Im Kampf um Nexperia scheint man in den Niederlanden die Niederlage einzugestehen. Die Zusammenarbeit zwischen dem italienischen Prozessrechnerspezialisten SECO und der Raspberry Pi PLC zeigt erste Früchte, während verschiedene neue Komponenten Aufmerksamkeit erregen. Hier eine Liste von allem, was neu ist...
Nexperia: Niederlande dürfte Niederlage anerkennen
Die niederländische Regierung hat – wohl dank der kalten Dusche durch Trump, der für amerikanische Unternehmen Sonderregelung herausverhandelte – verstanden, dass die gebende Hand über der Nehmenden ist. Bloomberg berichtet unter https://www.bloomberg.com/news/articles/2025-11-07/dutch-ready-to-drop-control-of-nexperia-if-chip-supply-resumes?srnd=phx-technology nun nach folgendem Schema über das – wahrscheinliche – Eingestehen der niederländischen Niederlage:
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The Dutch government is ready to shelve the ministerial order that gave it the power to block or change key corporate decisions at Nexperia, if China allows exports of its critical chips again, according to people familiar with the matter. |
Die wichtige Frage ist, wie man im Hause Wingtech auf die Situation reagiert. Neben einem Großreinemachen in der europäischen Zentrale wäre durchaus mit einem Abbau von Stellen und Fertigungskapazitäten in den Niederlanden zu rechnen. Hierfür zwei Gründe: erstens dürften die Aktionäre von Wingtech in Anbetracht der Kursverluste der Aktie des Mutterunternehmens Schutz für ihre Investments verlangen. Zweitens sind Nutzer der Chips nun paranoid – eine “komplett niederländerfreie” Produktionskette dürfte Vertrauen herstellen, scheut das gebrannte Kind doch das Feuer.
SECO Pi Vision 10.1" CM5 – IP66-zertifiziertes Tablet auf Basis eines Raspberry Pi CM5
Nach mehreren glücklosen Eigenentwicklungen – man denke an die UDOO-Reihe – beschloss man im Hause SECO fortan, im Bereich der Hardware mit der Raspberry Pi Trading zusammenzuarbeiten. Neben “Langlebigkeit” der Hardware bekommt man so Anschluss zu einer wachsenden Community. Nun kündigen die Italiener ein neues HMI-Tablet an, das sich wie in der Abbildung gezeigt präsentiert.

Bildquelle: https://www.seco.com/products-services/human-machine-interface/pi-vision#c31276
DRAM-Preise steigen
Hackster berichtet unter https://www.hackster.io/news/a-near-tripling-of-dram-contract-pricing-foreshadows-price-hikes-to-come-for-single-board-computers-88119b01c94e von einer Marktstudie, die die von den diversen Trendlinern angezeigten Trends im Speichermarkt beschreibt:
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with dynamic RAM (DRAM) component pricing on-track to triple in the next few months, an increase single-board computer (SBC) manufacturers will be unable to swallow. |
Aus der Logik folgt, dass diese durch den AI-Boom verursachte Situation negative Auswirkungen auf die Preise von Raspberry Pi und Co haben dürfte.
Debian: Unterstützung für Raspberry 1 endet innert von rund fünf Jahren
Raspberry Pi OS-Updates gab es bisher – dies ist beeindruckend – durch die Bank auch für die ältesten der uptonitischen Prozessrechner. Dies liegt auch daran, dass Debian diese Systeme nach wie vor unterstützt – eine Situation, die sich nun dem Ende zuneigt. Der im Allgemeinen gut informierte Branchennewsdienst CNX berichtet unter https://www.phoronix.com/news/Debian-Drops-MIPS64EL-ARMEL nun darüber, dass die Unterstützung für die im Raspberry Pi 1 verwendete CPU ausläuft:
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The ARMEL and MIPS64EL architectures have been dropped from Debian unstable and experimental. This is the end of the road for these aging ARM and MIPS targets in the Debian world. |
Da es sich hierbei nur um den experimentalen Teil der Distribution handelt, gilt, dass vorhandene Versionen nach wie vor voll unterstützt werden – die Abkündigung liegt also in der Zukunft und betrifft nur noch nicht stabilisierte Varianten von Debian. Amerikanische Quellen gehen davon aus, dass die Softwareupdates in vier bis fünf Jahren praktisch eingestellt werden.
Bluetooth 6.2 im Zeichen der Geschwindigkeit und der Sicherheit
Die Bluetooth SIG hält ihre Pläne durch, fortan häufiger Updates der hauseigenen Spezifikationen zu lancieren. Nun steht die Version 6.2 des Protokolls ante Portas, die unter der URL https://www.bluetooth.com/bluetooth-core-6-2-feature-overview/ folgendermaßen beschrieben wird:
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2.1 Bluetooth® Shorter Connection Intervals |
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Shorter Connection Intervals (SCI) reduce the minimum connection interval from 7.5 ms to 375 µs, enabling faster device responsiveness for high-performance HID devices, real-time HMI systems, and sensors. |
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2.2 Bluetooth® Channel Sounding Amplitude-based Attack Resilience |
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Channel Sounding Amplitude-based Attack Resilience strengthens secure ranging by detecting and mitigating sophisticated RF amplitude attacks, adding protection against relay and spoofing threats in automotive, smart home, and industrial environments. |
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2.3 Bluetooth® HCI USB LE Isochronous Support |
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HCI USB LE Isochronous Support standardizes isochronous communication over USB by introducing Bulk Serialization Mode, which unifies Host Controller Interface (HCI) packet transmission and facilitates seamless Bluetooth® LE Audio integration. |
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2.4 Bluetooth® LE Test Mode Enhancements |
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LE Test Mode Enhancements enable flexible, secure RF testing with over-the-air (OTA) support by introducing a Unified Test Protocol (UTP) for wireless PHY tests, standardized messaging, and improved test control. |
Hervorzuheben sind außerdem die unter https://www.bluetooth.com/specifications/specs/core-specification-6-2/ größtenteils kostenlos einsehbaren Basisdokumente – wie immer gilt, dass vor dem Anmelden eines Bluetooth SIG-Accounts Vorsicht walten sollte, weil die SIG diese Gelegenheit zur Umgehung der Erschöpfung nutzen könnte (siehe https://www.youtube.com/watch?v=Mh4mDn2cFDo für Details).
WCH BLE Analyzer Pro – sehr preiswerter Protokollanalysator für Bluetooth LE
Protokollanalysatoren für Bluetooth (LE) sind für Teledyne Lecroy eine wahre Latifundie, liessen sich die Geräte bisher doch für gutes Geld verkaufen. WCH lanciert nun eine preiswertere Variante auf Basis dreier hauseigener CH582F-Mikrocontroller – die drei MCUs “hören” permanent, was in ihrer Umgebung an Informationen ausgetauscht werden. Eine Windows-Software präsentiert die Pakete dann grafisch. Hervorzuheben ist der extrem geringe Preis: der Hersteller ging selbst mit 20USD ins Rennen (kein Tippfehler).

Bildquelle: https://www.aliexpress.com/item/1005004894101176.html?
Im offiziellen Store ist das Produkt derzeit ausverkauft; für den Standort Ungarn findet sich unter der URL https://s.click.aliexpress.com/e/_c3Jz9CYn allerdings ein (teurerer) Reseller, der auch andere europäische Länder abdecken dürfte.
STMicroelectronics: wir lieben auch Zephyr
Im Hause STMicroelectronics setzte man einst auf FreeRTOS, um danach voll auf Microsoft Azure RTOS umzuschwenken – eine Entscheidung, die sich als nur leidlich glücklich erwies. Andere Hersteller (Stichwort NXP) setzten von Anfang an auf Zephyr. ST versucht nun, auch in diesem Bereich nachzuziehen. Ein vor wenigen Tagen an die Entwicklerschaft versendetes E-Mail informiert darüber, dass man Zephyr benevolent gegenübersteht und für die diversen Peripheriegeräte Treiber anbietet.

Bildquelle: https://www.st.com/content/st_com/en/ecosystems/stm32-mcus-in-the-open-source-software-ecosystem/zephyr.html
Stackpole: Null Ohm-Widerstände mit höherem Maximalstrom
Null Ohm-Widerstände werden gerne zur Konfiguration benutzt: wer sie zum Vereinfachen von Routing als Pick and Place-fähige Drahtbrücke verwendet, musste bisher mit den vergleichsweise geringen Maximalströmen leben. Stackpole begegnet diesem Problem nun durch eine neue Familie von Null Ohm-Widerständen, die komplett aus Metall bestehen und selbst in sehr kleinen SMD-Gehäusen große Ströme verkraften:
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Stackpole MCJ Series takes this concept further with an all-metal construction that delivers exceptional current handling well beyond the limits of traditional thick-film jumpers exceeding 10 amps with ease. Engineered for high reliability and surge current handling, the MCJ Series enables designers to use smaller, space-saving components without sacrificing performance. Fully AEC compliant in sizes 0402, 0603, and 0805, the MCJ Series provides proven reliability and consistency, making it the ideal choice for demanding, high-performance designs. |
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Pricing for the MCJ0402, 0603, and 0805 ranges from $0.08 - $0.095 each in full reel quantities. Contact Stackpole or one of our franchised distribution partners for volume pricing. |
ONSemi kündigt vertikale GaN-Technologie an
ONSemi liefert erste Samples von Leistungstransistoren an auserwählte Testkunden aus, die dank vertikalem Aufbau geringere Übergangswiderstände und höhere Strommengen verkraften sollen.


Bildquelle, beide: https://www.onsemi.com/download/tutorial/pdf/tnd6495-d.pdf
Weitere Informationen und eine realistische Markteinschätzung (kurz gefasst: limited impact) findet sich beim SiC- und GaN-Spezialisten Ralf Higgelke unter https://www.linkedin.com/pulse/ralfs-gan-sic-news-november-6-2025-ralf-higgelke-muh8f/.
Prusa OpenPrintTag – offenes Format für Filamentspulen-Tags
Mit NFC-Tags ausgestattete Filamentspulen ermöglichen 3D-Druckern die Erkennung von Verbrauchsmaterialien und das Erriechen der zu ihnen gehörenden Produktparametern. Problematisch war bisher, dass Hersteller diese an sich nützliche Funktion auch zur Verdongelung ihrer Drucker verwendeten. Prusa lanciert mit dem OpenPrintTag nun einen offenen Standard, der neben einem offenen Datenformat auch auf wiederbeschreibbare Tags setzt.

Bildquelle, beide: https://openprinttag.org/
Rohde und Schwarz kauft KI-Spezialisten zu
Im Hause RuS ist man dem Wachstum durch Zukauf nicht abgeneigt. Nach dem Erwerb des Leistungsmesstechnikspezialisten ZES Zimmer kauft man nun ein Unternehmen im Bereich KI-Datenanalyse:
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Zum 31. Oktober 2025 hat Rohde & Schwarz den in München ansässigen Softwarespezialisten Munich Innovation Labs übernommen. Das 2015 gegründete Unternehmen entwickelt und vertreibt KI-gestützte Softwarelösungen für die Innere und Äußere Sicherheit. Mit der Übernahme stärkt Rohde & Schwarz seine Position am Markt für Data-Analytics-Lösungen, insbesondere im Bereich der Open Source Intelligence. |
Kostenersparnis durch On-Premise-Hosting von Mac OS-Instanzen
Apple – böse Zungen sprechen von einer Anwaltskanzlei mit angeschlossenem Hardwareentwickler – haben in den Lizenzbedingungen ihres Betriebssystems eine Sonderklausel, die das Vermieten von Cloud-Macs stark verteuert (siehe https://docs.aws.amazon.com/AWSEC2/latest/UserGuide/ec2-mac-instances.html). Daraus folgt, was folgen muss: ein asiatisches Ridesharing-Unternehmen berichtet unter https://www.theregister.com/2025/11/07/grab_macos_cloud_repatriation_savings/ darüber, dass das On Premise-Hosten von Macs eine wesentliche Kostenersparnis brachte.






