Hallo Zusammen, das Thema wurde bereits mehrfach angesprochen, dennoch habe ich wenig Erfahrungsaustausch aus den bisherigen Beiträgen lesen können. Mich würden die Erfahrung derjenigen interessieren, die sich entweder Selbstständig (Freiberuflich) gemacht haben, oder aus Ihrer Selbstständigkeit wieder zurück ins Angestelltenverhältnis gewechselt sind. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. Auch ich spiele mit dem Gedanken sich Selbstständig zu machen; im Bereich IT- und Business Consultant - non SAP. Und für mich stehen auf der Pro- und Contraliste gleichviele und gleichwertige Punkte, so dass ich einfach mal die Erfahrung anderer hören/lesen möchte. Die Vor- und Nachteile des Angestellten bzw. des Freiberuflers sind ohnehin immer wieder die gleichen. Aber warum habt Ihr euch entschieden? Seit Ihr mit der Entscheidung zufrieden? Wie lange seid Ihr schon Selbstständig, bzw. nach wievielen Jahren habt Ihr diese aufgegeben? Wie leicht/schwer fiel euch der Wechsel und brachte der Wechsel die erhoffte Änderung mit sich? Würdet Ihr etwas anders machen? Und was war/ist der Grund wieder in das Angestelltenverhältnis zu wechseln? Wie ist eure Auslastung gewesen? Habt Ihr um Projekte "kämpfen" müssen? Kam Familie ins Spiel? Und viele andere Fragen... ...ich hoffe hier kommt ein reger Erfahrungsaustausch zustande. Würde mich freuen!
Nortel schrieb: > Aber warum habt Ihr euch entschieden? Aus der "Not" heraus. Festanstellungsjobs waren immer relativ mies bezahlt, bzw. die Umstände waren auf Dauer inakzeptabel. Die idotische Bewerberei, speziell wie das in Deutschland abläuft, ging mir auch auf die Nerven. > Seit Ihr mit der Entscheidung zufrieden? So lala. Sobald ich wieder eine attraktive Festanstellung finde wechsel ich wieder. > Wie lange seid Ihr schon Selbstständig, bzw. nach wievielen Jahren habt > Ihr diese aufgegeben? ca. 2 Jahre. > Wie leicht/schwer fiel euch der Wechsel und brachte der Wechsel die > erhoffte Änderung mit sich? s.o. > Würdet Ihr etwas anders machen? Man hatte keine Wahl, naja nicht wirklich aber Festanstellung war einfach unattraktiv. Heute sehe ich es so: Ich kenne beide Welten, das hat schon Vorteile weil man hin und herswitchen kann. Andere hocken gefrustet in ihrem Angestellenjob fest und trauen sich dort nicht raus, ich kann da problemlo wechseln. > Und was war/ist der Grund wieder in das Angestelltenverhältnis zu > wechseln? s.o. > Wie ist eure Auslastung gewesen? Sehr schwankend.... > Habt Ihr um Projekte "kämpfen" müssen? ...denn wer glaubt es wird einem die Bude eingerannt ist auf dem Holzweg. Wenn man mal ein paar Kontakte aufgebaut hat läuft es aber auf die sollte man sich auch nicht dauerhaft verlassen. Ähnlicher Bereich wie du. Non-E-Technik, reine Software: Java(EE), Webkram neben anderem Kleckerkram. > Kam Familie ins Spiel? Habe keine. Begeistert sind die meisten Frauen davon nicht wenn zeitweise daheim hockt und dort arbeitet oder gerade flaute ist. > Und viele andere Fragen... > ...ich hoffe hier kommt ein reger Erfahrungsaustausch zustande. Würde > mich freuen! Hat halt Vor- und Nachteile, da muss man selber abwägen. Der Vorteil an sich ist eben m.M. dass man problemlos switchen kann. Inzw. denke ich über eine eigene Firma nach, Freelancer oder Angestellter ist auf Dauer beides nicht das Wahre, die Arbeit ist auf Dauer ziemlich öde sich immer mit fremden Kram rumzuplagen.
Das stelle ich immer wieder fest. Viele entscheiden sich für die Freiberuflichkeit tatsächlich aus der Not heraus oder weil gerade ein "Angebot" kam. Ich bin aber auch gerne an anderen Erfahrungen und Infos interessiert. Meine Fragen oben sind nur Anhaltspunkte jedoch nicht zwingend zu beantwortende Fragen :)
Nortel schrieb: > Aber warum habt Ihr euch entschieden. Ich hab meine Jobs mehrfach selbst gekündigt, nichts anständiges gefunden. Steuern, Abgaben, zu wenig Einnahmen, Ausbeutung. Darüber hinaus hab ich so meine Schwierigkeiten mit dem Angestelltenverhältnis. Ich muss mein eigener Boss sein. > Seit Ihr mit der Entscheidung zufrieden? Sehr zufrieden. Das beste was mir passieren konnte. Geld spielt keine Rolle mehr. Meine Tätigkeit ist hochinteressant mit super umgänglichen Leuten zusammen. Keiner kann mir was, keiner kann mir etwas befehlen. Entweder meine Arbeit gefällt oder nicht. Ich mache meine Arbeit aber gut. > Wie lange seid Ihr schon Selbstständig, bzw. nach wievielen Jahren habt > Ihr diese aufgegeben? 1,5 J Freiberuflich. Ich war schon im Studium anderweitig selbstständig. Hab also schon blut gerochen. > Wie leicht/schwer fiel euch der Wechsel und brachte der Wechsel die > erhoffte Änderung mit sich? Sehr leicht, ein Ziel ein Weg! Wer will, kann alles. > Würdet Ihr etwas anders machen? Anderes = Angestellt? Im Moment nicht, später wenn ich mich gut abgesichert habe vielleicht. Eine andere Tätigkeit , ja, wenn mein derzeitiger Auftrag ausläuft. > Und was war/ist der Grund wieder in das Angestelltenverhältnis zu > wechseln? Wenn es mal sein sollte, dann um Sicherheiten zu erlangen, wie z.B. die Rente. Wobei ich an die Rente eigentlich nicht glaube. > Wie ist eure Auslastung gewesen? Zu Arbeiten gibt es genug. Ich überlege sogar das ganze auszuweiten und zu produzieren. > Habt Ihr um Projekte "kämpfen" müssen? Hab jetzt das zweite Projekt (zweite Firma), und beides war einfach zu bekommen. Beides sogar in meiner Nähe. > Kam Familie ins Spiel? Keine Familie, vielleicht später. Es ist ein Risiko, dass ohne Familie viel einfacher zu gestalten ist.
Ich musste noch nie um Projkete kämpfen. Es gibt genug, was man machen kann. Der Punkt ist nur der, dass die besten Projekte von den Erfahrensten weggeschnappt werden und man als Anfänger den Dreck machen muss. Je nach Wunschumsatz muss man dann auch Abstriche machen. Oder man ziel auf die guten Projekte in denen man lernen kann und verdient weniger. Womit man zu kämpfen hat, sind negative Vorbehalte gegenüber Freiberuflern seitens einiger (WENIGER!) Angestellter, die chronische Sparwut in den Firmen, verhandlungswütige Einkäufer und immer mehr auch die Rechtsabteilung und der Betriebsrat, die jeden Vertrag prüfen, ob nicht Internen die Arbeit weggenommen wird und / oder ein Verhältnis zustande kommt, dass als Scheinselbständigkeit eingestuft werden könnte. Ich hab mal einen Bogen gescannt, passend zu diesem Thema: Beitrag "Re: Jagd auf Freiberufler hat begonnen"
Vollkommen richtig, wobei man mal als fähiger Entwickler durchaus zwichen 70 und 80 die Stunde bekommen kann und damit übertrifft man (nach der 1000:1 - Regel) den Ingenieur mit 80k Festgehalt deutlich. Was die Zettelbürokrati angeht, kann man das in 5min machen. Ich muss(te) ja nur die eine Seite ausfüllen. Den Rest macht die Abteilung als Anforderer und der Einkauf des Kunden. Bürokratie entsteht nur, wenn man kein Führungszeugnis parat hat oder Scans von Diplonurkunden, die einer sehen will. Es ist sogar ganz gut, wenn man sowas gleich beifügt, weil dann der Einkäufer erkennen kann, dass er gefahrlos erteilen kann.
Wie kommt man als Freiberufler an Aufträge? Wie macht man für sich Werbung? Geht man klassisch Klinkenputzen beim örtlichen Mittelstand, schaltet man Anzeigen in der Zeitung? Woher weiß man wo welcher Bedarf für welche Projekte besteht? Wie findet man am Anfang Projekte wo man was lernen kann? Denn die zu theoretische Hochschulbildung hat da ja versagt, meistens. Fragen über Fragen.
ing schrieb: > Wie kommt man als Freiberufler an Aufträge? In Du Dich anbietest, Firmen anschreibst, etwas entwickels, was die gebrauchen können. Genau wie jeder andere der Waren und Dienstleistungen anbietet. > Wie macht man für sich Werbung? Internet, Google, Flyer, kluge Beiträge in Elektronikforen, Messebesuche > Woher weiß man wo welcher Bedarf > für welche Projekte besteht? Kollegen, ehemalige Kollegen, Freunde, Bekannte > Wie findet man am Anfang Projekte wo man > was lernen kann? Als Anfänger lernst Du automatisch in jedem Projekt was Was Du zuerst lernst: Du hast Dich zu billig verkauft. > die zu theoretische Hochschulbildung hat da ja > versagt, meistens. An Hochschulen gibt es NUR Theorie und dafür ist sie da. Wenn man die aber verstanden hat, kann man auch was mit anfangen. Die Schlussfolgerungen, wie man das praktisch anwendet, sind selber zu ziehen. Kann man das nicht, ist man kein Ingenieur.
Freelancer schrieb: > Vollkommen richtig, wobei man mal als fähiger Entwickler durchaus > zwichen 70 und 80 die Stunde bekommen kann und damit übertrifft man > (nach der 1000:1 - Regel) den Ingenieur mit 80k Festgehalt deutlich. es kommt halt darauf an. Nehmen wir mal 75 Euro die Stunde, ohne MwST an, dann sind das 600 Euro am Tag. Hat man eine Auslastung von 75%, sind das ca. 99k Euro. Hat man davon auch noch Reisekosten zu tragen, ist man nicht mehr weit von den 80k entfernt. Des Weiteren trägt man auch noch alle anderen Risiken, bezahlt den AN und AG Anteil bei der Krankenversicherung, muss sich selbst um eine Altersvorsorge kümmern, trägt Risiken bei Krankheit und man hat quasi kaum eine Form des Kündigungsschutzes und bei Flauten wird man als erstens abgebaut, da man häufig als "Puffer" für die internen Mitarbeiter dient. Wenn die Alternative ein 60k Job wäre und man mit dem 75 Euro Stundensatz sehr gut ausgelastet ist, sowie ein sehr gutes Netzwerk in der Branche verfügt, dann kann man das ruhig machen. Ein weiterer Nachteil den ich von einigen Freelancern mit bekommen habe ist, dass man häufig nicht mal einen Dispo Kredit von der Bank bekommt, da man ja kein geregeltes Einkommen hat. Ebenso knausern viele Banken mit Krediten für Wohneigentum bei Freelancern. Welche Erfahrungen haben die Freelancer hier damit gemacht? sich wirklich lohnen tut sich das Freelancertum m.M. nach als externer Projektleiter. Gerade Konzerne haben sowas häufig, weil man Leute braucht, die zwischen Abteilungen neutral von aussen vermitteln. Da sind nicht selten auch mal 100 Euro die Stunde drin.
Meine Antworten aus der Praxis zu Deinen 4 Punkten: 1) Ja, die 75,- sind nicht viel, lassen sich im ungünstigsten Fall mit gerade 70.000 vergleichen, wenn ein Angestellter Föderung und Zusatzvergütungen bekommt - können aber auch 80.000 sein. Der grosse Unterschied ist der, dass die Steilheit der Verdienstkurve viel grösser ist, dafür aber auch der offset. Will sagen, aber einem bestimmten Punkt lohnt es sich um so mehr. Wer viel arbeitet, ist als freelancer am Besten dran. Damit habe ich aber nicht gesagt, dass die Angestellten faul sind :-) 2) Krankheit ist ein Problem. Man muss eine zusätzliche Versicherung abschliessen für den Verdienstausfall und auch die Arbeitsunfähigkeit um dieselbe Sicherheit zu haben, wie ein Angestellter. Kostet mich insgesamt 3800,- im Jahr extra. Dazu kommen die Rücklagen für die maximalen 2 Jahre Arbeitslosigkeit, die man finanziert bekommt. Sind nochmal 20000,- im Jahr abzüglich 2400,- gesparter ALV. Diese gut 20.0000 müssen erwirtschaftet werden, was nahezu unmöglich ist, wenn man, wie es ein Angestellter kann, alle 7 Jahre 2 Jahre arbeitslos ist. Freelancer geht nur, wenn man nicht arbeitslos wird und die gesamte ALV sparen kann, sie aber nicht braucht. 3) Einen Dispo habe ich noch nie gebraucht. Ich habe 3 gefüllte Bankkonten, noch nie Schulden und mein Haus ist abbezahlt. Arbeite gerade an dem zweiten. Von meiner Hausbank bekomme ich jederzeit einen Kredit über 100k, wenn ich will. Kannst aber Recht haben, mit der dämlichen Schufa. Hab mal gelesen, dass man überhaupt nicht Kreditwürdig ist, wenn man nicht mal wenigstens einen genommen und wieder abbezahlt hatte. 4) Interimsprojektleitung wie Du sie beschreibst ist auf den ersten Blick sinnvoll, in der Realität ist man in so einem Job der Prellbock. Habe ich einmal gemacht. Nie wieder. Für kein Geld der Welt.
Ach ja, wegen der Rechnung, was man so einnimmt: Ich habe gerade die Steuer für 2014 in der Mache: 930h beim Kunden gewesen, davon 750 bezahlt, 70 unbezahlt, der Rest Reise 750h dem Kunden zusätzlich abgerechnet für Heimarbeit, 820 gearbeitet. 25h Steuererklärung 5h Steuerberatung 3h beim Anwalt 2h beim Vermögensberater 2h bei der Bank 4h beim Finanzamt 32h auf Messen 40h Berufsverbandsarbeit 365h im Internet auf dem Laufenden bleiben 100h Rumfahrerei für nix ------ 2300h für den Job Umsatz : 118.200 Reisen : 11.600 Kosten : 3.400 Abschr : 3.600 Versich: 1.700 Auto-k : 4.200 Büro-k : 2.200 Telfon : 600 Sonstig: 1.100 Bildung: 2.400 --------------- 87.400 Davon gehen noch die 7000,- Krankenkasse und die 76% von der RV ab, sowie die Freibeträge und Fahrtkosten. Geschätzt 66.000 zu versteuerndes Einkommen. Rücklagen und ALV_Wert abgezogen, sind es 60k. Ich habe also ein Einkommen von etwa 60.000 brutto, bei denen die AG-Anteile abgezogen wurden, also wären es geschätzt brutto 71.000 und da dafür sind Auto, Zweitwohnung, Büro, Computer, Laptop und Gas, Wasser Strom, finanziert, die mindestens brutto/netto, je nach Abzugfähigkeit beim Angestellten 6000 -8000 wert sind. Ich schätze mal, dass das >80.000 sein müssten, wenn ich als Angestellter tätig werden würde. Die Frage ist, wer mir die zahlen würde, bei 50% home office? Freiwillige VOR! :D
Freelancer schrieb: > Ich habe 3 gefüllte > Bankkonten, noch nie Schulden und mein Haus ist abbezahlt. Arbeite > gerade an dem zweiten. Von meiner Hausbank bekomme ich jederzeit einen > Kredit über 100k, wenn ich will. Bist du dir etwa nicht bewusst, dass das Geschriebene als maßlose Angeberei interpretiert werden könnte?
Freelancer schrieb: > 2300h für den Job Wenn man mit 230 Arbeitstagen (d.h. 46 Wochen à 5 Tage) im Jahr rechnet, wären das ja durchschnittlich 10h pro Tag! Lebst du auch oder arbeitest du nur? Also ich habe als Angestellter eine 35h-Woche und liege damit auch schon bei über 70k brutto p.a. Dazu kommen meine garantierten 30 Tage Urlaub. Der Anteil an Tagen mit Home Office liegt bei ca. 30%. Meinst du nicht, dass du dir die Selbständigkeit eventuell geringfügig schön rechnest?
Das sollte nicht so interpretiert werden. Man BRAUCHT 3 Bankkonten: 1) Giro Privat 2) Giro Geschäft 3) Tagesgeld, um grosse Summen zu parken Privatkonto und Geschäftskonto müssen getrennt sein und das Tagesgeldkonto habe ich deshalb, damit nicht grosse Summen auf dem Giro rumhängen und man mir das kriminell leer machen kann. Ausserdem muss ich liquide sein, wenn mal eine Zahlung aus bleibt. Vom Geschäftlichen zahle ich die Umsatzsteuer, immer so um die 3000 im Monat und vom privaten zahle ich die Einkommensteuer und die Krankenkasse und alles was nicht geschäftlich ist. Liquidität ist ohnehin das Stichwort: Ich muss oft Einkäufe und Steuerzahlungen in 5-stelliger Höhe leisten, kriege aber nicht unbedingt immer regelmässig was rein. Daher sind auf dem privaten mindestens 1000, dem Geschäftskonto 5.000 drauf - in aller Regel das Doppelte bis Dreifache. Ihr Angestellten kriegt das ja fertig ausgerechnet und abgezogen und dann auf dem Silbertablett als Netto, sodass ihr immer wisst, was ihr ausgeben könnt. :-)
Henry schrieb: > Meinst du nicht, dass du dir die Selbständigkeit eventuell geringfügig > schön rechnest? Du musst einen Teil der Arbeit, einen Grossteil der Fahrten und solche Sachen auf den Samstag rechnen und auf alle Wochen verteilen. Das Jahr hat 365 Tage. Man kann die 365h "Internet" abziehen und kommt auf 2000h+. Das ist das, was andere auch für den Job aufwenden müssen, rechne mal Deine Fahrzeit jeden Tag mit ein.
habe deine Rechnung gesehen und jetzt bin ich noch mehr von meinem Angestelltendasein überzeugt! 2300h pro Jahr, ohne jeglichen Kündigungsschutz und damit kommst du auf ein Gehalt, was ca. 70k Brutto entsprechen, je nach Sichtweise ganz vielleicht knapp 80k. Aber auch nur, wenn es so läuft wie 2014, was ja kein schlechtes Jahr war. Der Angestellte mit 70k bei 35h Woche arbeitet im Schnitt 7 Stunden pro Tag, das an ca. 220 Tagen pro Jahr. Macht 1540 Stunden und keine 2300. Dazu kann der angestellte Entwickler sich auf seine Entwicklungen konzentrieren und muss sich nicht mit dem Anwerben von neuen Projekten und ähnlichem herum schlagen, was sicher oft auch frustrierend und ein hoher Unsicherheitsfaktor ist. Wenn wir nur die reinen Fakten sprechen lassen: 7h + 220 Arbeitstage pro Jahr = 1540 Stunden pro Jahr. Bei 70k sind das 45,45 Euro/h. Nehmen wir mal bei Dir optimistisch 80k an als Vergleichswert: 34,78 pro Stunde. Das ist um einiges weniger, dafür hat man viel mehr Streß, mehr Eigenverantwortung und weniger bzw. kaum Kündigungsschutz. Wenn man die 34,78 hochrechnet auf ein Arbeitsjahr mit 35h Woche (ca. 1540 Arbeitsstunden), entspricht dien Stundenlohn einem Jahresgehalt von 53561,20 Euro p.a. Das bekommen teilweise schon Berufsanfänger. Für dieses Gehalt musst du gleichzeitig auch noch viel mehr Eigenverantwortung tragen. Freelancer schrieb: > Sachen auf den Samstag ist ja noch schlimmer. Quasi auch noch den Samstag dafür opfern. In ordentlichen Firmen gibt es dafür wenigstens noch eine Samstags bzw. WE-Zulage. Ich würde fast wetten, dass ein 53k Job bei 35h Woche + Nebenjob effektiv in vielen Fällen schon mehr abwirft bei weniger Jahresstunden als deine Freelancer Tätigkeit. Von mir aus z.B. Barkeeper in einer gehobenen Bar. Da gibt es 7-10 Euro pro h + gut und gerne mal 100 Euro Trinkgeld pro Abend.
keinFreelancer schrieb: > habe deine Rechnung gesehen und jetzt bin ich noch mehr von meinem > Angestelltendasein überzeugt! Da könnt ihr mal sehen wie gut es euch geht. Aber der allgemein Dödel bekommt sofort Neidpickel wenn der hört "WAS >100k€ verdient der? Kapitalistensau!,..." So nen Scheiss muss man sich nämlich ständig anhören von irgendwelchen Deppen die für 8h Nägel reinklopfen fast das selbe verdienen.
Henry schrieb: > Meinst du nicht, dass du dir die Selbständigkeit eventuell geringfügig > schön rechnest? So sieht's aus! Unter diesen Bedingungen möchte ich kein Freelancer sein.
Leute, Ich habe nirgendwo behauptet, dass ich viel mehr verdiene, als andere. Im Gegenteil: Es ist gut, dass das mal diskutiert wird und Festangestellte sehen, dass dem nicht so ist und wie gut es ihnen geht. Ich wollte mit meiner Rechnung nur mal zeigen, wie man von den Umsätzen auf ein Gehalt schliessen kann. Ich habe dabei alles reingerechnet, was zu dem Job gehört. Bei dem Vergleich mit den 35h fehlen noch die Fahrzeiten zu der Firma. Ich kenne Leute, die jeden Tag 2h im Auto sitzen müssen. Da sieht das Ganze schon wieder anders aus. Was auch noch nicht berücksichtigt ist: Die Sachen, die ich entwickle, gehören mir, d.h. ich habe vollen Zugriff darauf. Wenn ich also mehr Zeit investiere, als ich bezahlt bekomme, so bezieht sich das auch auf Dinge, die ich für mich entwickle und die hinterher mal Brot abwerfen können. Ausserdem kann ich mir so erlauben, das zu machen, was ich mag und muss nicht das Zeug zusammenprogrammieren, dass irgendein Produktmanager sich ausgedacht hat oder gar den Dreck testen, den ein anderer zusammengeschustert hat, nur weil der Teamleiter gerade keinen anderen hat, der es machen kann und mich in die Pflicht nimmt. Im Gegenteil: Ich kann von dem Teamleiter ein eigenes Büro fordern, weil ich extra sitzen muss und habe meine Ruhe. Ich kann auch neue Hardware fordern, wenn ich sie brauche. Für mich wird alles brav gekauft. Der Teamleiter ist lieb und nett zu mir und fasst mich mit Samthandschuhen an, im Gegensatz zu dem Krüppelsack, den ich vorher hatte (Zeitarbeit). Und: Ich habe immer die neuesten und aktuellsten Tools zur Verfügung, weil die Firma an mir nicht spart, da ich ja so "teuer" bin und effektiv bleiben muss. Wenn bei mir der PC hängt, rufe ich einmal beim IT Support an und es kommt einer an, der es richtet, die Internen warten tagelang. Und wie gesagt: Ich habe 50% home office daheim sowie einige "steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten".
Nortel schrieb: > Aber warum habt Ihr euch entschieden? Es stand die Frage im Raum so weiterzumachen wie bisher ohne das sich je etwas ändert, oder neue Wege zu beschreiten und sich weiter zu entwickeln. > Seit Ihr mit der Entscheidung zufrieden? Überwiegend ja. > Wie lange seid Ihr schon Selbstständig, bzw. nach wievielen Jahren habt > Ihr diese aufgegeben? 14 Jahre und kein Ende in Sicht. > Wie leicht/schwer fiel euch der Wechsel und brachte der Wechsel die > erhoffte Änderung mit sich? Schwer. Die Veränderung passiert haupsächlich im Kopf. Um effektiv arbeiten zu können muss man sich oft im Team einbetten wie ein Angestellter. Dabei gilt es das Spiel aus Nähe und Distanz zu wahren und sich in keine Bürokriege hineinziehen zu lassen. > Würdet Ihr etwas anders machen? Ja, ich würde im nächsten Leben E-technik zuende studieren und nicht vorher das Weite suchen. Nicht weil man so geile Sachen da lernt ohne die man nicht existieren kann, sondern weil das Diplom fälschlicherweise mit Kompetenz gleichgesetzt wird und einem manche Tür verschlossen bleibt. > Und was war/ist der Grund wieder in das Angestelltenverhältnis zu > wechseln? Oh, es gäbe da ein paar gute Gründe, das ist ja nicht nur jeden Tag Zuckerschlecken als freier Mitarbeiter. Das Komplettpaket 'Festanstellung' ist aber schwer zu schlucken wenn man das erst anders gewohnt ist. > Wie ist eure Auslastung gewesen? Von 0Std. / Monat bis zu 280Std. / Monat > Habt Ihr um Projekte "kämpfen" müssen? Wer hat den jemals etwas ohne Kampf bekommen ? > Kam Familie ins Spiel? Kann man direkt in Euro umrechnen was es kostes nur noch Jobs in Wohnortnähe, ohne regelmäßige Auslandseinsätze bei gemäßigter Arbeitszeit anzunehmen. Ist ein Frage der persönlichen Prioritäten und was einem die Dinge wert sind. Das ganze ist eine Typfrage. Wer Sicherheit und ein äußeres Regelwerk braucht sollte das nicht machen. Wer unter Druck weicher statt härter wird und über keine robuste Gesundheit verfügt ist auch schlecht beraten als freier zu gehen. Ich habe Leute daran zerbrechen sehen weil das mehr ist als mal locker ein paar Stunden machen und fette Kohle einstreichen. Das Reglement einer Festanstellung ist zwar häufig repressiv aber es bietet auch viel Schutz vor äusseren und inneren Einflüssen. Ja, als freier kann man viel verdienen. Man steigt aus der Rente aus, der sozialen Absicherung, der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und macht alles das selber was Personalabteilung, Vorgesetzter, Chef für einen erledigen. Das ist eine Wette auf die eigene Leistungsfähgkeit die man nicht verlieren sollte, da man gerade alle Sicherungsnetze durchgeschnitten hat. Sichere ich mich genauso ab mit all dem Quatsch der mich für jede Lebenslage in ein Wattetuch packt, bleibt mir am Ende auch nicht mehr. Wem es nur ums Geld geht, der soll sich eine große Firma suchen, deren Doktrin inhalieren und sich nach oben dienen. Das Geld alleine ist es nicht wert sich den Stress zu machen, nicht wenn man das mal auf eine Lebensspanne extrapoliert.
Da kann ich "Freelancer" nur zustimmen. Wer meint, als Freelancer hätte er direkt anfangs die dicke Kohle, der wird wohl unsanft landen. Bis man einen Kundenstamm etc. und auch das Wissen hat, dauert es einfach einige Jahre. Aber was man nicht vergessen darf: die "Aufstiegschancen" sind für einen Selbstständigen natürlich deutlich größer und insbesondere nicht von Vorgesetzten etc. abhängig. Wer natürlich 30 Jahre immer nur Projektarbeit macht und sich nicht weiterentwickelt, der wird auch nur ein geringes Einkommen haben und immer von anderen abhängig sein. Wenn man aber (wie ich damals) nach und nach auf eigene Projekte/Entwicklungen umsattelt, dann ist die Einkommensgrenze eigentlich nur durch "Wieviel bist Du bereit an eigener Zeit zu investieren?" begrenzt. Und man kann auch nicht einfach einen normalen Arbeitstag als Angestellter mit dem eines Selbstständigen vergleichen. Hier zu hause habe ich bspw. ein ganz anderes Arbeiten: ich genehmige mir Pausen, wenn ich sie haben möchte, ich arbeite, wann ich will. Es gibt niemanden, der mir sagt, was ich wann zu machen habe - was ich überhaupt zu machen habe. Eine "Überstunde" fühlt sich auch ganz anders an, wenn man weiss, für wen man die macht ;-) Es ist wie bei vielen Dingen im Leben: bei der Selbstständigkeit muss man erstmal viel investieren. Den monetären Lohn erhält man erst später - dann allerdings liegt dieser oftmals deutlich über der Beispielrechnung oben. Einfach nur eine Momentaufnahme zu vergleichen - damit macht man es sich wohl zu einfach. Ich verstehe aber auch sehr gut den Angestellten, der eine gewisse Sicherheit und auch sofort ein gewisses Gehalt haben möchte und der zufrieden ist, wenn er nach sieben Stunden nach Hause gehen kann. Man tauscht die Sicherheit und das "Sich-nicht-kümmern-Müssen" dann für die größeren Möglichkeiten, die eine Selbstständigkeit bietet. Letztendlich muss das jeder selbst abwägen: Bin ich der Typ, der sich lieber selbst um alles kümmert, der in Unwägbarkeiten nicht zuerst das Risiko sondern vor allem die Chance sieht? Für mich ist das keine Frage: ich liebe es, alle Entscheidungen selbst zu treffen - und natürlich auch keinen für meine Fehler verantwortlich machen zu können ;-)
Nortel schrieb: > Aber warum habt Ihr euch entschieden? Ich bin jetzt seit 5 Jahre selbständig, davor über 10 Jahre angestellt bei einem Dienstleister. Es gab bei dem Dienstleister in den letzen Jahren viele Re-organisationen, bzw hatte ich jedes Jahr einen anderen Ansprechpartner/Manager. Dann habe ich mich überlegt, dass das was der Dienstleister mir geboten hat (Gehalt & Projektvermittlung & Ärger) ich auch selber machen könnte, aber ohne der Ärger-Komponente :-) > Seit Ihr mit der Entscheidung zufrieden? Ja. > Wie leicht/schwer fiel euch der Wechsel und brachte der Wechsel die > erhoffte Änderung mit sich? In tagtäglicvhe Arbeit hat sich wenig geändert, dafür bekomme ich aber einen viel höheren Stundensatz. Mahraufwand habe ich nur wegen Buchhaltung, aber das hält sich im Grenzen. > Würdet Ihr etwas anders machen? Ja. Ich habe damals einen Businessconsultat äh... konsultiert, der mir für flinkes Taschengeld ein Businessplan aufgestellt hat, das ich dem BAA vorgelegt habe für einr Gründungszuschuss. Da das Amt mir den Zuschuss nicht zugesagt hat, würde dich den Businessconsultant auslassen. > Wie ist eure Auslastung gewesen? Voll, eigentlich. Zwischen den Projekten gab es immer mal 1 oder 2 Monate nix, aber das war dan quasi mein Urlaub. > Kam Familie ins Spiel? Erst später :-)
ich kann Chris zustimmen. Ich meine mich zu erinnern, dass er ein richtiges Unternehmen mit Mitarbeitern hat? sowas lohnt sich natürlich. Bleibt man das Leben lang nur Freelancer mit 70-80 Euro die Stunde und unter o.g. Bedingungen, lohnen sich, sofern man was drauf hat, eher gute Industriejobs. Ich liege bei 90k, außertariflich. Um das selbe raus zu kriegen bei 30 Tagen Urlaub, bezahlten Feiertagen, 40h Woche, keine Projektaquise, kein Druck ständig neue Projekte zu haben, bessere soziale Absicherung etc., keine Reisetätigkeit, müsste ich als Freelancer schon verdammt viel Umsatz machen. In solche Sphären kommt man eigentlich nur, wenn man andere für sich arbeiten lässt. Nicht aber als Einzelkämpfer. Ich denke, nicht wenige Einzelkämpfer sind im Prinzip nichts anderes als entrechtete Mitarbeiter. Kosten über das Jahr gesehen kaum mehr, haben dafür aber so gut wie keine Arbeitnehmerrechte und tragen alle Risiken selbst.
Chris D. schrieb: > Letztendlich muss das jeder selbst abwägen: Bin ich der Typ, der sich > lieber selbst um alles kümmert, der in Unwägbarkeiten nicht zuerst das > Risiko sondern vor allem die Chance sieht? Nein, Unwägbarkeiten sind für mich ein Graus. Schon angeblich "leistungsabhängige" Gehaltsbestandteile mag ich nicht, das wird im Zweifelsfall nur wieder so ausgelegt, dass es nichts oder nur sehr wenig gibt; auf die Zielerreichung hat man aber oft nur einen sehr indirekten und eher kleinen Einfluss. Ich möchte mein gesichertes Einkommen, dass garantiert monatlich auf meinem Konto landet. Damit kann ich im Leben planen (größere Anschaffungen, Familie, etc.). Auch Akquise mag ich nicht, ich möchte mich nicht bei möglichen Kunden anbiedern und den Verkäufer spielen müssen. Ich möchte einfach nur meinen Job fachlich gut machen und nach 7 Stunden Arbeitszeit am Tag nach Hause gehen und mich dann um andere Dinge kümmern. > Für mich ist das keine Frage: ich liebe es, alle Entscheidungen selbst > zu treffen - und natürlich auch keinen für meine Fehler verantwortlich > machen zu können ;-) Ich treffe auch gerne meine eigenen Entscheidungen, aber vorzugsweise im kleinen Rahmen. Dadurch ist auch meine Verantwortung begrenzt, was ich als sehr angenehm empfinde. So muss ich mir auch nicht so viele Gedanken machen, was alles passieren könnte, denn ich bin im Großen ja nicht dafür "haftbar". Das hilft auch, leichter nach der Arbeit abzuschalten zu können.
Hier liest man ja sehr widersprüchliche Einschätzungen. Würde mich interessieren, welche Ausbildung die einzelnen Schreiber haben. Ich lese z.B. dass das Diplom wichtig ist, weil es einem Türen öffnet. Abgesehen davon, dass man (zumindest in der Schweiz) eine formelle Befähigung vorweisen muss, um als ein solcher gelten zu können, ist es doch wohl so, dass es schon auch eine Aussage über die Qualität der Ausbildung und der Fähigkeiten macht. Wer einmal an einer deutschen Uni studiert hat, weiss, dass das schon zu machen ist. Und wer das eben nicht schafft, hat vielleicht auch nicht Qualität die er zu haben glaubt. Aber nochmals zu dem Punkt Geld verdienen: Die meisten Freiberufler geben an, sie wollen Freiberufler bleiben. Selbst die, die es unfreiwillig geworden sind. Wie interpretiere ich das? 1) Können die Freiberufler ihre Situation nicht einschätzen? Können sie nicht rechnen? 2) Oder sind von denen, die es mal geworden sind, nur die fähigen Freiberufler übrig geblieben und deren positive Aussagen verzerrt die Realität? Weil die unfähigeren wieder Angestellte geworden sind? 3) Oder ist das Freiberuflertum doch das Mittel der Wahl? Meine Einschätzung ist, dass viele da doch ziemlich gut verdienen, wenn sie das nicht ändern wollen. Oder sind die alle überbewertet? Profitieren sie davon, dass ihre Historie nicht bekannt ist? Oder profitieren sie nur davon, dass die Firmen bei Projekten spendabel sind? Oder davon, dass die Firmen ein Chaos haben, die Führungspersonen Angst vor Kompotenz haben und gute Leute zwar brauchen, aber nicht im Team haben wollen?
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@KT: Ist doch ok. Ich schrieb ja: jeder wie er mag :-) Rolf S. schrieb: > Hier liest man ja sehr widersprüchliche Einschätzungen. Würde mich > interessieren, welche Ausbildung die einzelnen Schreiber haben. Ich lese > z.B. dass das Diplom wichtig ist, weil es einem Türen öffnet. Türen öffnet man meiner Erfahrung nach in allererster Linie durch sein Auftreten und Leidenschaft, die man ausstrahlt. Bei mir hat sich da während meiner Selbstständigkeit nie jemand für interessiert. Habe ich auch nirgends draufgeschrieben. Ein Dipl.-Inf. hat allerdings auch nur noch wenig mit dem zu tun, was ich jetzt mache. Die Kunden wollten immer nur eines: die Lösung ihres Problems. > Abgesehen davon, dass man (zumindest in der Schweiz) eine formelle > Befähigung vorweisen muss, um als ein solcher gelten zu können, ist es > doch wohl so, dass es schon auch eine Aussage über die Qualität der > Ausbildung und der Fähigkeiten macht. Wer einmal an einer deutschen Uni > studiert hat, weiss, dass das schon zu machen ist. Und wer das eben > nicht schafft, hat vielleicht auch nicht Qualität die er zu haben > glaubt. Sicherlich ist ein Abschluss ein Nachweis über erbrachte Leistungen. Aber selbst die sind ja nicht vergleichbar: jemand, der sich durch ein Fernstudium kämpft und nebenher noch Familie und Job hat, finde ich als AG interessanter als jemand, der vielleicht an der RWTH studierte, aber dem man anmerkt, dass er eigentlich seinen Beruf verfehlt hat. Und mittlerweile kenne ich so viele hervorrragende Quereinsteiger ganz ohne Hochschulabschluss, dass ich über die fehlnede Qualität und Selbsteinschätzung da keine Aussagen treffen möchte. Auch ein Abschluss ist eben nur eine Momentaufnahme. Schon nach ein, zwei Jahren wird es wesentlich wichtiger sein, was man in dieser Zeit gemacht hat, als das Thema oder die Noten der Masterarbeit. > Aber nochmals zu dem Punkt Geld verdienen: > > Die meisten Freiberufler geben an, sie wollen Freiberufler bleiben. > Selbst die, die es unfreiwillig geworden sind. Wie interpretiere ich > das? > > 1) Können die Freiberufler ihre Situation nicht einschätzen? Können sie > nicht rechnen? Vielleicht musst Du das auch aus einem anderen Blickwinkel sehen: Geld ist nicht alles. Ich habe mich bspw. nicht selbstständig gemacht, um das große Geld zu verdienen. Klar wollte ich ein vernünftiges Auskommen haben, aber mehr Geld war nie die Motivation. Mir ist es wesentlich wichtiger, dass - ich jetzt genau das machen kann, was ich möchte - ich bei meiner Zeiteinteilung völlige Freiheit habe - ich entscheiden kann, wie es weitergeht - ich komplett zu hause (und jetzt in der nahegelegenen Halle) arbeiten kann - meine Frau und ich keinen Wecker haben :-) - ich kreativ sein kann, wenn ich es bin - ich träge sein darf, wenn ich es bin - ich keinen Stress haben will und vor allem: - ich einfach richtig viel Zeit habe, wenn ich sie haben will! Für alle diese Dinge hätte ich auch dauerhaft locker 30% finanzielle Einbußen in Kauf genommen - und anfangs waren es noch mehr. Dass sich das massiv geändert hat, freut mich natürlich, ist für mich aber nur eine Bestätigung meiner Leidenschaft/Berufung als Entwickler/Konstrukteur. Mehr Geld war nie mein Antrieb und wird es auch nie sein. > 2) Oder sind von denen, die es mal geworden sind, nur die fähigen > Freiberufler übrig geblieben und deren positive Aussagen verzerrt die > Realität? Weil die unfähigeren wieder Angestellte geworden sind? Diese Leute gibt es sicherlich - man stellt fest, dass Selbstständigkeit doch nichts für einen ist oder hat sich einfach überschätzt. > 3) Oder ist das Freiberuflertum doch das Mittel der Wahl? > > Meine Einschätzung ist, dass viele da doch ziemlich gut verdienen, wenn > sie das nicht ändern wollen. Siehe oben. Geld ist bei den wenigsten der Unternehmer, die ich persönlich kenne, der Grund gewesen. Eigentlich gibt es nur einen von etwa 30, der so gedacht hat. Alle anderen wollten mit viel Herzblut ihre Ideen vom Leben (und ihren Produkten) umsetzen. Aber trotzdem ist es natürlich nicht verboten, sehr gut zu verdienen ;-) > Oder davon, dass die Firmen ein Chaos haben, die Führungspersonen Angst > vor Kompotenz haben und gute Leute zwar brauchen, aber nicht im Team > haben wollen? Das mag bei kleingeistigen Chefs auch eine Rolle spielen, aber die Regel dürfte es nicht sein. Bei den meisten dürften es einfach die enormen Freiheiten und Chancen (nichtmonetärer Art) sein, die sie ohne Probleme auch mit weniger auskommen lässt. Vielleicht in einem Satz: ich genieße regelrecht meine Selbstständigkeit P.S.: Der Spruch "Selbstständig heisst selbst und ständig" ist übrigens sehr arm. Wer selbstständig ist und dauerhaft keine Zeit hat, der macht einiges falsch.
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Chris D. schrieb: > Schon nach ein, zwei Jahren wird es wesentlich wichtiger sein, was man > in dieser Zeit gemacht hat, als das Thema oder die Noten der > Masterarbeit. Absolut, aber ist es nicht so, dass die mit den guten Noten und die sich gut präsentieren können, weil sie im allerersten Jobgespräch eine gute Leistung gezeigt haben, dann überhaupt erst in die guten Jobs kommen, oder? Dort können sie einen kleinen Vorsprung in den Noten oder der Qualifikation aus einem Praktikum, weiter ausbauen und den anderen weiter fortlaufen, oder? Wenn Du in der Schweiz von einer Referenz-Uni kommst und den Abschluss dort hast, dann stehen Dir alle Türen offen. Den anderen helfen oft keine noch so vielen praktischen Ausweise wie Eidgenössische Prüfungen über die Hürde hinweg. Was ich in Deutschland sehe, ist es dasselbe. Ich werde schon auch nach meinem Abschluss gefragt und die ETH ist in Deutschland ein schlagkräftiges Argument. Und wenn der Vorsprung einmal da ist, bleibt er.
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R. S. schrieb: > Abgesehen davon, dass man (zumindest in der Schweiz) eine formelle > Befähigung vorweisen muss, um als ein solcher gelten zu können, Wie veranstaltet man dies? Gilt das nur für Ausländer oder auch für Schweizer? > doch wohl so, dass es schon auch eine Aussage über die Qualität der > Ausbildung und der Fähigkeiten macht. Wer einmal an einer deutschen Uni > studiert hat, weiss, dass das schon zu machen ist. Du willst damit aber nicht sagen, dass das Studium an einer deutschen Uni deshalb "schon zu machen ist", weil das Niveau nicht taugt? Da müsste ich entschieden wiedersprechen! An einer Stelle im Forum schreibst Du, dass du an der ETH Zürich gelernt hast und diese eine Referenz-Uni sei. Nun, meine in Karlsruhe ist das auch. > Die meisten Freiberufler geben an, sie wollen Freiberufler bleiben. > Selbst die, die es unfreiwillig geworden sind. Wie interpretiere ich > das? Die haben gemerkt, dass das das Bessere für sie ist, ganz einfach. Einmal sicher finanziell und einmal auch vom Sozialen her. Viele kommen aus ganz bestimmten Gründen in Firmen nicht zurecht, weil sie zuviel wollen und sich nicht zum Jasager entwickeln möchten. In der Freiberuflichkeit finden sie dann die Freiräume. Bei mir ist das so. > 1) Können die Freiberufler ihre Situation nicht einschätzen? Können sie > nicht rechnen? Einige vielleicht, die meisten können aber schon "rechnen" und ihre Situation einschätzen. > 2) Oder sind von denen, die es mal geworden sind, nur die fähigen > Freiberufler übrig geblieben und deren positive Aussagen verzerrt die > Realität? Weil die unfähigeren wieder Angestellte geworden sind? Da könnte was dran sein. :D > Oder sind die alle überbewertet? Profitieren sie davon, dass ihre > Historie nicht bekannt ist? Das ganz sicher nicht. Die Leistung ist ja nachprüfbar und wird nur honoriert, wenn sie auch kommt. Projekte, die jemand nicht ausführen kann, wird er auch kaum annehmen. Es hilft im also nichts, seine Projekthistorie zu schönen. Historie braucht der Angestellte, der sich ins gemachte Nest setzen möchte. > Oder profitieren sie nur davon, dass die Firmen bei Projekten spendabel > sind? Das GANZ SICHER (nicht). > Oder davon, dass die Firmen ein Chaos haben, die Führungspersonen Angst > vor Kompotenz haben und gute Leute zwar brauchen, aber nicht im Team > haben wollen? Dreimal Ja, würde Herr Bohlen sagen.
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