Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Darf man einen Rail-To-Rail OP dauerhaft in Sättigung betreiben?


von Holger (Gast)


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Hallo!

Ich brauche eine geregelte, spannungsgesteuerte Gleichspannung zwischen 
0,5V und 4V um damit das Tastverhältnis eines DRV102 einzustellen.

http://focus.ti.com/lit/ds/symlink/drv102.pdf

Mein Plan ist dafür z.B. einen INA333 als Differenzverstärker her zu 
nehmen, der aber dann sehr lange Zeit 4V Gleichspannung (also 0%PWM) 
liefern müsste.

http://focus.ti.com/lit/ds/symlink/ina333.pdf

Ist das guter Stil?
Ich weiß von normalen OPs, dass sie möglichst nicht in Sättigung gehen 
sollten, da das zu unerwünschten Effekten führen kann, aber wie sieht 
das mit Rail-To-Rail OPs aus?

Darf man das?!
Ist das vielleicht sogar der tiefere Sinn hinter Rail-To-Rail OPs?

Mir geht es in der Anwendung hauptsächlich um Gleichspannungen.
Frequenzen, die sich aus dem vorgeschalteten Regelkreis ergeben, bewegen 
sich deutlich unter 100Hz.


Viele Grüße,

Holger

von John D. (Gast)


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Das ist im Datenblatt des INA333 klar spezifiziert. Er kann 10kOhm bis 
etwa 50mV an VCC heran treiben. Du musst 19kOhm treiben und hast 500mV 
Luft (so dein VCC zwischen 4,5 und 5,5V liegt). Also kein Problem.

BTW: Das Datenblatt des DRV102 garantiert dir nicht, dass du 0 oder 100% 
Tastverhältnis erreichen kannst.

von Ina (Gast)


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>Ich weiß von normalen OPs, dass sie möglichst nicht in Sättigung gehen
>sollten, da das zu unerwünschten Effekten führen kann, aber wie sieht
>das mit Rail-To-Rail OPs aus?

Sättigung an sich ist keine Grund-Sünde. Es verschlechtern sich eben 
einfach ein paar Eigenschaften des OPamp. In der Regel bleibt er eine 
gewisse Zeit in der Sättigung "kleben", bevor er sie wieder verläßt und 
auch die Gegenkopplung funktioniert nicht mehr richtig. Aber ob das nun 
gut oder schlecht ist, hängt von der konkreten Anwendung ab.

Vorsicht, auch ein Rail-to-Rail kennt Sättigung, nur setzt diese später, 
also näher bei den Rails ein. Viele Rails-to-Rails sind das nur auf dem 
Papier. Wirklich ganz an die Rails kommt keiner. Da bleiben immer 
etliche mV, etliche 10mV oder etliche 100mV (je nach Ausführung) auf der 
Strecke. Weit bevor dieser Bereich erreicht wird, verschlechtert sich 
zusätzlich noch die Dynamik. Deswegen aufmerksam das Datenblatt lesen!!!

von Holger (Gast)


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@John
Danke, ich weiß immer nicht wie ich das "swing" in einem Datenblatt 
interpretieren soll... ein "swing" ist für mich rein Gedanklich keine 
dauerhafte Belastung, aber ich schätze dann ich werde mir einfach mal 
eine Schaltung zusammenlöten und gucken wie es sich in natura verhält 
:o)

Das DRV-Datenblatt spricht zwar immer nur von 10-90%, allerdings kann 
man im Dutycycle vs. Voltage-Diagramm auf Seite 5 eine Asymptote gegen 
0,5 und 4V erahnen, die ich auch so nachgemessen habe... und da man Upwm 
von 0,1V bis Vs aussteuern darf bin ich einfach davon ausgegangen, dass 
alle DRV102 unter 0,5V konstant Vs ausgeben und über 4V auf GND gezogen 
werden.

Falls einige das nicht tun habe ich in der Tat ein Problem.


@Ina
So lang sich nur die Dynamik verschlechtert kann ich damit leben, weil 
das System sich geregelt irgendwo zwischen 40% und 60% PWM bewegt und 
die Rails im Idealfall nicht berührt werden sollten.

Das blöde ist halt, dass 0V am Ausgang des DRV102 Vollgas für den INA333 
bedeuten würden, daher bin ich ein wenig um dessen Langlebigkeit 
besorgt.

Ich versuche eigentlich schon Datenblätter aufmerksam zu lesen, aber 
manchmal verstehe ich's einfach nicht.

von Ina (Gast)


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>Falls einige das nicht tun habe ich in der Tat ein Problem.

Das Datenblatt ist in dieser Hinsicht sehr verwirrend, weil es auf Seite 
10, links oben, einen Bereich von 10% bis 90% angibt, rechts oben aber 
einen Bereich von 0% bis 100%! Wahrscheinlich ist mit einer 
Steuerspannung mehr erreichbar als mit einem Steuerwiderstand?!?

>Das blöde ist halt, dass 0V am Ausgang des DRV102 Vollgas für den INA333
>bedeuten würden, daher bin ich ein wenig um dessen Langlebigkeit
>besorgt.

Vermeide solche Begriffe wie "Vollgas". Da gibt niemand "Vollgas". 
"Sättigung" ist ein ganz normaler Betriebszustand, den ein OPAmp, von 
ganz exotischen Ausnahmen abgesehen, beliebig lange aushält. Ein 
Verharren in der Sättigung ist für einen OPamp auch kein Belastungsfall, 
der ihm irgendwie weh tut. Dafür ist er gebaut. Wäre es anders, müßte 
eine ausdrückliche Warnung im Datenblatt stehen.

Also, ich habe mir beide Datenblätter angeschaut und kann keine größeren 
Probleme erkennen: Der INA333 hat eine "Overload recovery" von 75µec, 
die wohl in der gleichen Größenordnung liegen dürfte wie die "Settling 
Time". Ein längeres "Kleben" in der Sättigung kann ich daher nicht 
erkennen.

Von daher kann ich grünes Licht geben. Überprüfe trotzdem, wie der Chip 
aus der Sättigung herauskommt und ob er irgendwelche Kapriolen 
vollführt. Vergiß im Zusammenspiel mit dem DRV102 nicht den 1k 
Widerstand am Ausgang des INA333, weil dieser verhindert, daß die 
Spannung unter 0,1V anbsinkt, was der DRV102 wohl garnicht mag.

Im Vergleich mit anderen INSTamps fällt mir auf, daß die "Settling Time" 
mit rund 500µsec extrem groß ist. Damit ist er mehr als rund 100mal 
langsamer als ein normaler INSTamp. Beachte auch die sehr eingeschränkte 
Verstärkungs-Bandbreite! Für sehr schnelle Regelungen ist der INA333 
daher wohl eher nicht geeignet...

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