Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik komplexe Impedanz bestimmen ohne Leerlauf und Kurzschluss


von Scirius (Gast)


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Hallo!
Es geht um folgendes: Ich habe ein System, bei dem Sensoren auf eine 
PCI-Karte aufgelötet wurden. Diese Karte wird dann mit einem anderen 
System verbunden und dort über AD5933 die Impedanz bestimmt. Das Problem 
dabei ist, dass die Zuleitungen von den Sensoren zu den AD5933 (das sind 
im übrigen Impedanzkonverter) die Messung verfälschen und das scheinbar 
in Abhängigkeit von dem verwendeten Bauteil welches ich Anschließe (also 
vmtl Parallele Störimpedanz).
An sich würde ich die Kabelwiderstände per Kurzschluss- und 
Leerlaufmethode bestimmen. Dies ist allerdings durch die AD5933 nicht 
machbar, da dieses Bauteil nur Impedanzen im Bereich von 20k - 10MOhm 
auflösen kann. Den Kurzschluss kann ich somit nicht erfassen.
Zudem läuft die Messung im Bereich 1kHz bis 100kHz ab.
Versuche nun schon seit mehr als einem Monat das Problem zu lösen und 
ein ESB für die Störung zu charakterisieren. Im übrigen soll diese 
Bestimmung möglichst alleine mit den Impedanzkonvertern erfolgen, damit 
diese Kalibrierung unabhängig von anderen Geräten stattfinden kann.

Ich hoffe ihr könnt mir helfen,
Scirius

von Purzel (Gast)


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Weshalb braucht man lange Zuleitungen zu den Sensoren, man kann den 
AD5933 auch zum Sensor hin bewegen. Der AD5933 benoetigt ja nur ein paar 
Signale ueber ein Flachband.

von Scirius (Gast)


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An sich schon, das Problem daran ist aber, dass die Sensoren nach 2 bis 
3 Messungen hinüber sind, da mit aggressiven Chemikalien gearbeitet 
wird.
Deshalb soll das ganze so realisiert sein, dass die Sensoren durch die 
PCI-Karte ausgetauscht werden können.
Nachteil daran ist halt, dass dadurch Zuleitungen entstehen :/

von Reinhard Kern (Gast)


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Hallo,

du wirst prinzipiell nicht zwischen den Eigenschaften des Kabels und dem 
was dranhängt unterscheiden können, jedenfalls nicht im Impedanzbereich 
- im Zeitbereich ginge das (Time Domain Reflectometer), aber das ist 
eine ganz andere Baustelle und wahrscheinlich auch viel zu aufwendig. Es 
bleibt daher nur die Möglichkeit, einen festen Wert zur Kalibrierung 
anzuschalten, etwa wie man statt eines Pt100 einen präzisen 100 Ohm 
Widerstand anschalten könnte. Es muss ja nicht Kurzschluss und Leerlauf 
sein, Werte dazwischen gehen auch, sollten aber natürlich den Bereich 
der Messwerte abdecken.

Gruss Reinhard

von Robert (Gast)


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Um welche Art "Kabel" handelt es sich denn? Wenn es sich um salopp 
"Strippe" handelt, dann wird das TDR sehr ungenau Aufschluss geben, da 
der erste Übergang schon den Step so gut wie totalreflektiert.
Die ADs lassen sich doch auf bekannte Widerstände normieren oder? Ich 
hatte die vor längerer Zeit mal am Wickel und da war wohl was mit 100 
und 1k oä. Widerständen zum Kalibrieren. Diese würde ich möglichst exakt 
bereitstellen (bedeutsames parasitäres Zeug für den genannten 
Frequenzbereich vermeiden) und die Kalibrierung der ADs dann eben 
inklusive Zuleitungen mit diesen Normalen. Damit wäre der 
Ereignishorizont am Ende der Zuleitungen (deren Beitrag also 
eingerechnet) und was dann noch zu Fehlmessungen beiträgt würde eben von 
den Sensoren kommen (?)
Nebenbei bemerkt - es muss sich bei den Zuleitungen schon um 
Gartenschlauch handeln, um exorbitant lange Kabel, auf Trommeln 
gewickelt oder sonstwie parasitär verzeucht oder es geht bei der Messung 
um milli-µ, damit diese hier (100k?)so drastisch wirksam werden.
 Da brauchts mehr Detailinfo.

von Scirius (Gast)


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Erst einmal: Vielen Dank für die Antworten

Das mit dem normieren Werten wurde einmal auf 511kOhm durchgeführt (zu 
dem Zeitpunkt war nichts anderes da). Seitdem versuche ich die Fehler, 
welche bei Messungen mit anderen Elementen wie etwa Kapazitäten etc 
entstanden sind auf eine gemeinsame Schaltung zurückzuführen. Als 
Referenzmessungen werden dabei immer die Bauteile ein weiteres mal mit 
einem Agilent 4299A gemessen. Diese Werte werden dann verglichen und 
daraus der Fehler im Real- und Imaginärteil etc. ermittelt.

Bei den Zuleitungen handelt es sich um die Leiterbahnen der Platinen, 
auf denen die Sensoren bzw. AD-Elemente aufgebracht sind. Ich gebe zu, 
dass "Kabel" eine seeehr unglückliche Bezeichnung war, sorry.
Jedenfalls muss für die Messung das ganze sehr Präzise ablaufen. Vor 
allen beim Phasenwinkel entstehen in den oberen Frequenzbereichen 
unterschieden von fast 10° was für die Messung sehr schlecht ist.
Wie Robert schon richtig vermutet hat, soll das ganze so genau wie 
möglich sein, da kleinste Änderungen fehler in der anschließenden 
Verarbeitung und Beurteilung liefern.

von Pfnott (Gast)


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Leiterbahnen sollten auch bei 100kHz keinen Einfluss haben.

von Scirius (Gast)


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@Pfnott: Sollte heißt nicht, dass es auch in der Realität so ist :/
ich würde ja nichts posten, wenn da kein Einfluss wäre :/

von Hauspapa (Gast)


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Wenn ich das richtig verstanden habe müsstest Du parasitäre Kapazitäten 
im milliFarad Bereich haben damit sich das so schlimm auswirkt 
(Phasenverschiebung). Ich würde eher nach Störungen suchen. Alternative: 
Du hast da sehr grosse Induktivitätswerte die noch nicht genannt sind 
und Probleme mit Resonanzstellen.

Gibt es ein Ein-/ Ausgangsfilter welches dir wenigstens HF Einkopplungen 
(und ESD) vom Leib hält?

schöne Woche
Hauspapa

von Scirius (Gast)


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Von der Idee mit der parasitären Kapazität und sogar evtl einer 
parasitären Induktivität gehe ich auch aus, nur weiss ich nicht genau in 
wiefern diese Werte vom Messobjekt abhängig sind und das ist ja das 
Problem :)

Mit Resonanzstellen gibt es keine Probleme, das einzige was eben 
auffällt: Je höher die Frequenz, desto höher der fehlerhafte Anteil beim 
Messwert. Daher gehe ich mal davon aus, dass ich eine Kapazität in 
Parallelschaltung bzw eine Induktivität in Reihenschaltung zu meinem 
Messobjekt besitze und die Ursache der fehler bildet. Nur scheiterte bis 
jetzt jedes Modell bei der Ermittlung der parasitären Werte. Habe es mit 
einer einzelnen Induktivität und Kapazität versucht und auch mit dem 
klassischen ESB einer Leitung aus R,C,L und G. Leider hat es nie perfekt 
geklappt :/

Einen Filter enthält das System nicht, was natürlich suboptimal ist wie 
ich zugeben muss x_x

von Pfnott (Gast)


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Der AD5933 enthaelt einen ADC. Wenn man den mit EMV, sprich radiativen 
Stoerungen beschickt, misst der Mist. Wie werden Radiowellen bis 3GHz 
ferngehalten ? Was sind die allgemeinen EMV Massnahmen?

von Scirius (Gast)


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Ich habe grade noch einmal bei der Bauteilbeschreibung der AD5933 
nachgesehen. Diese besitzen einen internen Tiefpassfilter. Auch wenn es 
nicht direkt erwähnt ist, gehe ich davon aus, dass dieser einen 
Durchlassbereich bis etwas über 100kHz besitzt. Somit dürften externe 
Störungen von Feldern über 100kHz eher einen geringen Anteil (wenn 
überhaupt besitzen).

von Hauspapa (Gast)


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Ein paar zusätzliche Informationen währen schon noch gut:

Erwarteter Ergebnisbereich bei welchen Freuquenzen,
Was ist das für ein Sensor, oder wenigstens das elektrische 
Ersatzschaltbild, wie gross sind die Kabellängen? Was für Kabel?

Was misst Dein Oszi wenn Du Dir die Signale anschaust (insbesondere 
Rauschen / Störungen)? Wie ändern sich dabei die Messwerte und ist das 
mit den ungefähren Tastkopfdaten plausibel?

Nur mal so zur Info: Durch ein versehen haben wir mal den Reset Pin vom 
uC quer durch ein Auto gezogen. Nur ein Pullup dran, sonst nichts. Ist 
keinem aufgefallen, gab nur gelegentlich ein paar Einträge im 
Fehlerspeicher und nach 6 Monaten kam das gute Stück mit defektem uC 
zurück. Seit dem mach ich Eingänge nie ohne Minimalschutz 
(Serienwiderstand, Kondensator, Schutzdiode).

von Pfnott (Gast)


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>Ich habe grade noch einmal bei der Bauteilbeschreibung der AD5933
nachgesehen. Diese besitzen einen internen Tiefpassfilter.

So ein Filter ist natuerlich nicht EMV tauglich. 1GHz, zB vom 
Mobilfunkgeraet, kommen da natuerlich trotzdem durch.

von Scirius (Gast)


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Gut, daran habe ich natürlich nicht gedacht.
Habe bis jetzt nur theorie von der Elektrotechnik gehabt und naja, das 
ist praktisch die erste Schaltung ^^

@Hauspapa:
>Erwarteter Ergebnisbereich bei welchen Freuquenzen,
>Was ist das für ein Sensor, oder wenigstens das elektrische
>Ersatzschaltbild, wie gross sind die Kabellängen? Was für Kabel?

Der Ergebnisbereich bewegt sich zwischen 200k und 10MOhm für die 
Impedanz.
Der Sensor an sich ist ein impedanzsensor, der kapazitiv mit der 
gemessenen Substanz gekoppelt ist. Dabei ändert sich dann das Signal in 
abhängigkeit der Leitfähigkeit des jeweiligen Messobjektes. (Mehr darf 
ich dazu nicht sagen)
Der Sensor spielt für die bisherigen Betrachtungen weiterhin keine 
Rolle, da zuerst mit Rein ohm'schen Widerständen und kapazitäten 
gemessen werden soll, um zu kalibrieren.
Die Kabel bzw. die Leiterbahnen haben eine länge von ca 3cm. Das Problem 
wird wohl eher der PCI-Slot sein, bei dem die Kabel der anderen Kanäle 
wie antennen wirken. Jedoch bezweifle ich das, da immer nur ein 
Sensor/Kanal mit Spannung gespeist wird.

Die Signale vom Oszi und meinem System stimmen zum Großteil überein. 
Störanteile und Rauschen sind minimal, wodurch nur die Änderungen der 
Daten in einem Bereich von ca 0.1% verändert werden.
Daher betrachte ich dieses Problem nicht weiter. Ich vermute halt dass 
die Kabel einen störenden einfluss haben. Werde heute oder morgen noch 
einmal eine Messung mit einer reinen Kapazität, einen reinen ohm'schen 
Widerstand und anschließend einer Parallelschaltung der Elemente 
vornehmen. Vielleicht liefert mir dies mehr informationen, wie das ganze 
Zusammenhängt.

p.s.: Entschuldigt, dass die Antwort solange gebraucht hat, bin nur 
nebenbei mit umziehen beschäftigt und daher grade etwas im Stress

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