Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik nicht linearer Bereich 800 kVA Transformator


von Manuel (quickdraw)


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Hallo zusammen,

ich hoffe, dass mir jemand bei folgender Frage weiterhelfen kann. 😊

Aus reinem Interesse möchte ich eine Oberschwingungsanalyse für einen 
800 kVA-Transformator im Sättigungsbereich durchführen.
Dazu möchte ich auf Basis eines realen Trafodatenblatts und unter 
Verwendung von LTspice eine Simulation aufbauen.
Als Ansatz habe ich das Flux-Modell gewählt.

Hier einmal die Daten des Trafos:
Nennleistung  800  kVA
Nennspannung  400  V
Kurzschlussspannung  6,00 %
Kurzschlussverluste  8000  W
Leerlaufverluste  1300  W
Ik          1154,701  A
Sk          48000  VA
Qk          47328,638  var
R1, R2          1,000  mOhm
L1s, L2s  18,831  µH
Rfe          123,077  Ohm
Lh          39,177  mH

Die B-H-Kennlinie habe ich beim Hersteller angefragt, um daraus den 
Sättigungsstrom zu bestimmen.

Mir geht es zunächst jedoch um die Modellierung:
Kann ich den Transformator im nichtlinearen Bereich so simulieren, wie 
im Anhang dargestellt?

Vielen Dank vorab für eure Unterstützung!

von Falk B. (falk)


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Der Wert für L1 und L2 ist total falsch! Es sind 18.832uH ;-)

von Manuel (quickdraw)


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Ah,  Danke für den Hinweis :)

Aber kannst du auch etwas zu der Simulation sagen?

von Falk B. (falk)


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Manuel schrieb:
> Aber kannst du auch etwas zu der Simulation sagen?

Leider nicht, mit nichtlinearen Induktivitäten hab ich noch nichts 
gemacht.

von H. H. (hhinz)


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Saturation "sharpness".

von Giovanni (sqrt_minus_eins)


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Manuel schrieb:
> Kann ich den Transformator im nichtlinearen Bereich so simulieren, wie
> im Anhang dargestellt?

Nein.

Folgende Auffälligkeiten:
 * ein 800kVA Trafo ist üblicherweise 3~ mit zB 400V und einer 
Oberspannung von xxkV
* Dies würde auch mit den Werten von Ik, Sk, Qk zusammenpassen
* B-H-Kennlinie wozu? Macht keinen Sinn ohne die Wicklungsdaten und 
Dimensionen vom Kern zu kennen. Was Du brauchst ist ein 
Leerlaufkennline.

Manuel schrieb:
> Aber kannst du auch etwas zu der Simulation sagen?

Ja.
1. Modellierung
2. Simulation


Fragen zu Punkt 1)
* was soll am Ende rauskommen? Ein reales Projekt oder für 
Studienzwecke?
* Datenblatt/Protokolle vom Trafo - her damit? Schaltung? Die 3. 
Oberschwingung wird bei Dreieck kurzgeschlossen!
* ist Hysterese auch ein Thema?


zu 2) später - wenn 1) 100% klar ist. LTspice wahrscheinlich nicht das 
Mittel der Wahl. EMTP kann das, ist aber am oberen Ende.

von Manuel (quickdraw)


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Vielen Dank für die Antwort @sqrt_minus_eins!
Ich meinte damit auch Modellierung und nicht die Simulation, etwas 
falsch geschrieben :)

Giovanni schrieb:
> Fragen zu Punkt 1)
> * was soll am Ende rauskommen? Ein reales Projekt oder für
> Studienzwecke?
> * Datenblatt/Protokolle vom Trafo - her damit? Schaltung? Die 3.
> Oberschwingung wird bei Dreieck kurzgeschlossen!
> * ist Hysterese auch ein Thema?

Hier einmal meine Antworten:
- genau, für Studienzwecke
- richtiges Datenblatt leider nicht vorhanden, nur die Daten aus dem 
Anhang
- Schaltung: Dyn5
- Hysterese ist erst einmal kein Thema

: Bearbeitet durch User
von Uwe (neuexxer)


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Meine Gedanken (s.a. z.B. jene von Giovanni):

1.) 1~ oder 3~ Transformator?
2.) Soll nicht der Leerlaufstrom bzw. dessen Oberschwingungen
    bestimmt werden;
    wozu sind dann die Stromquellen I1 und I2 da?
    (Was bringt hier die Genauigkeit z.B. der Angabe:
    Qk = 47328,638 var ?)
3.) In meinen Buch ( allerdings von 1976 ;-) )
    Teubner "Grundlagen der Elektrotechnik" ist zu lesen,
    dass eine physikalisch begründete Beziehung
    B=f(H)  nicht bekannt sei,
    es gäbe nur komplizierte und/oder für nur begrenzten Bereich
    verwendbare Näherungen.

: Bearbeitet durch User
von Manuel (quickdraw)


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Uwe schrieb:
> 1.) 1~ oder 3~ Transformator?
> 2.) Soll nicht der Leerlaufstrom bzw. dessen Oberschwingungen
>     bestimmt werden;
>     wozu sind dann die Stromquellen I1 und I2 da?
>     (Was bringt hier die Genauigkeit z.B. der Angabe:
>     Qk = 47328,638 var ?)
> 3.) In meinen Buch ( allerdings von 1976 ;-) )
>     Teubner "Grundlagen der Elektrotechnik" ist zu lesen,
>     dass eine physikalisch begründete Beziehung
>     B=f(H)  nicht bekannt sei,
>     es gäbe nur komplizierte und/oder für nur begrenzten Bereich
>     verwendbare Näherungen.


Zu 1.) 3~ Transformator

Zu 2.) Ich habe zuerst den linearen Trafo und dessen Verhalten bei einer 
Last mit Oberschwingungen (hier: 3.Oberschwinung). Ein Einfluss der 
Stromoberschwingungen auf die Spannung war hierbei sichtbar.

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Als jemand, der sich doch sehr intensiv mit der mag. Hysterese 
beschäftigt hat möchte ich nur sagen: Du bekommst da nur Hausnummern 
raus!

Als Modell kann ich das T(x) model empfehlen (weil einfach und effizient 
berechenbar): 
https://www.researchgate.net/publication/252749499_Mathematics_of_Hysteretic_Phenomena_The_Tx_Model_for_the_Description_of_Hysteresis. 
Es gibt da einige weiterführende Publikationen zur Anwendung. Dort wird 
z.B auch gezeigt, wie man Verzerrungen bei Leseköpfen von Audiokassetten 
beschreiben kann...

73

von Jens G. (jensig)


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Falk B. schrieb:
> Der Wert für L1 und L2 ist total falsch! Es sind 18.832uH ;-)

ultraHenry?

von Giovanni (sqrt_minus_eins)


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Ganz verstanden habe ich die Aufgabenstellung noch nicht - ist aber auch 
egal.

Wie gesagt. Im 3~ System gibt es keine 3. (150Hz) Oberschwingung - so 
wie in der Simulation eingetragen. Also Reduktion auf ein 1~ Problem. 
Auch OK.
Die Parameter sind soweit OK.

Um den Spannungsabfall an (R+jX) zu berechnen braucht man keine 
Simulation. Solle mit NI möglich sein.

Der Magnetisierungsstrom (uns sonst gibt es keine Nichtlinearität) ist 
nur von Bedeutung:
* Bei Überspannung zB >120% ??
* Beim Einschalten im Spannungsnulldurchgang

Klar kann man jetzt eine Sättigungkennline einbauen mit L als Funktion 
von U.

Vorsicht hier mit der Energiebilanz.
1
Psi = L*I 
2
und L = Funktion(I) daher 
3
U = dPsi/dt  = dL/dt*I + dI/dt*L

von Manuel (quickdraw)


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Giovanni schrieb:
> Ganz verstanden habe ich die Aufgabenstellung noch nicht - ist aber auch
> egal.

Es geht darum, dass ich eine Oberschwingungsanalyse durchführen möchte.
Im Vorfeld wurden Messungen bis zur 40.Oberschwingung (total 
übertrieben) je Leistungsschalter (Eingangsschalter je Trafo) mit einem 
Janitza Messgerät durchgeführt. Hier waren Stromoberschwingungen 
sichtbar (THD von ca. 15%) und Spannungsoberschwingungen ca. bei THD von 
6-7%.

Nun wollten wir den Fall bei Volllast (deswegen die beiden Stomquellen 
mit jeweils 500 A und 3. Harmonische) und den nicht linearen Bereich des 
Trafos simulieren.

von Uwe (neuexxer)


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> Nun wollten wir den Fall bei Volllast
> (deswegen die beiden Stomquellen mit jeweils 500 A und 3. Harmonische)
> und den nicht linearen Bereich des Trafos simulieren.

Verstehe ich gar nicht. -

Die beiden hier verwendeten Stromquellen sorgen für ziemlich
viel Verwirrung...

Für mich hätte es eher Sinn, den Transformator einfach im Leerlauf
an eine "harte" Spannung anzuschliessen (ggf. via Simulation)
und dann nachzugucken, wie der Strom aussieht.

Auch bei Vollast sind die Stromoberschwingungen (fast) genauso
gross, wie im Leerlauf.

von Manuel (quickdraw)


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Okay, die Stromquellen nehme ich dann raus.

Die Funktion mit dem Flux und dem tanh kann ich so lassen?

Gibt es eventuell Richtwerte für den sättigungsstrom?
Ich weiß es handelt sich hierbei nur um eine Näherung, aber dennoch 
sollte es einigermaßen plausibel sein.

von Uwe (neuexxer)


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> Gibt es eventuell Richtwerte für den sättigungsstrom?

Ein grundsätzliches Problem ist halt, zu definieren,
wo die Sättigung anfängt.
Jede Festlegung dieses Beginns der Sättigung
ist prinzipiell ziemlich willkürlich,
liegt "im Auge des Betrachters".

Die Funktion B=f(H) ist leider nur als Näherung bestimmbar.

von Giovanni (sqrt_minus_eins)


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Manuel schrieb:
> Die Funktion mit dem Flux und dem tanh kann ich so lassen?

bin nicht wirklich der LTspice Experte.

Nach der Gebrauchsanweisung (unten) komme ich auf einen Wert für Isat 
von etwa  65A. (flux.png)

https://ltwiki.org/index.php?title=The_Arbitrary_Inductor_model
1
**das BEISPIEL**
2
* 330mH inductor "saturates" at 2A (L*Isat = 0.66 volt-seconds)
3
L1 0 1 flux=0.33*2*tanh(x/2)
4
* I1 supplies unity di/dt so inductance corresponds to voltage
5
I1 0 1 PWL(0 0 1 1)
6
* 5s transient run starting after 1us with 10ms maximum step size
7
.tran 0 5 1u 10m
8
.end

==> in Deinem Modell mit Isat=25A sollte das Ding schon ordentlich in 
die Sättigung gehen.

Q: sind die angesprochenen Messungen der Oberschwingungen geheim, oder 
der Öffentlichkeit zugänglich? Also dem Forum.

Bevorzugt: irgendein Textformat.

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