Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Muffensausen von großem Publikum


von dr-robotnik (Gast)


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Hallo Zusammen!
Jetzt ist es soweit.. nächste Woche muss ich auf einem größeren Kongress 
sprechen und habe jetzt schon Muffensausen. Ich kenne mich auf meinem 
Fachgebiet zwar ganz gut aus und kann mich gewönlich auch ganz gut 
präsentieren, aber wenn ich daran denke vor so vielen leuten (und auch 
noch englisch) zu sprechen wird mir heiß und kalt.
Wie bereitet ihr eich psychisch vor, wenn ihr vor größerem Publikum 
präsentieren müsst? Gibt es da gut funktionierende Tricks um ruhig zu 
bleiben (außer vieleicht sich die Leute nackt vorzustellen ;-) )
Viele Grüße, dr-robotnik

von peterguy (Gast)


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Da ich selbst bereits vor ähnlichen Situationen stand kann ich Dir nur 
einen Tip geben:

vorher ÜBEN und ÜBEN und ÜBEN.

D.h. wenn Du eine Präsentation halten musst, geht in einen leeren Raum 
mit Beamer und trag das Ganze einem Imaginären Publikum vor.
Wenn Du das 2-3 mal gemacht hast frag einen Kollegen/Freund, ober Du ihm 
das vortragen kannst.

Vorbereitung ist hier wirklich der Schlüssel zum Erfolg!!!

von Nighthawk (Gast)


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Hallo,

mir hilft immer mich gut auf den Vortrag vorzubereiten. Am besten den 
Vortrag 2-3mal durchgehen, sich evtl ein paar Gags zur Auflockerung 
einfallen lassen und schonmal vor Freunden/Kollegen/dem 
Partner/Stofftieren vortragen. Vor dem Vortrag und währenddessen immer 
daran denken: Kleine Fehler fallen meistens nur dir auf, die Zuhörer 
hören das Ding ja zum ersten Mal. Außerdem wirst du wahrscheinlich zu 
der Minderheit gehören, die dein Thema wirklich kennt. Direkt vor dem 
Vortrag hilft mir immer mich mit banalen Dingen zu beschäftigen, z.B wo 
stelle ich am besten meine Wasserflasche hin, wo meinen Laptop, wo ich 
mich usw. Das kannst du auch ritualisieren, das beruhigt dann auch ganz 
gut. Während dem Vortrag lass dich nicht von der Masse an Menschen 
beeindrucken, zieh einfach dein Ding durch und leg deinen Fokus darauf, 
den Vortrag gut zu machen.

Hoffe das hat jetzt ein bischen geholfen.

vg
Nighthawk

von brott (Gast)


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Ich kenn solche sachen auch.

Der 'Trick' an der Sache ist vielleicht, dass man da ein paar mal durch 
muss, bis es anfängt tatsächlich ein bisschen Spass zu machen diese 
Aufmerksamkeit zu genießen.

Die Tips die gefallen sind, sind schon gut. Es kann passieren (mir ist 
es jedenfalls schon passiert ;) ), dass man bei krasser anspannung so 
neben der Spur ist, dass das ganze nur noch als Film abläuft. Wenn du 
anständig geübt hast, ist das nichtmal ein Problem! - wenn du dabei an 
nackte Leute denkst, kanns peinlich werden ;)

Mit Englisch: kommt auf dein Englisch an, evtl. macht es sogar sinn, 
sich einen Text aufzuschreiben. Als letzte Notlösung, falls man 
ausklinkt g

Ansonsten geht es mir so, dass ein großes Publikum als deutlich 
angenehmer empfinde, als eine kleine Runde. Ich hab dann halt nur noch 
ne Masse vor mir und keine einzelnen Gesichter, die mich ablenken / 
deren Gesichtsausdruck ich unbewusst interpretiere.

Ansonsten vielleicht noch: auf die Zeit achten! - evtl. ne Uhr irgendwo 
platzieren oder die Powerpoint-Fernbedienungen verwenden, die 5 Minuten 
vor Ende vibrieren.
Und denk dran: Die Aufregung gehört dazu, die haben auch die Profis!

Viel Erfolg

von min (Gast)


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Mir hat auch geholfen, sich selbst beim Vortrag halten auf Minidisk oder 
(falls vorhanden) Videokamera aufzunehmen und danach zu analysieren.
Vortrag möglichst frei halten, also kein Redescript (nur im Notfall) in 
der Hand haben. Normalerweise reicht die Powerpointpräsentation als 
Leitfaden.

von byte (Gast)


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Halbe Flasche Rum.. das praktizieren ein paar FDP-Politiker recht 
erfolgreich. :)

Worstcaseverhinderung : Wenn du dir unsicher bezüglich deiner Nerven 
bist.. insbesondere bei so großen Sachen... must mit deinem Vortrag/Rede 
richtig Sattelfest sein. Am Besten 10-20mal Virtuell im Kopf 
durchgehen.. oder richtig aussprechen... also die Sätze auch wirklich 
ausformulieren . (nicht schriftlich ablesen, NICHT nur auswendig 
lernen, nix vor den Augen haben was ablenkt) Insbesondere den Anfang. 
Damit sich ein Großteil der Sätze, Formulierungen und der ganze 
Wortfluss ins Gedächtniss prägen. (wichtig) Der Effekt (so wars 
dan zumindest bei mir) ist.. das wenn du vor Nervosität fast kolabierst 
und einen Satz erwischt den du drin hast... diesen fast *automatisch 
runterleierst* . Dein Hirn klammert sich in diesem Moment an jeden 
Strohhalm. Du kannst in dem Moment vor lauter Nervostität noch nicht mal 
richtig Lesen. Aber was schon im Kopf ist, kommt auch raus. Das ganze 
Spielchen geht dann so ca. 2 minuten... und du vergisst vor lauter 
Gequatsche die Nervosität und kommst langsam ins Thema und dann läufts. 
(Sofern du dich mit der grundlegenden Thematik gut auskennst). Wenn dein 
Hirn das Mundwerk sprichwörtlich wieder eingeholt hat tickt alles 
richtig (cos phi = 1 :) ). Das is der Punkt wo manche Anfangs einen 
Blackout haben und nicht mehr ins Thema reinkommen. Hast du das sauber 
verinnerlicht zieht dich der Automatismus von selber rein. Wenn man das 
oft genug widerholt.. das man das "Grundgerüst" der Ansprache/Vortrag 
praktisch im Kopf hat.. stellt sich beim Üben auch ein gewisser Grad an 
Selbstsicherheit ein. Insbesondere wenn man den oben genannten 
Mechanismus kennt. Man weiß irgendwann das man automatisch reinkommt, 
egal was passiert. Und nochmal.. es geht nicht ums direkte 
Auswendiglernen.. sondern das einprägen des Wortflusses.

Das ganze ist allgemein eine reiche Übungssache, insbesondere wenns so 
viele Teilnehmer sind. Man stumpft mir der Zeit ab und wird bei jedem 
Vortrag ruhiger. Also möglichst oft solche Gelegenheiten nutzen.. dann 
wird man richtig gut. Die Herangehensweise oben hat mir Anfangs oft den 
Hals/die Ehre gerettet.

Einmal habens mich in meiner Firma böse geleimt. Ich sollte einen KVP 
für eine Produktionsmaschine vorstellen und war noch recht Grün hinter 
den Ohren. Gäste sind normal ein paar Abteilungsleiter und Meister etc. 
Termin war um 11. 5 vor 11 waren 5 Leute da. Suppi denk ich mir. Punkt 
11 stehen 120 Leute vor mir, unter anderem Vorstand, der Finanzvorstand, 
ein haufen Hauptabteilungsleiter etc. Und das is bei einem 
Automobilhersteller schon beachtliche Prominenz. Ich hab gedacht ich 
muss mich selber auf den Mond schießen. Aber.. nach 20sec war ich schon 
im Thema drin und es is gut gelaufen. So hat mich mein ehemaliger Chef 
trainiert, der alte Fuchs.

Es gibt auch noch viele andere Tricks. Jeder hat da so seine 
Eigenheiten. Manche schreiben den Vortrag in Stichpunkten und einmal 
komplett vormuliert nieder. Das Wissen das man im Worstcase den Text 
ziehen und einfach ablesen hat eine gewisse Psychologische 
Entlastungswirkung. Nach dem Motto.. der Vortrag kann nur mittelmäßig 
oder gut werden, ein Dissaster wirds keinesfalls. Und man sollte sich 
verinnerlichen das die meisten da draussen durchaus Verständniss für 
einen gewissen Grad an Nervostität haben. Da sind kaltschnäuzige 
Besserwisser als Vortragende schlechter dran. Diese ärgert man dann 
gerne mit unbequemen Fragen. :)

von Lt. d.R. (Gast)


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tja hätteste mal mal ne Reserveoffizier ausbildung gemacht, mit 20 vor 
ner Kompanie zu stehen bringt schon was.

von dr-robotnik (Gast)


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Vielen Dank für die zahlreichen Tipps und die aufmunternden Worte. Bei 
mir ist es so: wenn ich erstmal vorne stehe und im Fluss bin, dann fällt 
die Aufregung von mir ab und es macht sogar Spaß. Aber bis dahin drehe 
ich schier durch, weil ich mir die schlmmsten Situationen ausmale. Ich 
werde morgen den Vortrag vor Kollegen halten und am Wochenende 
konzentriere ich mich darauf, das Ganze immer wieder laut 
durchzusprechen, bis ich es im Schlaf aufsagen kann. Dann kann ich es im 
schlimmsten Fall einfach abspulen.

von min (Gast)


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kenn ich - aber danach gehts einem richtig gut -bis zum nächsten 
Vortrag.
Is halt so - selbst nach der Promotion;-)

von Michael (Gast)


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dr-robotnik schrieb:
> wenn ich erstmal vorne stehe und im Fluss bin, dann fällt die Aufregung > von 
mir ab...

Und das ist doch dann auch schon die "Lösung". Zumindest ist es bei mir 
genauso. Die Zeit davor, Puls bis zum Herzinfarkt, aber sobald es 
angefangen hat und die erste Minute vorbei ist, geht das alles von 
alleine. Und genau diese Erfahrung rede ich mir dann immer vorher so gut 
wie möglich ein "Mensch, diese eine Minute.... Die muss ich überstehen".
Und ganz ehrlich: Die Zeit ist jetzt wirklich nicht sooooo lang (auch 
wenn sie einem lang vorkommt :-))
Also genieße Dein Glück, dass Du nur Bammel vor dem Anfang haben wirst / 
musst / hast :-)

von klaus (Gast)


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1. Zeit nehmen für's betreten der Bühne, Einrichten sowie Beamer- und 
Mirkofoncheck

2. Langsam beginnen: Blick in die Runde, warten bis das Publikum ruhig 
wird, begrüssen, nochmals warten bis alle zuhören.

3. Atmung: Wenn man nervös ist, atmet man kürzer. Wenn man dabei noch 
sprechen muss, geht einem schnell die Luft aus und man bekommt eine 
zittrige und nervöse Stimme. Gut durchatmen und sich auch während dem 
Vortrag Atempausen gönnen.

4. Vortrag durch Pausen strukturieren.

5. Sich bewegen.


Zusammengefasst: Tempo aus der Sache nehmen. Häufig bedeutet Nervosität 
gleichzeitig auch Stress, den strahlt man dann auch aus und macht 
natürlich schnell blöde Fehler. Wer sich hingegen viel Zeit lässt, der 
strahlt Ruhe und Sicherheit aus und kann die Sache auch besonnener 
angehen.

von Florian *. (haribohunter)


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Jeder der da sitzt traegt mindestens 200gr Kacke mit sich rum.
(Dr.v.Hirschhausen?)

von oszi40 (Gast)


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Gute Vorbereitung hilft unheimlich.

Selbst wenn der Vortrag phantastisch ist, kann der Beamer noch die 
falsche Auflösung haben ...

von Thi L. (flothi)


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Ich bin seit vielen Jahren selber Ausbilder und hab schon einige 
Gruppengrößen durch (2-70 Zuhörer) - wie schon geschrieben: Gute 
Vorbereitung ist das A und O; die Präsentation habe ich immer zusätzlich 
noch auf nem Stick dabei, ein Notebook kann immer mal ausfallen (andere 
Formate helfen notfalls gegen die Tücken von PowerPoint, man kann auch 
mit pdf eine Präsentation halten!)

Ansonsten hilft mir: Vor dem Vortrag ruhig durchatmen, das Wissen, dass 
man sich ideal vorbereitet hat (man kennt seine Folien) und, ganz 
wichtig: Vorher nochmal auf Klo gehen - dein Vortrag geht gefühlte 2 
Stunden, wenn du währenddessen auf Klo gehen musst!

von Olli (Gast)


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Schön, dass es anderen auch so geht. Ich bin nächste Woche auch auf 
einer Konferenz, auf der ich einen Vortrag halten muss.
Wird doch wohl nicht die gleiche sein ...!? :-)

Ich bin bei sowas auch immer sehr nervös. Ich frage mich dann, "Werde 
ich dabei umkommen?", und da das vmtl. nicht der Fall ist, sieht die 
Sache gleich ganz anders aus. Außerdem geht es vielen anderen Rednern 
genauso.

von Thi L. (flothi)


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Immer dran denken: Auf der anderen Seite sitzen auch nur Menschen; und 
eine, sagen wir mal, freier gestaltete Präsentation wirkt auf mich als 
Zuhörer authentischer als ein auswendig gelernter und runtergerasselter 
Vortrag.

Also: Don't panic ;-)

von Rex Gildo jr. (Gast)


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Moin!

Ums vorweg zu nehmen, Vorbereitung ist wirklich der Schlüssel zum Erfolg 
;)

Ich weiss noch als ich bei der Nachbereitung des Praxissemesters vor 
fast ausschlieslich chinesischen Kommilitonen  nen Vortrag halten musste 
;)

50 Chinesen mit freudig erregtem Blick starrten gebannt auf meine Lippen 
:)

Angst hatte ich auch wie blöde. Kann allerdings auch sagen, nach einer 
Minute war alles verflogen. Man macht sich viel zu verrückt vorher.

von dr-robotnik (Gast)


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Hallo zusammen!
Also ich habe heute den Vortrag vor Kollegen gehalten und eure Tipps 
berücksichtigt. Und es ist gut gelaufen! Jetzt werde ich das Ganze 
noch'n paar mal durchgehen und dann bin ich zuversichtlich das es 
nächste Woche auch glatt läuft.
Vielen Dank noch mal und viele Grüße!

von dito (Gast)


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Studien haben gezeigt, dass nur ein minimaler Bruchteil der individuell 
gespürten Nervosität vom Publikum auch bemerkt wird. Es gibt auch viele 
gestandene Redner/Entertainer, die schon eine Woche vor ihrem Auftritt 
nichts mehr essen können....

Viel Erfolg für deinen Vortrag!

von dito (Gast)


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BTW: Ich habe häufig bemerkt, dass die Studenten, die Referate "spürbar 
locker genommen haben", häufig am Schlechteten waren.

von Bernd F. (metallfunk)


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Ich muss noch immer dran denken:

Bonn, Konrad-Adenauer-Haus, so ne Feier, von wegen bester
Lehrling in Deutschland.

Auf einmal kamen zwei Herren im Anzug und meinten:
"Ich sollte dann eine Rede halten"

Ich war 17, da saßen geschätzt 1000 Leute, einschließlich
des Bundespräsidenten.

Vorbereitungszeit 10 Minuten.

Seitdem kann mich nichts mehr erschüttern.  :)

von Bernd F. (metallfunk)


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Der Bundespräsident war damals der Herr Scheel.
( Ist also schon länger her! )

von Bernd F. (metallfunk)


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Aber eins hab ich noch lernen müssen.

Ich kann schneller reden, als die Mehrzahl der Leute
verstehen können.

Also schön langsam machen!

von Paul B. (paul_baumann)


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>Der Bundespräsident war damals der Herr Scheel.
Mein Gott Walter...

;-)
MfG Paul

von Paul B. (paul_baumann)


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>Ich kann schneller reden, als die Mehrzahl der Leute
>verstehen können.

Wie soll ich wissen, was ich meine, bevor ich gehört habe, was ich sage?

,-)
MfG Paul

von Bernd F. (metallfunk)


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Paul Baumann schrieb:
>>Der Bundespräsident war damals der Herr Scheel.
> Mein Gott Walter...
>
> ;-)
> MfG Paul

Ich sag ja, das ist schon länger her.

von Bernd F. (metallfunk)


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Paul Baumann schrieb:
>>Ich kann schneller reden, als die Mehrzahl der Leute
>>verstehen können.
>
> Wie soll ich wissen, was ich meine, bevor ich gehört habe, was ich sage?
>
> ,-)
> MfG Paul

Das Problem ist doch, wenn du schnell redest, bist du einfach
zu früh fertig !

von Bernd F. (metallfunk)


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Mal ganz ernsthaft:

Es macht Sinn, sich selbst auf Band aufzunehmen,
und die eigene Redegeschwindigkeit mit Nachrichten-
sprechern oder Moderatoren abzugleichen

Das hilft!

von Paul B. (paul_baumann)


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Hier ist auch ein gutes Beispiel für eine durchdachte Rede:
http://www.youtube.com/watch?v=Jxsnmkj5ZGk

MfG Paul

von Bernd F. (metallfunk)


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Paul Baumann schrieb:
> Hier ist auch ein gutes Beispiel für eine durchdachte Rede:
> http://www.youtube.com/watch?v=Jxsnmkj5ZGk
>
> MfG Paul

Der ist wirklich gut !

von trapp (Gast)


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von Michael H. (overthere)


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Vor großen Publikum zu sprechen ist wie Bungee-Jumping. Man sieht die 
hohe Brücke, man sieht die Fallstrecke und man denkt sich, das kann 
nicht gut gehen. Zum Glück hält einem dann (meistens) doch ein starkes 
Seil und das Gefühl ist berauschend und man fühlt sich als King-of-the 
World durch den Adrenalinstoss. Also nur Mut.
Fachliche Kompetenz ist schon mal ein gutes Fundament, also von dieser 
Seite schon mal garkein Grund zum Muffensausen. Ich versuche mal hier 
mal mein Wissen aus ein paar Rethorikkursen anzubringen:
1. Das man nervös ist mehrt man tausendmal stärker als der Beobachter, 
zumal von großer Entfernung. Desshalb ein "ooh my good, i'm that 
nervous" is more than suicide. Deshalb langsam, überlegt auf die Bühne 
gehen nicht rennen, nicht schlafen. Entschlossene Schritte, Kopf hoch, 
Brust raus. Der erste Eindruck zählt. DU bekommst NIEMEHR die Chance 
einen ersten Eindruck zu hinterlassen.
2. Der Mensch nimmt 2 Sachen mit, der ersten (richtigen) und den letzen 
Punkt. Desshalb bietet es sich an, mit dem anzufangen mit dem man 
aufhört. Was immer gut kommt, ist Leute mit was ganz speziellen, für 
dich typischen Gegenstands vor den Kopf zu stoßen, so dass sie es nicht 
verstehen können und dadurch aufwachen und dich in Erinnerung behalten. 
Sozusagen als einstiegsfolie, aber nicht länger als 1 Minute, spätestens 
dann sind sie ausgewacht oder wenn nicht, dann lass sie besser schlafen. 
Gut macht es zum Beispiel die eine Frau vom Kinofilm Up-in-the-Air-Film 
mit ihrem Glocal. In etwa ging das so: "Wenn sie auch nur ein Wort 
mitnehemen von meiner Präsentation, dann ist das dieses Wort. Glocal." 
Pause. Ein Schluck wasser. Raunen geht durch das Publikum, man erkundigt 
sich beim Nachbarn ob der damit was anfangen kann. Natürlich kann er das 
nicht, das ist ja auch Sinn und Zweck. Jetzt löst sie das Wort auf: 
Glocal ist ein Mischwort von Gobal and locale. Und das ist auch typisch 
für ihren folgenden Vortrag. So Sinn alle Wach. Denn der Mensch ist bei 
Präsentationen wie ein Röhrenverstärker. Er muss erstmal warm werden.
Was das jetzt speziell bei Robotik sein kann, keine Ahnung. Damals bei 
unserer Schulpräsentation für eine Bundensweit honorierte Projektarbeit 
haben wir alle Themengebiete aufgezeigt, die unser Projekt gestrieft 
hat. Ziel dieses einstiegs ist der Appetithappen. Das Ziel sollte es 
sein, das ganze als Praline zu gestalten, denn wenn man eine probiert 
hat (und sie war natürlich gut), ist schnell die ganze Packung gegessen.
Ideal ist es jetzt natürlich, wenn du das vom Anfang aufgreifst und so 
deine Präsentation beendest.
3. Jetzt zur Fachlichen Präsentation. Ich nehme mal an dass es 
Powerpoint wird. Da neigt man sehr dazu einfach von den Folien 
abzulesen. Deine Zuhöhrer sind keine Legasteniker! Desshalb auf die 
Folien nur eine kurze Zusammenfassung, kein Skriptum! Wenn du selber 
eine Merkhilfe willst, nutze dir kleine Karteikarten in einer dezenten 
Farbe (kein Rot), beschrifte sie groß und deutlich, einseitig und 
nummeriere sie. Ein taubu dabei ist es auch, mit einer Maus auf der 
Folie rumzumahlen, sodass sie nurnoch schwer zu erkennen sind.
Um mal ein Negativbeispiel zu nennen:
http://www.sec.in.tum.de/assets/lehre/ws0910/aud/kap4AlgorithmenentwurfAnnotiert1911.pdf
Wenn du etwas Spontan Hervorheben willst, leih dir einen grünen 
Laserpointer; führe bewusst langsame und überlegte Bewegungen aus; und 
wenn du nervös bist, dann lass es lieber mit dem Laserpointer. Denn der 
ist wie ein großer Hebelarm.
Zur Sprache: Langsam reden, ab und zu mal pausen machen, nicht 
durchrennen, ja keine Folien überspringen, nicht hin und herspringen 
(dein Publikum will ja noch deine aktuellen Folien anschauen!)
4. Noch einen Nachtrag: Solltest du eine Mikroanlage haben (nehme ich 
mal stark an, wenn es vor einen großen Publikum ist), dann ist es ein 
absolutes No-Go ans Mikrofon zu klopfen und/oder in hoher, quitischer, 
aufgeregter Stimme zu fragen: "Hören sie mich". Dein 
Vorredner/Ankündiger hat schon damit gesprochen, also geht es auch bei 
dir.
5. Noch ein Nachtrag: Bevor du Anfängst. Stell dich ans Rednerpult, 
schaue erwartungsvoll in die Runde, warte bis es ruhig wird, soltle es 
nicht ruhig werden versuch ein "Guten Tag" und warte ruhig und gelassen. 
Das dauert meistens so 20 bis 30 sec wenn die im Saal noch 
Kaffekränzchen machen. Dann nochmal ein "Guten Tag", 4 sec Pause, und 
dann fängste mit deiner Praline an.
6. Ende: Wie schon gesagt: Hier an den Ausgangspunkt zurückkehren. Und 
dann aber nicht damit aufzuhören sondern einen Ausblick zu gestalten. 
Z.B. Meine Roboter werden wahrscheinlich in einem Jahr noch das und das 
können und dass du nach dem Vortrag jederzeit gerne noch tiefgehendere 
Fachliche Fragen beantwortest. Absolut schlecht ist es, mit den Worten 
"ich bin fertig" aufzuhören. Das vermittelt deinen Zuhöhren. "Tape 
finished", also dass du deinen Vortrag nur runderlaierst. bzw. Sarg auf, 
Vortragender rein.

Fazit: Das war jetzt schon ein ganzer menge Tipps, es sind aber unter 
garantie lange nicht alle Tipps die es gibt. So kurzfristiges 
Intervenieren hift zwar, ist aber eher suboptimal, schau dich mal nach 
Rethorikkursen um, die gibts meistens billig (10E/day-20E/day) wenn du 
in einer Partei bist. Ich habe die Tipps jetzt relativ klar und unblumig 
formuliert, aber nichts wird so heiß gekocht wie es gegessen wird.

Ich wünsche dir viel Erfolg, lass dich nicht unterkriegen und berichte 
wie's war.

Michael

von Michael H. (overthere)


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Hier noch ein paar gute Reden: Auch das Intro von der Tante ist nicht 
schlecht; aber Cloonys Speech kommt an nichts ran:
http://www.youtube.com/watch?v=Ha2_W3EYws0
Und so sollte man es nicht machen:
http://www.youtube.com/watch?v=2wRYp39CeiI
okay, dann habe ich den Cloony mal weiter gesucht, der macht das genau 
so, wie man es macht wenn man keinen Theaser hat. Ein paar doofe 
Scherze. Obwohl er da etwas angeheitert vom Sekt ist; naja ist zwar 
grenzwertig aber gerade noch okay.
http://www.youtube.com/watch?v=C-NqjGyWtUw&feature=related (so die 
ersten Secunden.)
Okay, dann noch so nicht:
http://www.youtube.com/watch?v=ZV0YbYECU7A
Die gute ist viel zu aufgeregt, bringt garnichts auf den Punkt, weis 
nicht was sie sagen soll und kündigt gleichzeig an die Zeit zu 
überzeiehen und langweilt das Publikum.
Und da sieht man noch einen Fehler, den man selbst gerne macht. So 
banalitäten "Let me make my dress pritty" oder "I dont even remember her 
name", ist mehr als peinlich, lieber dann generisch ausdrücken. "Vielen 
Dank für eure Unterstützung". Einfach kein Improvisationstalent. Note 
für die Rede: 4.5 Und die Gestig. GRAUENVOLL
Und dann noch die Rede, die ich richtig gut finde:
http://www.youtube.com/watch?v=sTJ7AzBIJoI

von klaus (Gast)


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> absolutes No-Go

Vergesst das mit "dies ist ein No-Go", "jenes ist ein No-Go", "das ist 
ein Must", "jenes ist ein Must" usw. Fast alle Verbote und Vorschriften, 
die man in der Schule betreffend Vorträgen so hört, werden von zahllosen 
guten Rednern komplett missachtet ohne dass es im geringsten stört. 
Wichtig ist der Gesamteindruck, keine Details!

von dr-robotnik (Gast)


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Hallo zusammen!

Also vielen Dank nochmal für die zahlrechen Tipps, die aufmunternden 
Worte und die "Anteilnahme" ;-)

Die Konferenz ist rum und es ist alles gut gelaufen. Am Ende war ich 
sogar etwas enttäuscht, dass das Auditorium nicht soo groß war, wie ich 
ich es befürchtet hatte. Wie gesagt, das Vortragen an sich ist bei mir 
kein Problem, wenn ich erstmal drin bin fällt die Aufregung von mir ab 
und ich bin recht locker. Bis dahin bin ich natürlich erstmal etliche 
Tode gestorben ;-)

Ich habe mich an eure Tipps gehalten: vorher etliche Male vor Freunden 
durchgesprochen, bis ich den Text drin hatte, sodass ich ohne Notizen 
auskam, die Folien schön Übersichtlich gehalten (hauptsächlich Grafiken 
+ einige Schlagworte), das Wichtige schön farbig hervorgehoben, damit es 
hängen bleibt.

In der ersten Folie den Stand der Technik dargelegt, und was noch fehlt, 
in der letzten Folie nochmal kurz wiederholt nur dass das bisher 
Fehlende von uns erreicht wurde.

Ansonsten kann ich sagen, dass viel von der Aufregung dadurch 
rausgenommen wurde, dass ich nicht der erste an dem Tag war und vor mir 
schon einege Redner dran waren, teilweise mit grottigem Englisch und 
merklich aufgeregt, sodass als ich an der Reihe war, ich ziemlich cool 
geblieben bin.

Also vielen Dank nochmal und viele Grüße! Ich geh jetzt jedenfalls 
zufrieden ins Wochenende.

von Axel (Gast)


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Noch mal eins hintendran: Wenn man nicht mehr aufgeregt ist, wird es 
richtig gefährlich.

Dann hat man alle Chancen, das so richtig zu vermasseln.

Gruss
Axel

von Paul Baumann (Gast)


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>dass das Auditorium nicht soo groß war, wie ich
>ich es befürchtet hatte.

Gib zu: Das Auditorium bestand nur aus einer Person. Diese war weiblich
und Du hast ihr einen Heiratsantrag gemacht....
;-)
MfG Paul

von dr-robotnik (Gast)


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Paul Baumann schrieb:
> Gib zu: Das Auditorium bestand nur aus einer Person. Diese war weiblich
> und Du hast ihr einen Heiratsantrag gemacht....

Nee.. das ist schon lange erledigt. :-)

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