Hallo! Wir haben bei einem Gerät folgendes Problem: Im EMV pre-compliance-Test hat sich gezeigt, dass unser Display mit ungradzahligen Vielfachen der Datenleitungsfrequenz abstrahlt. Nun haben wir probiert, diese mit Hilfe von Filtern (R-C) auf den Datenleitungen in den Griff zu bekommen. Leider ist dies nicht ausreichend. Die Filter müssten so groß sein, dass das Displaysignal dadurch zerstört wird. Ähnliches ergibt sich bei den von uns getesteten Ferriten, welche die Signalanstiegszeiten zu stark verlangsamen. Kennt jemand alternative Maßnahmen die in diesem Fall helfen könnten? Eventuell spezielle ICs o.ä.? Vielen Dank!
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Hi! Wenn das gehäuse des Displays abgeschirmt ist: Mache eine metallbedampfte Scheibe ins Gehäuse hiter der das Display sitzt. Notfalls geht auch GANZ feines Drahtgitter (Kaffee-dauerfilter-größe) Daruinter leidet die Sichtbarkeit fast nicht. Aber das ist die einzige Chance, die displays WIRKLICH ruhig zu kriegen. Die strahlen nämlich über die Frontscheibe ab! Michael.
Hi! Eine Metallbedampfung wurde uns auch im EMV Labor empfohlen. Das kommt aber leider für den Anwendungsfall nicht in Frage. (Es ist ein Touchpanel auf dem Display vormontiert). Außerdem soll die Sichtbarkeit nicht beeinträchtigt werden. Ich würde meinen dass es da doch auch noch andere Möglichkeiten geben muss, schließlich gibt es ja zig Geräte die es irgendwie hinbekommen haben.
Ist die Zuleitung zum Display geschirmt und mit Gerätemasse verbunden? Kann auch als gute Antenne wirken.
Die Zuleitung ist nicht geschirmt, allerdings ist das Gehäuse komplett aus Metall, so dass Abstrahlungen aus dem Kabel kein Problem darstellen sollten, Prinzip Computer - der Dreck bleibt drin ;) ). Ich muss noch einen Test machen um das zu verifizieren, aber ich gehe davon aus, dass das so stimmt.
Naja, wenn an dem Display ein grosses Loch ist, dann ist deine Schirmung nicht mehr dicht, somit strahlt es da raus wie blöd. Die Frage ist halt, WAS strahlt da genau. Wenn es wirklich die Zuleitungen sind, würde ich ein geschirmtes Kabel dafür nehmen und das Display selbst nochmal in einen Käfig einbauen. Seitenansicht vom Gehäuse wäre dann ungefähr so:
1 | -------| |
2 | | | |
3 | | |Display |
4 | | | |
5 | | ---| |
6 | | | |
7 | | | |
8 | |______| |
In diesem Fall hilft wirklich nur eine Folie oder das oben erwähnte Drahtgitter (oder einen anderen Displayhersteller suchen) Bei www.esnord.de gibts zum Beispiel solche Folien. "Ich würde meinen dass es da doch auch noch andere Möglichkeiten geben muss, schließlich gibt es ja zig Geräte die es irgendwie hinbekommen haben." Es gibt auch zig Geräte wo man besser nicht nachmisst. Z. B. ist bei sehr vielen billigen PC Netzteilen der Platz für die Gleichtaktdrossel unbestückt.
Damals, bei der Prüfung, waren die sicher alle komplett bestückt. ;)
> Die Zuleitung ist nicht geschirmt, allerdings ist das Gehäuse komplett > aus Metall, so dass Abstrahlungen aus dem Kabel kein Problem darstellen > sollten, Prinzip Computer - der Dreck bleibt drin ;) Wenn der (EMV-)Dreck raus will, dann findet er seinen Weg schon... EMV-Signal immer an der Quelle plattmachen :) Welches Signal habt ihr auf dem Kabel? - Falls ihr kein LVDS-Signal habt, auf jeden Fall erstmal Kabel abschirmen bevor ihr kompliziertere Lösung am Display-/Gehäuse probiert. Massen prüfen, nicht das euer Gehäuse an sich schon die Sende-Antenne ist. EMV kann schlimmer als die Pest sein. Wenn ihr mehrere Harmonische der Leitung habt, ist das Filtern schon ein Krampf: du drückst eine Harmoninsche weg, freuen sich die die anderen Harmonischen zu Freude des EMV-Testlabors... hatte soein Stress mal mit RFID-Sender und seinen 10-20 fachen Harmonischen ;)
Ich wage mal zu bezweifeln, dass das Display (LCD?) das Problem ist. Genaueres kann aber nur ein qualifiziertes Testlabor sagen- kostet leider, aber ist ja auch nicht für private Basteleien .... Manchmal reicht auch ein kritischer Blick eines Fachmanns- gegen Entgelt.
Das Display kann durchaus das Problem sein. Wenn ich auf meinem TFT Monitor ein exakt 2x2 Pixel großes Schachbrettmuster anzeige, funktioniert die Funkmaus nicht mehr. Ein in letzer Zeit gern genutzter workaround: Spread Spectrum. Wenn es ein größeres Display oder TFT ist: Falls du in die Taktleitung von dem Eingangstakt des Displaycontrollers rankommst: Ein DS1083L in die Leitung und die Peaks werden zu einem breitbandigen Rauschen.
Schau mal hier: http://www.schirmung2000.de Ist zwar auf der Seite nicht aufgeführt, die haben aber Schirmungen für Displays.
Hallo! Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Zu einer Schirmung des Kabels: Die Abstrahlungen, die wir erhalten, sind die harmonischen des Datentaktes. Dieser Takt befindet sich im Kabel (inklusive der harmonischen) und wird in das Display geführt. Das Display ist ringsum weitestgehend geschirmt (außer natürlich vorne ;) ). Selbst wenn man das Kabel schirmen würde, würden doch die gleichen Störungen in das Display transportiert und vorne rauskommen. Zieht man das Kabel vom Display ab (es ist immer noch am Mainboard angeschlossen), so sind die Strahlungen deutlich reduziert und es würde wohl auch für Klasse B reichen. Ich werde mir mal die Folien anschauen, ob man damit was machen kann. Mit baulichen Maßnahmen geht es nämlich dem Ende zu. Zu spread spectrum: Haben wir auch schon dran gedacht, ist aber in diesem Fall nicht möglich, weil die Takterzeugung auf einem Komplettmodul erfolgt auf das wir leider keinen Einfluss haben.
Dann mach doch erst mal die Gegenprobe nach Hausfrauenart: Einwickeln in Alu- Folie und nachprüfen ob es wirklich vom Display kommt. Dann kannst Du ungefähr einschätzen ob eine Folie wirksam genug ist oder ob noch andere Ursachen vorliegen.
Die Wirkung einer Folie haben wir bereits im EMV-Labor bewiesen. Dort haben wir so eine Art leitendes Geflecht vor das Display gemacht um das zu testen und siehe da - EMV Abstrahlung super.
Die Abstrahlung muss ja nur unter den Grenzwerten bleiben. Bei einigen Schaltungen kann man nur eine Dämpfung erreichen, so dass es passt. Das geschirmte Displaykabel kann einen kleinen Beitrag zur Dämpung leisten. Die meisten LCDs/TFTs haben eine metallische Rückplatte. Die ist dann auch mit GND verbunden. Es hat sich teilweise als Zweckmäßig rausgestellt, den GND nicht direkt mit dem Gehäuse zu verbinden z.B. wenn das Display festgeschraubt wird Kunststoffbolzen verwenden, etc. Das Gehäuse sollte nur über ein paar Cs ringsrum an die Massefläche der Baugruppe (GND) gekoppelt werden. Achtung ESD Festigkeit! Wir hatten auch mal eine Schaltung im Metallgehäuse. Ein C zw. Gehäuse und GND kann manchmal Wunder bewirken ;-) Das GND- / Massekonzept sollte man sehr sorgfältig entwickeln. Fehler in diesem Konzept kann man später nicht mehr so einfach durch EMV MAßnahmen korrigieren!