Forum: Digitale Signalverarbeitung / DSP / Machine Learning OFDM: wieso zuerst IFFT?


von Tobias P. (hubertus)


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Hallo allerseits,

ich befasse mich gerade mit der OFDM. Im Prinzip habe ich verstanden, 
wie es funktioniert. An einem Punkt stehe ich jetzt aber auf dem 
Schlauch:
Warum muss beim Sender die IFFT verwendet werden und beim Empfänger die 
FFT? im Prinzip könnte man es doch auch umkehren und zuerst FFT machen, 
beim Empfänger wieder IFFT. Es gibt aber einen Grund, warum man es so 
nicht macht, aber den habe ich vergessen und finde es in meinen Notizen 
nicht wieder.


Was auch noch eine interessante Frage ist:
Die OFDM benötigt ja eigentlich komplexe Datensymbole. Die werden dann 
in den OFDM Modulator gegeben und der macht das (ebenfalls 
komplexwertige) OFDM-Signal. Wie kommen die komplexwertigen Symbole 
zustande? fasst man einfach z.B. alle geraden Bits als Realteil und die 
ungeraden als Imaginärteil auf? Irgendwie habe ich da ein bisschen ein 
durcheinander, weil man ja immer komplex rechnet, aber die Daten sind 
reell und das zu sendende Signal ist ja eigentlich auch reell.

von Detlef _. (detlef_a)


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>>>Warum muss beim Sender die IFFT verwendet werden und beim Empfänger die
FFT?

Die binären Daten werden bei der OFDM im Frequenzbereich einem Träger 
und einer Konstallation zugewiesen bzw. extrahiert. Also: 
Amplitude/Phase aller Träger entsprechend der Binärdaten zuweisen -> 
IFFT -> Übertragung -> FFT -> Extraktion Binärdaten.

>>>>>
Wie kommen die komplexwertigen Symbole
zustande? fasst man einfach z.B. alle geraden Bits als Realteil und die
ungeraden als Imaginärteil auf? Irgendwie habe ich da ein bisschen ein
durcheinander, weil man ja immer komplex rechnet, aber die Daten sind
reell und das zu sendende Signal ist ja eigentlich auch reell.

Nein, du hast einen Binärdatenstrom, der ist durch diverse 
Verarbeitungsstufen schon durch, das sind rohe bits. Von denen fasst du 
dann z.B. 8Bit=1Byte zusammen und weist eine von 256 Konstellationen 
(Amplitude/Phase) zu. Auf diesen einzelnen Träger hast Du dann 8 Bit 
moduliert. Das machts du mit allen Trägern und setzt das Signal damit im 
Frequnzbereich zusammen. Dann mit IFFT in den Zeitbereich und senden. 
Empfangen umgekehrt.

Cheers
Detlef

von M4PP3T (Gast)


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Ich befasse mich gerade während meines Studiums im Rahmen einer 
Praxisarbeit mit der Implementierung eines OFDM-Systems auf Basis eines 
FPGAs.

Wie bereits erwähnt werden die Nutzdaten zunächst parallelisiert und auf 
die Unterträger verteilt. In meinem Projekt nach QAM16 und 
Gray-Code-Mapping siehe 
http://www.dsplog.com/2008/06/01/binary-to-gray-code-for-16qam/. Es 
können hier aber auch andere Verfahren wie QPSK oder eine höherstufige 
QAM verwendet werden. Das so entstandene Spektrum wird dann mittels IFFT 
in den Zeitbereich transformiert. Das heißt im Frequenzbereich wird die 
Phase und die Amplitude eines jeden Trägers festgelegt. Mittels IFFT 
wird aus dieser Unterträgerkonstellation dann das eigentliche 
OFDM-Signal, welches dann die einzelnen Unterträger mit deren zuvor 
festgelegten Phasen und Amplituden enthält. Das so entstandene 
OFDM-Signal ist allgemein ein komplexes Signal. Es besitzt also Real- 
sowie Imaginär-Teil. Über einen reellen Kanal, z.B. ein Kabel, kann man 
allerdings nur entweder den Real- oder den Imaginär-Teil übertragen 
nicht aber beides gleichzeitig.

Dieses Problem kann nun auf zwei Arten angegangen werden:
1) Wählt man beim Spektrum die Symetrie:
 Das heißt für den Realteil eine gerade Symetrie und für den 
Imaginärteil eine ungerade Symetrie, so entsteht nach der IFFT ein rein 
reelles Signal. Dieses besitzt dann keinen Imaginärteil und kann leicht 
ohne Informationsverlust übertragen werden. Um deine Frage zu 
beantworten: Die komplexen Signal kommen also dadurch zustanden, dass 
mein ein Spektrum wählt das diese Symetrie eben nicht aufweist.

2) Man verwendet für die Übertragung nur Unterträger bei positiven 
Frequenzen. Für ein solches Signal, welches "analytisches Signal" 
genannt wird, sind dann Real- und Imaginärteil nicht mehr unabhängig 
voneinander. Der Zusammenhang lässt sich mit Hilfe der 
Hilbert-Transformation darstellen 
(http://nt.eit.uni-kl.de/fileadmin/lehre/guet/skript/Signale_und_Systeme/K12.pdf). 
So lässt sich der Imaginärteil dann im Empfänger durch die 
Hilbert-Transformation des Realteils gewinnen. Die 
Hilbert-Transformation lässt sich außerdem relativ leicht mit einem 
FIR-Filter annähern. Es ist so also völlig ausreichend wenn man von dem 
komplexen Signal, welches nach der IFFT entsteht, nur den Realteil 
überträgt. Der Empfänger kann daraus dann den Imaginärteil 
rekonstruieren.

Ist das Symbol dann beim Empfänger angekommen kann dieser dann die FFT 
verwenden, um das Spektrum das im Sender aus den Nutzdaten erzeugt wurde 
zu erhalten. Erst dann kann demoduliert werden. Weiterhin sollte man ein 
Pilot-Symbol verwenden, welches verwendet wird um die 
Übertragungsfunktion des Kanals zu schätzen. Hat man diese kann man 
recht leicht im Frequenzbereich die Verzerrungen auf den Unterträgern 
kompensieren.

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