Ich war gestern auf einer Party, als sich gegen Ende des Abends in einer Ecke eine intersannte Diskussionsrunde bildete. Irgendwie war man auf die erneute unverschämte Erhöhung der Strompreise zum Jahresanfang 2010 gekommen. Die Frage war, wie man sich dagegen wehren könne. Während man zunächst glaubte, kaum eine Chance zu haben, kristallisierte sich im Laufe der Diskussion ein verführerischer Gedanke heraus: Was wäre, wenn ein maßgeblicher Anteil der Bevölkerung damit drohen würde, zu einem bestimmten Datum für einige Minuten sämtlichen Stromverbrauch einzustellen. Das empfndliche System von Grund- Mittel und Spitzenlast der Kraftwerke und Netze würde in erhebliche Schwierigkeiten kommen, meinte einer der Gäste. Man könne so mit dieser Drohung und der Möglichkeit, dieses jederzeit zu wiederholen evtl. die Stromkonzerne zum Einlenken bewegen. Prompt meinte jemand, das sei Nötigung - aber ist die hemmungslose Preistreiberei durch eine Hand voll Monopole etwa keine Nötigung? Ausserdem kann mich niemand dazu zwingen, Strom zu verbrauchen ... Was meint Ihr, wäre das - zunächt aus rein technischer Sicht - etwas, wovor EON und Konsorten Angst haben könnten, oder lachen die sich tot? Frank
Meinst du Privathaushalte mit dem maßgeblichen Anteil? Das würden die Kraftwerke kaum merken, Industrie und Infrastruktur sind die Hauptabnehmer. und die dürfen nicht (Sicherheit) oder wollen nicht (Profit) mitmachen. Der einzige, der was davon hat, ist der Bürger, der mitmacht: Frostbeulen! Ach ja: der Termin wurde auf den 29.02.2010 verschoben. :)
oje, wie Thilo schon sagte bringt das vermutlich nichts da die Privathaushalte vermutlich nur einen recht geringen Teil des Stroms abnehmen, gegenüber der Industrie fällt das wohl nur sehr leicht ins Gewicht. Aber ich bin ja mal gespannt bis ich die erste spam bekomme in der zum Stromboykott aufgerufen wird. Am 23.02. nicht tanken gehen, am 25.02. nicht das Handy benützen und dann am 28.02 eben keinen Stom verbrauchen! Ich bestreike jetzt die Nahrungsmittelindustrie und esse bis zum 01.03. nichts mehr!
Da gabs doch mal von der Blöd letztes Jahr so eine Licht aus-Aktion, wo auch befürchtet wurde, dass das Netz kolabiert. Die Energieversorger waren aber vorgewarnt und konnten den Kraftwerkspark daran anpassen. So wird es wohl auch kommen, wenn ihr eure "Idee" publik macht und sich herauskristalisiert, dass da über 10.000 Leute mitmachen. Wenn sich weniger Leute melden, die deutschlandweit zugleich paar Watt vom Netz trennen, juckt das niemanden. Da lässt dann das Walzwerk nebenan mal kurz die Strecke anlaufen, oder ein Pumpspeicherkraftwerk schmeißt die Pumpen an, schon hast du eine Leistungsaufnahme, die deinen "eingesparten" Strom um Faktor 10 übertrifft.
Kevin K. schrieb:
> herauskristalisiert, dass da über 10.000 Leute mitmachen.
Da müsste es jedes Jahr krachen, wenn ein paar hundertausend Haushalte
zur gleichen Zeit in den Süden auf Urlaub fahren.
>Was meint Ihr, wäre das - zunächt aus rein technischer Sicht - etwas, >wovor EON und Konsorten Angst haben könnten, oder lachen die sich tot? Ne das bringt nix. Zwar glaube ich im Gegenteil zu meinen vorrednern das die Privathaushalte einen beträchtlichen Teil ausmachen. Man stelle sich nur vor 1 millionen Menschen( in D 1/80 ) würden mitmachen und man würde je Haushalt 1kw konstanten verbrauch annehmen. Also Rechner,Kühlschrank,Licht,evtl. Heizung halt alles dann sind wir bei 1000 MW. Allerdings würden die dann den überbedarf an andere Netze verkaufen oder Wasser auf nen Berg pumpen. Daher kommt solch eine Protestaktion nicht an. Und selbst wenn dann wäre es mit sicherheit böswillig und würde ganz sicher nicht zu billigeren Strom führen.
Kalle, diese Leute fahren aber nicht alle in einem Zeitfenster von 3 Minuten in den Urlaub und drehen dann ihre Hauptsicherung raus. Michael, 1GW, das ist die eingespeiste Leistung eines Atommeilers. Vermutlich lässt sich das durch die Trennung von Windkraftanlagen und dem Anschmeißen von Pumpspeicherkraftwerken kompensieren, ohne, dass das Netz davon überhaupt etwas merkt. Das ist ja auch so ausgelegt, dass Grundlastkraftwerke unangekündigt ausfallen können, oder in Revision gehen. Wenn das KKW Emsland ausfällt, fehlen dem Netz spontan fast 1,5GW. Passieren sollte dennoch nichts. Auch nicht, wenn noch mehr ausfällt.
Kevin K. schrieb: > Kalle, diese Leute fahren aber nicht alle in einem Zeitfenster von 3 > Minuten in den Urlaub und drehen dann ihre Hauptsicherung raus. Müssen sie auch nicht. Aber jeder Kraftwerksbetreiber hat seine Diagramme, wann er mit welchem Strombedarf zu rechnen hat. Wenn dann an einem schönen Samstag abend im Juli gegen 20 Uhr (wenn normalerweise alle Fernseher eingeschaltet werden um Wetten Dass zu gucken) die erwartete Stromspitze ausbleibt, er aber schon die Kraftwerke hochgefahren hat, dann hätte er ein Problem, wenn eure Theorie stimmen würde.
Wenn ein beachtlicher Teil der Bevölkerung mitmacht, wäre man bestimmt imstande das Elektrizitätsnetz ausfallen zu lassen. Aber wie gesagt, am Schluss sitzt man höchstens in seiner kalten Stube und bezahlt den entstandenen Schaden indirekt mit der nächsten Stromrechnung. Erheblich grösseren Schaden könnte man verursachen, wenn man was ähnliches mit Wasser tun würde. Also alle öffnen den Wasserhahn und - jetzt das kritische - alle schliessen den Wasserhahn ruckartig zur selben Zeit. Viele der unterirdischen Wasserleitungen würden unter der gewaltigen Druckspitze bärsten.
>Erheblich grösseren Schaden könnte man verursachen, wenn man was >ähnliches mit Wasser tun würde. Also alle öffnen den Wasserhahn und - >jetzt das kritische - alle schliessen den Wasserhahn ruckartig zur >selben Zeit. Viele der unterirdischen Wasserleitungen würden unter der >gewaltigen Druckspitze bärsten. Oje hoffe das haben die nicht mitbekommen sonst gubts bald auch so nen Tag <g>. Da hat man dann auch die gute Chance das das Rohr direkt im Haus platzt und man kann den Schaden direkt selbst bezahlen.
solche Schäden zahlt der Kunde eh immer indirekt, also im Zweifelsfall über die Preise vom Versorger, der davon ja u.A. auch die Versicherung zahlen muss, welche ja auch etwas verdienen will.
vor paar Jahren hab ich mal gelesen, dass in .de jedes Jahr ca 25Mio kWh pro Jahr an Lichterketten zu Weihnachten verkokelt werden... Ist das nicht furchtbar? Welch gigantische Mengen...
@ Matthias Lipinsky (lippy) >vor paar Jahren hab ich mal gelesen, dass in .de jedes Jahr ca 25Mio kWh >pro Jahr an Lichterketten zu Weihnachten verkokelt werden... >Ist das nicht furchtbar? Welch gigantische Mengen... Das kann auch anders enden! ;-) http://www.empfindsam.de/showthread.php?t=2839
Matthias Lipinsky schrieb: > vor paar Jahren hab ich mal gelesen, dass in .de jedes Jahr ca 25Mio kWh > pro Jahr an Lichterketten zu Weihnachten verkokelt werden... in unserer Gegend könnte man zur Zeit die Straßenbeleuchtung abschalten... jedes 2. Haus leuchtet und blinkt wie ein ganzer Flughafen ... fürchterlich. Da erscheint mir deine Zahl ziemlich realistisch. Mein persönlicher Streik ist eine ganz gewöhnliche analoge Kerze am Hauseingang :-)
sollte man im sommer machen, dann ists nicht so schlimm wenn man den extremfall netzzusammenbruch tatsächlich provozieren kann. so weit hergeholt ist die idee auch gar nicht. allerdings sollte man sich den stresstest für's netz eine kleinigkeit kosten lassen und für fünf minuten seinen verbrauch maximieren. sprich alles an was da ist - herd, mikrowelle, klimaanlage, durchlauferhitzer, fahrstuhl, kaffeemaschine, wasserkocher, 500W deckenfluter oder hofbeleuchtung und den guten alten fön. wenn nur fünf millionen haushalte mitmachen und jeder innerhalb einer bestimmten minute eine steigerung der leistungsaufnahme von 10kW erzeugt (das ist eher noch ein geringer wert, den jede hausfrau locker schafft) hat man ein 50 gigawatt starkes argument. 10kw für 5 minuten kosten nicht mehr als 20 cent, das sollte es einem entschlossenen aktivisten wert sein. gesamt ist das dann die leistung von 50 durchschnittlichen AKW-blöcken, sowas regelt kein netz innerhalb von einer minute aus. da könnten sie großkunden abwerfen wie sie wollen, ein leistungsanstieg von fast einem gigawatt pro sekunde rupft das netz recht schnell auseinander. ein größerer stromausfall wäre damit unvermeidlich, mit all seinen folgen. sollte man bedenken wenn man sowas anzettelt. aber immerhin hat man dann seine 20 cent wieder drin wenn der strom ein paar stunden weg ist... was dem EVU auch viel freude macht - mindestens genauso viel freude wie bei den kunden wegen die alljährliche erhöhung der strompreise trotz milliardengewinnen bei den konzernen aufkommt - blindleistung. am besten induktiv. hier muß man sich auch festlegen, wenn eine truppe kapazitive blindlast erzeugt und die andere induktive hat man nichts gekommt. also raus mit den kompensationskondensatoren aus den leuchtstofflampen! oder wenn man ein paar 3kW trafos sinnlos rumliegen hat - einfach im leerlauf dran an die dose! erzeugt vielleicht 10 watt wirkleistung, aber für das geld bekommt man bestimmt 300-500VA blindleistung! müssen eben auch nur genug leute mitspielen damit die EVUs auch auf die party kommen.
Ben _ schrieb:
> wenn nur fünf millionen haushalte mitmachen
Realistische Zahlen sind nicht so eure Stärken? Man kann doch froh sein
wenn bei solchen Aktionen 1000 Leute mitmachen ;)
Karl heinz Buchegger schrieb: > Wenn dann an einem schönen Samstag abend im Juli gegen 20 Uhr (wenn > normalerweise alle Fernseher eingeschaltet werden um Wetten Dass zu > gucken) die erwartete Stromspitze ausbleibt, er aber schon die > Kraftwerke hochgefahren hat, dann hätte er ein Problem, wenn eure > Theorie stimmen würde. Die lachen sich kaputt über Eure beschissene Aktion und blasen den Dampf übers Notventil raus (plus Pumpspeicherkraftwerke im Pumpbetrieb). Und die entstandenen Kosten bei den KWB für diese provozierte Energieverschwendung dürft Ihr dann bei der nächsten Strompreiserhöhung selbst zechen.
Bitte entschuldigt meine Rückfrage. Aber nochmal langsam für die Leute, die in der Regel nicht mit Spannungen im 5V Bereich und Strömen im mA Bereich arbeiten. Wie funktioniert denn ein Stromnetz? Wenn ich jetzt eine 100W Birne einschalte, muss das / ein Kraftwerk auf der anderen Seite diese Last ausgleichen und eben mehr Strom erzeugen. Während meines Studiums habe ich gelernt, dass ich Strom nicht wirklich effektiv speichern kann, bedeutet das Kraftwerk muss mehr Strom erzeugen, als tatsächlich benötigt wird und den rest? Was macht man damit? Muss man ihn irgendwie verbrauchen? Bzw. was würde denn passieren, wenn man tatsächlich eine Verbrauchsspitze erzeugt und dann den Verbrauch schlagartig senkt? Meine Behauptung wäre jetzt, dass dort genau das gleiche passiert, wie wenn beim Fahrradfahren das Lämpchen durchbrennt: Man fährt auf einmal viel leichter, weil eben die Last fehlt. Bei einem Kraftwerk fehlt dann die Last auf dem Generator, was dazu führt, dass der Generator beschädigt wird. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es so ist, denn ab und an knallt ja mal der Traffo einer großen Stadt weg und die Kraftwerke überleben das problemlos.
In Europa gibt es ein Verbundnetz. Dieses wird von vielen Kraftwerken stabil gehalten. Wenn nun ein oder mehrere große Verbraucher zuschalten oder abschalten, dann wird das im Verbundnetz ausgeglichen, indem die Spannung kurzfristig um ein paar Volt hoch oder 'runter geht, was durch die vielen Kraftwerke problemlos weggesteckt wird. Die ganze Aktion wird u. A. durch den Lastverteiler (der die verfügbaren Kapazitäten einteilt) geregelt. Hätten wir viele dezentrale Stromerzeuger (Netze), dann würde öfter mal die Bude dunkel und kalt bleiben. Ungefähr so, wie's die Amis praktizieren. P.S.: die Masse macht's (stabil)
@ Dimitri Roschkowski (Firma: port29 networks) (port29) >Wie funktioniert denn ein Stromnetz? Groß und komplex. >Während meines Studiums habe ich gelernt, dass ich Strom nicht wirklich >effektiv speichern kann, Vor allem Wechselstrom ;-) > bedeutet das Kraftwerk muss mehr Strom >erzeugen, als tatsächlich benötigt wird und den rest? Was macht man >damit? Muss man ihn irgendwie verbrauchen? Denkst du die Jungs schauen nicht ab und an mal auf ihre Anzeigen? >Bzw. was würde denn passieren, wenn man tatsächlich eine >Verbrauchsspitze erzeugt und dann den Verbrauch schlagartig senkt? >Meine Behauptung wäre jetzt, dass dort genau das gleiche passiert, wie >wenn beim Fahrradfahren das Lämpchen durchbrennt: [ ] Dir ist klar, dass ein VErbundstromnetz "etwas" ander läuft als eine Fahrradstromversorgung. > Man fährt auf einmal >viel leichter, weil eben die Last fehlt. Bei einem Kraftwerk fehlt dann >die Last auf dem Generator, was dazu führt, dass der Generator >beschädigt wird. Du böser Terrorist! Ne, nicht wirklich. Du bist nur naiv. Wenn du mal was im Kern mit E-Technik studiert hast bist du dumm. >Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es so ist, denn ab und an knallt >ja mal der Traffo einer großen Stadt weg und die Kraftwerke überleben >das problemlos. Nicht wahr. Sprich, um das Netz in die Knie zu zingen oder gar duch Lastspitzen einen Generator kaputt zu machen musst du dich schon SEHR anstrengen. Bei plötzlich steigendem Verbrauch geht erstmal nur die Spannung und Netzfrequenz runter, bei Überlast kommen die Sicherungen. In die andere Richtung gehen Spannung und Frequenz hoch. Dann kommen irgendwann die Regler der Turbinen, die reagieren im Sekundenbereich. Ausserdem schaffst du es kaum, Tausende oder gar Millionen von Leuten synchron das Lich ausknipsen zu lassen. Selbst "Schaltzeiten" im Bereich on 10s würden wahrscheinlich nicht reichen, um echt Ärger zu machen. MFG Falk
Hallo Falk, wie gesagt, ich habe keine Ahnung, wie die Stromübertragung funktioniert. Aber nehmen wir doch einfachheitshalber einfach ein Atomkraftwerk. Nach dem ersten Generator wird IMHO irgendein Traffo sitzen. Nehmen wir jetzt einfach mal folgendes Szenario: Ich habe jetzt 1,5MW Last am Kraftwerk hängen. Auf einmal geht der besagte Traffo kaputt => der Generator wird sich schneller drehen. Aber an dieser Stelle frage ich mich, was ich denn im / am Generator regeln kann. Bisher dachte ich, dass ein Generator passiv arbeitet. Also muss ich das gesamte Kraftwerk runterfahren. Aber genau das kann ich ja auch nicht innerhalb von Sekunden machen. Stoppe ich den erzeugten Dampf, fliegt mir der Reaktor um die Ohren und sonst läuft der Generator im leeren herum.
Dampf ueber Ventile ablassen? Der Generator kann dann ja nur noch langsamer werden...
David ... schrieb: > Dampf ueber Ventile ablassen? Der Generator kann dann ja nur noch > langsamer werden... Ja, nur dann hast du aber nicht genug Kühlung. Ja, ok. Es ist gut möglich, dass "ein bisschen von allem" den Schaden verhindert
also der Generator bremst die Turbine, indem Kinetische Energie (rotatorische) in elektrische gewandelt wird. Je mehr Energie gewandelt wird, desto stärker ist dieser Bremseffekt. Ein Grundlastkraftwerk (Atommeiler, Kohlekraftwerke, Laufwasserkraftwerke) laufen in der Regel knapp unter Nennlast.Wobeiwir mal Laufwasserkraftwerke außen vor lassen, da ist das Überdrehen etwas anderes. Kohle- und Atomkraftwerke können in der leistung gedrosselt werden. Jedoch ist der Zeitraum, um von 95% auf 100% Nennlast hochzufahren eher langsam, wenn es darum geht, Spitzen auszugleichen. Nehmen wir einfach mal den Fall, das hübsche Kohlekraftwerk nebenan kann 1GW Nennlast einspeisen. Aktuell fragt das Verbrauchernetz 950MW nach, bei 230V und 50Hz. Jetzt knipst du deine 50MW Energiesparlampe an. Der Generator wird also mehr gebremst, als bislang gefordert. Der kessel ist aber noch auf 950MW Einspeiseleistung eingestellt und regelt noch nicht nach. Deswegen wird der Generator langsamer laufen und bei niedrigerer Frequenz eine etwas geringere Spannung einspeisen. Deine Netzspannung sackt ab auf sagen wir mal 220V. Dadurch verbrauchen deine Verbraucher weniger. Undzwar wird die Gesamtlast, die bei 230V/ 50Hz 1000MW verbraucht, bei 220V und 49Hz nur noch 950MW ziehen. Die Regelung vom kessel bekommt das mit und gibt mehr Feuer. Dadurch strömt mehr Dampf durch die Turbine und der Generator dreht langsam auf 50Hz hoch und kann dann auch 1000MW einspeisen. Nun ist das Fußballspiel zuende und im Stadion gehen die 50MW Flutlicht aus. Der Generator wird weniger gebremst, dreht also hoch auf vielleicht 51Hz und speist dabei 240V ein. deine Verbraucher, die 1bei 230V/50Hz 950MW verbrauchen verbrauchen jetzt bei 240V 1000MW. Die Kesselregelung bemerkt es, verknappt die Brennstoffzufuhr, der Generator dreht runter. Dadurch, dass das Netz eine sehr hohe Einspeiseleistung hat und Lastschwankungen relativ dazu klein ausfallen, juckt es das Netz nicht, ob 20MW auf einmal abgeschaltet werden. Deswegen halte ich den Vorschlag, das Netz durch kollektives Überlasten ausfallen zu lassen für in der Praxis nicht realisierbar. Wie oben schon geschrieben, sowas lässt sich nicht geheim halten und wenn die Energieversorger dann Kraftwerke mit zusammen 1GW hochfahren und somit mehr Reserve haben, haben die mit einem Fingerschnippen zigfach mehr Reserve mobilisiert, als du mit einem nationalen Aufruf an Last produzierst.
ist wie mit rauschen..... wenn du deinen fernseher anschaltest schaltet ein anderer seinen aus. wenn du auf's klo gehst und da licht machst ist ein anderer gerade damit fertig. zusammen mit den rotierenden massen (generatoren der kraftwerke) reagiert das netz auf solche schwankungen recht träge. wenn nun viele gleichzeitig strom brauchen, etwa in einer spielpause beim endspiel der fußball-WM mit deutscher beteiligung wird das mit schnell regelbaren kraftwerken ausgeglichen. pumpspeicherwerke und gasturbinenkraftwerke erreichen innerhalb weniger minuten ihre volle nennlast wenn es sein muß. die probleme fangen dann an, wenn diese kapazität nicht mehr reicht. es dauert halt einen moment bis die kohle im kessel brennt und der kühlkreislauf die nötige temperatursteigerung erfahren hat. schaffen es die spitzenlastkraftwerke nicht das netz in dieser zeit stabil zu halten werden zuerst großverbraucher wie stahl- und aluminiumwerke oder große kühlhäuser abgeschaltet. erst wenn das auch nicht mehr reicht gibts stromausfälle wenn "unwichtigere" netzteile abgeschaltet werden um den verbund zu stabilisieren. wenn bei einem kraftwerk ein defekt am maschinentrafo (der trafo zwischen generator und dem netz) eintritt wird er vom netz und vom generator getrennt. das kraftwerk kann damit von einer sekunde auf die andere keine energie mehr ins netz abführen. dem turbosatz fehlt damit die bremsende last und seine drehzahl steigt sehr schnell an. um eine zerstörung durch überdrehzahl zu verhindern erfolgt umgehend eine turbinenschnellabschaltung, d.h. die dampfzufuhr zur turbine wird geschlossen und der dampf direkt in den kondensator abgeleitet. bei einem kernkraftwerk würde das auch eine automatische reaktorschnellabschaltung auslösen. klingt alles ganz einfach, das größte problem dabei ist die aufrechterhaltung der stromversorgung des kraftwerks selber, bei einer schnellabschaltung der turbine kann das kraftwerk sich nicht mehr selbst versorgen, genauso wie wenn der lastabwurf auf eigenbedarf bei plötzlicher trennung vom netz nicht klappt.
Abgesehen davon, dass ich die ganze Idee für Mumpitz halte, sollte man es, meiner Meinung nach, andersherum machen: Von jetzt an bis zum genannten Datum gar keinen Strom mehr beziehen und dann, am Stichtag, zur verabredeten Uhrzeit, soviel Leistung anfordern wie möglich (quasi Kurzschluß)... Das könnte schon etwas schwerer zu kompensieren sein.
@ Ben ___: Ich sehe schon, du bist in Kraftwerken zuhause, schön erklärt! ;) Die Stromversorgung für den Eigenbedarf wird über Schalter aus dem Verbundnetz sichergestellt, falls auch diese Versagen laufen die Notstromdiesel an (bei uns jedenfalls). Bei uns gibt es zusätzlich eine 'Anfahrleitung' vom benachbarten Kohlekraftwerk.
in welchem kraftwerk arbeitest du denn? eigene 110kV leitungen direkt zu anderen kraftwerken hab ich bislang nur bei atomkraftwerken gesehen um z.b. einen sichereren stillstandsbetrieb zu gewährleisten. das AKW neckarwestheim hat so eine leitung zum nahen kohlekraftwerk walheim. und eine verbindung zum 110kV netz hat eigentlich jedes größere kraftwerk für den eigenbedarf. eine normale einspeisung wie eine fabrik über 10 oder 20 kV werden sie ebenfalls alle haben. die notstromdiesel sind ja eigentlich nur zum abfahren des kraftwerks gedacht wenn gar nichts mehr geht, sprich feuer aus bzw. steuerstäbe rein und nachkühlen bis die restwärme raus ist. aber nicht zum weiterbetrieb, jedenfalls nicht lange. macht bei einem schaden am maschinentrafo auch keinen sinn, das ist ein sehr wichtiges anlagenteil (eben weil heute meistens die stromversorgung über diesen läuft und ohne das ding auch keine energie ins netz gespeist werden kann) und den zu wechseln dauert auch etwas länger. wenn kein schaden aufgetreten ist, also etwa "nur" das netz ausgefallen ist schaffen ja sogar große atomkraftwerke dank heutiger regeltechnik fast immer den lastabwurf auf eigenbedarf ohne reaktorschnellabschaltung. wie lange die dann bei geringer leistung in bereitschaft weiterlaufen weiß ich aber nicht. auf jeden fall brauchts verdammt viel leistung bzw. eine wirklich extreme lastverschiebung um ein gut funktionierendes verbundnetz zu stören. im juni 2007 sind beispielsweise die beiden großen atomkraftwerke brunsbüttel (771 MW) und krümmel (1346 MW) fast zeitgleich ausgefallen. das hat das verbundnetz gut weggesteckt, obwohl das ein ausfall von über 2GW auf ziemlich engem raum war. also ist das netz hier in D schon recht stabil. jedenfalls solange bei eon in der NLS nicht poker gespielt wird. im kraftwerk zuhause bin ich aber leider nicht... ;-( ich hätte sehr gerne ein "kleines" eigenes, vielleicht ein 10MW laufwasserkraftwerk oder so - aber selbst ein kleines 10-20kW BHKW wär schon zu teuer für mich. **schnüff** wenn jemand mal einen maschinensatz (motor+generator) für sowas für mich hätte wär echt toll.
>AKW neckarwestheim Bingo! >wie lange die dann bei geringer leistung in bereitschaft weiterlaufen >weiß ich aber nicht. 30% Reaktorleistung kann direkt über den Kondensator gefahren werden, kommt im Maschinenhaus einem Erdbeben gleich. ;) Geräuschkulisse wie beim Start eines Düsenjets.
in welchem block bist du da beschäftigt? block 1 wäre doof, der soll ja nächstes jahr vom netz. ich würd mir so ein kraftwerk gerne mal im betrieb anschauen, aber hat man als nicht-dort-beschäftigter wohl keine chance.
Ben _ schrieb: > in welchem block bist du da beschäftigt? block 1 wäre doof, der soll ja > nächstes jahr vom netz. ich würd mir so ein kraftwerk gerne mal im > betrieb anschauen, aber hat man als nicht-dort-beschäftigter wohl keine > chance. Also als Nicht-Straftäter / Terrorist ist es kein Problem ein Kraftwerk zu besuchen. Vor einigen Jahren war ich im Reaktorblock des AKW Unterweser und vor zwei Jahren in Philippsburg. Soweit ich weiß, muss man einfach nur eine Gruppe von 10-15 Leute zusammentrommeln und dann ist es kein Problem. Der Reaktor selbst war nicht wirklich beeindruckend, aber der Maschinenraum. Du stehst in dem Raum und spührst die Kraft um dich herum. Es ist furchtbar laut und es vibriert alles. Das ist der einzige Raum des AKW, in dem >>ich<< nicht sein möchte, wenn etwas schiefläuft.
Ben _ schrieb: > in welchem block bist du da beschäftigt? block 1 wäre doof, der soll ja > nächstes jahr vom netz. ich würd mir so ein kraftwerk gerne mal im > betrieb anschauen, aber hat man als nicht-dort-beschäftigter wohl keine > chance. Wie Dimitri sagte, kannst einfach im Infozentrum anrufen und dich für 'ne Führung anmelden. Kein Problem.
Praktikum in einem Kernkraftwerk geht auch. Man muss sich aber früh bewerben, wegen der kerntechnischen Sicherheitsüberprüfung. Zur Generatorenhalle: Im Hochsommer möchte ich da drin auch nicht nochmal drin sein, auch, wenn alles normal läuft.
ich weiß nicht wie nahe man im leistungsbetrieb an den reaktor dran darf, erst recht als nicht-mitarbeiter. bei druckwasserreaktoren kann man zumindest noch an die turbine dran, bei siedewasserreaktoren geht selbst das nicht. und wenn in einem kraftwerk was schiefgeht ists immer gefährlich. kommt halt drauf an wo was passiert. wenn der turbosatz durchgeht und die dampfventile sich nicht schließen lassen möchte ich z.b. auch nicht daneben stehen. wenn sich die welle dann irgendwann selbständig macht baut sie das komplette maschinenhaus auseinander. so wie die schäden an dem russischen wasserkraftwerk vor ein paar monaten aussahen würde ich vermuten, daß denen genau sowas in der art passiert ist. in kohlekraftwerken hast du wieder andere gefahren, etwa wenn eine millimeter-starke schicht kohlenstaub brennt. wenn die durch irgendwas aufgewirbelt wird gibts eine hübsche kohlenstaubexplosion. heißdampf ist auch eine nette sache. wenn es da einen winzigen riss in einem rohr gibt sieht man den austretenden strahl nicht, wenn man mit der hand hindurchfährt soll das stark genug um sich durch das fleisch zu schneiden. nette verbrennungen gibts gratis dazu. sollte so ein rohr platzen wenn man danebensteht hat man es auch hinter sich.
Ich kann ja mal erzählen, wie es bei mir während meines letzten AKW Besuchs war. Etwa 3 Monate vor der Führung mussten wir eine Liste an das Kraftwerk mit allen Personalien und den Perso Nummern schicken. Ich weiß nicht, was damit passiert ist, jedenfalls kam irgendwann nach 2 Monaten das Ok des Kraftwerks. Am Tag der Führung (war im Februar) hielten wir uns erst mal eine halbe Stunde lang in dem Foyer des Kraftwerks auf, wo wir mal mit den dortigen Spielsachen spielen durften. Mit kam das ehrlich gesagt etwas auf Schulniveau vor. Dann ging es zu einer Info- / Propaganda Veranstaltung. Anschließend wurden wir belehrt, dass wir das Kraftwerk nicht betreten dürfen, wenn wir einen Herzschrittmacher haben oder eine Radiologische Untersuchung mit Kontrastmittel an uns durchgeführt wurde. Wir durften auch keine elektronischen Geräte mitnehmen. Dann hat jeder von uns ein Helm in die Hand gedrückt bekommen und wir wurden in zwei Gruppen zu je 7 Leuten aufgeteilt. Mit meiner Gruppe sind wir zuerst in eins der Kühltürme gegangen. Anschließend ging es zum Eingang in den Schutzbereich. Dort dauerte es etwa eine Stunde, bis wir abgefertigt wurden. Vor uns waren noch ein paar Kraftwerksarbeiter, die auch überprüft werden mussten. Bei der Überprüfung wurden wir abgetastet und peinlichst mit einem Metalldetektor durchsucht. Dann haben die mir einen Glas Dosimeter und eine RFID Karte in die Hand und ich musste durch eine Schleuse durch. Bei der Schleuse hielt ich die Karte an das Lesegerät und schaute in den Spiegel. Dann durfte ich weiter. Dann gingen wir alle zum Kontrollraum des Reaktors. Den durften wir nicht betreten, aber durch die großen Glasflächen konnte man die ganze Technik sehen. Im Grunde waren es einige Terminals und ein paar Beamer, die irgendwelche Anzeigen an die Wand projiziert haben. Man sah dort auch ein Log durchlaufen, wo einige Geräte gesagt haben, dass alles Ok ist. Als nächstes ging es dann durch eine weitere Schleuse in den Reaktorblock. Dort war wirklich Hochbetrieb. Zunächst sind wir in die Umkleide gegangen und haben Jacken & co. ausgezogen. Dann haben wir leichte Schutzkleidung angelegt und sind dann zum eigentlichen Reaktor gegangen, dort haben wir noch einen digitalen Dosimeter bekommen. Davor war eine Druckausgleichskammer. Durch die ging es zum Containment (ich glaub so wird es genannt). Ein paar Treppen hoch und Runter und schon waren wir mitten drin. Ich kann mich jetzt nur bedingt daran erinnern, aber da war eine unscheinbare Plattform auf der wir standen. Dann meinte die Führerin zu uns, wir sollten mal in einen Bereich gehen und dort unseren Dosimeter beobachten. Denn dann würden wir über dem Reaktor stehen. Und als wir dort drüber waren, ging tatsächlich die Strahlenbelastung nach oben. In dem Reaktor war es wirklich sehr stickig. Die Mitarbeiter hatten außer dem Kittel nur noch die Unterhosen an. Irgendwann haben wir dann den Reaktor über eine Druckschleuse verlassen, davor war auf dem Boden so eine Klebefolie, an der radioaktive Teilchen kleben bleiben sollten sowie ein „freiwilliger“ Detektor. Dieser Detektor hat bei mir mein rechtes Bein angezeigt. Aber nach ein paar Schritten auf dieser Klebefolie war alles kein Problem. Dann haben wir die getragene Schutzkleidung abgenommen und mussten durch einen Detektor gehen. Man muss sich das jetzt so vorstellen: Man geht rein und führt die Hände in das Ding ein. Dann fährt irgendwas von oben nach unten durch und scannt dich ab. Anschließend dreht man sich um und hält sich an anderen Griffen fest und wird diesmal von der anderen Seite gescannt. Ist alles in Ordnung, geht die Tür in die Freiheit auf, und wenn nicht, dann zur Reaktorseite. Bei mir gab es keine Beanstandungen, bei einem Kumpel waren Partikel an den Händen und er musste sich die Hände gut waschen. Es war doch keine gute Idee, alles anzufassen ;) Und zum Schluss sind wir dann in den Maschinenraum gegangen. Vor dem Eingang gabs für alle erstmal Ohrenstöpsel, denn dort war es wirklich laut. Es vibrierte auch alles. Als ich dann den Generator angefasst habe, habe ich wirklich die Kraft gespürt, die da zugange ist. Und dann war es wieder vorbei. Aber eins will ich euch noch sagen. Ich habe mir von der Führung bzw. vom AKW eigentlich etwas mehr erhofft. Aber in Wirklichkeit ist ein AKW nichts besonderes. Ich musste es mal mit eigenen Augen sehen und ich hab es gesehen. Würde ich nochmal so eine Führung mitmachen? Evtl. aber wahrscheinlich bei einem anderen Reaktortyp (afaik war es ein Siedewasserreaktor)
Nunja, was hast du dir denn erhofft, zu sehen? Du musst dabei wissen, dass du nie IN den Reaktor sehen kannst, einfach, weil da nicht mal so eben ein Schauglas in die Wand eingebaut werden kann. Durch die Bedingungen sind halt viele Dinge gekapselt. Und z.B. im Leitstand darf aus guten Gründen nicht jeder aus einer Führung rein. Wenn du da dich unbedacht auf dem Steuerpult abstützt, kannst du die verschiedensten Sachen auslösen. Zu der Registrierung: So weit ich weiß, werden die Personendaten auch von Besuchern vom Umweltministerium des Landes gecheckt, die dann erst das OK geben müssne, bevor der Betreiber sie reinlassen darf.
Hallo Kevin, also ich hatte ganz ehrlich das Gefühl, als ob es tatsächlich nichts wirklich spannendes im AKW gibt. Vielleicht ist die Revision bzw. das An- / Herunterfahren des Reaktors spannender. Die Führung fand ich schon in Ordnung so wie sie war, ich kann sie auch jedem weiterempfehlen.
Während der Revision schätze ich mal, kommen keine Besucher in den Reaktor, da die Mitarbeiter dann genug anderes zu tun haben.
Kevin K. schrieb: > Während der Revision schätze ich mal, kommen keine Besucher in den > Reaktor, da die Mitarbeiter dann genug anderes zu tun haben. Kommt ab und zu vor. Wird allerdings nicht gern gesehen, wenn sowieso schon 1000 Leute zusätzlich 'rumwuseln. ;) Natürlich ist am KKW nix spannendes, da wird eben 100% gradeaus gefahren. Ist auch nichts Anderes, als ein konventionelles Kraftwerk, die Sekundärseite ist nahezu identisch (beim Druckwasserreaktor). Nur die Wärmeerzeugung und der Wasserkreislauf auf der Primärseite ist erheblich aufwändiger, da muss eben alles speziell behandelt werden (z.B. Kühlmittelentgasung, Rekombination des Gases und wieder einspeisen, kontinuierliche Entnahme über rekuperativ-Wärmetauscher, Aufbereitung und wieder Eispeisen). Das ist der aufwändigste Teil.
interessant daß sie bei siedewasserreaktoren in der turbinenhalle rumwuseln, eigentlich gibts da im leistungsbetrieb schwache strahlung weil der dampf direkt aus dem reaktor kommt. bei solchen reaktoren gehört die turbinenhalle mit zum kontrollbereich, bei druckwasserreaktoren glaube ich nicht. welches kraftwerk war denn das? thilo, in welchem block des GKN arbeitest du denn nun? im kontrollraum haben solche leute auch nichts zu suchen, vielleicht kann man nichts direkt kaputtmachen, aber man könnte irgendwas verstellen und der reaktorfahrer bekommt einen dicken hals wenn er erst alles wieder richtig einstellen bzw. die von den leuten eingebauten fehler beheben muß. zweiter grund ist, daß zb. ein kleiner knopfdruck auf den großen roten für die reaktorschnellabschaltung richtig teuer wird weil das ding neu angefahren werden muß und in der zeit kein geld verdient. das wäre auch ein meldepflichtiges ereignis und die presse zerreißt sich wieder das maul über die unsichere atomkraft weil "schon wieder" ein AKW "not"abgeschaltet werden "mußte". was wirklich los war interessiert doch keine s*u. bei schwimmbad-reaktoren in der forschung oder für materialtests kann man direkt oben in den reaktor schauen weil das wasser die strahlung abschirmt, sieht man alles wunderbar blau leuchten. die großen typen arbeiten aber nur im pulsbetrieb, sprich etliche megawatt für verdammt kurze zeit. gibt auch einen schönen hellen blitz wenn so ein reaktor eingeschaltet wird.
>thilo, in welchem block des GKN arbeitest du denn nun?
Sagte ich doch, wir sind für beide Blöcke zuständig (Leittechnik).
Die Warte sollte nicht betreten werde, um die Konzentration des
'fahrenden' Personals nicht zu stören. Während der Schichtübergabe
sollten auch wir uns nur wenn nötig dort aufhalten, auf jeden Fall ist
dann Ruhe angesagt.
Vor einigen Jahren war es auch Besuchern noch erlaubt, sich diesen Raum
genauer anzusehen, nach den vielen Negativschlagzeilen hat man dann
reagiert und die Sicherheitsvorschriften drastich verschärft.
Thilo, ohne dir und den anderen Mitarbeitern da jetzt zu nahe treten zu wollen, aber was genau macht das Personal da? Meine Vorstellung mag jetzt evtl. etwas trivial sein, aber wenn der Reaktor erst einmal läuft, dann hat man doch nichts mehr zutun, oder? Und sobald eine Störung auftritt, macht die Technik das Personal darauf aufmerksam.
Ja, der Reaktor selbst läuft schon automatisch, die Turbine und der Generator auch. Das ist aber lange nicht alles, was im täglichen Betrieb abläuft. Zum einen sind ständig Prüfungen am Laufen, die teilweise vom Schichtpersonal und zum großen Teil von den Werkstätten durchgeführt werden. Dafür muss freigeschaltet werden, Anlagenteile in spezielle Zustände gefahren werden, Funktionsprüfungen durchgeführt werden ... Manche Anlagenteile sind absichtlich nicht automatisiert, um explizit von Menschen überwacht zu werden. Auch sind Vorgänge, die seltener vorkommen (Abpumpen von Sammelbehältern z.B.) auch manuell. Die Jungs haben eine ziemlich harte Ausbildung hinter sich und werden auch regelmäßig geschult und geprüft. Das ist auch gut so. Also die haben schon reichlich zu tun, besonders in der Revision sind starke Nerven gefragt. ;)
@ Thilo M. (power) >Die Jungs haben eine ziemlich harte Ausbildung hinter sich und werden >auch regelmäßig geschult und geprüft. Das ist auch gut so. Mag sein, ich stell mir den Job aber dennoch recht trocken vor. So wie ein Computerspiel in gross und echt. Und nur einmal Game Over. Nix für mich. MfG Falk
>So wie ein Computerspiel in gross und echt. Naja, das ist schon ein gravierender Unterschied zu einem Computerspiel. Dir wird schnell bewusst, was dein Knopfdruck bewegen kann und welche Konsequenzen folgen. Ein Spiel ist was ganz Anderes. >Und nur einmal Game Over. Sooo schnell geht das nun auch wieder nicht. ;) Es ist selbstverständlich nicht jeder für jeden Job geeignet.
Thilo M. schrieb: > Naja, das ist schon ein gravierender Unterschied zu einem Computerspiel. > Dir wird schnell bewusst, was dein Knopfdruck bewegen kann und welche > Konsequenzen folgen. Ich weiß nicht, ob du mir jetzt diese Frage beantworten darfst, aber kann ein Arbeiter heute wirklich immer noch so viel anrichten? Auch ich arbeite ab und an an Systemen, wo Menschen zu Schaden kommen können, wenn das System versagt. Mein Grundsatz (und auch der Auftraggeber) war immer: Der Rechner hat immer recht. Wenn etwas nicht stimmt, dann wird das System abgeschaltet. Und das kann man auch nicht irgendwie überbrücken. Korrekturen am System können auch nur durch zwei unterschiedliche Programmierer vorgenommen werden. Ist es bei euch nicht so? Kann man bei euch wirklich das machen, was man will und die Sicherheitssysteme umgehen?
>aber ist die hemmungslose Preistreiberei >durch eine Hand voll Monopole etwa keine Nötigung? Ja, natürlich, was denn sonst? Mir ist es unbegreiflich, wie man solch wichtige Institutionen privatisieren kann. Die Firmen sind sich ihrer Macht bewusst, und handeln entsprechend.
>Auch ich arbeite ab und an an Systemen, wo Menschen zu Schaden kommen >können, wenn das System versagt. Sowas (Systemversagen) gibt es nicht. Außer im Kino. (kleiner Scherz ;-) Ich behaupte mal: es gibt keine Technik, die nicht versagen kann. Hoffentlich sind die Jungs (Wartungs- und Bedienpersonal) gerade fit, wenn es darauf ankommt.
>hätte mir vielleicht doch das AKW stade kaufen sollen... ;)
Ach, Du willst doch bloß die Reaktorkuppel als Zitronenpresse benutzen..
;-)
MfG Paul
Hans Meier schrieb: > Ich behaupte mal: es gibt keine Technik, die nicht versagen kann. > Hoffentlich sind die Jungs (Wartungs- und Bedienpersonal) gerade fit, > wenn es darauf ankommt. Ich lehne mich jetzt ganz weit aus dem Fenster und behaupte mal, dass ein komplett rechnergestützter Betrieb sicherer ist, als mit Faktor "Mensch". Denn auch auch Team könnte nicht alle Sensoren einer Achterbahn überwachen und in angemessener Zeit reagieren. Okay, zugegeben. Die Bediener meiner Systeme haben vll. gerade einen Realschulabschluss und eine 45 Minuten Ausbildung ;)
>Ist es bei euch nicht so? Kann man bei euch wirklich das machen, was man >will und die Sicherheitssysteme umgehen? Sicher nicht. Wir haben ein Arbeitsauftragssystem, das zuerst sämtlich Instanzen durchläuft, bis man die Arbeit vom Schichtleiter genehmigt bekommt und nur mit Schlüssel vom Objektschutz im 4-Augen-Prinzip seine Arbeit erledigen kann. Logisch - eine gewisse Verantwortung haben wir auch, schließlich sollen wir Fehler auch an empfindlichen Anlagenteilen wie z.B. Reaktorschutzsystem, Notstromdieseln und Reaktorregelungen finden und beheben. Auch wiederkehrende Prüfungen müssen dort durchgeführt werden. Bei solchen kritischen Arbeiten ist immer ein Gutachter vom TÜV dabei.
na für ein fahrgeschäft brauchst du keine große eignung... da wird eine einweisung gemacht und gut ist. ich hab mal drei tage auf einem rummel einen breakdance gefahren, das ist ein recht entspannter job. das blödeste was vorkommt ist wenn sich fahrgäste während der fahrt vor dein fenster stellen. ansonsten ists wirklich mehr ein spiel, im wesentlichen drehregler für die antriebe und ein paar bedienknöpfe für bremsen/sicherheitsfunktionen und die lichtanlage/nebel... und nebenbei ein paar blöde sprüche klopfen kann auch jeder. gibt natürlich auch anzeigen für diese anlagenteile, wie etwa die bügelverriegelung oder antriebsstörungen und die stromversorgung. da schaut man nach einer weile aber kaum noch drauf... nur noch ob alle bügel verriegelt sind wenns losgehen soll. wenn was ernstes schiefgeht, etwa wenn ein fahrgast bei voller drehzahl an die scheibe kommt (die war beim breakdance nicht kreisrund sondern ein vieleck ein paar cm über der plattform) kannst du sowieso nichts machen außer notstop und krankenwagen rufen. in dem moment wo es passiert ist es dann eben auch schon passiert. auf sowas müssen die leute achten die auch die chips einsammeln. die haben auch die kontrolle wer letztendlich mitfährt. elefanten wo der bügel nicht mehr zugeht können genauso wenig mit wie zu kleine leute die darunter durchrutschen. die haben die eigentliche kontrolle über das ganze geschehen, wenn sie die bügel nicht schließen kannst du auch nicht loslegen. das einzige was du dafür brauchst ist der segen vom chef daß du keinen mist baust. der weiß ja selber daß du keine chance hast wenn dir ein besoffener bei voller fahrt auf die scheibe tritt oder so. bis das ding steht (und das geht schon verdammt schnell, ist vielleicht eine halbe umdrehung nach dem auslösen) ist alles längst vorbei.
Ich weiß nicht, wie es bei den mobilen Fahrgeschäften ist, aber bei den Anlagen, an denen ich mitgearbeitet habe, gab es stets drei SPS, wobei auf zweien die Software eines Programmierers laufen darf. Mit der Projektmappe wurden uns die vorgeschriebenen Sicherheitsbeschreibungen übergeben. Und die wurden eben so programmiert. Wenn auch nur ein Sensor meldet, dass ein Bügel nicht zu ist, dann geht das System davon aus, dass der Bügel nicht zu ist. Dann fährt der Zug eben nicht und fertig. Und wenn der Mitarbeiter ein paar Mal auf den Start-Knopf drückt, es passiert trotzdem nichts (oder im schlimmsten Fall schaltet die Anlage in einen sicheren Zustand und die Züge bleiben an der nächst sicheren Position stehen). Dann muss ein Techniker die Anlage wieder aus dem Steuerzentrum wieder hochfahren. Aber ich kenne da auch andere (vor allem mobile) Fahrgeschäfte. Da kostet ein Ausfall wirklich Geld, denn man zahlt ja pro Fahrt und nicht pro Eintrittskarte in den Park. Da gibts dann einen Schlüssel, mit dem man alle Fehler überbrücken kann. Okay, man kann sich jetzt darüber streiten, ob die Möglichkeit Fehler zu Überbrücken gut oder schlecht ist, aber so wie ich es höre, steckt der Schlüssel in der Regel eh im Schloss fest und kann von dem Mitarbeiter jeder Zeit benutzt werden. Wohlgemerkt von einem Mitarbeiter mit wenig Ahnung. Und genau das halte ich für Fahrlässig. Aber das ist ein anderes Thema!
wenn fehler auftreten gibts keine fahrt, ganz einfach. das ist bei mobilen fahrgeschäften genauso wie bei fest aufgebauten denke ich mal. nach jedem aufbau kommen auch leute vom amt, die das fahrgeschäft abnehmen müssen bevor man fahrgäste mitnehmen darf. die kontrollieren jeden einzelnen bügel, krauchen unter die scheibe um zu schauen ob die splinte gesichert sind... die sind gründlich! die steuerung vom breakdance ist ein großer schrank mit mehreren türen, einem großen hauptschalter dran und das ding ist voll. aber was da nun genau an software läuft weiß ich nicht. ich hatte den fall nicht, aber sollte während der fahrt ein bügel aufgehen oder irgendeine wichtige sensorik ausfallen (etwa wenn die steuerung nicht mehr sicher erkennen kann ob die bügel geschlossen sind oder nicht) löst das einen automatischen stop aus. vielleicht keinen harten notstop der scheibe, aber die anlage würde sich auf jeden fall selbst zum stillstand bringen. ist bei einem rotierenden geschäft auch einfacher zu handhaben als bei achterbahnen, weil nichts ineinanderfahren kann. wenn man dann die sicherheitsschaltungen deaktiviert und weitermacht als ob nichts wäre ist das mindestens grob fahrlässig. geht dann was schief hast du richtig die kappe auf! hätt ich auch nicht gemacht, hätte er sich einen anderen für suchen müssen. hinterher wars dann wieder keiner und ich kriegs ab weil bei mir die lampe leuchtete... nee danke! aber eigentlich ist immer einer von der festen mannschaft ein fitter techniker, der die anlage kennt und kleinere fehler schnell finden und beheben kann. die steuerung sagt ja heute auch genau wo sie ein problem hat.
Ben es gibt seriöse Betreiber und andere, die wegen ein paar Euros die Sicherheit aufs Spiel setzen. Die Anlagen, die ich programmiert habe, hatten absolut keine Möglichkeit die Sicherheitseinstellungen außer Kraft zu setzen. Die neuen Anlagen sind aber auch für "Dumme" ausgelegt. Die Steuerung ist ein LCD Touch Pannel und ein "Big Red Button". Kommt ein Zug hereingefahren, erscheint er auf dem Pannel. Dann sieht man eben den Status des Zuges auf dem Display. Da wird auch angezeigt, welche Bügel offen sind. Sind alle Bügel zu, erscheint mitten auf dem Display ein Start Button. Da drückt man drauf und hällt ihn 3 Sekunden lang gedrückt und schon geht die Fahrt los. Und bei einem Reboot der Anlage kann man in den Wartungsmodus schalten und Wartungsprogramme durchführen. Und ich finde, so gehört sich das auch. Denn der Betreiber / das Personal soll die Anlage betreiben und nicht selbst rumpfuschen.
Ich bin Maschinist in nem Theater und fahr da u.A. die Drehbühne. Wenn da ein Fehler auftritt, schauts auch nicht sehr anders aus. Besonders toll ist wenn an dem 5t Podium die Lichtschranke bei 0,5m/s auslöst. Da knallen dann die Hydraulikventile zu und das Ding steht schlagartig. Wird zur TÜV-Prüfung regelmässig durchgeführt und anschließend ist Seile nachspannen angesagt. Aber nichtmal ich, der auch für die Wartung und Instandhaltung der ganzen Sache zuständig ist, kann schnell und bequem Sicherheitseinrichtungen umgehen, zum Glück, denn gerade im Theaterbetrieb kann man da manchmal schon auf dumme Gedanken kommen wenn der Adrenalinspiegel steigt weil was nicht funktioniert.
naja grundsätzlich kann jede sicherheitsschaltung an die man drankommt auch außer funktion gesetzt werden. das gilt für die absturzsicherung von aufzügen genauso wie für irgendwelche lichtschranken. einem windmesser z.b. stülpt man eine tüte über und schon ist windstille. achterbahnen sind ja von der bedienung her auch simpel. entweder zug abfahren lassen oder zug nicht abfahren lassen, den rest macht das ding dann automatisch. da ist der breakdance in seinen möglichkeiten um welten vielseitiger.
Ben _ schrieb: > naja grundsätzlich kann jede sicherheitsschaltung an die man drankommt > auch außer funktion gesetzt werden. Nur sind die Konsequenzen der darauf aufbauenden Sicherheitssysteme um so härter. Dein Beispiel mit dem Windmesser ist da auch ganz gut. Ein Windmesser wird bei einer Achterbahn nicht deswegen verbaut, weil die Achterbahn ab einer bestimmten Windstärke nicht mehr fahren soll, sondern wegen der Physik. Der Wind bremst und beschleunigt die Züge. Er geht (über ein paar Filter gejagt) mit der Masse des Zuges und der Fahrgäste in die Berechnung der Beschleunigung mit ein. Würde jetzt ein Zug mit einer Geschwindigkeit außerhalb aller Tolleranzen durch einen Messpunkt durchfahren (bei Windstärke 0 am Sensor und 7-8 in der Realität ist es durchaus denkbar) oder würden die Beschleunigungsmesser eine unerwartete seitliche Beschleunigung messen, führt es zum Not Stopp. Und auf einer dünnen Plattform am höchsten Punkt bei Wind zu stehen, macht kein Spaß.
>Ich lehne mich jetzt ganz weit aus dem Fenster und behaupte mal, dass >ein komplett rechnergestützter Betrieb sicherer ist, als mit Faktor "Mensch". Sehe ich auch so. Nur, zwischen "sicherer als" und "sicher" ist immer noch ein Unterschied. Natürlich ist nix auf der Welt sicher (außer der Tod). Mein Wasserkocher könnte auch durchbrennen, wenn der Trockengehschutz versagt. Dann brennt mir die Bude ab. Beim GAU im KKW brennt mir da zu viel ab.
Hier ist die Funktionsweise eines Kernkraftwerkes gut erklärt: http://kamelopedia.mormo.org/index.php/Kernkraft Von dieser Art Kraftwerk geht keinerlei Gefahr aus. MfG Paul
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