Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Abiturnote als Hindernis?


von ton (Gast)


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Hallo, ich studiere und wollte fragen wie es mit Deutsch und Englisch 
Noten aus dem Abi aussieht.

Wie ja aus anderen Threads schon hervorgeht sind die Abiturnoten bei 
einer Bewerbung als B.Eng oder höher bei einer Firma nicht mehr von 
Bedeutung.

Trotzdem, wenn die Firma mein Abizeugnis verlangt und meinen 1en Punkt 
im Deutschabi sieht (Ja.. Gedichtanalyse), werden die mich wohl für nen 
dummen Dilettanten halten, oder? Hatte in den Halbjahren sonst meist 7 
Punkte, aber trotzdem.

Kann man sich Deutschfähigkeiten nicht irgendwie nich bekunden lassen, 
wie z.B. für Englisch ein TOEFL Test mit 120 Punkte?

Seht ihr den einen Punkt in Deutsch als Dorn im Auge z.B. auch für evtl. 
Beförderung zur Führungsposition? "Was will man denn mit einer 
Führungsposition, die kein Deutsch kann..." Ich denke, die würden ja 
einen genau überprüfen.

Bei einem Vorstellungsgespräch kann man das ja auch nicht cool 
wegspielen a la "Deutsch juckt mich nicht"

von Peter (Gast)


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nich so wichtig. hauptsache mathe und physik passen

von Ast E. (vis)


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grundsätzlich kann man sagen, dass wenn eine note nicht passt, der rest 
aber super ist... ist das kein beinbruch! niemand kann alles perfekt. im 
fall der deutschen sprache ist es natürlich "fies". wie wäre es wenn du 
kurse am nachmittag belegst um diese kenntnisse zu verbessern? macht 
einen super eindruck beim zukünftigen AG ;-)
ansonsten kann das den einen oder anderen AG schon stören
stell mal vor du sollst mit vielen kunden kommunizieren, da ist das 
natürlich erforderlich das du dich ausdrücken kannst und alles... sprich 
es kommt auch auf den beruf im endeffekt an

: Bearbeitet durch User
von Wechselschutz (Gast)


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Deutsch zu beherrschen und zu verstehen, was ein Typ vor 300 Jahren mit 
seinem Gedicht aussagen wollte, sind zwei Paar Schuhe.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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ton schrieb:
> Hallo, ich studiere und wollte fragen wie es mit Deutsch und Englisch
> Noten aus dem Abi aussieht.

Abi? Wofür ist das gut?

Also allg. würd ich sagen, da fragst du am besten deine Mami-

Also mal ehrlich, ist dir es ned peinlich sowas zu fragen?

von HDA (Gast)


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Deine Sorgen möchte ich haben ;-)

Im Ernst:

Ich bekomme viele E-Mails von Personen in Führungspositionen, die so 
viele Rechtschreibfehler enthalten, dass ich diese am liebsten 
korrigiert zurückschicken möchte.

von Dussel (Gast)


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Wechselschutz schrieb:
> zu verstehen, was ein Typ vor 300 Jahren mit
> seinem Gedicht aussagen wollte
Nein, es geht darum, was heute reininterpretiert wird.

Die Deutschnote sagt nichts über die Deutschkenntnisse aus. Ich denke, 
dass ein fehlerfreies Anschreiben (was heute nicht mehr 
selbstverständlich ist, muss man sich mal vorstellen) deutlich wichtiger 
ist. Außerdem ist es 'nur' eine Abiturnote.

von KT (Gast)


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brennende Giraffe schrieb im Beitrag #3674235:
> Zu einer Anstellung hat es trozdem nicht gelangt. Ok, vieleicht war es
> ja auch das einzig lobenswerte an der Bewerbung, und die wollten mich
> nicht frusten......

Im Arbeitszeugnis heißt das: "Er bemühte sich, stets pünktlich zu sein."

von Dussel (Gast)


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Den Fall kann ich nicht beurteilen, aber ich habe von mehreren 
Personalern im privaten Gespräche gehört, dass meine Aussage so 
zutrifft. Eine meinte sogar, dass fehlerfreie Anschreiben inzwischen 
fast die Ausnahme sind. Wobei das höchstwahrscheinlich etwas übertrieben 
war.

von ton (Gast)


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in den Stellenausschreibeung stehen ja unter Vorraussetzungen oft:
- sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse

von dgdgdg (Gast)


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Bist du denn deutsch? Als Deutscher mit einem Sprachzertifikat für 
deutsch macht man sich doch nur lächerlich. Wie gut man darin ist 
Gedichte oder sowas zu analysieren sind denke ich völlig egal und man 
kann die Note ja auch als Ausrutscher erklären. Sollte
[...] Beförderung zur Führungsposition [...]
[...] denn mit einer Führungsposition, die kein Deutsch kann [...]
aber üblich sein, dann hat das schon Auswirkungen. Mann kann sich 
darüber ärgern, aber Deutschland ist ein Land der Sprachpedanten. 
Sprachlicher Ausdruck ist der Fingerabdruck deines sozialen 
Hintergrunds. Schreibe einfach vernünftig und rede ordentlich mit den 
Personalern, dann sollte das kein Problem werden.

von dgdgdg (Gast)


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dgdgdg schrieb:
> Bist du denn deutsch? Als Deutscher mit einem Sprachzertifikat für
> deutsch macht man sich doch nur lächerlich. Wie gut man darin ist
> Gedichte oder sowas zu analysieren ist denke ich völlig egal und man
> kann die Note ja auch als Ausrutscher erklären. Sollte
> [...] Beförderung zur Führungsposition [...]
> [...] denn mit einer Führungsposition, die kein Deutsch kann [...]
> aber üblich sein, dann hat das schon Auswirkungen. Mann kann sich
> darüber ärgern, aber Deutschland ist ein Land der Sprachpedanten.
> Sprachlicher Ausdruck ist der Fingerabdruck deines sozialen
> Hintergrunds. Schreibe einfach vernünftig und rede ordentlich mit den
> Personalern, dann sollte das kein Problem werden.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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HDA schrieb:
> Deine Sorgen möchte ich haben ;-)
>
> Im Ernst:
>
> Ich bekomme viele E-Mails von Personen in Führungspositionen, die so
> viele Rechtschreibfehler enthalten, dass ich diese am liebsten
> korrigiert zurückschicken möchte.

Machs, aber pass auf, das du die Anhänge ned korrigier`st. Könnte auch 
eine Mail von dir drin sein!

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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dgdgdg schrieb:
> Bist du denn deutschen?
Schau mal bei Siemens in Erl. vorbei.
Da sitzen locker 40% Nichtdeutsche in den Büro´s.

von Mike (Gast)


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ton schrieb:
> in den Stellenausschreibeung stehen ja unter Vorraussetzungen oft:
> - sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse

So wie sich deine Beiträge hier lesen, und das wirst du auch in einem 
Bewerbungsschreiben bzw. folgenden Gespräch rüberbringen können, hast du 
überhaupt keine Problem mit der deutschen Sprache. Wenn du in Englisch 
genauso gut bist und on-top noch passend im Schüleraustausch warst, ist 
das doch top.

Trotzdem macht sich 1 Punkt im Abizeugnis - egal in welchem Fach - 
überhaupt nicht gut. Mit einem gewissen Mindesteinsatz sollte das zu 
vermeiden sein.

von Dussel (Gast)


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Mike schrieb:
> Trotzdem macht sich 1 Punkt im Abizeugnis - egal in welchem Fach -
> überhaupt nicht gut. Mit einem gewissen Mindesteinsatz sollte das zu
> vermeiden sein.
Gerade in Deutsch muss das nicht sein. Da ist wirklich viel Glück dabei. 
Um durch Zufall nur einen Punkt zu bekommen, muss schon einiges 
unglücklich laufen, aber möglich sollte es sein.

Da nenne ich immer das Beispiel eines Klassenkameraden in der 
Mittelstufe. Thema war die Interpretation einer Kurzgeschichte. Er hat 
eine Intention herausgelesen und diese sauber hergeleitet und am Text 
belegt. Leider war es nicht das, was der Lehrer hören wollte, also galt 
es als falsch.

Was ich damit sagen möchte ist, nur, weil es unwahrscheinlich ist, dass 
das reines Pech ist, heißt es nicht, dass es nicht vorkommen kann. 
Gerade bei der Masse von Schülern, die Abitur machen.

von Dussel (Gast)


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Die Frage ist natürlich, ob Personaler das auch wissen.

von Paul M. (paul_m65)


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Die Deutschnote sagt doch leider gar nichts aus weil sie fast nur davon 
abhängt wie gut der Schüler die Meinung seines Lehrers wiedergibt und 
wieviele Seiten er abgibt. Eine begründete eigene Meinung ist 
unerwünscht. Rechtschreibung und gute Grammatik zählen leider fast 
nicht. So kommt es, dass heute selbst viele Führungskräfte nicht in der 
Lage sind, einen fehlerfreien Satz zu schreiben.

Auf meine Frage, welche Punkte ich in meiner Klassenarbeit übersehen 
hätte um eine bessere Note zu bekommen, konnten mir meine Deutschlehrer 
nur antworten: "Sie haben doch nur 3 oder 4 Seiten geschrieben".


Wenn du nur einen Punkt hast, liegt das Problem sicher nicht an deinen 
schlechten Deutschkenntnissen, denn du hast uns hier allen gezeigt, dass 
du fehlerfrei schreiben kannst. Da muss es also andere Probleme gegeben 
haben, die mit Deutschlehrern nicht selten auftreten. Da wird sich also 
auch ein Personaler fragen, warum du dich der Meinung deines 
Deutschlehrers nicht hast anpassen können und ob du vielleicht Defizite 
in der Sozialkompetenz hast. Dass vieles, was im Deutschunterricht 
abläuft nicht korrekt ist, wissen die meisten die nicht ständig über 10 
Punkte bekommen. Aber der Lehrer hat nunmal die Macht, deshalb sollte 
man sich als Schüler unterordnen.

: Bearbeitet durch User
von Karli (Gast)


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ton schrieb:
> Trotzdem, wenn die Firma mein Abizeugnis verlangt und meinen 1en Punkt
> im Deutschabi sieht (Ja.. Gedichtanalyse), werden die mich wohl für nen
> dummen Dilettanten halten, oder? Hatte in den Halbjahren sonst meist 7
> Punkte, aber trotzdem.

Ingenieure sind nicht für ihr Sprachtalent bekannt (sie machen aus der 
Not auch eine Tugend).

Man wird Dich also für einen ausgeprägten Vertreter deiner Spezies 
halten.

Einstellen tun immer Menschen. Derjenige mit dem Deutsch-Leistungskurs 
und literarischen Ambitionen wird vielleicht die Stirn runzeln. 
Derjenige, der Deutsch immer als Laberfach empfunden hat, nicht.

Mach Dir keine Gedanken. Du bewirbst Dich ja nicht als 
Feuilleton-Redakteur.

von Quack (Gast)


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Karli schrieb:
> Ingenieure sind nicht für ihr Sprachtalent bekannt (sie machen aus der
> Not auch eine Tugend).

Von einem Ingenieur erwarte ich, dass er exakt arbeitet und auch 
abstrakte, scheinbar sinnfreie Vorgaben umsetzen kann. Wenn er das in 
seinen Bewerbungsunterlagen schon nicht hin bekommt, ist das schonmal 
ein fetter Minuspunkt. Und der Eingangspost enthaelt definitiv zu viele 
Fehler!

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Quack schrieb:
> Und der Eingangspost enthaelt definitiv zu viele Fehler!

mit fundiertere Kenntnissen in Gedichtsanalyse wäre das nicht passiert. 
Und der Ursprungs-Poster würde sich nicht seine Karriere als Ingenieur 
verbauen, weil er nicht gescheit Gedichte analysieren kann.  So braucht 
man z.B., um manche Datenblätter vernünftig zu interporetieren ;-)


PS: Wie fügt man hier Ironie-Tags ein?

von Dipl.- G. (hipot)


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Cha-woma M. schrieb:

> Abi? Wofür ist das gut?

:O

Das Reifezeugnis ist der höchste allgemeinbildende Abschluß in 
Deutschland und sagt über eine Person mehr aus als ein Diplom. Nur so am 
Rande.

von Thomas1 (Gast)


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Dipl.- Gott schrieb:
> Das Reifezeugnis ist der höchste allgemeinbildende Abschluß in
> Deutschland und sagt über eine Person mehr aus als ein Diplom. Nur so am
> Rande.


Abitur sagt nur, wer besser auswendig lernen kann. Mehr nicht. Doch in 
der Technik kommt es aufs verstehen an.

von Marc O. (Gast)


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Also ich denke, dass die Abiturnote auch relativ wenig über dein Können 
im Naturwissenschaftlichen Bereich aussagt. Meiner Meinung nach sind 
andere Dinge als Deutsch wichtiger, aber du könntest doch - habe auch 
dieses Jahr Abitur gemacht - in die mündliche Zusatzprüfung gehen und 
damit beweisen, dass du die schlechte Note weg haben willst. Ich weis 
das ist hart nach der ganzen Lernerei, aber ich denke das Macht sich 
ganz gut.

von ex_studi (Gast)


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Dipl.- Gott schrieb:
> Das Reifezeugnis ist der höchste allgemeinbildende Abschluß in
> Deutschland und sagt über eine Person mehr aus als ein Diplom.

Ich denke, diese Aussage trifft in ganz besonders hohem Mass für Leute 
zu, die ihr Abitur zu DDR-Zeiten erwarben. Denn - anders als im Westen – 
führten hier keineswegs ausschliesslich gute schulische Leistungen zum 
Ziel.

Im Osten waren darüber hinaus auch ganz bestimmte 
Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen und vor allem die "richtige" 
politische Einstellung erforderlich, um überhaupt in den entsprechenden 
Schulzweig aufgenommen zu werden. Dort gelangte man dann quasi 
zwangsläufig zur Hochschulreife und danach ebenso sicher zu einem 
Studienplatz, der so gut wie immer mit einem Hochschulabschluss endete.

von Thomas1 (Gast)


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ex_studi schrieb:
> Ich denke, diese Aussage trifft in ganz besonders hohem Mass für Leute
> zu, die ihr Abitur zu DDR-Zeiten erwarben.


In der DDR war das Abitur noch allgemeinbildend. Die BRD verschenkt 
schulabschlüsse, wo man sich auch noch die Fächer aussuchen kann. Abi 
mit Kunst LK usw ist lächerlich. Sowas hatte die EOS nicht. Da mußte 
jeder alle Fächer schaffen.

von As-I-Roved-Out (Gast)


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Solltest du nicht gerade in eine Redaktion wollen oder Journalist werden 
wollen (Wobei das nach "iron sky" ja doch möglich sein sollte)
spielt diese Note eigentlich keine Rolle mehr.
Bin mir nicht mal sicher, ob man sein Abi-Zeugnis nach dem 
Bachelorerhalt überhaupt noch anheften sollte oder nicht.

von Dr_Boss (Gast)


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Wenn man Studiert hat is das Abi völlig latte...

von Dipl.- G. (hipot)


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Thomas1 schrieb:

> Abitur sagt nur, wer besser auswendig lernen kann. Mehr nicht. Doch in
> der Technik kommt es aufs verstehen an.

Das ist doch sehr stark abhängig von Schule und Lehrern. Auswendiglerner 
wurden auf meinem Gymnasium abgestraft und konnten höchstens in 
faktenorientierten Kurzkontrollen 12-15 Notenpunkte erreichen. Ansonsten 
existierte eine gläserne Decke bei zirka 11 NP.

Das Abitur zeigt vor allem, wer wirklich etwas drauf hat und in sehr 
verschiedenen Gebieten kognitives und charakterliches Potential besitzt;
denn das Abitur verlangt im Gegensatz zum Studium die Auseinandersetzung 
mit vielen Sachen, die man weder interessant noch einfach findet.
Das Abitur beinhaltet Sachen (im Osten mehr, im Westen traditionell 
weniger wegen des Kurssystems), die das Gehirn vielseitig/allseitig 
stimulieren, d.h. so wie sich die Evolution das bei der Erfindung 
unseres Erkenntnisapparates gedacht hatte. Die Spreu trennt sich genau 
dort vom Weizen, Generalisten, Universalisten und mögliche Fachidioten.

Persönlich sehe ich unter meinen Ingenieurkollegen erschreckend viele 
Fachidioten, verglichen bspw. mit Mathematikern und Physikern, die oft 
"gebildeter" (und mir zugänglicher) sind im Sinne von weniger auf ihre 
Disziplin eingeengt. Der gehaßte Gebrauchsingenieur ist doch 
perfekterweise exakt dieser Typus Ingenieur - Mathe-LK, Physik-LK und 
sonst nichts -, den wir eigentlich in einer Bildungsgesellschaft nicht 
wollen. Das sind auch immer die Pappnasen, die in irgendwelchen 
Diskussionen ganze Fächergruppen vom Stundenplan streichen wollen, weil 
sie den materialistischen, utilitaristischen Reflex nicht befriedigen 
(Kunst, Musik, Sprachen, Sport, Geschichte, politische Bildung etc.).
Da wird dann auf Kunst, Literatur, Gedichtanalyse eingedroschen, anstatt 
erstmal den völlig überflüssigen, ewiggestrigen Religionsunterricht zu 
streichen.

Ich habe ein extrem gutes Abitur aufs Parkett gezaubert, meine 
Leistungskurswahl ist von Vielfalt gekennzeichnet gewesen (das ist 
objektiv auch die logischere Wahl, weil das Abitur allgemeinbildend sein 
sollte und Schülerneigungen keine Rolle spielen dürften, aber ich 
schweife ab), und unsere Lehrer waren freundlich, fair, knallhart (alte 
Ossis eben).
Von Auswendiglernen habe ich nichts mitbekommen. Das kam in höherer Form 
ironischweise erst im Ingenieurstudium. :-P

Mit Leuten, die z.B. nur Technikkram etc. können, kann ich nichts 
anfangen. Technikkram kann ich nämlich selber sehr gut. Vor allem kann 
Technikkram die Welt nicht erklären. Mathe, Physik usw. können das auch 
nicht. Man muß überhaupt kein Verfechter der Geisteswissenschaften sein, 
um zu kapieren, daß die empirischen und technischen Wissenschaften 
begrenzt sind.
Ich finde es eher schade, daß z.B. der Großteil der Ingenieure so 
gestrickt und diese werten Kollegen in ihrem Denken so verengt sind, daß 
sie z.B. Johann Gottlieb Fichtes "Wissenschaftslehre" (1794) als 
geisteswissenschaftlichen Unfug abtun würden, wenn sie das genannte Werk 
denn überhaupt kennen. Das ist jetzt nur ein Beispiel, was mir spontan 
vom Deutsch-LK in Erinnerung kommt.
Fichte beschreibt an einer Stelle, wie das Ich sich selbst erkennt, und 
entwirft den berühmten Dreischritt (These-Antithese-Synthese). Des 
weiteren kommt direkt und indirekt ein grandios abstruses Phänomen zu 
Tage, nämlich daß die empirischen Wissenschaften beschränkt sind.
Physik, Chemie etc. klammern das Ich, das Subjekt, aus der Beschreibung 
der Welt aus. Is klar, muß so sein, sonst funktioniert es nicht, ist gut 
so, denn empirische Wissenschaften messen Größen, stellen Berechnungen 
an, bauen Apparate usw. usf.
Doch die Subjekte, die diese Arbeit machen, können nicht von den 
Methoden und Werkzeugen dieser Disziplinen beschrieben oder festgestellt 
werden, weil sie ebensolche Subjekte sind. Niemand weiß was das 
eigentlich ist. Metaphysischer Milchreis mit Zimtzucker und brauner 
Butter vielleicht, niemand weiß es.
Trotzdem gilt: "Ich" sitze hier am Computer, und "ich" weiß, daß ich ein 
Ich bin. Ich könnte allerdings nichtmal sagen, wo "ich" lokalisiert bin 
in "mir". Zu "mir" gehört offensichtlich ein stofflicher Teil, aber 
niemand versteht die Interaktion zwischen Körper und unserem Bewußtsein.
"Ich" habe sogar das Gefühl, "ich" wäre nicht voll identisch mit meinem 
physischen Körper, d.h. das Ich kann unterscheiden zwischen sich und dem 
Körper, in dem das Ich existiert. Das ist definitiv die eleganteste Form 
von Schizophrenie, z.T. ist es ein Trugschluß des Ichs, weil das Ich des 
Menschen offensichtlich nicht versteht, welcher Natur die Verbindung von 
Gehirn und Bewußtsein ist.
Weiterhin bin "ich" fähig zur Selbsterkenntnis, d.h. mein "Ich" kann 
sich selbst als ein Ich erkennen, und dieses Ich kann sich von anderen 
Subjekten unterscheiden. Das Ich versteht, daß in anderen 
Kohlenstoff-Wasser-Säcken ;-) andere Ichs vorhanden sind, die vermutlich 
ähnlich funktionieren wie "ich", aber irgendwie anders sein müssen, denn 
sie sind offensichtlich nicht "ich", sie reden anders, nehmen die Welt 
anders wahr etc. pp.

Das ist alles wahr; niemand würde diese Dinge ernsthaft bestreiten, denn 
jeder erlebt sie ja ständig. Kann man "mich" jedoch messen? Nein. 
Nichtmal während ich das hier eintippe. :-)
Ich bin unermeßlich ;-)
Das innere Ich eines Menschen enzieht sich jedweder Beschreibung durch 
empirische oder technische Wissenschaften. Wahnsinn. Und jeder der das 
liest, erlebt das gleiche Phänomen. Das Ich guckt wie aus einer 
Litfaßsäule nach außen in die Welt und kein Physiker, Chemiker, Igenieur 
kann nachweisen, daß in dieser Litfaßsäule sowas wie ein "Ich" steckt.

Das kriegt man alles aus Fichte, wenn man will und etwas nachdenkt über 
die Welt bzw. über zunächst einfach anmutende Dinge, die man tagtäglich 
in der Welt erlebt.

Das Gehirn ist von der Evolution dafür gemacht, und nicht nur für 
Elektronik und irgendwelchen Geek-Scheiß, oder um sozial verkaspert im 
dunklen Kämmerlein intellektuell dahinzudämmern.
Das Abitur ist ein relativ verläßlicher Indikator, um diesen Unterschied 
in der Auffassungsgabe darzustellen. Unser Wirtschaftssystem ist einfach 
nur zu durchsetzt mit solchen Pappnasen (die wahrscheinlich selbst so 
sind), die Kanonenfutter und Sklaven wollen, um Profite zu generieren, 
regardless of the costs, und denen der vielseitige, gebildete Mensch 
eher wie eine Drohung klingt.

Das ist sehr traurig, entwertet das Abitur allerdings nicht. Jedenfalls 
sagt das Abitur über die allgemeine Leistungs-, Denk- und 
Begeisterungsfähigkeit sowie über Grundzüge des Charakters immer noch 
mehr aus als ein Diplom, Master, Bachelor was auch immer. Man könnte 
auch von Fehler sprechen, daß niemand danach fragt. Wäre ich Personaler, 
fände ich Nachfragen und Austausch in diese Richtung spannend, zumal 
Schulnoten sehr viel präziser sind als Hochschulnoten. Spezifische 
fachliche Kompetenzen sind angesichts der heutigen Arbeitsteilung (team 
work) und dem digitalen Zugang zu Tonnen von Informationen innerhalb von 
Millisekunden relevant aber sekundär. Was man als Ingenieur nicht weiß, 
lernt man eben dann und genau dann, wenn es gebraucht wird (you'll cross 
the bridge when you come to it). Ich ;-) kann heutzutage mit wenigen 
Mausklicks ganze Bücher finden und runterladen, auf die ich vor 15 
Jahren nichtmal durch intensive Literaturrechere gestoßen wäre. Unsere 
Lerngeschindigkeit hat sich exponentiell gesteigert.
Ergo, die passende allgemeine Persönlichkeit ist mindestens ebenso 
wichtig, denn wenn der gesuchte Spezialist nur Reibung verursacht und 
querschießt, ist sein Wissen und Können wie ein Ölfeld Kilometer unter 
dem Ozeanboden - nicht erschließbar, ergo wertlos.

: Bearbeitet durch User
von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Dipl.- Gott

Dipl.- Gott schrieb:

>> Abi? Wofür ist das gut?

> Das Reifezeugnis ist der höchste allgemeinbildende Abschluß in
> Deutschland und sagt über eine Person mehr aus als ein Diplom. Nur so am
> Rande.

Jeder Ruhm vergeht. Siehe: 
http://www1.wdr.de/themen/kultur/abitur-note-eins100.html

Und da ja in den letzten Jahren viele hochstehende Personen dabei 
ertappt wurden, dass sie ihre akademischen Grade auf nicht ganz gradem 
Wege erworben hatten, setzt auch dort die Inflation ein.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic

von John D. (Gast)


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ton schrieb:
> in den Stellenausschreibeung stehen ja unter Vorraussetzungen oft:
> - sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse

Nein, das steht meist unter "Voraussetzungen".

von Mr. B (Gast)


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also hier wird ja viel über den sinn vom abi getextet einige sogar sehr 
lang. also hier mal meine meinung dazu: ich glaube abi sagt mehr darüber 
aus wie früh man erwachsen ist und selbsständig seine aufgaben planen 
kann. war bei mir wohl nich der fall was sich mitlerweile raus gewachsen 
hat und nun nicht mehr von belangen ist.

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