Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Temperaturfrage: Zerlegung (Kern ziehen) von Ferritkerntrafos


von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Mal eine Frage an das schwärmende Nerdwissen...

Wenn man gerne Bauteile von alten Teilespender-Platinen weiterverwenden 
möchte, fallen dabei auch Ferritkerntrafos z.B. aus alten PC-Netzteilen 
an, die ich gelegentlich sogar gebrauchen kann.

Leider sind die so gut wie immer ganz toll verklebt, so daß man den Kern 
nicht ohne weiteres gezogen bekommt, um die Dinger neu zu wickeln. Bei 
den meisten Trafos bekommt man den Kern heraus, wenn man den Trafo mit 
einer Heißluftpistole so richtig kräftig erwärmt, so daß sich der Kleber 
(oder was immer die dafür benutzt haben) löst. Leider muss man dabei 
extrem vorsichtig sein, bei zu großen Temperatursprüngen bricht der Kern 
sofort und dann ist das Ding Schrott. Mit einer Heißluftpistole passiert 
das leider ziemlich oft. Daher überlege ich, mir einen kleinen Mini-Ofen 
dafür zuzulegen und ggf. für eine sanfte Temperatur-Rampe zu 
modifizieren.

Weiß jemand, bei welcher Temperatur das Lösen des Klebers eintritt, so 
daß man den Kern gezogen bekommt? Also welche Temperatur müsste man mit 
so einem Ofen erreichen, schafft man das noch mit einem modifizierten 
Küchengerät oder geht das eher in Richtung Härteofen?

Danke...

von Flip B. (frickelfreak)


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habe mal gehört kochen in wasser soll helfen. Bin aber nicht verzweifelt 
genug, aus kostengründen alte Trafos zu zerlegen und neu zu wickeln, 
daher noch nicht persönlich getestet.

von Hobby B. (bastler2022)


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Flip B. schrieb:
> habe mal gehört kochen in wasser soll helfen.

Ja das geht musste ich auch schon mal machen, ist aber auch schon ewig 
her.
Vorteil erwärmt sich gleichmäßig und der Kleber wird weich.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Hm, in Wasser kochen wären maximal 100°C. Irgendwie habe ich Zweifel, 
daß das reicht, aber wenn ich das nächste Mal einen alten Topf finde, 
probiere ich das aus. Einen meiner vorhandenen Töpfe dafür opfern möchte 
ich nun nicht gerade.

Geht auch nicht um Kostengründe, aber wie das bei Bastlern immer so ist, 
braucht man so einen Trafo immer genau sofort, unverzüglich, pünktlich 
am Samstag abend... und diese Trafos sind halt da... also wieso nicht 
verwenden wenn man sie auseinanderbekommt?

von Ralf X. (ralf0815)


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Ben B. schrieb:
> Hm, in Wasser kochen wären maximal 100°C. Irgendwie habe ich Zweifel,
> daß das reicht, aber wenn ich das nächste Mal einen alten Topf finde,
> probiere ich das aus. Einen meiner vorhandenen Töpfe dafür opfern möchte
> ich nun nicht gerade.

Was soll da bei einem Topf kaputtgehen?
Zur Not einfach im Kochbeute garen.
Oder sich bei kleinanzeigen einen Topf schenken lassen oder vom Schrotti 
mitnehmen.

Ich würde den allerdings einfach in den Backofen packen, da kann man 
ggf. dann auch weit über 100°C erreichen, meist ist da irgendwo bei über 
250°C das Ende erreicht.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Irgendwie habe ich nicht besonders viel Lust, mir meine Küchengeräte mit 
Elektro-Kleberückständen oder ihren Ausgasungen zu versauen. Ich werde 
schon einen Topf zum Versauen finden, aber aktuell habe ich keinen.

von Uwe (uhi)


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Kann bestätigen, dass kochen in Wasser funktioniert hat, ein paar Kerne 
aus PC-Netzteilen zu recyceln. Ist ca 10 Jahre her.

von Rainer W. (rawi)


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Ben B. schrieb:
> Irgendwie habe ich nicht besonders viel Lust, mir meine Küchengeräte mit
> Elektro-Kleberückständen oder ihren Ausgasungen zu versauen.

Dann nimm den Reflow Ofen. Der ist sowieso von Flussmittelausgasungen 
eingesaut ;-)

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Hehe, über die Möglichkeit habe ich nachgedacht, ein paar Trafos beim 
Kumpel mit durch den Lötofen laufen zu lassen. Allerdings brechen die 
Kerne dabei garantiert bzw. ich bezweifle, das dieser Ofen eine so 
sanfte Temperaturrampe überhaupt könnte, daß die Kerne das überstehen 
würden.

Mit der Heißluftpistole braucht man locker 5..10 Minuten, um den Trafo 
sanft genug auf eine Temperatur zu bringen, daß man den Kern ziehen 
kann, ohne daß er bricht. Und oft genug geht das auch schief, also wenn 
man den Kern auf jeden Fall braucht und er nicht kaputtgehen darf (z.B. 
weil man einen Wicklungsschaden reparieren möchte), dann auf keinen Fall 
mittels Heißluftpistole versuchen!

Ein paar Trafos habe ich auch schon 'ne Woche lang in Aceton gebadet. 
Bei manchen funktioniert das, also man bekommt den Kern dann raus - aber 
es gibt auch welche, da ist der Kleber sogar gegen Aceton beständig. 
Leider löst das Aceton dabei auch den Kleber der Folie in der Wicklung, 
wenn man das dann auseinanderpopelt gibt es eine riesen Sauerei und 
Aceton-Kleber-Schnüffeln fast bis zum Abwinken. Da passiert bei der 
Hitze-Methode nicht.

Alles klar, ich besorge mir einen alten Topf
und probiere das mal mit Kochen in Wasser.

von Hp M. (nachtmix)


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Ben B. schrieb:
> Alles klar, ich besorge mir einen alten Topf
> und probiere das mal mit Kochen in Wasser.

Füge ein paar Tropfen Spülmittel hinzu. Das reduziert die 
Oberflächenspannung und das Wasser kann besser zwischen Kleber und 
Ferrit bzw. Kunststoff eindringen.
Musst hat aufpassen, dass der Topf dann nicht überschäumt. Heftiges 
Kochen erhöht die Temperatur sowieso nicht.

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