Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Berufseinstieg bei einem Entwicklungsdienstleister?


von xyz (Gast)


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Hallo!
Ich habe kürzlich mein Studium (E-Technik, Uni) abgeschlossen und habe 
nun ein Jobangebot von einem Entwicklungsdienstleister.
Ich zweifle nun, ob das wirklich so das richtige ist. Meine Tätigkeit 
wäre nämlich bei einem OEM im Automotive-Bereich. Das hat für mich den 
negativen Beigeschmack einer Personaldienstleistung.
Der Laden macht echt einen guten Eindruck und die Bezahlung ist auch 
wirklich richtig gut.
Mein Problem ist nun, ob man sich dadurch vielleicht den Lebenslauf 
versaut, wenn man mal verliehen wurde? Das ist ja schließlich kein Job 
für die Ewigkeit und die Chancen abgeworben zu werden sind ja vermutlich 
eher gering.
Ist davon also eher abzuraten? Ich kenne ja hier aus dem Forum so einige 
Meinungen zu den Entwicklungsdienstleistern.
Ist es auch entscheidend welche Tätigkeiten man ausführt?

Ich würde mich über einige Meinungen dazu sehr freuen. Danke!

von Kettenraucher (Gast)


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Für Absolventen ist ein Entwicklungsdienstleister bzw. 
Arbeitnehmerüberlassung meiner Meinung nach das Optimalste. Du lernst 
Unternehmen und unterschiedliche Projekte kennen und ausserdem, was das 
wichtigste ist, die Entwicklungsprozesse eines Projektes und 
Arbeitsweise eines Ingenieurs.

Man sollte natürlich länger (am Besten über die gesamte Laufzeit eines 
Projektes) bei dem Unternehmen an die man verliehen worden ist bleiben 
und nicht nach 3 Monaten gehen müssen. Auch die Unterschiede sind 
gewaltig bezüglich des Anspruchs. Manche lassen Dir wirklich die 
Rotzarbeit machen - uninteressant und könnte jeder Hilfsarbeiter ohne 
Ausbildung hinkriegen. Andere binden auch die Externen in das Team ein 
und behandeln diejenigen auch als vollwertiges Teammitglied.

Aber beim letzten Punkt kann dies auch unter Umständen als "fester 
Mitarbeiter" passieren.

Nach einigen Jahren solltest Du aber schon aus der 
Arbeitnehmerüberlassung herauskommen. Karriere ist bei Dienstleistern 
eher schwierig aber nicht ummöglich.

Viel Auswahl an Arbeitsplätzen wirst Du zurzeit nicht haben. Beim OEM 
schauts am grausigsten aus...da wird zur Zeit fast überhaupt nicht 
eingestellt. Experten vielleicht.

Nun ja, wie gesagt...wenn die Bezahlung passt wie Du schreibst und Dich 
das potenzielle Projekt interessiert solltest Du zugreifen.

Gruß

von MaWin (Gast)


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Es gibt natürlich unterschiedliche Dienstleister
Bertrandt ist ein fast ernst zu nehmender Job,
Brunel wohl das Mittelmass,
bei Randstadt bist du Sklave und auch als solcher für ewig abgestempelt.
aber Allen ist eins gemeinsan:

Man macht dort keine Karriere, man bleibt Hilfsarbeiter und Angestellter 
2. Klasse.

Wenn du derzeit keinen andern Job findest, geh zum Dienstleister, aber 
betrachte das nicht als Ende, sondern Anfang der Jobsuche. Bewirb dich 
ständig weiter, und lass das bei konkreteren Angeboten auch die Firma 
wissen an die du verliehen bist (ich brauche nächsten Dienstag Urlaub, 
ich geh zur Bewerbung), mit den Worten: Dienstleister sind eine 
Sackgasse, ich suche einen richtigen Job, und dann verlasse ich Sie 
eben, und sie dürfen einen Neuen anlernen.

Vielleicht kommt ja ein richtiges Angebot von dieser Firma.

von xyz (Gast)


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Mit der Bezeichnung "Hilfsarbeiter" habe ich so gewisse Probleme.... Ist 
man damit nicht für die nächste Zeit erstmal abgestempelt, so dass man 
Schwierigkeiten bekommt, einen "richtigen" Job zu finden?
Oder ist das nicht so dramatisch bzw. verzeihbar, wenn man in den Zeiten 
der Wirtschaftskrise mal beim Dienstleister war?

Personaler nehmen sich ja oft nicht so viel Zeit für die Durchsicht von 
Bewerbungen... und eine Tätigkeit als Leiharbeiter könnte ja einen 
Imageschaden bedeuten, oder nicht?

Naja, und weiterhin parallel bewerben ist ja auch nicht so einfach. In 
der Probezeit bekommt man ja erstmal keinen Urlaub.

Wird eigentlich zwischen Personaldienstleister und 
Entwicklungsdienstleiter unterschieden? Ich könnte mir vorstellen, dass 
sich sowieso alle als letzteres bezeichen :-) bzw. Technologiepartner 
:-D

von Mark B. (markbrandis)


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xyz schrieb:
> Oder ist das nicht so dramatisch bzw. verzeihbar, wenn man in den Zeiten
> der Wirtschaftskrise mal beim Dienstleister war?

Besser als arbeitslos ist es auf jeden Fall. Und natürlich schlechter 
als eine Festanstellung bei einer Top-Firma :-)

von Gunb (Gast)


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Wenn du wirklich in der Entwicklung landest und dort auch entwickelst, 
die Bezahlung dann auch noch OK ist, versaust du dir gar nichts. Ich 
habe zu Anfang auch bei einem Dienstleister gestartet und für ca. 3 
Jahre gearbeitet.

Projekte mit Entwicklung, Validation usw. in verschiedenen Firmen 
(Delphi, Ford, Visteon und Mittelständler). Habe während meiner Zeit 
überall Überahmeangebote bekommen, obwohl ich heute in einem Konzern in 
der F&E arbeite, wo ich vorher gar nichts mit zu tun hatte.

Wichtig ist, dass du in der Zeit etwas lernst und nicht versauerst, 
alleine um in grössere Firmen hineinzukommen und dich bekannt zu machen, 
ist besser, als auf der Strasse zu stehen. Und wenn du dann noch mit 
deinem Gehalt einverstanden bist, warum nicht?

von Michael (Gast)


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@xyz: Kannst Du die Firma und das Gehalt nennen, dass Dir angeboten 
worden ist. Würde mich echt interessieren.

Ich arbeite selber mehr als 2 Jahre bei einem Dienstleister im gleichem 
Projekt bei einem OEM. 100% empfehlenswert ist diese Art des 
Berufseinstiegs nicht, momentan herrscht hire and fire in dieser 
Branche. Vor der Krise war das noch anders..

von Nichtraucher (Gast)


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Kettenraucher schrieb:

>Für Absolventen ist ein Entwicklungsdienstleister bzw.
>Arbeitnehmerüberlassung meiner Meinung nach das Optimalste.

Für Absolventen ist ein Entwicklungsdienstleister bzw.
Arbeitnehmerüberlassung meiner Meinung nach das Beschissenste

Wer sowas im Lebenslauf hat, ist von vorn herein gestempelt!!!!

von Mark B. (markbrandis)


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Nichtraucher schrieb:
> Wer sowas im Lebenslauf hat, ist von vorn herein gestempelt!!!!

Belege dafür? Gibt es zitierbare Quellen von Personalern, die besagen, 
dass man schlechtere Chancen auf eine Festanstellung hat, wenn der 
vorherige Arbeitgeber ein Dienstleister war? Bei den rauhen Mengen an 
Angestellten, die mittlerweile bei Ferchau Randstad euro engineering 
etc. pp. arbeiten, erscheint das langsam etwas unrealistisch.

[mit ernsthafter Stimme]
Außerdem haben wir doch Fachkräftemangel!
[/mit ernsthafter Stimme]

von Gastino (Gast)


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>Belege dafür? Gibt es zitierbare Quellen von Personalern, die besagen,
>dass man schlechtere Chancen auf eine Festanstellung hat, wenn der
>vorherige Arbeitgeber ein Dienstleister war? Bei den rauhen Mengen an
>Angestellten, die mittlerweile bei Ferchau Randstad euro engineering
>etc. pp. arbeiten, erscheint das langsam etwas unrealistisch.

Naja, eine besonders positiv wirksame Anstellung im Lebenslauf ist es 
jedenfalls nicht. Natürlich tausendmal besser als Arbeitslosigkeit, aber 
auch tausendmal schlechter als eine Anstellung in einem "angesehenen" 
Unternehmen mit interessanter Aufgabe und Eigenverantwortung.

Die (von den Bewerbunsg-Empfängern wahrgenommenen) Nachteile solcher 
Dienstleister-Anstellungen sind doch folgende:

-nur sehr begrenzter Einblick in Firmeninterna
-wenig Eigenverantwortung
-vergleichsweise kurze Arbeit an bestimmten Themen - keine tiefgehenden 
Erfahrungen

Das Schlimmste ist aber:

-hat wohl ansonsten keine Anstellung gefunden

von xyz (Gast)


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@Gastino
So sehe ich das auch. Aber jetzt ein Angebot ablehnen und noch 2-3 
Monate weitersuchen, finde ich auch recht hoch gepokert. Ich kenne gute 
Absolventen, die schon mehr als 1/2 Jahr suchen.
Das ist echt eine besch... Situation im Moment.

von gast (Gast)


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Mark Brandis schrieb:
>Belege dafür? Gibt es zitierbare Quellen von Personalern, die besagen,
>dass man schlechtere Chancen auf eine Festanstellung hat, wenn der
>vorherige Arbeitgeber ein Dienstleister war?

Das würde mich mal interessieren.

Gastino schrieb:
>Das Schlimmste ist aber:
>
>-hat wohl ansonsten keine Anstellung gefunden

Denken die Personaler wirklich so? Heutzutage ist es doch nichts 
ungewöhnlich bei einem Dienstleister zu arbeiten. Besonders wegen der 
Wirtschaftskrise.
Denke ich zumindest

von MaWin (Gast)


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> Denken die Personaler wirklich so?

Personaler denken prinzipiell, daß alles an dem neuen Bewerber schlecht 
ist.

Schliesslich kostet er die Firma Geld.

Entweder er hat zu kurz oder zu lang studiert,
oder er ist zu jung oder zu alt,
oder er ist unqualifiziert oder überqualifiziert,
dann mag sein Lebenslauf zu aufregend oder zu langweilig sein,
aber auf jeden Fall ist er zu teuer.

Nimm Personaler nicht ernst.
Das sind Leute mit schweren pyschischen Schäden.
Die suchen den 0 EUR Jobber, der der Firma das neueste Killerprodukt 
schenkt, damit sie aus ihrer drohenden Insolvenz kommt, damit auch der 
Personaler seinen Job behalten kann.
So was macht krank im Kopf.

Es ist immer die Frage, ob DU in DIESER Firma genau hinpasst, aber das 
ist nicht nur die Frage der Firma, sondern auch die Frage an dich.
Aber das Auftreten eines Personalers braucht man bei dieser Bewertung 
sicher nicht,
denn das Auftreten der Personaler ist nur darauf angelegt,
in den Bewerben Minderwertigkeitskomplexe zu produzieren.

Lasst euch nicht irritieren,.
es sind die Personaler, die minderwertig sind,
für einen richtigen Job nicht zu gebrauchen
weil nicht produktiv.

von xyz (Gast)


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MaWin schrieb:
>Nimm Personaler nicht ernst.
>Das sind Leute mit schweren pyschischen Schäden.
>Die suchen den 0 EUR Jobber, der der Firma das neueste Killerprodukt
>schenkt, damit sie aus ihrer drohenden Insolvenz kommt, damit auch der
>Personaler seinen Job behalten kann.
>So was macht krank im Kopf.

:-D Echt lustig formuliert....
Aber schließlich halten die Personaler ja zuerst deine Bewerbung in den 
Händen und entscheiden, ob diese im Müll landet oder zur Fachabteilung 
weiter gegeben wird.

von P. S. (Gast)


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Bei diesen Debatten frage ich mich immer wieder, wie viele der Leute, 
die so lautstark erklaeren wie "der Hase laeuft" ueberhaupt konkrete 
Erfahrungen haben. Ehrlich gesagt habe ich nicht den Eindruck, dass die 
Mehrheit der Aussagen sonderlich fundiert ist...

von Ulf (Gast)


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> Ehrlich gesagt habe ich nicht den Eindruck, dass die
> Mehrheit der Aussagen sonderlich fundiert ist...

Es ist wie so oft: Die negativen Erfahrungen werden öfter in Foren 
diskutiert. Viel seltener werden positive Erfahrungen gepostet. Deshalb 
bilden die hier vertretenen Erfahrungen nicht die Verhältnisse von 
gut/schlecht in der Realität ab. Fundiert und real sind diese Aussagen 
deshalb aber schon.

von Gast (Gast)


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>Für Absolventen ist ein Entwicklungsdienstleister bzw.
>Arbeitnehmerüberlassung meiner Meinung nach das Beschissenste

>Wer sowas im Lebenslauf hat, ist von vorn herein gestempelt!!!!

Mal kurz ein Blick in die mir bekannte Realität: OEM in Ingolstadt, 
Elektronik-Entwicklung. Von den internen hier war mindestens die Hälfte 
bei einem Dienstleister (Bertrandt, etc.) vorher ...

von Gastino (Gast)


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>Denken die Personaler wirklich so? Heutzutage ist es doch nichts
>ungewöhnlich bei einem Dienstleister zu arbeiten. Besonders wegen der
>Wirtschaftskrise.
>Denke ich zumindest

Was die Personaler denken, ist nicht so relevant. Die treffen nicht die 
Entscheidung, wer eingestellt wird und wer nicht. Das machen die Chefs 
der suchenden Abteilungen.
Dass die Arbeit bei einem Dienstleister weder finanziell noch inhaltlich 
zu den erstrebenswertesten Anstellungen gehört, ist ja kein Geheimnis. 
Die Denkweise "Wer dort anfängt, hat sicher woanders nichts bekommen" 
liegt dann ja sehr nahe.

von Gastino (Gast)


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>denn das Auftreten der Personaler ist nur darauf angelegt,
>in den Bewerben Minderwertigkeitskomplexe zu produzieren.

Kann ich überhaupt nicht bestätigen. So was habe ich niemals erlebt.

von Sabine (Gast)


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> Was die Personaler denken, ist nicht so relevant. Die treffen nicht die
> Entscheidung, wer eingestellt wird und wer nicht. Das machen die Chefs
> der suchenden Abteilungen.

Das ist unterschiedlich von Firma zu Firma. Manche Personaler haben 
grossen Einfluss, manche eher wenig. Das kommt immer auf den Einzelfall 
an.

Am besten finde ich, wenn Personaler und Fachvorgesetzer ein gutes 
gleichberechtigtes Team bilden. Ich denke, dabei kommt noch die beste 
Personalauswahl bei raus.

Alle anderen Konstellationen als ein gleichberechtigtes Team machen auf 
mich immer einen schlechten Eindruck, was die Strukturen und die 
Kommunikation in der Frima angeht.

von Gastino (Gast)


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>Das ist unterschiedlich von Firma zu Firma. Manche Personaler haben
>grossen Einfluss, manche eher wenig. Das kommt immer auf den Einzelfall
>an.

Ich habe bisher in mehreren großen Firmen mitbekommen, wie es läuft. 
Falls die Bewerbung über die Personalabteilung läuft, filtern die grob 
die ganz unpassenden Bewerbungen heraus. Der Rest geht an die 
Fachabteilungen, die dann entscheiden, wer eingeladen wird. Bei den 
Bewerbungsgesprächen ist dann eigentlich immer ein Personaler dabei, der 
aber meist im Hintergrund bleibt und nur ein paar allgemeine Fragen 
stellt. Die Entscheidung für oder gegen einen Bewerber haben dann immer 
die Verantwortlichen der Fachabteilungen getroffen, die 
Personalabteilung ist da meistens eher Dienstleister als Entscheider.

Daraus ergibt sich für Bewerber auch folgende (allgemeine) Regel:

Initiativbewerbungen ohne Bezug auf ein konretes Stellenangebot an die 
Personalabteilung einer Firma haben die schlechtesten Aussichten. 
Bewerbungen auf ein konkretes Stellenangebot, gerichtet an den 
Verantwortlichen im Fachbereich, haben die besten Voraussetzungen.

von A. F. (chefdesigner)


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> gerichtet an den Verantwortlichen im Fachbereich
Der ist aber meistens auch gehalten, die Bw direkt an die PA zu senden 
und wenn nicht, läuft er Gefahr, dass die sich später nur deshalb quer 
stellen, weil sie übergangen wurden.

Bewerben heisst, dem Entwicklungsleiter so zu beeinflussen, dass man 
noch serioös und pragmatisch rüber kommt und gleichzeitge die PA mit all 
ihrem Verlangen nach Phrasen zu blenden.

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