Forum: HF, Funk und Felder Gibt es ein optimales LC-Verhältnis für gekoppelte Schwingkreis-Filter?


von Urs_B (Gast)


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Guten Sonntag allerseits!

Gibt es ein optimales LC-Verhältnis für kondensatorgekoppelte 
Schwingkreis-Filter wie das hier?

http://www.qsl.net/aa3sj/Images/80m-Filter.jpg

von HST (Gast)


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Nein.

Die Dimensionierung solcher mehrkreisigen Filter ist alles andere als 
trivial. Das LC-Verhältnis hängt u.a. davon ab, wie die relativ 
hochohmigen Sektionen an - wie hier - 50 Ohm angepasst werden (hier 
durch die Serien-Cs an den Enden). Bei mehrkreisigen Filtern gibt es 
verschiedene Topologien wie z.B. Tschebyscheff oder Butterworth. Die 
Koppelelemente, L/C-Werte hängen von vielen Faktoren ab wie Bandbreite, 
Welligkeit, usw., die z.B. in entsprechenden Tabellen mit normierten 
Zahlenwerten dokumentiert sind.  Dazu kommt der Einfluss der Spulengüte 
auf Filterkurve und Durchlassdämpfung.
Kannst ja mal unter "Bandfilter-Design" suchen.

Hier noch ein Link von W7ZOI mit ein paar praktischen Berechnungen:
http://w7zoi.net/qststuff.html
Da findest du unter "EMRFD-Stuff" einige Artikel über Bandfilter und 
ihre Berechnung. Ein Freeware-Simulator wie "RFSim99" hilft auch zum 
Verständnis.

MfG, Horst

von B e r n d W. (smiley46)


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>> Gibt es ein optimales LC-Verhältnis für kondensatorgekoppelte
>> Schwingkreis-Filter wie das hier?
> der Einfluss der Spulengüte auf Filterkurve

Ich dreh mal die Antwort um, für jede Frequenz, Bandbreite, Welligkeit 
der Durchlasskurve und Güte der Bauteile gibt es ein anderes Verhältnis, 
um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

von Urs_B (Gast)


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Danke die Herren!

Eine Butterworthcharakteristik wäre gut.

Ich habe ein Programm installiert, es heißt AADE Filter Design.
Damit kann man die Filter berechnen und die Durchlasskurve anschauen.

Dort bekommt man einen sehr kleinen Wert für das L vorgegeben.

Bei einem 50 Ohm Filter ist ein kleines L wahrscheinlich günstig wegen 
der Spulenverluste.

Die Werte dort kommen mir aber sehr klein vor.

Kann man sagen, für ein 50 Ohm Filter für 1810kHz bis 2000kHz 3dB und 
drei Resonanzkreisen ist genau diese Induktivitätsgröße die beste?

von HST (Gast)


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Hallo Urs,

AADE ist schon mal ein gutes Programm für solche Entwürfe. Bei Filtern 
mit relativ kleiner Bandbreite (<20%) und 50 Ohm gibt's eben kleine 
L-Werte. Solange man L noch gut realisieren kann, ist das auch ok. Das 
hat übrigens mit der erreichbaren Spulengüte nichts zu tun (Qu hängt von 
vielen Parametern und nicht nur von L oder Windungszahl ab). Ich hatte 
oben schon angegeben, dass man aus praktischen Gründen (höheres L) 
einfach die Design-Impedanz höher wählt (z.B.500-1000 Ohm) und die 
Anpassung an 50 Ohm eben durch die Serien-Cs an den Enden bewirkt. Hier 
ist man ziemlich frei, es macht die Berechnung allerdings etwas 
komplizierter.
Zusätzlich ist es auch lohnend, sich mit der Thematik näher zu 
beschäftigen um ein Gefühl für die Dimensionierung zu bekommen. Daher 
mein Link oben (einer von vielen).

Es gibt auch Excel-Blätter, die solche Filter bis 4 Polen genau zu 
berechnen gestatten, wobei man L und seine Güte Qu vorgeben kann.
Die kannst du hier finden:
http://www.bartelsos.de/dk7jb.php/bandpaesse-horst-dj6ev

MfG, Horst
P.S. Filter mit C-Hochpunktkopplung haben den Nachteil, im oberen 
Sperrbereich eine deutlich flachere Dämpfungskurve aufzuweisen. Besser 
sind entweder kapazitive Fußpunktkopplung oder sog. Meshfilter mit 
Serienkreisen.

von Hein3 (Gast)


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Bedankt für die Verlinkungen und die Erklärungen!
Es gibt viele Möglichkeiten.

Eine konkrete Antwort würde mich interessieren.

von Helmut S. (helmuts)


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Das Verhältnis sqrt(L/C) zur Nennimpedanz (z. B. 50Ohm) wird durch die 
vorgegebene Filtercharakteristik bestimmt. Wenn man halt schmalbandige 
Filter mit steilen Übergängen vom Sperrbereich zum Durchlassbereich 
fordert, dann werden im Allgemeinen auch die L/C Verhältnisse extremer.

Eine weitere Lösung wären der Einsatz von Trafos. L wird 4 mal größer, 
wenn man die 50Ohm auf z. B. 200Ohm transformiert (1:2 Trafo -- Filter 
-- 2:1 Trafo).

von Urs_B (Gast)


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Das würde mich interessieren.

Wie berechnet man ein solches Filter?

Können wir es an einem Beispiel durchexerzieren?


Ein Filter für 160m soll folgende Eigenschaften haben:

-Z_ein = Z_aus = 50 Ohm

-drei gekoppelte Schwingkreise

-am Eingang soll hochtransformiert werden, am Ausgang soll wieder 
runtertransformiert werden (50 Ohm auf 200 Ohm oder größer)


Mit AADE kann man es auf diese Weise nicht berechnen, glaube ich (dort 
kann nur über Kondensatoren ein- und ausgekoppelt werden).

von HST (Gast)


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Warum siehst du dir denn die im Link angegebenen Artikel von W7ZOI nicht 
an? Dort sind doch die Berechnungsgänge genau aufgeführt. Das geht eben 
nicht mit simplen Kochrezepten.

Wie schon gesagt, es existiert kein optimales L/C-Verhältnis bei 
mehrkreisigen Filtern. Die Filtercharakteristik (Tscheby, Butterworth 
usw.) und die resultierende Filterkurve werden nur durch die Zahl der 
Resonatoren, die Kopplungswerte (k & q in Tabellen) und passender 
Abschlussimpedanz definiert und keinesfalls durch das L/C-Verhältnis.

Man kann z.B. ein 3.5MHz-Filter mit L=1µH oder auch L=20µH konstruieren 
ohne dass sich die Filterkurve ändert. Dein Beispiel am Anfang benutzt 
ein L von ca. 2,6µH. Der Wert von L (und der resultierenden C's) wird 
einfach durch praktische Erwägungen (vernünftig realisierbare Werte für 
L und C) frei gewählt. Die Anpassung an z.B. 50 Ohm wird dann eben durch 
Trafos, LC-Glieder oder C realisiert.

Die erwähnten Excel-Blätter machen genau das für Butterworth bzw. 
Tscheby mit 0,1db Welligkeit, wobei auch die Leerlaufgüte Q der 
Induktivitäten berücksichtigt wird (mit sog. "predistorted k & q 
parameters").

Falls du Zugang zu einem der ARRL-Handbooks hast, sieh' da unter Kapitel 
11 (Jahr 2010/11, Kap.12 in 2007) nach. Wie schon von mir erwähnt, gibt 
es ansonsten im Internet Tonnen von Tutorials.
MfG,  Horst

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