Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Erde bei Netzteil Korad KA3005D


von Jan (ucn8)


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Hallo zusammen,

als Newbie habe ich eine Frage, die die Experten vermutlich spontan 
beantworten können.
Ich hatte bislang immer angenommen, dass GND (Erde) in einfachen 
Schaltungen praktisch Minus entspricht. Bei meinem neu erworbenen Korad 
KA3005D kann ich zwischen Plus und Ground aber kein Potential messen 
(nur undefiniertes Gezappel von mV-Werten).
Wenn ich 12V am Netzteil einstelle messe ich folgende Potentiale:

plus zu minus -> 12V,

plus zu GND -> Gezappel von mV-Werten,

minus zu GND -> Gezappel von mV-Werten

Ist das normal? Ich hätte erwartet, dass sich entweder von Plus oder 
Minus ein konstanter Wert zu GND einstellt, da GND in meiner Vorstellung 
ein festes Referenz-Niveau ist.

Schonmal danke an alle, die sich herablassen, so eine Anfänger-Frage zu 
beantworten ;)

Jan

von Nemopuk (nemopuk)


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Jan schrieb:
> Ist das normal? I

Ja. GND muss nicht zwingend geerdet sein. Auf dem Basteltisch sind 
potentialfreie Netzteile oft sogar besser:
- vermeidet Schäden durch Blödheit
- ermöglicht Reihenschaltung und von zwei Netzteilen

: Bearbeitet durch User
von Ralf X. (ralf0815)


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Stelle Dir einfach mal vor, dass Du mit zwei oder mehr solcher NT 
komplexe Versorgungen realisieren möchtest, z.B. -15V, 0V, +15V oder 
aber auch aus 2 x 30V eine +60 VDC Spannungsquelle zu bilden.
Würde alles mächtig knallen, wenn ein Ausgang grundsätzlich auf PE 
liegen würde.

von Lothar (Firma: HZB) (analog_art)


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Das ganz rechte Buchse ist nicht GND - sondern Earth bzw. in der 
Bedienungsanleitung auch als "Erdungsanschluss" benannt.
Diese Buchse ist mit dem Schukokontakt des Netzkabes und mit dem 
Metallgehäuse verbunden.

Nicht verbunden ist sie dagegen mit dem Plus und Minusbuchsen der 
eigentlichen Netzteilausgangsspannung -
somit ist die Ausgangsspannung des Netzteiles Potentialfrei - also 
unverbunden/schwebend zur Erde des 230V Stromnetzes (=Schukokontakt).

von Hannes J. (pnuebergang)


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Beim englischen GND (Abkürzung für Ground) geht es immer mal ein 
bisschen durcheinander. Einfach weil die Wörter Ground (Boden) und Earth 
(Erde) so nah verwandt sind.

So wird im Englischen, besonders von Amerikanern, wenn etwas geerdet 
wird, von grounding und nicht von earthing geredet und ein Erdungsleiter 
oder Schutzleiter heißt besonders bei den Amerikanern schon mal ground 
wire statt earth wire.

So steht gerne mal GND oder Ground an einer Erdungsschraube oder 
-buchse, auch wenn Earth besser wäre. Innerhalb einer Schaltung ist 
statt dessen mit GND meist das gewählte Bezugspotential gemeint, nicht 
die (Schutz)Erde.

Im Deutschen haben wir mit Masse ein bessere Bezeichnung für Ground. 
Doch spätestens wenn die Masse am Chassis anliegt und dass Chassis 
geerdet ist (und damit PE an Masse) ist der ein oder andere wieder 
verwirrt. Wobei Chassis je nach Kontext selber eine Bezeichnung für 
Masse = Ground = Bezugspotential sein kann. Es ist kompliziert.

Ein Erdungsanschluss an einem Netzgerät dient der Bequemlichkeit. In den 
seltenen Fällen in denen man bei einem Versuchs- oder Testaufbau eine 
Erdung benötigt kann man die Buchse verwenden. Aber nicht ohne vorher zu 
prüfen ob sie wirklich mit Erde verbunden ist.

von Jan (ucn8)


Angehängte Dateien:

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Vielen Dank für eure Erläuterungen - da hat sich einiges 
zurechtgeschoben bei mir.

Für mein aktuelles Arduino-Projekt leite ich daraus ab, dass ich die 12 
V, die der Arduino benötigt, mit den Netzteilanschlüssen Plus und Minus 
erzeuge.

Die ganz rechte Buchse am Netzteil ist zwar mit GND beschriftet, wird 
aber nicht mit dem Arduino verbunden.

Am Arduino ist der Pin zwar auch mit GND beschriftet, aber er wird am 
Minus des Netzteils angeschlossen.
Siehe angehängter Schaltplan die schwarze Verbindung zwischen 
Spannungsversorgung und links am Arduino.

(Quelle: Zeitmarke 3:50 im Video:
https://www.youtube.com/watch?v=J-8_txDnS3w&t=72s)

Wenn Ihr mir das bestätigen könntet, wäre ich dankbar.

Jan

von Nemopuk (nemopuk)


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Jan schrieb:
> Die ganz rechte Buchse am Netzteil ist zwar mit GND beschriftet, wird
> aber nicht mit dem Arduino verbunden.

Eigentlich sollte sie mit ERDE beschriftet sein, nicht GND. Wenn es dich 
irritiert, überklebe das Label.

> Am Arduino ist der Pin zwar auch mit GND beschriftet, aber er wird am
> Minus des Netzteils angeschlossen.

> Wenn Ihr mir das bestätigen könntet, wäre ich dankbar.

Ja

Dein "Schaltplan" wirft allerdings Fragen auf.

1) Ist das eine Türklinke?
2) Soll das Multimeter wirklich in die Schraube des Trimmpotis gesteckt 
werden?
3) Hier hängen zwei Leitungen in der Luft!

: Bearbeitet durch User
von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo Jan,

die Stichwärter heißen hier:
SELV "Safety Extra Low Voltage"
PELV "Protective Extra Low Voltage"
FELV "Functional Extra Low Voltage"

Labornetzteile für Kleinspannungen 
(https://de.wikipedia.org/wiki/Kleinspannung) sind meist vom Typ SELV.

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von Harald K. (kirnbichler)


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Nemopuk schrieb:
> 1) Ist das eine Türklinke?

Ich hätte es für einen aus irgendeinem vielleicht interessantem Grund 
von links ins Bild ragenden Schrittmotor gehalten.

Eine Türklinke würde sich da als Dekoration aber auch gut machen.

In diesem schönen Gemälde habe ich aber das Netzteil nicht finden 
können. Hatte das gerade frei, oder warum ist es nicht dargestellt? Ist 
es schüchtern?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Die Herrschaften bei Korad hätten die Erdbuchse ja auch schlauerweise 
mit PE beschriften können. Das wäre dann 'Protective Earth' und 
eindeutig.

von Jan (ucn8)


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Nemopuk schrieb:
> Dein "Schaltplan" wirft allerdings Fragen auf.
>
> 1) Ist das eine Türklinke?
> 2) Soll das Multimeter wirklich in die Schraube des Trimmpotis gesteckt
> werden?
> 3) Hier hängen zwei Leitungen in der Luft!

Hi Nemopuk,

1) nein, das ist ein NEMA17-Steppermotor. Ich will mit einem 
Stepper-Treiber (DRV8825) und einem Arduino einen Antrieb mit 
Steppermotor und Zahnriemen basteln. Meine Terassenschiebetür hat ein 
verschiebbares Insektenschutzgitter. Dieses will ich automatisieren mit 
Näherungssensor betreiben, wie eine automatische Kaufhaus-Schiebetür.

2) Ja, so zeigt es der Youtuber im verlinkten Video. So stellt man die 
Strombegrenzung des DRV8825 mit dem Poti ein, bevor man den Steppermotor 
betreibt.

3) Das ist die Spannungsversorgung des Steppermotor-Treibers, die laut 
des Youtubers erst kontaktiert wird, wenn die Strombegrenzung 
eingestellt ist.

von Jan (ucn8)


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Harald K. schrieb:
> Nemopuk schrieb:
>> 1) Ist das eine Türklinke?
>
> Ich hätte es für einen aus irgendeinem vielleicht interessantem Grund
> von links ins Bild ragenden Schrittmotor gehalten.
>
> Eine Türklinke würde sich da als Dekoration aber auch gut machen.
>
> In diesem schönen Gemälde habe ich aber das Netzteil nicht finden
> können. Hatte das gerade frei, oder warum ist es nicht dargestellt? Ist
> es schüchtern?

Der schwarz-grüne Kasten mit gelbem Blitz ist das Netzteil. Der 
Schaltplan ist ein Screenshot aus dem verlinkten Youtube-Video, 
Zeitmarke 3:50.

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