Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Leistungsmessung bei sich dynamisch verändernder Stromaufnahme


von Johannes B. (groovycat)


Lesenswert?

Hallo,

ich möchte die Leistung messen, die ein Gerät verbraucht. Zum 
gegenwärtigen Zeitpunkt kenne ich das Gerät noch nicht. Ich möchte durch 
diesen Thread mir schon mal erste Ideen/Anregungen einholen und kann 
keine genauen Details nennen.

Bei dem Gerät ist nicht die Leistung im Ruhezustand interessant, sondern 
die dynamische Leistungsaufnahme über die Zeit, d.h. die 
Leistungsaufnahme, die im laufenden Betrieb durch unterschiedliche 
Zustände des Geräts schwanken kann. Dabei interessiert auch der Ein- und 
Abschaltvorgang. Letztendlich soll eine Aussage getroffen werden, wie 
lange die Batterie des Geräts hält.

Ich denke, dass ich aufjedenfall das Integral von U * I über die Zeit dt 
bilden muss. Jetzt stellt sich mir die Frage, wie ich das messtechnisch 
anstellen kann?

Meine erste grobe idee sieht so aus: Ich messe den direkten 
Spannungsabfall am Gerät an Kanal 1 eines Oszis, zusätzlich messe ich 
den Spannungsabfall an einem Shunt an Kanal 2 des Oszis, um indirekt die 
Stromaufnahme zu messen. Diese Daten könnte ich dann über die Zeit mit 
dem Oszi loggen und anschließend z.B. mit Excel auswerten.

Vielleicht könnte ich auch mit einer Math-Funktion des Oszis automatisch 
das Integral über die Zeit bilden? Aber wie weit kann dieser Wert dann 
in die Vergangenheit reichen? Und wie wird aus der Spannung an Kanal 2 
dann ein Strom für die Berechnung?

In anderen Threads habe ich gelesen, dass statt einem Oszilloskop ein 
Leistungsanalysator besser sein soll. Aber da weiß ich noch nicht, ob 
ich sowas zur Verfügung haben werde.

Viele Grüße

Johannes

von N. M. (mani)


Lesenswert?

Du hast leider sehr wenig Angaben gemacht. Deshalb kann man auch 
vermutlich keine spezifischen Angaben machen.

Maximale Spannung?
AC oder DC?
Maximaler Strom?
Wie schnell musst du messen?
Was ist der Dynamik Umfang?

Pauschal würde ich sagen nimm einen INA228 o.ä. und einen uC deiner 
Wahl. Der kann einiges messen/berechnen( Voltage, Current, Power, 
Energy, Charge, Temp). 20 Bit Delta Sigma bis 85V. Programmierbare 
Sampling Frequenz und Filterung. Auch nicht schlecht. Und nicht Mal sehr 
teuer...
Kommt man vermutlich mit 50€ oder weniger hin.

von Wolf17 (wolf17)


Lesenswert?

Zur Ermittlung des Durchschnittsstromverbrauchs eines Geräts, dass µA 
und gelegentlich gepulst mA braucht, habe ich es mit einer neuen 2Ah 
Lithiumbatterie versorgt und die Batteriespannung am Anfang und danach 
alle 24h gemessen. Die Spannung einer vollen Lithiumbatterie fällt in 
den ersten paar Kapazitätsprozent schnell und stabilisiert sich erst 
nach einiger Zeit. Die Messung muss in dem schnell abfallenden 
Anfangsbereich erfolgen.
Dann habe ich eine baugleiche Batterie mit Konstantstrom bis zur 
gleichen Meßendspannung entladen. Über die Zeit kann man den mittleren 
Gerätestrom ausrechnen.

Mit einem dicken Kondensator statt der Batterie hat man einen starken 
Leckstromfehler.

von Kay-Uwe R. (dfias)


Lesenswert?

Johannes B. schrieb:
> Letztendlich soll eine Aussage getroffen werden, wie
> lange die Batterie des Geräts hält.
Hallo Johannes,
dazu bedarf einer Worst-Case-Analyse!
Messtechnisch kannst du den maximalen Strom (plus Aufschlag) erfassen 
und mit dem maximal möglichen Duty-Cycle verrechnen. Den Ruhe- bzw. 
Standby-Strom kannst du getrennt davon messen und die Eigenentladung der 
Batterie aus dem Datenblatt entnehmen.
Für typische Betriebsfälle wird die Batterie zwar länger durchhalten, 
aber garantieren kann man das nicht. Deshalb sind hier eigentlich nur 
die Grenzen anzugeben. Best Case könntest du zusätzlich rechnen, dann 
hättest du beide Werte.

von Vanye R. (vanye_rijan)


Lesenswert?

> Vielleicht könnte ich auch mit einer Math-Funktion des Oszis automatisch
> das Integral über die Zeit bilden?

Klar kannst du das.

> Aber wie weit kann dieser Wert dann in die Vergangenheit reichen?

Haengt vom Oszi ab.

> Und wie wird aus der Spannung an Kanal 2 dann ein Strom für die Berechnung?

Du brauchst einen Stromtastkopf der auch DC kann. Dazu gibt es hier 
diverse Threads zu wo auch auf die unterschiedlichen Loesungen 
eingegangen wird.

Da du leider keine spezifischen Angaben machst, (horizontale und 
vertikale Dynamik) lass mich mal mit einer Gegenfrage antworten:

Wie sieht dein Budget aus? 1, 2, 5, 10 kEuro? Es gibt zu allem etwas. 
:-D

Ich selber mache es mit einem selbstentwickelten Stromtastkopf. 
Allerdings muss ich Besitzer von R&S Scopes und vielleicht auch von 
einigen anderen (z.B Rigol) warnen wo der LMH6518 verbaut ist. Siehe 
hier:
https://www.eevblog.com/forum/repair/repair-of-rs-rtb2004-with-offsetprobem-of-toasted-lmh6518/

Vanye

von Thomas W. (goaty)


Lesenswert?

Vielleicht reicht ein Metrahit Energy für das Vorhaben aus.

von Nick (b620ys)


Lesenswert?

Es gibt Tischmultimeter die direkt Leistungsmessungen machen können und 
auf einen USB-Stick speichern.

Ist immer eine Frage des Budgets und der erwünschten Auflösung.

von Vanye R. (vanye_rijan)


Lesenswert?

> Es gibt Tischmultimeter die direkt Leistungsmessungen machen können

Ja gibt es. Es gibt auch Netzteile die ein entsprechend genaues 
Multimeter eingebaut haben. Man muss dann aber checken ob einem die 
zeitliche Aufloesung reicht.

Aber man muss sich da immer fragen: Warum will ich sowas messen?
Sollte die Antwort ein, ich will hinterher meine Schaltung verbessern 
wenn ich feststelle das sie noch nicht gut genug ist, enthalten dann 
will man ein grafisches Oszibild mit zeitlicher Aufloesung und noch ein 
paar Hilfskanaele damit man weiss in welchem Zustand der Schaltung die 
boese Leistung verbraten wird damit man da noch etwas aendern kann.

Vanye

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.