Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Vernickeln (für zuhause)?


von Martin S. (sirnails)


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Hallo zusammen,

wer ab und an die Videos von mymechanics ansieht, sieht auch immer 
wieder, dass er gerne galvanisch vernickelt als Korrosionsschutz. Dabei 
sieht die Schicht hinterher immer sauber, und ordentlich aus (wie man es 
von einer Nickeloberfläche gewohnt ist).

Da er Schweizer ist, gehe ich davon aus, dass er eine dort frei 
käufliche Elektrolytlösung einsetzt.

Meine Frage in die Runde wäre, welche das sein könnte? Soweit, wie ich 
das sehe, ist das kein Glanz-Nickel (das ich nicht möchte).

Ich suche also ein frei-verkäufliches Matt-Nickel Elektrolyt, das als 
"1-Bad-Lösung" funktioniert, also nicht mehrere Durchgänge braucht. 
Anwendung ist Korrosionsschutz vor allem älterer, brünierter Werkzeuge.

Für Info wäre ich dankbar.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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Martin S. schrieb:
> Ich suche also ein frei-verkäufliches Matt-Nickel Elektrolyt, das als
> "1-Bad-Lösung" funktioniert, also nicht mehrere Durchgänge braucht.

Jentner in Pforzheim verkauft Kleinmengen. Aber man kann sich das auch 
selbst anmischen, Nickelsulfat, Kochsalz und Borsäure sind nötig.

> Anwendung ist Korrosionsschutz vor allem älterer, brünierter Werkzeuge.

Brünierung ist eine dünne Oxidschicht, die muss vor der Galvanik runter.

von Martin S. (sirnails)


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H. H. schrieb:
> Brünierung ist eine dünne Oxidschicht, die muss vor der Galvanik runter.

Die ist ja schon fast runter, darum will ich vernickeln.

Brüniert ist toll, aber sobald das Ding nur einen µ Rost angesetzt hat, 
wird die Oberfläche immer weiter rosten.

Ich hab es mit erneuter Kaltbrünierung, gründlichem Schruppen und 
Einölen versucht, aber das Zeug hat es nur noch viel schlimmer gemacht.

H. H. schrieb:
> Jentner in Pforzheim verkauft Kleinmengen. Aber man kann sich das auch
> selbst anmischen, Nickelsulfat, Kochsalz und Borsäure sind nötig.

Ja, dass es kein Hexenwerk ist, ist mir klar, aber ich will mich damit 
gar nicht so ausgiebig beschäftigen.

Ein typischer Anwendungsfall, der häufig vorkommt, wäre Batteriekontakte 
in Fernbedienungen neu zu vernickeln.

von .● Des|ntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Martin S. schrieb:
> Ein typischer Anwendungsfall, der häufig vorkommt, wäre Batteriekontakte
> in Fernbedienungen neu zu vernickeln.

Frei kratzen.
Das hält in der FB länger als das zugehörige Gerät.

von Martin S. (sirnails)


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H. H. schrieb:
> Jentner in Pforzheim verkauft Kleinmengen.

Hab gerade den Katalog gesichtet. Der verkauft nur an gewerbliche Nutzer 
:-(

von Thomas M. (elo-ocho)


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Moinsen,

Martin S. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Jentner in Pforzheim verkauft Kleinmengen.
>
> Hab gerade den Katalog gesichtet. Der verkauft nur an gewerbliche Nutzer
> :-(

lieb Fragen könnte helfen, oder hinfahren und Kunden auflauern.

von Michael B. (laberkopp)


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Martin S. schrieb:
> Meine Frage in die Runde wäre, welche das sein könnte? Soweit, wie ich
> das sehe, ist das kein Glanz-Nickel

Es ist bestimmt Glanz-Nickel und so kräftig gefärbt wie die Lösung ist, 
sicher eine die heute nicht mehr an Privatpersonen verkauft werden darf.

Heutige frei verkäufliche Nickelelektrolyte sind so gering konzentriert, 
dass sie fast farblos sind und gleich 5 Liter -weise verkauft werden.

https://drgalva.de/free-nickel-5000ml-de

Tifoo schlägt sogar Palladium als Nickel-Ersatz für Privatanwender vor

https://www.amazon.de/Palladiumelektrolyt-Ersatz-Vernickeln-Grundlage-Vergolden/dp/B00II2HVU4/ref=mp_s_a_1_15

scheissegal was es kostet, weil die frei verkäuflichen Nickelelektrolyte 
nichts mehr taugen.

Glanznickel wird nur dann hochglänzend, wenn der Untergrund auf 
Hochglanz poliert wurde. MyMechanic poliert zwar mit viel Aufwand, aber 
es reicht oft doch nicht für Hochglanz.

Im Bild mit Glanznickel vernickelt ohne vorheriges hochglanzpolieren.

von Martin S. (sirnails)


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Michael B. schrieb:
> MyMechanic poliert zwar mit viel Aufwand, aber
> es reicht oft doch nicht für Hochglanz.

Ja er macht das ja aktuell nicht für sein Auto-Projekt, sondern 
vernickelt nur (ohne Glanz).

Ich denke, wenn das so ein geschiss ist in Deutschland / EU, werde ich 
mir das Elektrolyt nach Beitrag "Vernickeln - Lösung ansetzen - Chemiefrage" 
selbst anmischen.

von Muck (muxi)


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Martin S. schrieb:
> Ein typischer Anwendungsfall, der häufig vorkommt, wäre Batteriekontakte
> in Fernbedienungen neu zu vernickeln.

Jeglicher Restmist stört, also tausche ich die komplett, auch wenn ich 
zur Not die glänzende Feder einer Wäscheklammer dafür verbiege.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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Michael B. schrieb:
> Heutige frei verkäufliche Nickelelektrolyte sind so gering konzentriert,
> dass sie fast farblos sind

Oder aber sie enthalten andere Komplexbildner, siehe Jahn-Teller-Effekt.

Und gerade Nickel lässt sich sehr gut glättend auf rauhe Oberflächen 
abscheiden, alles eine Frage der passenden Zusatzstoffe.

von Thomas S. (thommi)


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Du müsstest zuerstmal die Brünierung komplett abziehen und dann, wenn es 
Stahlwerkzeuge sind, diese idealerweise vorher verkupfern, bevor du die 
vernickelst.

Und bevor du irgendwas galvanisch beschichtest, musst du es eh erstmal 
in einer Lauge abkochentfetten, und danach für ein paar Minuten in einer 
schwachen (5%) Salzsäure baden, um ein gutes Erebnis zu erreichen.

Bei uns wurden die Teile vorher in einer Per-, später 
Alkoholreinigungsanlage gereinigt, da es Drehteile waren, welche mit 
Kühlöl während der Zerspanung gekühlt wurden. Dann wurden sie entweder 
wie oben genannt behandelt, wenn sie aus Automatenstahl waren, oder in 
53% Salpetersäure gebeizt (Messingteile, welche den grössten Anteil in 
der Fertigung hatten).

Das Beizen ist natürlich nicht für zu Hause geeignet, denn der Rauch, 
der dabei entsteht, tötet beim Einatmen nicht nur Schnupfenviren, 
sondern auch das Gewebe drumherum :-)

Als ich in der Galvanik öfters mal ausgeholfen habe, kamen da öfters 
Sonderwünsche aus der Lehrwerkstatt oder von privat, welche wir so 
nebenher erledigt hatten. Messingteile haben wir einfach mit in die 
Trommelvernicklung gepackt, Stahlteile in eine separate Trommel.

Frage einfach mal in einer Galvanik in der Nähe nach, ob sie gegen 
kleines Geld da ebenso verfahren würden, denn du möchtest ja nur eine 
Funktionsvernicklung, und keine Dekorationsvernicklung.

von Michael B. (laberkopp)


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Thomas S. schrieb:
> Frage einfach mal in einer Galvanik in der Nähe nach, ob sie gegen
> kleines Geld da ebenso verfahren würden,

Wenn er so einen Betrieb nebenan hätte

https://youtu.be/ftsx8ir_SH0?t=32m0s

könnte das klappen.

Aber in Deutschland können wir das nicht mehr.

von Crazy Harry (crazy_h)


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Ich hab gelernt, daß unter eine Nickelschicht immer eine Kupferschicht 
gehört .... außer das Teil ist aus Kupfer 😉

von Crazy Harry (crazy_h)


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Michael B. schrieb:
> Heutige frei verkäufliche Nickelelektrolyte sind so gering konzentriert,
> dass sie fast farblos sind und gleich 5 Liter -weise verkauft werden.
>
> https://drgalva.de/free-nickel-5000ml-de

Das ist echt ein Witz. Anteil der Nickelsalze <0.5% 🤣.
Hab aber grad geschaut, manche Nickelsalze bekommt man nur mit 
Verbrauchererklärung bzw. werden nicht an Privatpersonen verkauft.
https://www.laboratoriumdiscounter.nl/de/eigenmarkenprodukte/chemikalien-9319956/a-z/n/

von Thomas R. (thomasr)


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Martin S. schrieb:
>
> Ein typischer Anwendungsfall, der häufig vorkommt, wäre Batteriekontakte
> in Fernbedienungen neu zu vernickeln.

Dafür hatte ich mal eine Flasche "Zeug" für die elektrolytische 
Streichvergoldung gekauft. Gerade bei den kleinen Blechen aus 
Fernbedienungen (ausgelaufene Batterien) funktioniert das recht gut; 
allerdings zeitaufwändig.

Müßte es doch auch für Nickel geben? Davon braucht man nur kleinste 
Mengen weil kein Bad benötigt wird.

: Bearbeitet durch User
von Thomas S. (thommi)


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Crazy Harry schrieb:
> Ich hab gelernt, daß unter eine Nickelschicht immer eine
> Kupferschicht
> gehört .... außer das Teil ist aus Kupfer 😉

Kommt auf das zu vernickelnde Material an. Bei Stahl sollte man das 
machen, um ein gutes Resultat zu erreichen, bei Messing muss man des 
eben abkochentfetten oder in Salpetersäure beizen, und dann kann man es 
direkt vernickeln. Ich weiss nicht, warum es da beide Versionen gibt, 
lag wohl an der Legierung. Das wurde dann danach direkt vernickelt.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ich habe mal im Keller nachgeschaut. Die beiden Galvaniklösungen muss 
mein Bruder mal gekauft haben, ich habe keine Erinnerung daran. Die 
vierstellige Postleitzahl spricht für ein hohes Alter, und gut 
verschlossene Flaschen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Postleitzahl_(Deutschland) also vor 1993

Ob die Firma noch existiert?
kurz gesucht:
Dr. Ropertz GmbH im ORTLINDESTR. 19, München, Bayern 81927, Bayern
Löschung von Amts wegen 15.06.2022
kann aber auch ein Immobilienhändler gewesen sein, jedenfalls scheint 
sie nicht mehr zu existieren.

: Bearbeitet durch User
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