Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Festplatten Lesekopf positionieren


von Rudi (rudils)


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Hallo,
Ich hab die Lesekopfansteuermechanik aus einer Festplatte ausgebaut. Nun 
möchte ich damit einen Zeiger positionieren (innerhalb einer halben 
Sekunde, max. von 0 auf 100). Wenn ich Gleichstrom durch die Spule 
laufen lasse geht sie auf Anschlag. Bei umgekehrte Polung ist dann der 
andere Anschlag dran. Je nach Tastverhältnis einer PWM wird eine 
bestimmte Position eingenommen.

Soweit die Theorie. Was ich wissen möchte ist, welches die optimale 
Frequenz wäre und das optimale Tastverhältnis zwischen links und rechts.

Ich habs mal mit 10kHz (+-4V) versucht. Ich hab aber noch nicht 
vermessen welches Tastverhältnis welchen Ausschlag bewirkt. Am liebsten 
wäre mir ein linearer Zusammenhang.

Die Vermessung der Spule hat ca.18 Ohm und evtl. um die 800mH ergeben. 
Schon mit ca.2V geht sie auf Endanschlag, die Magnete sind sehr stark.

Mir ist klar, das ich an Ende noch die Masse des Zeigers einberechnen 
muss.

von Arduino F. (Firma: Gast) (arduinof)


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Das wird schwer!

Und ohne Rückmeldung wohl unmöglich.
Diese Motore, bzw. ihre Regelung bekommen ihre Rückmeldung über die 
Spurinformation.

von Michael B. (laberkopp)


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Der voice coil Antrieb einer Festplatte wird durch die gelesenen Daten 
einer Spur in einer geschlossenen Schleife closed loop geregelt.
Es gibt keine Lagebestimmung nur durch den Strom, man braucht 
zwangsweise ein Feedback.
Wenn du einen Zeiger auf eine Position bewegen willst, nimm ein 
Kreuzspulinstrument oder einen Schrittmotor.

von Rudi (rudils)


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Michael B. schrieb:
> Wenn du einen Zeiger auf eine Position bewegen willst, nimm ein
> Kreuzspulinstrument oder einen Schrittmotor.

Ist schon klar. Der Spaß ist aber mal das Ding zu Recylen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Naja dann mal überlegen, wie man eine Rückmeldung der Position zustand 
bekommt... Man könnte einen Laser-Entfernungsmesser bauen, viel Spaß 
dabei, das mit bastler-typischen Bauteilen und bei der geringen Größe 
mit der notwendigen Präzision hinzubekommen. Poti mitdrehen ist wohl 
auch eher schwierig.

Was ich probieren würde, den Arm mit einer Feder zu belasten, deren 
Kraft proportional zur Dehnung zunimmt. Dann könnte man die Position des 
Arms evtl. mit dem Spulenstrom vorgeben.

von Frank O. (frank_o)


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Rudi schrieb:
> Der Spaß ist aber mal das Ding zu Recylen.

Und welche Vorstellung hast du, was das Teil dann tun soll?

von Thomas S. (thommi)


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Naja, er schrieb, dass er den Antrieb als Zeigerinstrument benutzen 
möchte. Mir gefällt der Gedanke, dass er sich dafür interessiert, wie 
man das realisieren könnte. Ob es dann realisierbar ist, ist ein anderes 
Thema, und die Antworten waren bisher auch wohlgesonnen und informativ.

von Alexander (alecxs)


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Ich würde mich erstmal mit einem Steuersignal rantasten, ohne viel 
Theorie. Lass doch eine Schleife die Frequenz inkrementieren und eine 
verschachtelte Schleife über das Tastverhältnis. Das ganze loggen und 
beobachten zum Frequenzenraten.

von Klaus F. (klaus27f)


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Das Datenblatt lesen:
Si9961A

von Norbert (der_norbert)


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Rudi schrieb:
> Soweit die Theorie. Was ich wissen möchte ist, welches die optimale
> Frequenz wäre und das optimale Tastverhältnis zwischen links und rechts.
>
> Ich habs mal mit 10kHz (+-4V) versucht. Ich hab aber noch nicht
> vermessen welches Tastverhältnis welchen Ausschlag bewirkt. Am liebsten
> wäre mir ein linearer Zusammenhang.

Du hättest eine viel ältere 5¼ Zoll oder sogar eine 8 Zoll Platte 
zerlegen sollen. In den alten Dinger befindet sich am Arm montiert oft 
ein Streifen mit feinen Strichen in einer Gabellichtschranke, sowie ein 
Endpositionsschalter.
Damit könntest du deine gewünschte Aufgabe erledigen.

von Rudi (rudils)


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Klaus F. schrieb:
> Das Datenblatt lesen: Si9961A

Super Info. so wie es scheint, habe ich mir die Ansteuerung zu einfach 
vorgestellt. Dass dieser Chip mit 12V reinfährt hätte ich nicht gedacht, 
da es bereits mit 2V Bewegung gibt. Da ist es kein Wunder wenn mit 4V da 
nur was unspezifisch wackelt.

Norbert schrieb:
> Du hättest eine viel ältere 5¼ Zoll.....

Ja, nun bereue ich es. Schon vor 10Jahren hatte ich solche Platten 
weggeben.

von Thomas S. (Firma: Chipwerkstatt) (tom_63)


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Eine Idee wäre per PWM. Beim Einschalten das PWM-Verhältniss soweit 
anpassen, dass der Vollausschlag da ist. Damit hätte man nen Rechenwert. 
Nämlich das PVW-Verhältniss (Puls, Paus). Ob dis nun linear ist, müsste 
man testen.

von Nemopuk (nemopuk)


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Rudi schrieb:
> Je nach Tastverhältnis einer PWM wird eine bestimmte Position
> eingenommen.

Thomas S. schrieb:
> Eine Idee wäre per PWM.

Tolle Idee, und so neu.

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Rudi schrieb:

> Ich hab die Lesekopfansteuermechanik aus einer Festplatte ausgebaut. Nun
> möchte ich damit einen Zeiger positionieren (innerhalb einer halben
> Sekunde, max. von 0 auf 100). Wenn ich Gleichstrom durch die Spule
> laufen lasse geht sie auf Anschlag. Bei umgekehrte Polung ist dann der
> andere Anschlag dran. Je nach Tastverhältnis einer PWM wird eine
> bestimmte Position eingenommen.
>
> Soweit die Theorie. Was ich wissen möchte ist, welches die optimale
> Frequenz wäre und das optimale Tastverhältnis zwischen links und rechts.

Ich vermute eher, dass sich der Aktor wie ein ballistisches Galvanometer 
verhält, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Galvanometer

Zitat: "Ballistische Galvanometer werden dynamisch betrieben. Ein 
Stromimpuls führt zu einem Drehimpuls. Der Maximalausschlag ist 
proportional zur Ladungsmenge, die durch das Galvanometer
geflossen ist."
Was vermutlich nur gilt, wenn die Reibung vernachlässigbar ist.

Grüßle,
Volker

von Frank O. (frank_o)


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Spannend ist, ob der TO das so hin bekommt.
Wir könnten da schon mal eine Wette starten. Finde ich wirklich 
spannend.
Eigentlich ist die Technik nun gar nicht das was man für ein 
Zeigerinstrument nehmen würde und das ist wohl allem und vor allem dem 
TO klar.
Also Hut ab, wenn er das schafft.

von Rudi (rudils)


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Frank O. schrieb:
> Spannend ist, ob der TO das so hin bekommt.

Hallo, da wird die Latte aber hochgelegt!

Ich hoffe, die Spannung bleibt euch erhalten, bis ich in x Tagen soweit 
bin.

von Frank O. (frank_o)


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Dann hast du dem Wink mit dem Zaunpfahl richtig verstanden.
Das sollte ein Ansporn sein dein Bestes zu geben.

von Udo S. (urschmitt)


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Alexander schrieb:
> ohne viel Theorie

Das ist bestimmt die beste aller Ideen.
Einfach was machen ohne zu Verstehen ist der direkteste Weg zum Ziel.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Naja, das Magnetfeld zwischen den beiden Magneten (in dem Bereich wo 
sich die Spule bewegt) ist ziemlich linear. Ich hatte überlegt, ob man 
dieses Feld mit der Spule irgendwie messen und damit die Position der 
Spule in diesem Feld bestimmen könnte, glaube aber das funktioniert in 
einem annähernd linearen Feld nicht.

> Dass dieser Chip mit 12V reinfährt hätte ich nicht gedacht,
> da es bereits mit 2V Bewegung gibt.
Naja, in einer Festplatte gibt es zwei wesentliche Faktoren für die 
schlechten Zugriffszeiten dieses Aufbaus... der erste ist die Zeit, die 
der Arm braucht, um eine bestimmte Spur zu erreichen und sich auf dieser 
zu stabilisieren und danach muss die Festplatte schlimmstenfalls eine 
komplette Umdrehung der Scheiben abwarten, bis die gewünschten Daten 
unter dem Kopf vorbeikommen. Letztere Zeit verkürzt man mit höheren 
Drehzahlen, erstere mit möglichst schneller Bewegung der Köpfe - und 
daher hat der Antrieb für die Köpfe eine ziemlich hohe Leistung, ohne 
die er die hohen Beschleunigungen nicht schaffen würde.

In alten Festplatten finden sich auch Teilkreise mit 
Schrittmotor-Antrieben oder Spindeln wie bei Diskettenlaufwerken, aber 
das ist für die hohe Datendichte moderner Festplatten schon lange nicht 
mehr genau genug.

Wenn ich was berührungsloses (also ohne Feder oder Poti) versuchen 
müsste, dann würde ich den Antrieb lichtdicht verbauen und an dem Arm 
irgend eine weiße Fläche anbringen. Diese dann mit einer LED anstrahlen 
und mit einer Photodiode messen, wieviel Licht reflektiert wird. Dies 
ändert sich mit der Entfernung zwischen Lichtquelle/Sensor und der 
angestrahlten Fläche, dadurch müsste eine Positionsbestimmung des Arms 
möglich werden und man könnte mit einer Regelschleife darauf einregeln. 
Wahrscheinlich braucht man aber sowas wie einen PID-Regler für den 
Spulenstrom, damit das ganze nicht großartig schwingt und die 
Sollposition ohne große Überschwinger anfahren kann. Die Idee, den Arm 
mit einer Feder zu belasten und mit dem Spulenstrom gegen diese Feder zu 
arbeiten, ist wahrscheinlich gutmütiger und man braucht den Spulenstrom 
auch nicht umuzupolen, da eine der Bewegungsrichtungen von der Feder 
erledigt wird.

von Alexander (alecxs)


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Ben B. schrieb:
> Naja, das Magnetfeld zwischen den beiden Magneten (in dem Bereich wo
> sich die Spule bewegt) ist ziemlich linear. Ich hatte überlegt, ob man
> dieses Feld mit der Spule irgendwie messen und damit die Position der
> Spule in diesem Feld bestimmen könnte, glaube aber das funktioniert in
> einem annähernd linearen Feld nicht.

War auch mein erster Gedanke, Back-EMF wie beim BLDC.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Back-EMF wie beim BLDC
... die genau das gleiche Problem haben, daß die Position des Rotors im 
Stillstand nicht gemessen werden kann und sie daher "blind" anlaufen 
müssen bis der Rotor eine Mindestdrehzahl erreicht hat und die 
EMF-Messung funktioniert.

Was auch noch funktionieren würde: relativ dicht am Drehpunkt des Arms 
ein Stückchen ferromagnetisches Metall ankleben und eine Spule nahe 
daran anbringen. Dann kann man durch die Beeinflussung der Eigenschaften 
der Spule durch dieses Metallstück messen, wie weit es von der Spule 
entfernt ist (jedenfalls solange es nicht zu weit entfernt ist). Würde 
auch funktionieren, wenn man diese Spule parallel zur Drehachse des Arms 
positioniert, allerdings geht dann das Streufeld der recht starken 
Dauermagneten des Antriebs mit durch und das könnte die Empfindlichkeit 
verringern.

Noch eine Idee, man könnte zwei parallele Metallplatten so anordnen, daß 
sie sich je nach Drehwinkel des Arms verschieden stark überlappen. Das 
bildet einen Plattenkondensator (mit sehr geringer Kapazität), aber das 
könnte man ebenfalls messen.

Letzte Möglichkeit, den Aufbau mit einer Kamera erfassen und die 
Position des Zeigers mit irgend einer fukkin fat fancy KI aus den 
Videobildern bestimmen lassen.

So, nun such Dir was aus. XD

von Alexander (alecxs)


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Das wäre dann das Equivalent zum Hallsensor.

von Rainer W. (rawi)


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Rudi schrieb:
> Schon mit ca.2V geht sie auf Endanschlag, ...

Das Magnetfeld entsteht durch den Strom. Die Spannung ist nicht 
relevant.

> Wenn ich Gleichstrom durch die Spule laufen lasse geht sie auf Anschlag.
> Bei umgekehrte Polung ist dann der andere Anschlag dran.

Anschlag nützt dir wenig. Wo geht sie hin, wenn du gar keinen Strom 
fließen lässt - bleibt sie dann irgendwo stehen oder gibt es eine 
Rückstellkraft, die sie auf eine bestimmte Position zieht?

von Harry L. (mysth)


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Man könnte evtl.so einen Sensor nutzen:
https://de.aliexpress.com/item/1005009137873295.html

Den Magneten (im Lieferumfang) müsste man auf die Welle kleben.

von Rudi (rudils)


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Rainer W. schrieb:
> Das Magnetfeld entsteht durch den Strom. Die Spannung ist nicht
> relevant.

Na ja? Ohne Spannung kein Strom oder umgekehrt? Henne und Ei?

Ben B. schrieb:
> und mit einer Photodiode messen, wieviel Licht reflektiert wird

Hab ich heute Nachmittag schon mal angedacht.

Ben B. schrieb:
> den Aufbau mit einer Kamera erfassen

Dafür ist wahrlich kein Platz da.

Alexander schrieb:
> Das wäre dann das Equivalent zum Hallsensor.

Hätte ich einige schon da, das wär auch die mechanisch kleinste Lösung. 
Einen kl. Hufweisenmagneten über der Achse mitdrehen lassen. Der 
statisch montierte Hallsensor im Magnetfeld sollte dann ein sinusmäßiges 
Signal abgeben zur Positions-Rückkopplung (es sind ja nur 85°). Und 
mechanisch einfach anzubringen. Über der Achse sind die Magnetfelder der 
Haupmagneten auch kaum mehr wirksam. Morgen werde ich vl. einen Versuch 
damit starten.

PS.
Hab grad im Datenblatt gesehen, meine Hallsensoren haben einen 
Schmitttrigger drin. Kann ich so nicht nutzen. Also muß ich erst einen 
linearen suchen.

: Bearbeitet durch User
von Carypt C. (carypt)


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vertikal stellen und in der Mittenposition ein Gewicht an den Arm 
befestigen, anstatt einer Rückstellfeder.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Rudi schrieb:
> Wenn ich Gleichstrom durch die Spule laufen lasse geht sie auf Anschlag.
Hast du es wenigstens mal mit unterschiedlich starkem Gleichstrom 
versucht? Mit Vorwiderstand und langsamem Hochfahren der Spannung ab 0V?

> Je nach Tastverhältnis einer PWM wird eine bestimmte Position
> eingenommen.
Ja, dann bist du ja schon fertig. Oder nicht?

> Ich habs mal mit 10kHz (+-4V) versucht. Ich hab aber noch nicht
> vermessen welches Tastverhältnis welchen Ausschlag bewirkt.
Dann tu das. Dann findest du auch heraus, ob dein liebster Wunsch in 
Erfüllung geht:

> Am liebsten wäre mir ein linearer Zusammenhang.
Falls nicht: mit einem µC lässt sich eine nichtlineare Auslenkung leicht 
über eine Tabelle in eine lineare Auslenkung umformen.

: Bearbeitet durch Moderator
von Rainer W. (rawi)


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Rudi schrieb:
> Na ja? Ohne Spannung kein Strom oder umgekehrt? Henne und Ei?

Nix Henne-Ei.
Wenn die Spule warm wird und du sie mit einer geregelten Spannung 
ansteuerst, nimmt der Strom und damit das Magnetfeld ab. Wenn du sie 
dagegen mit geregeltem Strom ansteuerst, interessiert eine 
Temperaturänderung der Spule das Magnetfeld nicht.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Hast du es wenigstens mal mit unterschiedlich
> starkem Gleichstrom versucht? Mit Vorwiderstand
> und langsamem Hochfahren der Spannung ab 0V?
Das nutzt nichts in dem nahezu linearen Magnetfeld, in dem sich die 
Spule bewegt. Sobald das Haltemoment überschritten wird, läuft die Spule 
gegen den Endanschlag. Mechanisch ausgeführt müsste man schon irgend 
eine progressive Rückstellkraft aufbauen, gegen die man dann mit dem 
Spulenstrom arbeiten kann, so wie das bei den üblichen Zeigermesswerken 
auch ist.

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