Forum: Platinen Durchstecklötstelle bei kleiner Drohnenplatine


von Alexander R. (alexander_r239)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Guten Tag,

Bei meiner kleinen Drohne ist das Stromkabel abgerissen. Nun habe ich 
versucht, mit meinem Aneng SL105 Lötkolben auf 520°C eingestellt mit 
Flussmittel die abgerissene Litze irgendwie aus den Löchern raus zu 
bekommen, habe bei einem auch versucht es mit der Pinzette zu fassen, zu 
erwärmen und raus zu ziehen.

Allerdings habe ich es mir wohl mal wieder einfacher vorgestellt, als es 
wirklich ist und würde bei den Profis hier gerne um Rat fragen, was man 
denn da machen könnte. Muss ich es vielleicht wirklich mit einem Fräser 
rausfräsen? Mittlerweile kriege ich die eine Litze, die ich vorher noch 
schön zu fassen bekommen habe auch nicht mehr richtig zu fassen, da ich 
Flussmittel drauf gegeben habe und mit dem Lötkolben dann auch 
hingefrickelt habe und es platt geworden ist...

Ich wäre echt froh, wenn hier jemand vielleicht einen Rat hätte. Am 
Anfang dachte ich schon mein Lötkolben würde nicht richtig 
funktionieren, aber dann habe ich mit Entlötlitze und Flussmittel schon 
Lot wegbekommen von den Lötstellen und anschließend auch noch ein wenig 
mit dem Lötsauger wegsaugen können. Aber die Litze steckt nun halt 
gefühlt fast eben in den Durchkontaktierungen drin...

Freundliche Grüße
Alex

: Bearbeitet durch User
von F. (radarange)


Lesenswert?

Es ist irgendwie unklar, was du machen willst.
Folgendes fällt aber auf:
1) VIEL zu hohe Temperatur. 520°C ist kompletter Wahnsinn. Mit gutem 
Willen lasse ich mich noch zu 400°C überreden, moderne Technik sollte 
aber eher so bei 350°C funktionieren.
2) Dein Werkzeug scheint leider ungeeignet zu sein. Einen Draht aus 
einer Durchkontaktierung herauszuziehen, sollte kein Problem darstellen. 
Die absurd hohe Temperatur und deine Erfolglosigkeit sprechen für einen 
schlechten Wärmeübergang, ggf. auch durch eine falsche Lötspitze.
3) Es ist immer noch nicht so 100% klar, was du willst, aber hier zur 
Technik, wie man einen Draht aus einer Durchkontaktierung entfernt:
- Lötzinn und Flussmittel auf die Durchkontaktierung auftragen
- Schön warm machen
- Draht rausziehen
- Mit Entlötpumpe und Entlötlitze überschüssiges Lot entfernen
- Neuen Draht einlöten
4) Wenn alle Stricke reißen, hilft Niedertemperaturlot z.B. von 
Chipquik, das auf die Lötstelle gebracht wird. Damit hat man dann viel 
länger Zeit, bis das Lot erstarrt und kann bequemer arbeiten. 
Üblicherweise interessant bei Komponenten, die mehrere Anschlüsse haben, 
bei einem einzelnen Draht nicht notwendig

von Rainer W. (rawi)


Lesenswert?

Alexander R. schrieb:
> Nun habe ich versucht, mit meinem Aneng SL105 Lötkolben auf 520°C
> eingestellt mit

Du weit, dass das bleifreies Lötzinn bei etwa 217 °C flüssig wird?
Was meinst du, wie schnell bei 520 °C das Flussmittel verbrannt und 
damit wirkungslos bis hinderlich ist.

Bei großflächiger Anbindung des Pads hilft vorheizen mit einer 
Heizplatte.
Es hilft, einen lackierten Kupferdraht durch die Durchführung zu 
schieben und damit die Bohrung von den Litzenresten zu befreien.

p.s.
Deine Platine könnte eine Reinigung vertragen.

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Alexander R. schrieb:
> mit meinem Aneng SL105 Lötkolben

Wenn ich danach suche, bekomme ich als ersten Treffer eine 
"Schweißausrüstung" mit 60W für 2,99€.
Es ist ein 110/230V Lötkolben, die 60W dürften vielleicht für das 
Heizelement stimmen, wie viel Leistung er auf die Lötstelle bringen kann 
steht auf einem anderen Blatt.
Geht für eine Lochpunktraster-Platine, bei einer Mehrlagenplatine und 
evt. Massefläche dürfte der Lötkolben stark überfordert sein.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Alexander R. schrieb:
> Nun habe ich versucht, mit meinem Aneng SL105 Lötkolben auf 520°C
> eingestellt mit Flussmittel die abgerissene Litze irgendwie aus den
> Löchern raus zu bekommen
Ich nehme zum Entlöten kein Flussmittel, sondern ich füge der Lötstelle 
Lötzinn hinzu. Denn vermutlich bekommst du die Wärme aus der (wegen der 
hohen Temperatur vermutlich auch noch verzunderten) Lötspitze gar nicht 
ins Lot auf deiner Platine. Deshalb nimmst du erst mal eine vernünftige 
Temperatur (höchstens 350°C) und machst eine schöne Lotkugel vorne auf 
die Lötspitze und gehst mit dieser Lotkugel an das Lötpad. Dann bleibst 
du da mal ein paar Sekunden drauf und siehst dir an, ob das Lötzimm von 
der Lötstelle aufgenommen wird. Erst dann kommt die Wärme da rein. Und 
wenn dann alles hübsch flüssig ist, klopfst du das Loch einfach frei 
oder saugst das Ganze mit der Entlötpumpe aus dem Loch raus. Frtig.

> Muss ich es vielleicht wirklich mit einem Fräser rausfräsen?
Das ist der sicherste Weg, die Platine vollends kaputt zu machen.

Udo S. schrieb:
> bei einer Mehrlagenplatine und evt. Massefläche dürfte der Lötkolben
> stark überfordert sein.
Das sieht man dann, wenn man das Lot auch nach 10 Sekunden noch nicht 
flüssig bekommen hat. Oder die Lotkugel auf der Lötspitze mangels 
Wärmenachschub sogar wieder erstarrt.

Im Allgemeinen übt man solche Entlötaktionen aber besser vorher an ein 
paar Schrottplatinen aus defekten Geräten. Es läuft ja auch keiner einen 
Marathon ohne vorher mal trainiert zu haben.

: Bearbeitet durch Moderator
von Hannes J. (pnuebergang)


Lesenswert?

Udo S. schrieb:
> Alexander R. schrieb:
>> mit meinem Aneng SL105 Lötkolben
>
> Wenn ich danach suche, bekomme ich als ersten Treffer eine
> "Schweißausrüstung" mit 60W für 2,99€.

Immerhin mit Temperaturregelung im Handgriff. Spitzen sehen nach Typ 
900M-T aus. Davon gibt es eigentlich genug Variationen dass er eine 
passenden Spitze finden sollte.

Wobei, was mein ihr, wie stehen die Wetten dass er eine dieser 
dusseligen Nadelspitzen drauf hat mit denen Lötkolben und -stationen für 
Elektronik gerne geliefert werden?

Interessanterweise zeigen alle Bilder die ich gesehen habe eine 
Einstellung von 520°. Jetzt wissen wir wenigstens wo die Idee her kommt.

-> Auf eine Meißelspitze wechseln. Die mit 520° malträtierte Spitze 
dürfte sowieso schon verzundert sein und ihre Beschichtung zumindest 
teilweise verloren haben.

> Es ist ein 110/230V Lötkolben, die 60W dürften vielleicht für das
> Heizelement stimmen, wie viel Leistung er auf die Lötstelle bringen kann
> steht auf einem anderen Blatt.

Ja gut, so sind alle Lötkolben mit einer klassischen Heizung 
spezifiziert. 60W ist jetzt nicht so schlecht. Bevor die innenbeheizten 
Spitzen auch bei Bastlern modern wurden waren 48W - 60W gängige Werte.

Ich glaube es ist mehr eine handwerkliche Sache und nicht auf den 
Lötkolben zu schieben. Leider hilft da nur üben, üben, üben. Ist blöd, 
aber geht nicht ansers.

von Flip B. (frickelfreak)


Lesenswert?

Schritt 1:

Drohnenplatine in den Schrank legen. An wertlosen Schrottplatinen üben.

Alles weitere ergibt sich.

von Alexander R. (alexander_r239)



Lesenswert?

Hallo nochmals und vielen Dank für eure Hilfsbereitschaft. Das es an mir 
liegt, hab ich mir auch schon irgendwie gedacht. Am Anfang habe ich 
gemeint, der Lötkolben würde irgendwie nicht heiß genug werden was aber 
wahrscheinlich nicht die Ursache sein wird. Ich habe euch noch die 
Bilder meiner Lötspitzen angehängt und nochmals ein paar Makroaufnahmen 
der betroffenen Lötstellen.

Die Durchkontaktierungen sind halt wirklich sehr klein, ich weiß nicht, 
wie gut das auf den Bildern rüberkommt aber ja..

Oder würd sich hier jemand für nen Kasten Augustiner oder so dazu bereit 
erklären, es zu löten? Bevor ich es zerstöre..😅.

Würde auch das Risiko in Kauf nehmen, dass derjenige es auch womöglich 
zerstören würde, wenn es nicht reparierbar wäre.. das Risiko wäre aber 
sehr wahrscheinlich geringer als bei mir..

Mfg Alex

: Bearbeitet durch User
von Alexander R. (alexander_r239)


Lesenswert?

Hannes J. schrieb:
> Ja gut, so sind alle Lötkolben mit einer klassischen Heizung
> spezifiziert. 60W ist jetzt nicht so schlecht. Bevor die innenbeheizten
> Spitzen auch bei Bastlern modern wurden waren 48W - 60W gängige Werte.

Mein Lötkolben ist auch innenbeheizt durch ein Keramikelement, was 
bedeutet das denn? Wodurch entscheiden sich denn die innenbeheizten 
durch die "normalen/anderen"?

von Nemopuk (nemopuk)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Alexander R. schrieb:
> Wodurch entscheiden sich denn die innenbeheizten
> durch die "normalen/anderen"?

a) Die Lötspitze wird in den Heizwendel hinein gesteckt. Das ist die 
schlechteste Variante, neigt zum Auskühlen, sobald man damit die Platine 
Berührt.

b) Die Lötspitze umschließt einen Heizstab. Die äußere Blechhülse mit 
der Rändelschraube hält beides zusammen. Man bekommt sie ab 5 Euro mit 
einer halbwegs funktionierenden Temperaturregelung, und für etwa mehr 
Geld auch als Lötstation. Die Lötspitzen (Verbrauchsmaterial!) sind 
billig. Ich komme damit gut zurecht.

c) Lötspitze und Heizung sind ein Bauteil. Sie werden zur Kontaktierung 
der Zuleitungen in den Passiven Griff gesteckt. Das geht auch in heißem 
Zustand. Diese T9 und T12 Varianten können am schnellsten nach heizen. 
Sie sind dafür deutlich teurer. Für regelmäßige Arbeiten sicher eine 
vernünftige Wahl.

: Bearbeitet durch User
von F. (radarange)


Lesenswert?

Alexander R. schrieb:
> Hallo nochmals und vielen Dank für eure Hilfsbereitschaft. Das es an mir
> liegt, hab ich mir auch schon irgendwie gedacht. Am Anfang habe ich
> gemeint, der Lötkolben würde irgendwie nicht heiß genug werden was aber
> wahrscheinlich nicht die Ursache sein wird. Ich habe euch noch die
> Bilder meiner Lötspitzen angehängt und nochmals ein paar Makroaufnahmen
> der betroffenen Lötstellen.

Ist nicht so gut zu erkennen, sieht aber noch nicht völlig verloren aus. 
Ist etwas fummelige Arbeit, da durch Einbringen von Lötzinn und 
Herausziehen der Einzellitzen bzw. Absaugen die Durchkontaktierungen 
auszuräumen, aber zumindest scheint sich hier nach erstem Dafürhalten 
noch nicht die Kupferbeschichtung der Platine gelöst zu haben--das ist 
bei 500°C Lötspitzentemperatur ein echter Glücksfall!

> Die Durchkontaktierungen sind halt wirklich sehr klein, ich weiß nicht,
> wie gut das auf den Bildern rüberkommt aber ja..

Wir glauben dir gerne, dass die klein sind, nur ist das ja keine 
Präzisionslötung: Die Wärme muss da rein und weil dort auch noch ein 
Stück Litze drinsteckt, wird viel Wärme benötigt. Eine dünne Lötspitze 
hat nur wenig Wärmefluss, du brauchst also das Dickste, was du bekommen 
kannst. In deinem Fall die 2. oder 5. Spitze von links, zur Not auch die 
3. Da die Nummer 5 bereits ein wenig in Mitleidenschaft gezogen scheint, 
mal mit der Nr. 2 bei 350°C-370°C oder so probieren.

> Oder würd sich hier jemand für nen Kasten Augustiner oder so dazu bereit
> erklären, es zu löten? Bevor ich es zerstöre..😅.

Die Anfrage wird erfolgreicher, wenn du eine grobe Region angibst. :)
Bei solchen Projekten ist es geschickter, sich das gemeinsam 
anzuschauen.

> Würde auch das Risiko in Kauf nehmen, dass derjenige es auch womöglich
> zerstören würde, wenn es nicht reparierbar wäre.. das Risiko wäre aber
> sehr wahrscheinlich geringer als bei mir..

Das ist auch eine Anwendung für Niedertemperaturlot, wenn man die Sachen 
partout nicht entfernt bekommt, aber ich glaube, hier ist das überhaupt 
nicht notwendig, da reicht schon ordentliches Vorgehen.

von Alexander R. (alexander_r239)


Lesenswert?

F. schrieb:
> In deinem Fall die 2. oder 5. Spitze von links, zur Not auch die 3. Da
> die Nummer 5 bereits ein wenig in Mitleidenschaft gezogen scheint, mal
> mit der Nr. 2 bei 350°C-370°C oder so probieren.

Ich habe es mit der vierten und dritten(von links) bei maximaler 
Temparatur versucht, es hat nicht funktioniert. Die zwei VIAs sehen noch 
gut aus, einer ist etwas verbogen nach innen hin wie es aussieht aber 
abgelöst sieht nichts aus. Ich habe es bei maximaler Temparatur 
versucht, es hat nicht funktioniert. Die zwei VIAs sehen noch gut aus, 
einer ist etwas verbogen nach innen hin wie es aussieht aber abgelöst 
sieht nichts aus. Ich habe einfach wie es aussieht nicht wirklich Hitze 
reinbekommen. Mit einer Flachen- oder Meißelspitze hab ich mich das eben 
genau aus dem Grund bisher auch nicht getraut, auch nicht mit der 
Methode zusätzlich Lot hinzuzugeben.

F. schrieb:
> Die Anfrage wird erfolgreicher, wenn du eine grobe Region angibst. :)
> Bei solchen Projekten ist es geschickter, sich das gemeinsam
> anzuschauen.

Ich komme aus dem Landkreis Rottal-Inn aus Niederbayern.

von F. (radarange)


Lesenswert?

Verbiegen kann man da an einer Durchkontaktierung nichts, wobei sich 
ggf. der Ring der "+"-Durchkontaktierung schon ein wenig lösen könnte. 
So genau sieht man das aber nicht auf den Bildern.
Deine Löttechnik klingt aber genau falsch. Das ist nicht schlimm, aber 
mit der richtigen Technik klappt's dann auch.
Die Lötstelle muss vollständig erwärmt werden, damit das Lot schmilzt 
und du die Drähte rausziehen kannst. Der Wärmeübergang von einer 
(trockenen) Lötspitze auf eine kalte Lötstelle ist ziemlich schlecht, da 
kaum Kontaktfläche vorliegt. Dadurch fließt wenig Wärme und die 
Lötstelle wird überhaupt nicht warm. Das kann man natürlich dadurch 
verbessern, indem man einfach die Temperatur hochdreht, aber das Problem 
des Wärmeübergangs ist damit immer noch nicht gelöst. Daher: Zum Löten 
und auch Entlöten muss guter Wärmeübergang hergestellt werden. Das geht, 
indem die Lötspitze mit Lötzinn benetzt wird, das flüssige Lötzinn sorgt 
für einen guten Wärmeübergang.
Das ist auch das Problem von zu kleinen Spitzen: Die Kontaktfläche ist 
sehr klein, dadurch ist der Wärmefluss gering. Das ist in Ordnung, wenn 
man an einen einzelnen Pin ein Drähtchen anlöten muss, da gibt es ja 
auch nicht viel zu erwärmen, aber an deinen Stromversorgungsanschlüssen 
hängt viel mehr Kupfer dran, da wird schon eine gewisser Wärmeeintrag 
benötigt.

von Alexander R. (alexander_r239)


Lesenswert?

F. schrieb:
> Verbiegen kann man da an einer Durchkontaktierung nichts, wobei sich
> ggf. der Ring der "+"-Durchkontaktierung schon ein wenig lösen könnte.
> So genau sieht man das aber nicht auf den Bildern.

Ja, das kann sein, wäre natürlich sehr unglücklich, wenn es denn so wäre 
:/

Muss ich wirklich schauen was ich da jetzt machen soll, alleine traue 
ich mich da aktuell nicht wirklich weiter ran..

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


Lesenswert?

verrate doch mal deine Postleitzahl, vielleicht ist ja ein hilfreicher 
Foprist in deiner Nähe, der sich das mal ansehen kann

von Alexander R. (alexander_r239)


Lesenswert?

Wegstaben V. schrieb:
> verrate doch mal deine Postleitzahl, vielleicht ist ja ein hilfreicher
> Foprist in deiner Nähe, der sich das mal ansehen kann

84326 - Falkenberg

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.