Forum: Offtopic Piratenpartei lehrt Etablierten das Fürchten oder?


von Aufreger (Gast)


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http://www.heise.de/newsticker/meldung/77980

Eine ernstzunehmende Kraft? Etwa der letzte verzweifelte Versuch einer
ganzen Generation des elektronischen Zeitalters sich gegen ihre
Entrechtung durch Besitzstandswahrer und deren Lobbyvertreter zu
behaupten oder nur eine "Freibierpartei" mit einer "alles ist
umsonst" Mentalität pupertierender verzogener Bälger? Steht am Ende
demnächst eine deutliche Veränderung unserer Parteienlandschaft bevor
oder geht diese neue Kraft noch bevor sie richtig zum Zuge kommt unter
schallendem Gelächter der Öffentlichkeit sang und klanglos unter? Wird
man Angst vor diesen Leuten machen, sie in die Nähe der Illegalität ja
sogar des Terrors rücken oder wird man eine Wahlalternative mit solch
einem Namen in keiner bekannten Zeitung und in keinem Fernsehbericht
auch nur erwähnen?

von Martin #. (martin-)


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Eine ernstzunehmende Kraft?
Das kann man noch nicht sagen.

>>Etwa der letzte verzweifelte Versuch [...] oder nur eine
"Freibierpartei"
Wenn das was im Artikel steht stimmt, ist es eher das erste.

Besonderes das gefällt mir:
"Wir[...] wollen den gläsernen Staat statt den gläsernen Bürger"

von Aufreger (Gast)


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Mir gefällt die Idee ebenfalls. Da ja stetig mehr nach Kontrolle
geschriehen wird (beispielsweise des Internet) ist es mehr und mehr
wichtig den Gedanken der informationellen Freiheit öffentlich zu machen
(bis jetzt gibt es kaum Bewustsein dafür). Ob das mit Hilfe einer neuen
Partei noch dazu mit diesem Namen gelingt wird man sehen.

Der Begriff der "Piraterie" ist allgemein nicht gerade positiv
besetzt, da hat die RIAA und Konsorten leider erfolgreich für gesorgt.
Deshalb halte ich persönlich die Idee einer neuen Partei so einen
fragwürdigen Namen zu geben für nicht besonders glücklich.

Auf der anderen Seite ist es positiv, Gleichgesinnte in anderen Ländern
zu haben (z.B. Schweden), so dass daraus gewissermaßen eine globale
Bewegung werden könnte. Etwas Provokation (wegen dem Namen) ist
wahrscheinlich auch notwendig, um überhaupt erst mal Gehör zu erlangen.


Es kann einfach nicht wahr sein, dass mittlerweile z.B. sogar unser
noch bestehendes Recht CDs für den privaten Rahmen zu kopieren von dem
Lobbyistenpack gewisser Verwerter ständig in Frage gestellt wird und
gezielt Fehlinformationen unter den Menschen Verbreitung findet (siehe
Kampagnen).

Auch z.B. der Ausblick auf hochauflösendes Fernsehen und Filme auf
Blue-ray Speichermedien (IFA) bringen neue Fragen des Zugangs und der
Nutzung zu diesen Informationen und vor allem auch mit Sicherheit neue
Einschränkungen für die Anwender.

Grundverschlüsselung und auch GEZ-Gebühr (das Minenfeld, Aua!) sind
ebenfalls wichtige Themen, sowie natürlich hier im Speziellen das
Filesharing und die rechtlich unhaltbaren Auswüchse der Abmahnindustrie
(Stichwort Streitwert).

Lustiges Begleitwerk, während ich gerade den Text hier schreibe fragt
im ZDF eine nett ausschauende Moderatorin auf einem Stand der IFA in
die Runde ihrer Zuschauer "Wären Sie bereit demnächst für digitale
Inhalte zu bezahlen?" (Moderatorin schwungvoll in freudiger
Erwartung). Anwort des ersten Zuschauers: "Nö!", der Zweite anwortet
"ich nicht!", der dritte sagt, auf Nachfrage der Moderatorin, ob es
ihm nicht 3 Euro im Monat Wert wäre, sinngemäß "ich auch nicht!".

Richtig so! hehe

PS: Nix gegen spezielle ZUSÄTZLICHE Inhalte zu einem akzeptablen Preis
(z.B. das normale Programm gleichzeitig in zwei Qualitätsstufen. Einmal
so wie jetzt frei und gleichen Inhalt zusätzlich hochauflösend gegen
eine fäire Gebühr (und am besten endlich mal den ruf-mich-an-Scheiß
ebenfalls gegen Gebühr anbieten). Aber das, was bis jetzt
werbefinanziert und damit umsonst war den Leuten auf einmal gegen extra
Kohle anzubieten? Nein, Danke! Das brauche ich nicht!

von Aufreger (Gast)


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Hier nochmal zwei Meinungen (nicht von mir) zur Piratenpartei so wie ich
es auch etwa sehe:

http://www.heise.de/newsticker/foren/go.shtml?read=1&msg_id=11209152&forum_id=105197

http://www.heise.de/newsticker/foren/go.shtml?read=1&msg_id=11209758&forum_id=105197

Finde übrigens die Resonanz auf das Thema im Heise bemerkenswert (das
Thema polarisiert wohl stark).

von mr.chip (Gast)


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Hallo

Es ist höchste Zeit, dass es eine Partei gibt, welche diese Themen
angeht und vorallem: auch etwas davon versteht! Ob es zum Erfolg wird,
bezweifle ich: Ich fürchte mal, die Mitglieder da sind zu freakig, zu
denkerisch, vielleicht auch zu ideologisch. Es sind wohl keine
Machtmenschen mit eindrücklicher Erscheinung, Rhetorik und
entsprechender Lobby. Ob man (heute) ohne das Politik machen kann?

Gruss

Michael

von Martin #. (martin-)


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>>Ich fürchte mal....
Und ich fruchte die Leute sind einfach zu Vernünftig, und vernünftige
Leute habe heut zu tage schweren Stand.
Populisten und Schreier habe wieder Hochkonjunktur.
Wenn ich mir es recht überliege würde wohl eine:
"Wie wollen weiter für lau kommerzielle Software saugen, und keiner
darf uns das streitig machen" - Partei
mehr Erfolg haben.

von Aufreger (Gast)


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Letzteres wäre ja dann wieder die eingangs erwähnte Freibiermentalität
(sauuuuugen bis die Platte kracht) :). Da muss der neue Verein
vorsichtig sein, dass nicht Erwartungen (besonders bei Jugendlichen)
geschürt werden, welche die Partei gar nicht erfüllen kann oder möchte
(für kompletten Wegfall der Urheberrechte eintreten).

Inhalt sollte eher sein heute noch vorhandene Rechte, die ebenfalls
bald zur Disposition stehen könnten (Privatkopie, Verschlüsselung,
Anonymisierung), ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Einer Kontrolle
des Internet womöglich durch staatliche Stellen gilt es bereits im
Ansatz zu widersprechen. Der Gedanke einer Kultur-Flatrate ist auf
jeden Fall sehr interessant.

Man muss sich nur mal klarmachen, dass in zunehmenden Maße der einfache
Mausklick zur Gefahr für den unbedarften Nutzer und dessen Nachwuchs
wird. Zunehmend droht Kindern die das Netz gerade für sich entdecken
und ohne Bedenken (und ohne Aufsicht) durch den schnellen Klick weiß
der Geier was runterladen juristischer Ungemach (ich denke dabei gerade
nicht an zwölfjährige Technikfreaks die sich auskennen und bewusst
runterladen, sondern an sagen wir mal AOL-Nutzer ;)).

Während in der Vergangenheit ausschliesslich die Sorge vorhanden war,
die Kiddies könnten mit gewissen Bildern in kontakt kommen (und dann
den Eltern blöde Fragen stellen :)), müssen heute die Eltern Angst
haben, dass urplötzlich ein Brief von der Staatsanwaltschaft eintrudelt
oder nicht viel besser, der Briefkopf einer Anwaltskanzlei sich im
Brillenglas des aus allen Wolken fallenden Erzeugers spiegelt.

Ich weiß nicht ob die Mitglieder zu "freakig" sind, aber es wurde
wirklich höchste Zeit ein Gegengewicht zur Verwertungsindustrie zu
schaffen (die aus meiner Sicht ja auch ihren Stellenwert hat; aber
bitte, LEBEN UND LEBEN LASSEN!).

http://www.kaltundheiss.de/ppd/gallery2/main.php?g2_itemId=26

Hier die "Freaks" in voller Aktion, die Säbel gewetzt und auf in den
Kampf %-§ (soll angeblich Piratensmilie sein, naja)

von Aufreger deluxe (Gast)


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> Ich weiß nicht ob die Mitglieder zu "freakig" sind, aber es
> wurde wirklich höchste Zeit ein Gegengewicht zur
> Verwertungsindustrie zu schaffen

Das Gegengewicht ist doch schon da: NPD

von Martin #. (martin-)


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Wie ich schon erwähnt habe, heut zu tage scheint bei vielen die Vernunft
nicht mehr vorhanden zu sein.
Jetzt kommt einer an, und preist die braune-Brühe als gegen Gewicht zu
Verwertungsindustrie.

von Aufreger deluxe (Gast)


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Vernunft, LOL. Du willst mir doch nicht sagen, das die Tatsache, dass
seit Jahrzehnten die Deutschen schön brav CDU und SPD wählen, als
Vernunft zu bezeichnen sei.

Nicht das ich die "braune-Brühe" als DIE Lösung ansehe, stellt sie
aber in jedem Fall ein -wenn auch fragwürdiges- Gegengewicht dar.

Eure ganzes Gepinze nervt. Kommt zu Potte und bewegt mal was. Solange
aber über 50% von euch der Meinung sind, dass CDU und SPD in der Lage
sind, euch aus der Scheiße zu ziehn, ist in 20 Jahren der Ofen aus.

Hiermit will ich mich aber auch ausdrücklich als NPD-Nichtwähler
darstellen. Ich bin seit 12 Jahren Protestnichtwähler. Denn es gibt
drei Möglichkeiten:

1. nicht zu Wahl gehen
2. einen ungültigen Stimmzettel wählen
3. eine rechte Partei wählen

Nun 2) und 3) scheiden aus, also was bleibt?

von Punktrichter (Gast)


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Hochintelligent "Aufreger deluxe"!
Du bewegst was in Deutschland.
0 Punkte für Deine Beiträge.

von Unbekannter (Gast)


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Wie ich schon bei Heise schrieb:

Da sich mit CDU, SPD, FDP und Grünen nix ändert, alle nur für die
allabendenlichen Nachrichtensendungen einen Show-Kampf im Bundestag
aufführen, um anschließend zusammen ein Bierchen drinken zu gehen,
gesponsert vom Konzern XYZ, kann man auch mal eine andere Partei
wählen, die mit ihrem kleinen Parteiprogramm wenigsten mal 100% der
eigenen Ansichten vertritt, und nicht nur 1%, wie die großen
"Volks"-Parteien.

Schaut euch mal das Durchschnittsalter der Berufspolitiker der
etablierten Parteien an. Die kapieren aufgrund ihrer Lebenserfahrung
garnicht, um was es bei der Informationsgesellschaft geht. Die sind
nicht im Stand nachzuvollziehen, was z.B. Softwarepatente bedeuten,
oder Patente auf Gene (!!!) oder auf Geschäftsmethoden. Die verstehen
auch nicht, wohin eine Total-Überwachung des Bürgers führt, obwohl es
die DDR gerade mal etwas mehr als 15 Jahre nicht mehr gibt.

Lustig auch, wie die etablierte Presse ihre Maschinerie gegen die
Piraten anwirft. Da wird von der "Filesharer-Partei" die "Software
umsonst kopieren will" gesprochen, und die Parteigründer sind "junge
Computerfreaks sogenannte Nerds" usw. Es werden die üblichen Klisches
herausgekramt. Auf die Kernthemen wie Überwachungsstaat, Patentwesen,
Informationelle Selbstbestimmung, transparante Verwaltung, Open-Access
etc. wird natürlich nicht eingegangen.

Mein Parteiaufname-Antrag ist übrigens heute morgen per Fax auf die
Reise gegangen. Und ein Blick in andere Länder ist auch ganz
interessant. In Schweden wurden die Piraten erst Anfang dieses Jahres
gegründet. Doch nur wenige Monate später hatten die schwedischen
Piraten schon mehr Mitglieder als die schwedischen Grünen!

von Aufreger (Gast)


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Wenn sich nix ändern würde, gäbe es kein ALG-II (Hartz-IV); keine
Verschärfung des Urheberschutzes; keine Verhandlungen über eine
Gesundheitsreform; keine Mehrwertsteuererhöhung; keine von der
Regierung an die Industrie verschenkten Verschmutzungszertifikate, die
der Bürger mit dem Strompreis dann teuer bezahlen darf (gestern Frontal
21); keine unsinnigen Steuergeschenke, die die Industrie mit
Arbeitsplatzabbau quittiert; keine unsinnig umgesetzte ROHS-Richtlinie
(ElektroG) usw.

Es ist auch bei weitem nicht alles schlecht, was die letzte und auch
diese Bundesregierung beschlossen hat bzw. beschließt (die vernünftigen
Entscheidungen werden ja nicht strittig diskutiert und gehen einem
schnell aus dem Sinn. Schönes Wetter bekommt keine Titelseite, der
Orkan bekommt den "Aufmacher" - Begriff den Günter Wallraff damals
verwandt hatte) und dann gibt es ja auch noch die Länderregierungen.

Wer glaubt denn, dass eine NPD oder eine andere Brüllorganisation
INSGESAMT bessere Entscheidungen für die Mehrzahl der Bürger
herbeiführt?! Da würden sich vielleicht ein paar national Gesinnte
freuen, aber mit kritischen Sendungen a' la Frontal 21 wäre dann wohl
Schluss. Hier lohnt ein Blick nach Polen auf die derzeitige Regierung.
Ein beachtlicher Teil der Polen ist entsetzt über das politische Klima,
das das Brüderpaar entfacht hat (die Karrikatur der Titanic eines Kürbis
mit dem Gesicht eines der Brüder hat der Bundesregierung eine offizielle
polnische Protestnote gebracht - wurde aber von Berlin formal
zurückgewiesen (ich hätte als Antwort die Birnengrafik des Altkanzlers
zurückgefaxt :)).

Wir brauchen nach meiner Ansicht weder ein völlig neues Parteinspektrum
noch eine andere Staatsform. Was wir "Normalos" (die Mehrheit, der
kleine Mann, der Durchschnittsverdiener) brauchen, ist mehr Einfluss
auf unsere Volksvertreter, nämlich dass sie auch weitgehend in unserem
Sinn entscheiden (also ein vertretbares Urheberrecht; eine
menschlichere ALG-II Regelung; eine Bildungspolitik die ihren Namen
verdient; eine Gesundheitsreform die für alle Bezahlbar bleibt; eine
gescheite Arbeitsmarktpolitik usw. - sind alles Riesenfelder, bei denen
es in der Entscheidungsfindung an Fallen und Fallgruben hineinzutappen
nicht mangelt (schwere Materie).

Die Piratenpartei kann da ihren Teil leisten, indem sie das Feld
"Freiheit der Informationsgesellschaft" beackert und damit den
herkömmlichen Parteien auf den Zahn fühlt, so dass diese sich dann in
unserem Sinn mit diesem Themenkomplex auseinandersetzt.

Immerhin wird immer öfter (wie bisher noch nie, nach meinem Empfinden)
der Lobbyismus als Problem für viele Entscheidungen öffentlich
diskutiert (z.B. heute bei Heiner Bremer zwischen Fritz Kuhn, Grüne
(den ich sehr schätze, diskutiert immer sehr sachlich, wenig Polemik)
und Ronald Pofalle, CDU. Gerade in den beiden wichtigen Bereichen
Gesundheit und Energie hat es den Lobbyismus in voller Ausprägung. Je
öfter Journalisten diesen Fakt unseren Spitzenpolitikern um die Ohren
hauen, desto weniger wird sich Politik auf die Dauer von diesen Gruppen
steuern lassen können.

Es braucht mehr öffentlichen Druck, dann wird die Geheimniskrämerei der
Einflussträger zumindest immer schwieriger und für alle durchsichtiger.

Ab und an gibt es auch gute Ansätze, die aus dem Bundestag kommen. Z.B.
gibt es einen Entwurf für die Gründung eine Art "GmbH für den kleinen
Mann" aufzulegen. Mit 100 Euro Pauschalkosten, zu genehmigen innerhalb
von 24 Stunden, soll diese Rechtsform die leichte und sichere
Selbstständigkeit ermöglichen (Vorbild ist wohl die engl. Limited
(ltd), aber mit anderen Schwerpunkten).

So wie einst die Grünen mit ihrer Gründung wichtige Bürgerbegehren in
die bis dato verkrustete Parteienlandschaft gebracht hatten (damals als
absolute Aussenseiter, in den Augen der Öffentlichkeit ein Club
langhaariger, arbeitsscheuer Quertreiber und Aufrührer), so kann die
PPD den "Laden" in Berlin kräftig aufmischen und sich (was sehr
wichtig ist) als DEMOKRATISCHES Sammelbecken längst abgewandter
Wählerschichten beweisen (und möglicherweise den braunen im Osten
Stimmen wegnehmen). Vorausgesetzt, sie kommen so weit.

von mr.chip (Gast)


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> Inhalt sollte eher sein heute noch vorhandene Rechte, die ebenfalls
> bald zur Disposition stehen könnten (Privatkopie, Verschlüsselung,
> Anonymisierung), ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Das ist das wichtigste! Diese Rechte müssen ins öffentliche
Bewusstsein kommen. Man muss darüber diskutieren und die Leute sollen
verstehen, dass und was diese Rechte bedeuten!

von Aufreger (Gast)


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Eben! Und weil es so schön passt und wer es noch nicht kennt:

http://www.wirhabenbezahlt.de/

von Tobias (Gast)


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* Online Musik muss billiger werden!

Warum? Wenn sie zu teuer ist, kaufe ich sie eben nicht. So abhängig
kann man doch nicht von Musik sein.

* Digitale Musik muss überall laufen!

Warum? Wenn sie bei mir nicht läuft, kaufe ich sie eben nicht. So
abhängig kann man doch nicht von Musik sein.

* Kopierschutz muss abgeschafft werden!

Warum? Wenn es sich nicht kopieren lässt, kaufe ich es nicht. So
abhängig kann man von einem Produkt nicht sein.

Fazit: wenn jeder brav den Kram kauft, wird sich auch nichts ändern.
Also einfach keine Musik mehr kaufen und ihr sollt mal sehen, wie sich
das ändert. Jeder mault rum und jeder kauft das Zeug. Das kann es wohl
nicht sein.

von Martin #. (martin-)


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Argumente wie:
- Online Musik muss billiger werden!
- Digitale Musik muss überall laufen!
- Kopierschutz muss abgeschafft werden!

hören sich nach eher nach "Freibier".
Wenn jemand die überteuerte, DRM-verkrüppelte, "Musik" sagen wie mal
bei iTunes kauft, dann ist er selber schuld, geschieht ihm recht,
Dummheit soll bestraft werden.

Das eigentlich Problem ist, dass die Verwertungsindustrie (hier
"Musik"-Industrie) versucht sich ein Monopol darauf zu sichern, Musik
zu produzieren und vertreiben zu dürfen.
Wie bei Mafia, man stellt sich dem Wettbewerb nicht sondern liquidiert
die Konkurenz.

von Aufreger (Gast)


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Freibiermentalität lese ich aus der Seite nicht heraus. Es steht dort ja
nix von "umsonst", sondern von preiswerter.

Das Argument "wer kauft ist selber dran schuld" ist mit verlaub
gesagt zynisch. Genauso gut könnte man sagen wer Gammelfleisch kauft
ist selber dran schuld oder wer gefährliche Elektrogeräte kauft ist
selber dran schuld. Hier geht es um Verbraucherschutz! Der Käufer
Durchschnittskäufer weiß weder was von Rootkits, noch weiß er welcher
Kopierschutz welche Eigenschaften in seiner häuslichen Umgebung
entfaltet (Abspielbarkeit, Weiterverkauf, Häufigkeit der Nutzung,
Langfristigkeit, Konvertierbarkeit in andere Formate etc.)

Gerade Tobias zweiter Satz spricht Bände: "Wenn sie bei mir nicht
läuft, kaufe ich sie eben nicht". Ob es läuft oder nicht kann man erst
NACH dem Kauf wissen und dann ist es zu spät.

Der Kopierschutz bei Musik-CDs ist nach meiner Ansicht aber nur ein
kleiner Teil aus dem Komplex "informationelle Selbstbestimmnung",
also nicht alles daran festmachen (Text oberhalb lesen!).

von Martin #. (martin-)


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>>sondern von preiswerter
ein Musik-Anbieter darf für seinen Kram so viel verlangen wie man will,
es geht hier nicht um Grundversorgung.
Man protestiert gegen seine hohen Preise indem man bei diesem Anbieter
nichts kauft.

>>Gammelfleisch....
Dem Gammelfleisch kann man es nicht unbedingt ansehen, dass es
vergammelt ist, ich bezweifle es auch, dass es irgendwo an der
Fleisch-Theke Gammelfleisch als Gammmelfleisch verkauft wird.
Das gleiche gilt für gefährliche Elektrogeräte, sie werden als sichere
verkauft.

Bei der Musik weiß man voran man ist, und sich einer für 1.99Euro eine
Datei aus dem Internet zieht die er 5mal abspielen darf, dann ist
selber schuld.

>>Ob es läuft oder nicht kann man erst NACH dem Kauf wissen und dann
ist es zu spät.
Ja, natürlich das darf nicht sein, dass da Sachen verkauft werden die
ggf. nicht Funktionieren und gleichzeitig nicht zurückgegeben werden
dürfren.

Der Punkt ist, dass für Konkurenz die Tür offen bleiben müssen, dann
wird sich die Sache von alleine erledigen.

von Aufreger (Gast)


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Martin, es geht nicht darum dem Musikanbieter einen Preis zu diktieren,
sondern um den fairen Wettbewerb. Die MI beklagt das massenhafte
Kopieren ihrer Tonträger durch Filesharingnetze und reagiert mit
Kampagnen, die die Nutzer kriminalisieren (auch mit
Falschbehauptungen!) und mit Techniken, die die Käufer entmündigen oder
zumindest in ihren Rechten einschränken.

So wie man dem Gammelfleisch nicht ansieht, dass es gammelig ist, sieht
man der CD nicht die Un-CD an.

Man muss sich mal eines klarmachen, die Verwerter haben kein Interesse
dem Käufer MEHR RECHTE ALS NOTWENDIG für das Produkt einzuräumen. Die
Unkenntnis des Durchschnittsanwenders über DRM-Techniken wird
ausgenutzt und die technischen Rafinessen werden in den Vordergrund
gerückt. Die Verwerter werden alles tun, um das kommende HD-TV als
schöne, neue, bunte Welt anzupreisen und gleichzeitig alles lassen,
wenn es um die Freiheit des Kunden geht den Bildinhalt nach seinen
Wünschen und Vorstellungen zu verwenden.

Die "Liste" mit dem Kleingedruckten bez. dem, was Otto Normal später
machen oder besser NICHT machen darf wird stetig länger werden.
Deswegen gilt es solche "Verhinderungstechniken" generell auf den
Prüfstand und in Frage zu stellen und nicht den Angaben der Verwerter
einfach zu trauen ("Sie können alles tun, DRM behindert Sie nicht").

Ein schönes Beispiel zu Werbeversprechen der Industrie (jetzt nicht
DRM) war im Editorial der c't vom 18/2006 zu lesen. Noch gar nicht
lange her, da waren große Flachbildschirme das Neuste vom Neusten und
absolut zukunftstauglich. Später gab es das Zertifikat "HD ready" und
die Käufer der Geräte "ohne" mußten sich schon vorkommen, als hätten
sie alten Schrott für teuer Geld gekauft. Jetzt gibt es "True HD" und
Käufer, die noch im Sommer bei der WM sich haben animieren lassen ein
"HD ready" Gerät zu holen, bekommen das Gefühl, nach wenigen Monaten
schon wieder ein überholtes Gerät, einen Ladenhüter, ein unausgereiftes
Produkt gekauft zu haben. Pech, nicht wahr?!

Auf sinkende Umsatzzahlen mit verschärftem Urheberrecht, Lobbyismus und
DRM zu reagieren ist nicht der richtige Weg. Ich glaube viele würden
lieber ein professionell gemachtes, gekauftes  Album ihrer
Lieblingskünstler besitzen, als einen nackten Download auf der Platte
und vercryptete, versteckte Datenträger zu horten. Letzteres ist eine
Frage des Preises und der angebotenen Form und das die Künstler nicht
gerade den Reibach bei den hohen CD-Preisen machen, ist auch allgemein
bekannt.

Aber wie schon gesagt, hier geht es um mehr als nur Musik-CDs. Die
Qualität der Bildung (um die steht es ja allg. nicht zum Besten) hängt
vom freien ungehinderten Zugang zu Wissen ab. Man kann nicht auf der
einen Seite lebens langes Lernen einfordern und auf der anderen Seite
den Wissensaustausch fortwährend mit einer
Doppelseite-Kleingedruckten-Zustimmerklärung (die keiner versteht 1))
ausbremsen (oder das Austauschen von Fachliteratur schon als
kriminellen Akt betrachten).

1) habe mir gestern ein Passport-Konto bei MS eingerichtet, um mal
Vista RC1 zu testen. Allein die Lizenzvertrag mit allem möglichen
Kauderwelsch wie .. Klageort ist auschliesslich Redmond, USA (oder so
ähnlich) für ein simples email basiertes
RegKey-per-email-Übermittlungsverfahren ist der Hohn. Ob die in Vista
enthaltenen DRM-Techniken mich stören oder nicht weiß ich noch nicht,
aber anschauen werde ich es mir auf jeden Fall (finde übrigens den
langen Testzeitraum von MS positiv (die negativen Geschichten kommen
dann schon von selbst ;)).

von Tobias (Gast)


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> Ob es läuft oder nicht kann man erst
> NACH dem Kauf wissen und dann ist es zu spät.

Naja, es ist wohl selten der Fall, dass man als erster ein Produkt
kauft. Bei Musik-CDs informiere ich mich vorher, welchem Standard sie
gerecht werden. Wenn sie auf dem PC nur mit spezieller Software
abspielbar ist, die direkt mit der CD geliefert wird oder wenn die CD
sonst irgendwie kopiergeschützt ist, dann gönne ich mir lieber einen
leckeren Cocktail statt der Musikindustrie noch mehr Geld in den Arsch
zu schieben. Ich bin da relativ leidenschaftslos, denn das ist alles
Unterhaltung und es gibt viele Möglichkeiten davon. Auf eins zu
verzichten ist kein Problem.

von Martin #. (martin-)


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>>es geht nicht darum dem Musikanbieter einen Preis zu diktieren,
sondern um den fairen Wettbewerb.

Habe ich auch schon geschrieben:
>>Das eigentlich Problem ist, dass die Verwertungsindustrie (hier
"Musik"-Industrie) versucht sich ein Monopol darauf zu sichern
>>Der Punkt ist, dass für Konkurenz die Tür offen bleiben müssen

Ansonsten:
>>kriminalisieren, entmündigen, Kleingedruckte, verschärftes
>>Urheberrecht, Lobbyismus, DRM, Privatkopie, Verschlüsselung,
>>Anonymisierung, Austauschen von Fachliteratur->krimineller Akt

Aufreger reg dich meinetwegen nicht auf, ich habe zwar keine Lust
detailliert auf die obengenannte Stichwörter einzugehen aber wir haben
sicher im Kern die gleiche Meinung dazu.

von Aufreger (Gast)


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@Martin
>>.. wir haben sicher im Kern die gleiche Meinung dazu.

schon klar ;)

@Tobias
vorher informieren ist gut, setzt aber gewisse Kenntnisse voraus, die
viele nicht haben (auch ältere Menschen und ganz junge kaufen CDs) und
bei so fiesen Fallen wie dem Sony-BMG Rootkit (wo nur ein Spezialist
die Fallstricke herausbekommen hat) nutzt dir das "Informieren" dann
auch nix mehr (bis die Info da ist, ist das Rootkit eingepflanzt). Ohne
weltweiten Protest gegen dieses Rootkit hätte es kein Verfahren und in
der Folge auch keinen Rückbau dieser gemeinen Kopiersperre gegeben.

Stellungnahme aus England zu Digital Rights Management (DRM)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/74013

von Tobias (Gast)


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Ja das stimmt allerdings.

von mr.chip (Gast)


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> Fazit: wenn jeder brav den Kram kauft, wird sich auch nichts ändern.
> Also einfach keine Musik mehr kaufen und ihr sollt mal sehen, wie
sich
> das ändert. Jeder mault rum und jeder kauft das Zeug. Das kann es
wohl
> nicht sein.

Prinzipiell richtig, aber praktisch nicht umsetzbar: Vielleicht 20% der
Musikkäufer haben Ahnung von der Problematik, 10% verstehen sie wirklich
und nur 1% ist auch bereit, etwas zu tun. Der Rest geht den Weg des
kurzfristig geringsten Widerstandes.

> Wie bei Mafia, man stellt sich dem Wettbewerb nicht sondern
liquidiert
> die Konkurenz.

Oh ja! Endlich bringt es mal jemand auf den Punkt!

von Aufreger (Gast)


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MP3 ohne DRM gibt es neuerdings auch "offiziell". Mal abgesehen vom
Preis lauert aber eine gemeine Falle im Hintergrund ..

http://www.heise.de/newsticker/meldung/78203

Einige der Songs sind mit einem digitalen Wasserzeichen "gebrandet"
(verschweigt der Anbieter auch nicht; hab die Kennzeichnung alleidings
noch nicht auf der Webseite entdeckt)

Mal angenommen, Kunden kaufen jetzt so eine Datei und Töchterchen macht
Kopie für im Zimmer zu hören. Tage später, Freundin kommt vorbei "Toll,
geiler Song!". Töchterchen sagt "klar, kannste mitnehmen, bist
schliesslich meine beste Freundin, bleibt aber unter uns!" Freundin
entgegnet "Klaro! Kennst mich doch!" Wieder wochen später (Song
längst nicht mehr hipp, gibt bereits neues) Freund der Freundin sitzt
vor deren Notebook, kopiert sich Songs von der Platte und ruft "die
Songs sind doch eh alt, Schatz, oder?!" Aus dem Bad tönts zurück "Ja,
hab schon längst neues". Freund geht und lässt Tage später seinem
besten Freund einige Titel kopieren. Der stellt die Songs in eine
Tauschbörse ein, diese wird hochgenommen und das Wasserzeichen verrät
die Herkunft. Jetzt ist nicht der Uploader der Übertäter, sondern der
Rechteinhaber SCANNT den Käufer und mahnt direkt über seine
Anwaltskanzlei den Kunden (Vater) wegen Verletzung der Urheberrechte
ab. Der wiederum, völlig verdutzt ohne irgendetwas überhaupt von einem
Wasserzeichen zu wissen, soll eine Unterlassungserklärung
unterschreiben (nebst Kostennote über 850 Euro) nebst schwerer
Strafandrohung im Wiederholungsfall.

Sowas nenne ich ein Vergnügen mit eventuellen Spätfolgen, kaum
kalkulierbar, wenn man andere an der Musik teilhaben lassen möchte
(inkl. der eigenen Familie!).

von Unbekannter (Gast)


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> Jetzt ist nicht der Uploader der Übertäter, sondern der
> Rechteinhaber SCANNT den Käufer und mahnt direkt über seine
> Anwaltskanzlei den Kunden (Vater) wegen Verletzung der
> Urheberrechte ab.

Nein, so funktioniert das nicht.

Der Rechteinhaber muss schon beweisen, dass der Vater, bzw. vom
Internetanschluss des Vaters genau dieser Song in eine Tauschbörse
eingestellt wurde.

Zwar weiß der Rechteinhaber, von welchem Kunden die ursprüngliche Datei
herkam, aber diese initiale kopiererei war ja in Ordnung, wegen
fehlender wirksamemen Kopierschutz.

Ganz so schlimm ist unser Rechtssystem (noch) nicht.

von Smörre (Gast)


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"Ganz so schlimm ist unser Rechtssystem (noch) nicht."

-> Du hast keine Ahnung, kann ich da nur sagen!
Mein Bruder ist mal von jemanden angeschwärzt worden (liegt schon
einige Zeit zurück, aber es zeigt die Symptomatik auf) wegen
angeblichen Besitzes von Raubkopien.
Es kam zu einer Hausdurchsuchung und Strafanzeige, obschon sie nichts
gefunden hatten.
Ergebnis war, daß die Rechtsschutzversicherung gleich abgewunken hat,
(d.h. wenn Dich einer anzeigt wegen Raubkopien bist Du quasi
automatisch schuldig für die Versicherung) und das Verfahren damals
wegen Nichtigkeit eingestellt wurde.
Auf die Frage meines Vaters, ob man gegen den Staatsanwalt vorgehen
könnte, meinte die Rechtsanwältin nur (nicht ganz wörtlich): "Im
Prinzip ja, nur nicht mit mir; denn ich möchte mir meine Karriere nicht
verbauen."
Soviel zum Rechtssystem in diesem Land, ist nicht viel besser als im
vielfach kritisierten Amiland.

von SnuSnu (Gast)


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Die Idee der Piraten gefällt mir.

Bisher ist noch vieles in Arbeit und eine Mitgestaltung möglich (im
Gegensatz zu etablierten Parteien) und erwünscht.

Ich habe im Thread
http://forum.piratenpartei.de/viewtopic.php?t=830
das Thema ElektroG angesprochen.

Ich bin der Meinung, was Softwarepatente für Informatiker sind, ist das
ElektroG für Elektroniker.

Ich hoffe auf eure Beteiligung! Macht das Thema ElektroG zum
Parteiprogramm.

von Aufreger (Gast)


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Ein allseits bekanntes Blatt hat sich auch schon zu Wort gemeldet und
ein Interview mit dem Bundesverband der phonographischen Wirtschaft
geführt:

http://www.bild.t-online.de/BTO/tipps-trends/digital-leben/aktuell/2006/09/piratenpartei/art-piratenpartei.html

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