Ich entwickle ein batteriebetriebenes Unterwasser-Antriebssystem für Wassersport, das einen DC-Bürstenmotor nutzt. Wie bekannt, erzeugen DC-Bürstenmotoren durch Bürstenfeuer und Schaltvorgänge erhebliche hochfrequente Störungen (HF/EMI). Im realen Betrieb befindet sich das gesamte Antriebssystem jedoch vollständig unter Wasser. Wasser (insbesondere Süß- und Salzwasser) wirkt aufgrund seiner elektrischen Eigenschaften stark dämpfend auf elektromagnetische Abstrahlung. Für eine Produktzulassung (EMV) erfolgen die EMV-Messungen standardmäßig in Luft. *Diskussionsfrage / Idee:* Wäre es aus regulatorischer oder technischer Sicht denkbar, das System so auszulegen, dass: - der Motor nur bei erkanntem Wasserkontakt freigegeben wird (z. B. über Drucksensor, Wassersensor), - und das System bei EMV-Messungen in Luft automatisch im Motor-Aus-Zustand verbleibt? Damit würde der geprüfte Zustand dem tatsächlich zulässigen Betriebszustand entsprechen und somit die EMV Grenzen einhalten. Mich interessiert, ob jemand Erfahrungen mit ähnlichen Konzepten oder Rückmeldungen von EMV-Laboren hat.
Was spricht eigentlich gegen geeignete Entstörmittel, wie Kondensatoren
und Drosseln, wie sie in Motoren der geschilderten Art verbaut werden?
Ein E-Auto dürfte ja auch nicht unbedingt störungsarm sein.
Und da hat man diese Problematik glänzend gelöst.
Dort mal abgucken, wie die das gemacht haben.
Und ich bezweifle die Annahme, dass nur der Kontakt mit Wasser die
EMV-Problematik grundsätzlich und vollständig löst.
Zum Beispiel wird mit U-Booten auch mit Unterwasserfunk kommuniziert.
Elektromagnetische Wellen pflanzen sich auch in Wasser aus. Mal unter
Stichwort "Poyntingscher Vektor" nachschauen.
Zitat:
"...Brechungsindex und Geschwindigkeit: In Wasser (Brechungsindex
\(n\approx 1,33\)) breiten sich Wellen langsamer aus als im Vakuum. Dies
beeinflusst die Amplituden von \(\vec{E}\) und \(\vec{H}\) und damit den
Betrag des Poynting-Vektors..."
ciao
gustav
Elguerrero schrieb: > Für eine Produktzulassung (EMV) erfolgen die EMV-Messungen standardmäßig > in Luft. Nein. EN 55012:2007/A1:2009-07 misst das Boot fahrend im Wasser. https://www.youtube.com/watch?v=up6vY84kZj0
> Mich interessiert, ob jemand Erfahrungen mit ähnlichen Konzepten oder > Rückmeldungen von EMV-Laboren hat. Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Gonschorek war in der Standardisierung der EMV-Normen als auch (über das Ingenieurbüro unter seinem Namen) in der EMV-Auslegung von Marine-Schiffen und U-Booten tätig. Sein damaliger Büro-Kompagnon Ralf Vick ist heute noch beratend tätig und dürfte Anfragen bzgl. EMV-Prüfungen und Auslegung der Prüfvorschriften auch im maritimen Bereich aufgeschlossen sein: https://www.emv.ovgu.de/Lehrstuhl/Mitarbeiter/Lehrstuhlinhaber/Prof_+Dr__Ing_+Ralf+Vick-p-664.html Eines der von Gonschorek zitierten Beispiele zur Minimierung des EM-Feldes im Inneren eines U-Bootes war ein mehrfaches geteiltes Einzelleiter-Bündel mit entgegengesetzter Stromrichtung (Hin- und Rückleiter), also ähnlich einer twisted pair Leitung, bei der das H-Feld konstruktiv gedämpft ist. Wegen der sensitiven Technik im Boot (Sonar, Funk) sind dort EMV-Massnahmen nötig, auch wenn "drumherum" nur Wasser ist.
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Elguerrero schrieb: > Unterwasser-Antriebssystem für > Wassersport, das einen DC-Bürstenmotor nutzt. Damit würde ich es schon nicht mehr kaufen. Warum verwendet man wenn man jetzt etwas neu entwickelt nicht gleich einen effizienteren BLDC? Wo siehst du den vorteil von Bürsten? Elguerrero schrieb: > Wäre es aus regulatorischer oder technischer Sicht denkbar, das System > so auszulegen, dass: > - der Motor nur bei erkanntem Wasserkontakt freigegeben wird (z. B. über > Drucksensor, Wassersensor), > - und das System bei EMV-Messungen in Luft automatisch im > Motor-Aus-Zustand verbleibt? Das erinnert mich stark an VW. Teststand erkennen und motor aus lassen. Nur das in zumindest den Prüfbetrieben die ich kenne echte menschen mit Ahnung sitzen und sicher fragen würden warum das garnicht funktioniert.
Grundsätzlich ist erst mal viel denkbar. Ernst wird es erst, wenn ein Schaden entsteht und sich z. B. ein Staatsanwalt zusammen mit einem Sachverständigen anschaut, wem der Hintern versohlt werden kann. Die vorgeschlagene Idee riecht aber direkt schon mal nach Pfusch. Erstens bekommen andere ihre Motoren ja auch entstört und zweitens gibt es ja vermutlich auch Betriebszustände wie Test, Wartung oder Inbetriebnahme, bei denen das Gerät eben nicht unter Wasser ist, der Motor aber dennoch angesteuert werden muss. Die Details dazu purzeln normalerweise aus einer EMV-Risikoanalyse heraus, die man sowieso zwingend machen muss, falls die EMV-Richtlinie Anwendung findet.
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> Ernst wird es erst, wenn ein > Schaden entsteht und sich z. B. ein Staatsanwalt zusammen mit einem > Sachverständigen anschaut, wem der Hintern versohlt werden kann. Nein, (teuren) Ärger (Produktverbote, Rückrufe, Strafen) aufgrund überschrittener EMV-Grenzwerte kann man auch bekommen, bevor irgendjemand zu Schaden kommt. https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/Telekommunikation/Technik/Marktueberwachung/MarkteinschraenkendeMassnahmen/EuVertriebsverbote.html
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