Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Was macht ein Software-Qualitätssicherungsingenieur


von Dietmar (Gast)


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Hallo,

der Betreff formuliert mein Anliegen ja bereits. Grob ist mir natürlich 
klar was solch eine Stelle beinhaltet, aber mich würde interessieren 
welche Möglichkeiten für Weiterentwicklung es gibt und evtl. einige 
Meinungen von Ingenieuren hören die in diesem Bereich tätig sind. ich 
war bisher als SW Entwickler tätig und würde in diese Stelle wechseln.

Gruß

von Max M. (xxl)


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Das Qualität gelebt wird, sofern man im Qualitätsmanagement ausgebildet
ist. Einen Kurs zum QM-B sollte man schon absolviert haben sonst kann
es passieren das man von dieser neuen Welt erschlagen wird.
Welche Karrieremöglichkeiten es gibt weiß ich nicht, da ich zwar
den Kurs gemacht habe, aber in dem Bereich nicht arbeite, sorry.

von Onkel Kapott (Gast)


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Es gibt so viele Bezeichnungen für ein- und dasselbe. Daran krankt die 
IT.

Es gibt:
Software-Testingenieure
Software-Qualitätsingenieure
Softwaretester
usw. usf.

Da mich dieser Bereich sehr interessiert, weil Onkel Kapott wissen will, 
ob Software kaputt ist, kann ich dir sagen: Dieser Bereich hat Zukunft. 
Viele Softwareprojekte scheitern, werden teurer als geschätzt oder 
dauern viel zu lange, weil es kein richtiges Qualitätsmanagement gibt.

In diesem Bereich beschäftigst du dich vor allem mit

- Softwaretest (Erstellen von Testfällen, Durchführung, Dokumentation 
usw.)

Bei einem guten Arbeitgeber wirst du auch formale Verifikation und Model 
Checking machen dürfen.

Empfehlenswert ist vor allem auch die Beschäftigung mit Prädikatenlogik 
und Prolog. Es schult deinen Geist.

Die Verdienstmöglichkeiten sind höher als bei Entwicklern. Du hast auch 
eine höhere Verantwortung.

von Dietmar (Gast)


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Danke für die bisherigen Antworten. Vielleicht noch eine Ergänzung für 
weitere Antworten: Die Stelle hat ihren Schwerpunkt in der Kontrolle und 
Entwicklung von Entwicklungsprozessen und der Einhaltung von Normen. Ich 
gehe also davon aus, dass SW-Tests selbst durchzuführen nicht zum 
Aufgabenfeld gehört.

Gruß

von P. S. (Gast)


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Onkel Kapott schrieb:

> Die Verdienstmöglichkeiten sind höher als bei Entwicklern. Du hast auch
> eine höhere Verantwortung.

Mal wieder Onkels Hochschultheorien :-/

In allen Faellen, die ich bisher erlebt habe, waren QA/QS die aermsten 
Schweine. Die Entwickler moegen sie nicht, weil sie dauernd doofes Zeug 
fragen und auf unwichtigen Fehlern rumreiten. Das Managment mag sie 
nicht, weil sie dauernd den Betrieb aufhalten und Releases verzoegern. 
Und aus Sicht von Beiden ist ein QA/QS-ler kein richtiger Entwickler, 
nur ein Mausschubser und Testtoolbediener. Richtig bitter ist es fuer 
gut ausgebildete Entwickler aus dem asiatischen Raum, wenn sie hinter 
Leuten her testen duerfen, die nicht halb so gut sind als Entwickler wie 
sie und sie dafuer nur halb so viel bekommen wie selbige - aber den Job 
halt machen, weil es immer noch 4 mal so viel ist, als als Entwickler 
zuhause.

von Onkel Kapott (Gast)


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Dann sind Sie in den falschen Firmen unterwegs. Ein guter Tester sollte 
natürlich umfangreiche Erfahrungen als Entwickler haben. Das ist klar 
und mir persönlich ist es auch wichtig, dass ich diese Erfahrungen habe. 
Ich bin noch nicht in dem Bereich der Qualitätssicherung tätig, aber ich 
will dahin und ich finde dieses Thema sehr spannend.

Das Entwickeln von Testfällen eine höchst kreative Aufgabe, verlangt 
höchste Genauigkeit und sehr gute analytische Fähigkeiten, die weit über 
das hinausgehen, was die Stellenanzeigenprosa meint, wo selbst der 
Hausmeister gute analytische Fähigkeiten mitbringen soll.

Ich finde es schade, dass man Qualitätssicherung zum Mausschubsen 
degradiert, weil es wirklich mehr beinhaltet. Aber da sind zum großen 
Teil auch die Firmen schuld, wenn die so großen Wert auf bestimmte 
Testwerkzeuge legen. Man lese sich die Anzeigen durch. Anwedungen lernt 
der Informatiker mit links und 40 Fieber. Viel wichtiger sollten seine 
Kenntnisse darin sind, wie man Testfälle schreibt, die dann auch Fehler 
finden. Ein guter Test ist ein fehlgeschlagener Test. Das habe ich mal 
in der Firma gesagt und wurde verlacht. Dabei ist diese Grundhaltung 
fürs Testen fundamental. Eine destruktive Denkweise gehört einfach dazu.

Angenommen, ich hätte eine Firma, die Software entwickelt. Ich würde 
eine kommissarischen Tester installieren. Diese Funktion geht dann 
reihum, sodass jeder die Möglichkeit, seine Testfähigkeiten zu 
verbessern. Wenn ich darüber, was mich zu einem guten Entwickler gemacht 
hat, dann war es die Beschäftigung mit Test. Auch Zusicherungen 
(Assertions) gehören meines Erachtens als Inline-Tests dazu.

von P. S. (Gast)


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Onkel Kapott schrieb:

> Dann sind Sie in den falschen Firmen unterwegs.

Die richtigen Firmen sind schon pleite, weil sich von Idealen so 
schlecht leben laesst.

> Angenommen, ich hätte eine Firma, die Software entwickelt.

Dann koennte Dietmar bestimmt in deiner Firma gluecklicher QA-Ingenieur 
werden. Solange du aber keine Firma hast und auch keine Leute 
einstellst, wird er sich mit real existierenden QA-Stellen abgeben 
muessen - und da kann ich nur warnen, mit denen hat man ruck zuck seine 
Karriere versaut.

von gastarbeiter (Gast)


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@ Dietmar

Kann es sein das die beschriebene Stelle in BeNeLux bei einen 
Automobilzulieferer ausgeschrieben ist? Da könnte ich dir ggf. was 
genaueres sagen ;-)

von Horst (Gast)


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> Die Entwickler moegen sie nicht ...

Große Überraschung. Wer bekommt gerne seine Fehler unter die Nase 
gerieben? Da braucht man schon eine gesunde Portion Selbstvertrauen. Und 
wenn man sein Selbstvertrauen daraus holt, das man der Programmier-Crack 
ist, dann ist die Tätigkeit eines Testers ein persönlicher Angriff.

@ Onkel Kapott:
Tests verkaufen sich nicht.
Produkte verkaufen sich.
Qualität verkauft sich, aber nicht gut. Produkte mit niedrigem Preis 
verkaufen sich besser.

Um Qualität zu verkaufen, muß man sich erst mühsam einen Ruf aufbauen. 
Und der ist dann viel leichter und schneller wieder hin, als er 
aufgebaut wurde.

> Eine destruktive Denkweise gehört einfach dazu.

Und wenn man dann noch primär die Fehler des Gerätes erlebt, dann macht 
man sich ganz leicht sehr beliebt bei Managern und Verkäufern, die ganz 
stolz auf die Qualität der Produkte sind.

von P. S. (Gast)


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Horst schrieb:
>> Die Entwickler moegen sie nicht ...
> Große Überraschung. Wer bekommt gerne seine Fehler unter die Nase
> gerieben?

Ich mag gute QA-ler. Die ersparen einem viel Stress in der Produktion. 
Und die guten kennen die Applikation oft besser als die Entwickler und 
sind so schon bei der Planung von Features sehr wertvoll.

> @ Onkel Kapott:
> Tests verkaufen sich nicht.
> Produkte verkaufen sich.
> Qualität verkauft sich, aber nicht gut. Produkte mit niedrigem Preis
> verkaufen sich besser.

So ist das in der realen Welt. Defective products for defective people.

> Und wenn man dann noch primär die Fehler des Gerätes erlebt, dann macht
> man sich ganz leicht sehr beliebt bei Managern und Verkäufern, die ganz
> stolz auf die Qualität der Produkte sind.

Antwort auf meinen letzten Bug-Report an eine andere Firma: "Es handelt 
sich um keinen eigentlichen Fehler". Im Nachhinein habe ich uebrigens 
rausgefunden, dass der Fehler schon vor ueber 5 Jahren dokumentiert 
wurde...

von Dietmar (Gast)


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Die Stelle ist nicht im Automotivebereich.

Die Meinung über Tester scheint ja nicht die Beste zu sein. Aber wie 
bereits geschrieben, die Stelle beschäftigt sich mehr mit Prozessen und 
deren Qualität.

von J. S. (Gast)


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Für mich sind das meistens Jobs, wo die Schwafler sitzen. Was aus 
unserer QM Abteilung kommt, kann man zu 50% in die Tonne kloppen.

von Dietmar (Gast)


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> Für mich sind das meistens Jobs, wo die Schwafler sitzen. Was aus
unserer QM Abteilung kommt, kann man zu 50% in die Tonne kloppen.

Ich denke dann ist es eine gute Stelle bei der man auch Geld verdienen 
kann und gute Karrierechancen hat. Denn das ist es was den 
Dauerfricklern und ewigen Nörglern in den Labors am sauersten aufstösst.

Meine Güte.

von Onkel Kapott (Gast)


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Typisch Bosch. Kein Wunder, dass die herumdarben, wenn sie solche 
Entwickler hat. Wenn du ein so guter Entwickler bis, warum bewirbst du 
dich nicht interen für einen Posten in der QS-Abteilung?

Meine Erfahrung mit systematischen Softwaretesten ist positiv. Als ich 
erstmals Softwaretests in einem Projekt angewandt habe, habe ich zwar 
anfangs zusätzliche Zeit investiert, aber hinterher locker wieder 
reingeholt. Später, in einem anderen Projekt, habe ich auch 
testgetriebene Entwicklung angewandt.

Meine Meinung ist: Ein guter Entwickler sollte sich mit dem Softwaretest 
sehr gut auskennen, praktische wie theoretische Erfahrungen haben. Und 
ein guter Tester sollte ein guter Entwickler sein. Wenn Sie sich also 
als guten Entwickler sehen, dann gehen Sie doch in die Testabteilung.

Ein Problem in mancher Firmenkultur ist, dass man den Softwaretest für 
eine unwichtige Tätigkeit hält und in die Anfänger in die Testabteilung 
steckt. Da gehören aber erfahrene Käuze rein.

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