Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik EMV Messung mit einfachen Mitteln selbst durchführen


von Thomas BD (Gast)


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Hallo,

vor einigen Tagen war ich mit meiner Schaltung im EMV Labor. Leider ist 
sie durchgefallen. Nun heißt es also: Schaltung optimieren. Damit ich 
allerdings nicht nach jeder Optimierung wieder ins teure EMV Labor muss, 
wäre es interessant zu wissen, ob es mit einfachen Mitteln möglich ist, 
die Emissionen zu messen. Vorhanden sind diverse Oszilloskope, die auch 
FFT beherschen. Kann man auf einfache Weise eine Antenne selber bauen, 
bzw günstig erwerben und an ein Oszi anschließen, um das abgestrahlte 
Frequenzspektrum zu messen? Dabei kommt es nicht auf normgerechte 
Messung an. Es würde schon reichen, wenn ich erkennen kann, welche 
Frequenzen noch recht hoch sind. Und vor allem, wenn ich etwas an der 
Schaltung optimiert habe, ob es etwas gebracht hat.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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> Leider ist sie durchgefallen.
Pech...

> Nun heißt es also: Schaltung optimieren.
Da sollte dir der gute Mann im Messlabor aber schon richtungsweisende 
Tipps gegeben und eine Lösung versucht haben. Es sei denn, das Design 
war so schlecht, dass man global was machen müsste...

Welche Frequenzen bedrücken dich?
Kommen die Störungen von einem Schaltregler?
Oder ist ein Display das Problemkind?
Zeigt deine Schaltung ab und zu mal unerklärliches, seltsames Verhalten?

von Kakadu (Gast)


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Ein Spektrumanalyzer + eine BCI-Zange + Schnüffelsonden (hab hier mit 
denen von Langer* gute Erfahrungen gemacht) + rauscharmer Vorverstärker

Mit dem Equipment solltest du die gröbsten Störer selbst herrausfinden 
und mit dem Nötigen Wissen beheben können!

*http://www.langer-emv.de/produkte/

MfG
Kakadu

von Thomas BD (Gast)


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Tips konnte der gute Mann im Testlabor leider keine geben.
Die Schaltung ist auch sehr umfangreich. Die Störungen rühren 
wahrscheinlich von einem NE555 und diversen nachgeschalteten Bausteinen 
der 40er Reihe. Diese werden in der weiteren Emtwicklung durch 
Mikrocontroller ersetzt. Aber bevor ich damit dann wieder ins testlabor 
fahre, möchte ich wissen, ob noch weitere Optimierungen notwendig sind. 
Durch den Umfang der Schaltung sind sicherlich noch weitere Maßnahmen 
notwendig. Daher wäre ein Testaufbau sinnvoll. Auch für zukünftige 
Schaltungsentwicklungen. Dieser Thread sollte nicht in die Richtung 
gehen, zu analysieren, woher die Störungen meiner Schaltung kommen, 
sondern wie diese mit relativ einfachen Mitteln messbar sind.

von Kakadu (Gast)


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Sorry,
hab vergessen zu schreiben, dass die ne Antenne nicht viel bringt, da du 
da viel zu viele Störungen aus der Umwelt mit aufnimmst. Radiosender 
etc,...

Also ohne Messkammer (sehr teuer) nur das was ich oben geschrieben habe.
Das sollte übrigens auch mit deinem FFt-Oszi gehen.

BCI-Zange + Schnüffelsondensortimet liegen bei ungefähr 10k€. Wenn man 
aber bedenkt, dass damit das teuere Messlabor nur einmal besucht werden 
muss lohnt sich dass durchaus. Vor allem wenn ihr immer wieder Dinge für 
das Prüflabor habt...

von Thomas BD (Gast)


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Danke Kakadu. Das werde ich mir mal ansehen.

von Anja (Gast)


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Hallo,

mit einem Oszi kannst Du nur mit irgendwelchen Spulen oder 
Schwingkreisen magnetische Nahfeldmessungen durchführen. Für mehr reicht 
es bei einem Oszi nicht da er wegen des breitbandigen Eingangs schnell 
an der Rauschgrenze ist.

Damit lassen sich zwar Störquellen lokalisieren, nicht jedoch präzise 
Aussagen über irgendein Spektrum für die Fernfeldmessung durchführen. 
(Die Umrechnung ist Frequenzabhängig und hängt noch vom "Antennengewinn" 
der an Dein Gerät angeschlossenen Leitungen ab.

Wie Lothar schon gesagt hat warst Du wahrscheinlich im falschen 
Messlabor.

Wenn Du wirklich selbst Messungen durchführen willst brauchst Du 
mindestens einen Spektrumanalysator und eine oder mehrere 
Breitbandantennen.
Damit lassen sich schon mal einfache vergleichende Messungen 
durchführen.
(vorausgesetzt du wohnst in einem abgelegenen Gebiet ohne Störungen in 
der Umgebung oder hast einen geschirmten großen Keller).

Richtige Messempfänger haben zusätzlich nochmals 
Pre-Selection-Filterbänke und die ganzen Detektor-Kennlinien (Peak, 
Quasi-Peak, ...)

von Christian H. (netzwanze) Benutzerseite


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Gehen tut das schon. Du benötigst eine breitbandige Antenne und einen 
passenden Spektrum-Analyzer.

Dann noch einen Blechschrank in der Antenne und Gerät passen. Ansonsten 
wirst Du auch viel von der Umgebung messen, die nichts mit Deinem Gerät 
zu tun hat.

Um welchen Frequenzbereich geht es und was bist Du bereit, auszugeben?

PS: Ich selber kann da nicht viel helfen, meine Zeit im EMV-Labor ist 
bereits einige Jahrzehnte her und jetzt mache ich nur noch EDV.
Vielleicht helfen meine Fragen aber noch jemand anderes.

von Anja (Gast)


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Hallo,

habe gerade gesehen NE555.
So hohe Frequenzen kann der doch gar nicht erzeugen. (Für Abstrahlung)
Hast Du Probleme mit Abstrahlung oder mit geleiteten Störungen?
Bei geleiteten Störungen könnte man tatsächlich mit der BCI-Methode auch 
mit dem Oszi einfache Messungen durchführen.

Wenn der NE555 tatsächlich die Ursache ist hilft vielleicht auch die 
Verwendung eines CMOS-Nachfolgers (TLC555).

von Thomas BD (Gast)


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@Anja:

Sorry, es ist ein TLC555... Probleme gibts bei der Abstrahlung.

@ Christian H.
Die störenden Frequenzen liegen im Bereich zwischen 30 und 80Mhz. 
Darüber hats eigentlich soweit gepasst. In dem Bereich sinds dann keine 
Peaks mehr, sondern die Frequenzen liegen komplett über der Norm....

von Olaf (Gast)


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> Sorry, es ist ein TLC555... Probleme gibts bei der Abstrahlung.

Es faellt trotzdem schwer sich vorzustellen das ein oller 555 und ein
paar alte 4000er bei 30-80Mhz stoeren. Es sei denn da haengt irgendwo
noch was hinter. Sagen wir mal ein schneller Transistor der etwas dickes
schaltet.

Wie die anderen dir schon gesagt haben. Du kannst es ziemlich vergessen
selber genaue Messungen durchzufuehren die dir eine Aussage bezueglich
einhaltung von Normen liefern. Ginge das so einfach gaebe es naemlich
garkeine EMV-Labore. .-)

Du kannst dir aber grobe Schnueffelsonde besorgen. Eventuell kaufen,
oder auch selber bauen. Damit bekommst du dann die Aussage: "Hey,
hinten links auf der Platine habe ich einen fetten Stoerer bei 75Mhz"
Dann fummelst du an deinem Design rum und siehst das es nichts
gebracht hat, oder aber das der nun weg oder sehr viel kleiner ist.

Es ist also schon eine grosse Hilfe, aber keine Garantie!

Olaf

von Thomas BD (Gast)


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@Olaf

Das ist natürlich nicht die ganze Schaltung. Dahinter hängt unter 
anderem noch eine IGBT Vollbrücke, mit entsprechenden (über Trafos 
galvanisch getrennten) IGBT Treibern usw...

>Du kannst dir aber grobe Schnueffelsonde besorgen. Eventuell kaufen,
>oder auch selber bauen. Damit bekommst du dann die Aussage: "Hey,
>hinten links auf der Platine habe ich einen fetten Stoerer bei 75Mhz"
>Dann fummelst du an deinem Design rum und siehst das es nichts
>gebracht hat, oder aber das der nun weg oder sehr viel kleiner ist.


Genau das möchte ich ja auch. Ich will einfach nur sehen, welche meiner 
Maßnahmen etwas bringt. Wenn ich dann einige Stoerer beseitigt habe, 
kann ich wieder ins EMV Labor. Aber ich möchte vermeiden, auf blauen 
Dunst dahin zu fahren, wenn z.B. irgendwo noch ein Störer ist, den ich 
mit einfachen Mitteln detektiert haben könnte.
Ziel ist es eine einfache Messschaltung zu bekommen, mit der ich anhand 
der vorhandenen Labordaten vergeleichen kann, dass ich z.b. bei 60MHz 
eine dicke Störung habe, die verschwindet, wenn ich diese und jene 
Maßnahmen treffe. Dabei möchte ich weder Absolutwerte, noch Normgerechte 
Messungen anfertigen.

von Manfred von A. (dipol)


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Bevor du (Empfangs-)Antennen baust(kaufst), beseitige erst die 
(Sender-)Antennen auf deinem Layout:

Der x555 braucht DIREKT an seinen Poweranschlüssen einen Stützelko. Die 
Gegentaktendstufe schließt beim Umschalten für wenige nsec V+ und Gnd 
kurz. Diese Umschaltenergie darf nicht aus der Platinenversorgung 
kommen, sondern die muss der Stüzelko liefern. Der Bipolare 555 war hier 
ganz brutal, die CMOS-Variante ist zwar ein erheblicher Fortschritt, 
aber das Datenblatt sagt, dass das Problem prinzipiell immer noch da 
ist:
"Low Supply Current Reduces Spikes During Output Transitions"


30-80MHz deuten darauf hin, dass es sich um Transienten handelt, also 
Störungen die durch das Umschalten von Digitalleitungen entstehen.

Was ist mit dem grundlegenden Platinendesign?
Wie lange(cm) sind die Taktleitungen?
Wie hoch ist deren Taktfrequenz?
Gibt es weitere Taktgeneratoren?
Sind diverse keramische Stützkonis vorhanden.
Was ist mit niederimpedanter Aufbau? Groundplane etc?

von Otto (Gast)


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Hallo,

> Diese werden in der weiteren Emtwicklung durch
> Mikrocontroller ersetzt.

Womit Du dann aber wieder bei "Null" anfängst - wenn Du Pech hast, kann 
(je nach Schaltung) jede Softwareänderung Dich aus dem Rennen 
werfen.....

Otto

von Manfred von A. (dipol)


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Thomas BD schrieb:
> Das ist natürlich nicht die ganze Schaltung.

Ja klar!

Es ist immer wieder das Gleiche! Die Leute werden mit halben 
Informationen versorgt, spendieren 30min ihrer wertvollen Zeit um 
anschließend zu erfahren, dass ihre Mühe umsonst war.

von Jens (Gast)


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Es ist doch gar nicht von Interesse, wie genau seine Schaltung aussieht. 
Er möchte doch nur einen Messaufbau haben, wie er die vorhandenen 
Störungen messen kann (und das auch nur ganz grob). Das ist dann doch 
nicht abhängig von der zu messenden Schaltung. Soweit ich das verstanden 
habe, soll dies auch für weitere Schatungen funktionieren. Und zwar nur 
nach dem Motto: "Da sind viele Störungen, also muss noch optimiert 
werden"...

@Thomas: Ich habe leider keine Erfahrung mit Eigenbau, da wir auch nur 
einfache Schaltungen herstellen, die meist beim ersten Anlauf 
durchkommen. Daher hat sich die Frage noch nicht gestellt....

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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>>>> Tips konnte der gute Mann im Testlabor leider keine geben.
Ein Tipp: Nimm das nächste mal ein anderes Messlabor.
Der gute Mann lebt davon, dass er täglich Messungen macht und Störer bis 
auf die Bauteilebene identifiziert. Und im Problemfall sinnvolle und 
zielführende Tipps gibt, also z.B. wenigstens, ob es leitungsgebundene 
oder feldgebundene Störungen sind...
Das verstehe ich unter EMV-Dienstleistung. Wenn der Mann vom EMV-Labor 
das nicht verstanden hat, hilft nur ein Wechsel.

Dir ist ja auch nicht geholfen, wenn du zum Arzt gehst, und der sagt:
Sie sind krank.

> irgendwo noch ein Störer ist, den ich mit einfachen Mitteln detektiert
> haben könnte.
Vergiss es.
Mit einfachen Mitteln findest du nur die offensichtlichen Hämmer...
Wir haben in der Firma einen kompletten Messplatz (Leitungsgebunden und 
Feldgebunden), aber keine Kabine. Und die Messungen, die wir damit 
machen, deuten grob eine Verbesserung oder Verschlechterung des Designs 
an. In der EMV-Messkabine beim EMV-Labor ist unser EMV Spezi dann doch 
immer wieder (positiv und/oder negativ) überrascht.

>>>> Tips konnte der gute Mann im Testlabor leider keine geben.
Frage: Wieviel Zeit hast du im EMV-Labor gebucht/verbracht?

von Thomas BD (Gast)


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Lothar Miller schrieb:
>>>>> Tips konnte der gute Mann im Testlabor leider keine geben.
> Ein Tipp: Nimm das nächste mal ein anderes Messlabor.
> Der gute Mann lebt davon, dass er täglich Messungen macht und Störer bis
> auf die Bauteilebene identifiziert. Und im Problemfall sinnvolle und
> zielführende Tipps gibt, also z.B. wenigstens, ob es leitungsgebundene
> oder feldgebundene Störungen sind...
> Das verstehe ich unter EMV-Dienstleistung. Wenn der Mann vom EMV-Labor
> das nicht verstanden hat, hilft nur ein Wechsel.
>
> Dir ist ja auch nicht geholfen, wenn du zum Arzt gehst, und der sagt:
> Sie sind krank.
>
>> irgendwo noch ein Störer ist, den ich mit einfachen Mitteln detektiert
>> haben könnte.
> Vergiss es.
> Mit einfachen Mitteln findest du nur die offensichtlichen Hämmer...
> Wir haben in der Firma einen kompletten Messplatz (Leitungsgebunden und
> Feldgebunden), aber keine Kabine. Und die Messungen, die wir damit
> machen, deuten grob eine Verbesserung oder Verschlechterung des Designs
> an. In der EMV-Messkabine beim EMV-Labor ist unser EMV Spezi dann doch
> immer wieder (positiv und/oder negativ) überrascht.
>
>>>>> Tips konnte der gute Mann im Testlabor leider keine geben.
> Frage: Wieviel Zeit hast du im EMV-Labor gebucht/verbracht?

...das klingt ja nicht gerade ermutigend...
Nun ja, dass es keine leitungsgebundenen Störungen sind konnte er schon 
ausschließen. Aber zur Quelle konnte er auch keine weiteren Angaben 
machen.
Ich war dort mehrere Stunden, weil ich verschiedene Dinge getestet 
habe...

von Otto (Gast)


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> dass es keine leitungsgebundenen Störungen
>         =====
> sind konnte er schon ausschließen

Aha

von Chris (Gast)


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Es gibt so EMV Fliese sei es metallische, wie auch nicht, sowie auch
Tapeten.
Für kleine Schaltungen, eine Kombination dieser über eine 
Kartonschachtel hilft. Kartonschachtel mit Vorderseite sowie beiden 
Seitenteilen abnehmbar.
Die Schachtel kann auch tapeziert werden. Habe das mal in einer 
Online-Zeitung gesehen, und habe damit sehr gute Ergebnisse. Aber bitte 
keine
Neonlampen oder dergleichen in der Nähe.

von Andreas S. (andreas) (Admin) Benutzerseite


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von karadur (Gast)


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Hallo


bau die Schaltung erst mal so auf wie sie endgültig sein soll. Du suchst 
sonst Fehler die im endgültigen Design ganz wo anders sind. Insbesondere 
wenn du den 555 durch ein uC ersetzen willst.

von Kai Klaas (Gast)


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Hallo Thomas,

>Das ist natürlich nicht die ganze Schaltung. Dahinter hängt unter
>anderem noch eine IGBT Vollbrücke, mit entsprechenden (über Trafos
>galvanisch getrennten) IGBT Treibern usw...

Hier ist der Hund begraben!!! Vergiß den 555 und die 4000 Chips.

Versuch dich erst mal einzulesen in das Gebiet des EMI-armen Designs von 
IGBT-Vollbrücken. Sonst kannst du das getrost vergessen. Da sind ganz 
sepzielle Schaltungstechniken erforderlich, die du durch Versuch und 
Irrtum wahrscheinlich niemals alleine finden wirst.

Ein guter und erfahrener CE-Tester kann dir da durchaus gute Tipps 
geben. Aber dein Tester ist entweder nicht erfahren oder du willst ihm 
nicht genug bezahlen...

Kai Klaas

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Andreas Schwarz schrieb:
> http://www.mikrocontroller.net/articles/EMV_Einfache_Tester

Nett. Es fehlt der kurze Quasi-Kurzschluß eines Kühlschrank-Kompressors. 
Hat ja auch jeder zuhause.

von Manfred von A. (dipol)


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Abdul K. schrieb:
> Andreas Schwarz schrieb:
>> http://www.mikrocontroller.net/articles/EMV_Einfache_Tester

Bis Anfang der 90er-Jahre haben wir mit diesen Methoden auch unsere 
Tests gemacht. Hat zumindest das Gewissen beruhigt. Nachdem dann 
trotzdem beim Kunden die Steuerungen 'ausstiegen' ist nur noch im 
qualifizierten EMV-Labor getestet worden.
Seitdem klappts auch mit der Störsicherheit.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Je nachdem wie beruhigt das Gewissen eben sein muß ;-) Man muß auch an 
die Bastler hier denken.

von Störer (Gast)


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Für EMV- Untersuchungen habe ich nach versch. Empfehlungen extra mal so 
ein Scanner (AR 3000, 200 kHz bis ca. 2 Ghz) angeschaft. Ziemlich 
popelige Sache d.h. zeitaufwendig und ohne sichere Ergebnisse.
Merkwürdig fand ich bei den EMV- Prüfungen im ext. Labor, daß 
Schaltungen ,die sich seit Jahrzehnten (!) in der Praxis bewährt hatten 
und nie EMV- mäßig weder als Störer noch als Gestörte auffällig wurden , 
durchfielen.
Da kann doch etwas nicht stimmen....

von Manfred von A. (dipol)


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Störer schrieb:
> Da kann doch etwas nicht stimmen....

Jetzt kommt die Juristerei ins Spiel:

Das Argument "..hat seit Jahrzehnten funktioniert", hat vor Gericht kein 
Bestand.
Ein Abnahmeprotokoll aus dem akkreditierten EMV-Labor aber immer.

Ist blöd, is aber so...

von sous (Gast)


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>Bis Anfang der 90er-Jahre haben wir mit diesen Methoden auch unsere
>Tests gemacht. Hat zumindest das Gewissen beruhigt. Nachdem dann
>trotzdem beim Kunden die Steuerungen 'ausstiegen' ist nur noch im
>qualifizierten EMV-Labor getestet worden.

Nun ja: ich kenne auch die Situation, mit Änderungsauflagen aus dem 
EMV-Labor herauszukommen.
Für eigene Versuche hätte ich dann auch gern eine bezahlbare 
Möglichkeit, messtechnisch zu überprüfen, ob meine Maßnahmen in die 
richtige Richtung gehen.
Natürlich ersetzen diese einfachen Methoden nicht die abschließende 
Bestätigung durch ein ordentliches EMV-Labor, ich möchte halt nur nicht 
zu viel teuer bezahlte Zeit in selbigem verbringen müssen.

von Kai Klaas (Gast)


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Hallo Thomas,

>Natürlich ersetzen diese einfachen Methoden nicht die abschließende
>Bestätigung durch ein ordentliches EMV-Labor...

Man muß schon ganz genau die Testbedingungen simulieren können, wie sie 
in den Normen stehen, sonst bringt das überhaupt nichts.

Ich habe mal mit einem Piezofeuerzeug exoperimentiert, um eine 
ESD-Pistole zu basteln. Aber das Resultat war nur niederschmetternd. Der 
Funke war ja lange genug, um HV erzeugen zu können, aber hinter dem 
Funken war einfach viel zu wenig Schmackes. Mit einem ESD-Funken sollte 
man einen 100nF Kondensator schon auf einige Volt aufladen können. Aber 
mein Piezo-Feuerzeug brachte es gerade mal auf 20mV. Ergo, viel zu wenig 
Quellkapazität, um überhaupt was zerstören zu können. Von der Umsetzung 
einer Human-Body-Model-Messung Lichtjahre entfernt.

Ein anderes Beispiel sind die Surge und Burst Messungen. Es ist schon 
interessant, aber einige Bauteile wie SMD-Varistoren scheinen so gebaut 
worden zu sein, daß sie gerade die in den CE-Messungen verwendeten 
Energien abfangen können. Umgekehrt wird natürlich ein Schuh daraus. Man 
hat sich bei den Pegeln der Störsignale natürlich nachdem orientiert, 
was technologisch gerade beherrschbar ist. Es wäre also verhängsnisvoll, 
die Schaltung mit schädlicheren Signalen testen zu wollen, als es die 
CE-Messungen vorsehen. Das resultiert letztlich doch nur in fragwürdigem 
bis lächerlichem Over-Engineering, was normale Chefs garnicht gerne 
sehen.

Also, so lästig es auch ist, EMV Messungen mit einfachen Mittel 
durchführen zu wollen ist eine ganz riskante Angelegenheit, die 
letztlich kaum wirklich was bringt.

Aber ich verstehe natürlich deinen Schmerz. So geht es uns doch allen 
von Zeit zu Zeit, daß wir das Gefühl haben im Blindflug zu entwickeln: 
"Ob das mal durch die CE-Messungen geht???"

Kai Klaas

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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> die sich seit Jahrzehnten (!) in der Praxis bewährt hatten
Vor Jahrzehnten waren z.B. Frequenzbereiche vollkommen uninteressant, 
in denen heute infrastrukturell wichtige Daten abgehandelt werden.

von Arno H. (arno_h)


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Lesestoff aus der Praxis gibts u.a. hier: http://www.fordemc.com/
Eine einfache Netznachbildung nach
http://www.elab-juelich.de/Kern/Kernforschungsprojekte/projekt1/EMV.PDF
kann durchaus grobe Fehler bei leitungsgebundenen Störungen vermeiden 
helfen.

Arno

von Peter -NL (Gast)


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Near-Field Methods of Locating EMI Sources:
http://credencetech.com/products/more/NEARFIELD_Methods.pdf

Electromagnetic Compliance Training Kit:
http://credencetech.com/media/products/CTK031.pdf
http://credencetech.com/products/product.php?productId=CTK031#

ScanEM Probes
near-field probes for easy detection and measurement of electromagnetic 
emission
http://credencetech.com/media/products/SCANEM.PDF

Distributors:
http://www.credencetech.com/dist/index.php?region=Europe

von Tobias B. (brauncom)


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So ein EMV Labor hat schon sein Grund, wenn du zu Hause in einem 
Normalen Raum das Messen anfängst, nimmst du viele Störsignale aus dem 
Umfeld mit auf, sei es nur dein Mobilteil deines Telefons, das gerade 
das klingeln anfängt ;)
Ein Fachmann in einem EMV Labor sollte dir da in der Regel weiterhelfen 
können, wenn die Schaltung wirklich so schlecht ist, dass sie zum 
durchfallen verurteilt ist, sollte man das Gesamtkonzept überdenken und 
überarbeiten.
Ein EMV Labor ist natürlich auch mit entsprechenden Messräumliuchkeiten 
ausgestattet, welche man für aussagekräftige Messungen benötigt.
Eventuell kleinere Störquellen versuchen, direkt im Labor zu beheben, 
Lötkolben sollte vorhanden sein, kleinmaterial ist selbst mitzubringen.

Um welche Art von Schaltung/Gerät handelt es sich in diesem Falle?

von horst (Gast)


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Ich gehe mal davon aus, dass Du nicht reine Hobbyprojekte machst. 
Vielleicht hat eine Firma, mit der Du schon zusammengearbeitet hast, 
genau das was du suchst.

von Router H. (fleissig)


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Auch entwicklungsbegleitende EMV Messungen gibt es bei NH-LAYOUT

von Hauspapa (Gast)


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Das Bangen und zum Teile teure Nachbessern in Sachen EMV kennt wohl 
mancher hier, mich eingeschlossen.

Da Du einen Messschrieb hast, weisst Du wonach Du suchen musst. Da helfn 
Nahfeldsonden schon sehr bei.

Mit einer kleinen kapazitiven Sonde habe ich einen abgestrahlen 96MHz 
Träger, an einem 144 Pinner, bis auf 4 Pins eingrenzen können. Lösung 
war wirklich in Softwareupdate. Sind schon nützlich die kleinen Sonden, 
wenn man weis wonach man sucht. Allerdings sehe auch ich für 
Breitbandstöhrungen die IGBT Stufe verantwortlich.

Daneben läuft auf hoher Spannung evtl. nicht nur die Endstufe sondern 
vielleicht auch die Eigenversorgung. Die haben häufig eine höhere 
Schaltfrequenz als die "grosse Endstufe" und genug kapazitive Kopplung 
zu Controller und Gehäuse. Folge: machen gerne ordentlich EMV-Lärm.

von Winfried (Gast)


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Bei EMV-Einfach-Testern geht es ja nicht darum, genaue Messergebnisse zu 
erzielen. Es geht eher darum, Tendenzen zu erkennen, ob irgendeine 
Maßnahme überhaupt was bringt. So kann man eine Schaltung durchaus 
wesentlich störfester machen und für wesentlich weniger Störabstrahlung 
sorgen. Ob das dann den konkreten Anforderungen schon genügt, ist eine 
andere Sache, aber die Wahrscheinlichkeit steigt und die Entwicklung 
geht in die richtig Richtung.

Wir hatten in den Anfängen von CE sehr gute Erfahrungen mit unseren 
Einfachst-Mitteln (Scanner, Piezo etc) gemacht, haben vor allem 
unglaublich viel gelernt, worauf man achten muss und welche Maßnahmen 
überhaupt was bringen. Theorie und Praxis liegen da oft weit 
auseinander, überprüfbare Experimente sind wichtig.

von Lukas K. (carrotindustries)


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In AN118 von Jim Williams  sind diese Schnüffelsonden ebenfalls auf 
Seite 31 beschrieben. 
http://cds.linear.com/docs/Application%20Note/an118fa.pdf

von tw (Gast)


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je nach dem wie Du local ansässig bist, würde ich an Deiner Stelle 
entweder Langer (dresden) oder EMV-Klinik (bayern, Auerbach) ansprechen. 
Dort dein Produkt analysieren lassen und hinterher einfach die EMV 
Prüfungen bestehen. Beide EMV Dienstleister haben eigene Messlabore für 
die Vorprüfung im Haus. Was dir Haufen Geld in der Entwicklung spart, 
denn wenn die Jungs fertig sind, weist Du sicher, daß Du durch die 
Prüfungen durchkommst.

von zocc (Gast)


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>wie diese mit relativ einfachen Mitteln messbar

Das minimale Messmittel ist ein Spektrumanalysator bis 3GHz. Der Witz 
daran ist die logarithmische Empfindlichkeitsskala, sie ein Scope nicht 
bringt. Ein Antenne braucht man nicht wirklich. Zum Indentifizieren der 
stoerquellen verwendet man sogenannte Loopantennen. Das sind 4 Windungen 
Draht um einem Bleistift und einen 50 Ohm in Serie. Damit kann man den 
Strahler suchen gehen. Es sind nicht nur Bauteile, sondern kann auch das 
Layout sein. Das bedeutet, dass man mit einer einlagigen Leiterplatte 
schon verloren hat. Da ist alles Antenne. Eine Zweilagige ist das 
Minimum.

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