: Bearbeitet durch Moderator
von Clara (clara)


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Rainer W. schrieb:
> , dass

Peinlich für jemanden, der regelmäßig Andere wegen wegen ähnlicher 
Kleinigkeiten aufzieht.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Icke ®. schrieb:
> Rainer Z. schrieb:
>> Aber auch beim Verlassen blitzt und funkt es kurz an der Leitung (ca.
>> Sekunde 51/52 im Video). Warum ist das so?
>
> Das liegt weniger an der Hochspannungsleitung, als mehr am Heli. Der
> wirkt wie ein Van-de-Graaff-Generator, die Reibung der Rotorblätter mit
> der Luft sorgt für ordentliche statische Aufladung.

Danke Dir! Darauf wäre ich nie gekommen. Ist immer interessant, in 
diesem Forum zu lesen von vielen Leuten mit großem Wissen.

Clara schrieb:
> Rainer W. schrieb:
>> , dass
>
> Peinlich für jemanden, der regelmäßig Andere wegen wegen ähnlicher
> Kleinigkeiten aufzieht.

Nein, nicht peinlich. Passiert auch mir. Die Hinweise auf das/dass sind 
aber grundsätzlich gerechtfertigt, weil eine Verwechslung den Lesefluss 
merklich stört.

von Christoph M. (mchris)


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von Gustav K. (hauwech)


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Icke ®. schrieb:
> Das liegt weniger an der Hochspannungsleitung, als mehr am Heli. Der
> wirkt wie ein Van-de-Graaff-Generator, die Reibung der Rotorblätter mit
> der Luft sorgt für ordentliche statische Aufladung.

Dann müsste bei der Landung auf einem Metallgitter ein Lichtbogen an den 
Kufen zu sehen sein. Wurde das schon mal gesichtet?

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