Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik NE612 anwenden


von Nesbit (Gast)


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Hallo

ich möchte ein Audiosignal von einem Mikrophon auf eine ZF von 10.7 MHz 
hoch mischen. Dazu möchte ich gerne einen NE612 (oder SA612) Mischer 
verwenden. Ich weiss aber jetzt gerade nicht, wie ich den Mischer 
beschalten soll, denn es verwirrt mich etwas dass alle Ports Balanced 
sind.

Eines ist klar: am Oszillator Input (Pin 6) lege ich meine ZF von 10.7 
MHz an. Also ein Sinussignal mit 10.7 MHz. Über die Amplitude bin ich 
mir noch nicht ganz klar. Laut Datenblatt muss die Amplitude aber auf 
jeden Fall grösser als 200 mV sein. Dann muss mein Audiosignal an den 
beiden Pins 1 und 2 eingespiesen werden. Aber wie mache ich aus meinem 
Single Ended Mikrophonsignal im Bereich 100 Hz ... 2.7 kHz ein Balanced 
Signal für den Mischer?

Oder gibt es vielleicht einen besseren IC als den 612er, um mein 
Vorhaben zu realisieren?

von Jens G. (jensig)


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>beiden Pins 1 und 2 eingespiesen werden. Aber wie mache ich aus meinem
>Single Ended Mikrophonsignal im Bereich 100 Hz ... 2.7 kHz ein Balanced
>Signal für den Mischer?

Einfach mal Datenblatt lesen - steht doch drin (Single-ended untuned 
input)

von Nesbit (Gast)


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Hallo,

ja das habe ich gesehen. Was ich vergessen habe zu erwähnen:
Ich habe die Schaltung mal auf einem Steckbrett aufgebaut, als LO 
benutze ich einen Funktionsgenerator und für mein "Audiosignal" benutze 
ich (im Moment noch) einen zweiten Funktionsgenerator. Es funktioniert 
zwar, aber auf dem Spektrumanalyser kann ich sehen, dass der LO sehr 
stark durch kommt. Ich vermute, dass das daran liegt, weil meine 
Ansteuerung unbalanced ist, oder?

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Vielleicht liegt das auch daran, dass ein Steckbrett für xx MHz nicht 
sonderlich gut ist. Nehm dir mal nen Stücken Basismaterial und löte das 
darauf schön kompakt zusammen, dürfte schon viel besser sein.

von Nesbit (Gast)


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O.K. ich werde das morgen mal ausprobieren. Gibt es sonst noch etwas, 
was ich beachten sollte?

von frank (Gast)


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Poste doch mal den verwendeten Schaltplan!

von Günter Lenz (Gast)


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Nesbit schrieb:
>Oder gibt es vielleicht einen besseren IC als den 612er, um mein
>Vorhaben zu realisieren?

Was ist das Ziel? Möchtest du ein Doppelseitenbandsignal
erzeugen? Das geht auch mit einem Diodenringmischer.

>ein Balanced
>Signal für den Mischer?

Das heißt, das Signal soll symetrisch sein.
Das kannst du mit einem NF-Übertrager machen.

von Nesbit (Gast)


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Hallo,

eigentlich möchte ich ein Einseitenbandsignal erzeugen. Dazu will ich 
mit dem NE612 ein Doppelseitenbandsignal erzeugen, wo ich dann eines der 
beiden Seitenbänder herausfiltern kann. Das dazu nötige Filter besitze 
ich bereits, das müsste Funktionieren (Bandbreitte 3 kHz).

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Der Link zum Datenblatt:
http://www.nxp.com/products/rf/rf_if_building_block_ics/SA612AD.html#showall
die DIL-Version ist abgekündigt, SO-8 gibts noch. Weitere Applikationen 
sind hier keine genannt, es gab aber welche.

Es gibt sogar ein Buch zum SA612 mit einer großen Sammlung von 
Schaltplänen (ein Platinenlayout von mir ist auch dabei):
http://www.box73.de/product_info.php?products_id=1241

Es gibt kaum noch andere ICs die nur aus einem Gilbert-Mischer bestehen, 
SO42P wird schon lange nicht mehr produziert
http://www.alldatasheet.com/datasheet-pdf/pdf/45567/SIEMENS/S042P.html
IAM81008 oder 82008 waren mal für mehrere GHz verwendbar
http://www.alldatasheet.com/datasheet-pdf/pdf/64728/HP/IAM-82008.html
auch lange vorbei.
MC1496 könnte es noch geben

von Nesbit (Gast)


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Hallo

meinen Versuchsaufbau habe ich wie im Anhang gezeigt zusammengelötet.
Grundsätzlich ist es so, dass der Mischer in der Tat mischt: im Spektrum 
kann ich 10 MHz + 1kHz sehen, sowie 10 MHz - 1 kHz. Es funktioniert also 
grundsätzlich. Leider schlägt aber mein Träger voll durch. Ich habe 
schon versucht, eine optimale Einstellung der Amplituden der beiden 
Funktionsgeneratoren zu finden. Leider ohne Erfolg, den Träger sehe ich 
immer. Zweitens habe ich auch versucht, die Trägerunterdrückung zu 
verbessern, indem ich am R1 etwas rum drehe. auch das bewirkt nicht 
viel, der Träger ist immer da.

Was mache ich falsch?

Grundsätzlich bin ich nicht abgeneigt, einen anderen IC als den 612 zu 
verwenden. Ich will es einfach irgendwie schaffen, mein Signal hoch zu 
mischen. Also meiner Meinung nach brauche ich daher nicht unbedingt eine 
Gilbertzelle, von mir aus kann es auch ein Diodenring sein, nur sollte 
es einigermassen gut den Träger unterdrücken. Die Frage ist, wie man das 
macht. Ich will ein Audiosignal von einem Mikrophon auf 10.7 MHz hoch 
mischen.

von Günter Lenz (Gast)


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Nesbit schrieb:
>Leider ohne Erfolg, den Träger sehe ich
>immer.

Auch wenn die die 1kHz abgeschaltet wird?
Dann hast du irgendwas falsch gemacht.

von Jens G. (jensig)


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>Was mache ich falsch?

Du mußt einen balanced Output nutzen. Siehe DB ... Dann erst wird das 
Oszisignal unterdrückt.

Auserdem - Du erwähntest ein Oszipegel von mindestens 200mV. Aber da 
steht auch was von maximal 300mV Upp - vielleicht pumpst Du einfach zu 
viel rein.

von Günter Lenz (Gast)


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Nesbit schrieb:
>Oder gibt es vielleicht einen besseren IC als den 612er, um mein
>Vorhaben zu realisieren?

Den Diodenringmodulator kann man in beide Richtungen verwenden,
als Modulator und als Demodulator. Als Modulator entsteht
ein Doppelseitenbandsignal. Als Alternative gibt es noch
als Mischer den A220 oder TBA120 oder SO42.
Ob die besser sind weiß ich nicht.

von B e r n d W. (smiley46)


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Mit einem Übertrager am Ausgang sollte sich das Oszillatorsignal besser 
rauskompensieren. Wenn ich mich recht erinnere steht im Datenblatt was 
mit -45dB.

von Nesbit (Gast)


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Hallo

@Günter
danke dir für den Plan. Ich werde das auch ausprobieren. Für die beiden 
kleinen Trafos habe ich noch Schweinenasen da, damit sollte das wohl 
gehen. Wie hoch sollten die Pegel deiner Meinung nach sein, bzw. welche 
Amplitude sollte das NF-Signal in etwa haben`?

@Bernd
o.k. ich versuche es noch mit dem Trafo. Noch eine andere Frage:
Schlussendlich möchte ich den NE602 mit einem selbergebauten Oszillator 
betreiben. Im Voraus kann ich nicht so genau abschätzen, wie hoch der 
Pegel vom Oszillator sein wird, aber angenommen der Pegell ist 
wesentlich höher als 200 mV, ist es 'erlaubt', ein Poti in den Signalweg 
des LO zu bauen, um den Pegel einstellen zu können, oder ist das Murks? 
Wie würde man es richtig machen?

von B e r n d W. (smiley46)


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> Wie hoch sollten die Pegel deiner Meinung nach sein

Der Standard-Oszillatorpegel beträgt bei Schottky-Dioden 7 dBm, bei 
1N4148 etwas mehr, ca. 10dBm. Als maximalen Signalpegel würde ich für 
den Anfang 100mV Spitze probieren. Es empfiehlt sich, die Schwellwerte 
der Dioden zu vermessen und vier identische zu verbauen. Außerdem die 
Drähte verdrillen, bifilar wickeln und möglichst alles symetrisch 
aufbauen. Sonst ist die Trägerunterdrückung am Ende noch schlechter.

> ein Poti in den Signalweg des LO zu bauen

Das kann man so machen. Der Oszillatoreingang ist recht hochohmig, je 
nach Frequenz möglicherweise um 10 kOhm. Oder nach dem Ermitteln der 
optimalen Amplitude einen festen Spannungsteiler einbauen. Da der NE612 
mit 17 dB verstärkt, evtl. mit einem Eingangspegel von ~20mV beginnen.

Gruß, Bernd

von Nesbit (Gast)


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Hallo Bernd

O.K. werde ich heut Abend testen. Noch eine Frage. Wenn ich allenfalls 
doch einen Diodenring benutze, dann kann ich das Poti im LO-Pfad auch 
weglassen, oder? ich denke der Diodenring wird tendenziell weniger 
schnell übersteuert, als der empfindliche NE612? ich hatte auch mal 
Experimente mit Dioden gemacht, und dort habe ich gesehen dass man recht 
grosse Pegel braucht.

Den selbergebauten Diodenringmischer habe ich allerdings wieder 
verworfen, weil er viele Oberwellen produziert hatte (vmtl. war meine 
Symmetrie schlecht). Ich hatte ihn mit drei verdrillten Drähten auf 
einer Schweinenase gewickelt und 1N4148 verwendet, aber diese hatte ich 
vorher nicht selektiert, was wohl der Fehler war.


Gruss

von B e r n d W. (smiley46)


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> das Poti im LO-Pfad auch weglassen

Ein Dioden-Ringmischer funktioniert am Besten, wenn er auf allen drei 
Seiten mit 50 Ohm abgeschlossen wird. Der Oszillator sollte also an 
einem Ausgang mit 50 Ohm Innenwiderstand 7 dBm zur Verfügung stellen, 
bei 1N4148 dann 10 dBm. Das NF-Signal kann von einem OPV mit 
nachgeschaltetem 47 oder 51 Ohm Widerstand kommen. Der Spekky hat 
sowieso einen 50 Ohm Eingang.

Die korrekte Funktion des Modulators kann mit Hilfe eines 
Zweiton-Generators überprüfen werden (Beispiel):
http://www.dl2jwl.de/DL2JWL/zweiton.html

> weil er viele Oberwellen produziert hatte

Da die Dioden vom Oszillator durchgeschaltet werden, wird aus dem 
Oszillatorsstrom ein abgerundeter Rechteck. Ein Dioden-Ringmischer 
erzeugt immer Oberwellen, diese werden durch das Seitenbandfilter 
entfernt. Wichtiger ist ein unterdrückter Träger, dieser sollte auf die 
Flanke des Filters fallen und wird dort nur um ca. 20dB bedämpft. 
Zusammen ergibt das trotzdem eine Unterdrückung von ~60dB.

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