Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Diese Platine rauscht gewaltig - wer weiß warum?


von Franz W. (sverige)


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Hallo

Endlich habe ich meine erste miniatur µC Platine fertiggestellt und sie 
funktioniert sogar. Nur leider nicht besonders gut, auf den 
Signalleitungen messe ich ca 400mV graues Rauschen sobald der Prozessor 
aktiv ist. Schläft der Prozessor ist das Rauschen vernachlässigbar 
gering.

Weil ich bisher damit keine besonderen Probleme hatte hab ich natürlich 
beim Layout der Platine einige Fehler gemacht. So sind z.B. Analog von 
Digitalmasse nicht getrennt. Auch die Versorgungsleitungen von analog 
und digitalteil sind nicht seperat ausgeführt. Versorgungsleitungen sind 
nicht breiter ausgeführt. Dafür liegen alle größeren Flächen auf ground 
und einige wichtige Leitungen habe ich mit 100nF gegen Ground entstört.

Jetzt wollte ich Fragen, ob eurer Meinung nach die Layoutfehler 
ausreichen um 400mV Rauschen erklären zu können, oder ob da etwas 
anderes gewaltig schief gegangen sein muss?

Kann das Rauschen alleine durch den selbst geätzten Print und unsauberes 
Löten entstehen?

Die Platine ist übrigens ca 40x60mm groß, Leiterbahnabstand und breite 
sind minimal 8mil, der Prozessor läuft mit 16Mhz und zieht max 9mA. Die 
gesamte Platine zieht max. 25mA

Beim Rauschen habe ich keine besonderheiten oder Regelmäßigkeiten 
feststellen können, ausser eben, dass es nur rauscht wenn der Prozessor 
läuft. (wobei es egal ist ob er vom Oszillator oder von intRC getaktet 
wird.)

Danke für Tipps!

lg



von Henrik J. (henrikj)


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400mV Rauschen ist schon ne heftige Nummer. Aber kann mir kaum 
vorstellen, dass das nur durchs Layout kommt. In welcher Umgebung misst 
du denn? Dicken Rechner, Motor oder Industrieumgebung nebenan?

Und Schaltplan wäre ganz nett. Hast an allen VCC Leitungen des µC 
mindestens 100nF dran? Sicher, dass die verlötet sind? Auf dem Foto 
sehen die Lötungen nicht so pralle aus...

von Peter G. (mashpeak)


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Hi,

ich gehe mal davon aus das sich die 400mV summieren, einen Teil hat Du 
selbst erwähnt. Wichtig ist was hinrikj sagt, viele 0.1yf an die 
Versorgungsleitung immer in der Nähe von IC´s, weiter ist auch noch 
zusätzlich Kolophonium vom Löten zwischen den Kontakten, muß deshalb 
sauber gemacht werden, ( habe selbst schon bei einer NF - Platine einen 
Kurzschluß gehabt ) alles in Allem die Summe macht´s. Gruss Peter

von FireWire (Gast)


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Hi,
hat du eigentlich deinen Quartz mit den erforderlichen Kondensatoren 
versehen? kann man nicht wirklich erkennen. Währe zumindest denkbar weil 
du ja sagst das der nur schwingt wenn der aktiv ist

mfg

von D. W. (dave) Benutzerseite


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Auf dem Draht ist GND oder? Ist vielleicht auch nicht das Beste.

Vielleicht wäre es auch nicht blöd gewesen, die Ground-Fläche, wenn es 
denn eine ist, ein bisschen größer zu machen.. so ist sie oben 
abgeschnitten und nicht verbunden.

von (geloescht) (Gast)


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von FireWire (Gast)


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was mich ein wenig stört bzw verwundert auf der platine ist der elko...
der sieht so aus als währe er verpolt oder sehe ich das nur falsch?

mfg

von Henrik J. (henrikj)


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Sollte GND nicht verbunden sein, misst du natürlich Mist!

Ich kenn das von meinem Scope. Wenn das nicht "vernünftig" auf Masse 
liegt, gibt es auch teilweise den richtigen Wert raus. Aber nur mit ner 
Menge rauschen. Messgeräte gut verbinden!

von Franz W. (sverige)


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Hallo,

Danke schon mal für die Antworten!

@Henrik In der Umgebung steht nur mein Rechner, denke nicht, dass die 
Umgebung wirklich starken Einfluss darauf hat, weil das Rauschen ja nur 
so stark ist sobald der µC aus dem Sleep kommt. Die Schaltung hab ich 
angehängt (leider nur als eagle .sch der Screenshot wäre unleserlich 
geworden)

@Peter Danke für den Tipp, wird beim nächsten Layout gemacht.

@Firewire, ja hab ich, leider tritt das problem auch auf wenn der µC mit 
internem Schwingkreis läuft

@ Dave Nein auf dem Draht ist kein Ground, den musste ich nachträglich 
machen weil eine Leitung beim Löten draufgegangen ist. Die Groundfläche 
ist oben verbunden, man sieht es etwas schlecht. Alle größeren Flächen 
sind auf Ground, manche kleineren noch nicht, das wird noch nachgeholt.

@ FireWire Ja gut erkannt, wirklich, es sieht aber leider nur so aus, 
weil das der einzige Elko ist den ich kenne der den Strich auf der + 
Seite hat. Alleine das hat mich ca. 1h beim debuggen gekostet.. Extrem 
lästig sowas.

also insgesamt gesehen kann es durchaus durch die Layout Mängel zu 400mV 
rauschen kommen?

Denkt ihr es würde helfen wenn ich die Platine bei einer Firma ätzen 
lasse (brauche ohnehin 10Stück davon) Ich denke nämlich dass durch die 
teilweise überätzten leiterbahnen zu hohe Leitungswiderstände auch mit 
ein Grund sein könnten. Leider ist 8mil das untere Limit das ich mit 
meinem Belichtungsgerät + Photowanne hinbekomme.

lg





von Jens (Gast)


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Ich denke nicht, dass eine prof. gefertigte Platine wesentlich besser im 
Rauschverhalten ist. Es sollte sich auch im Eigenbau auf ein 
vernünftiges Maß bringen lassen. Dies nur als Hinweis, denn wäre schade 
um das Geld.

von (geloescht) (Gast)


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(Dieser Beitrag wurde geloescht)

von Franz W. (sverige)


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Klar gerne!

Danke dass du dir die Arbeit machst da mal genauer drüberzuschauen!

lg

von zotos (Gast)


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Sorry wenn ich poste ohne was zum Thema beitragen zu können.
Aber Wuxi V2 macht mich neugierig. Hat das was mit der Stadt in China zu 
tun?

von Franz W. (sverige)


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nö muss zufall sein

von HenrikJ (Gast)


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Hab mal den Schaltplan und Layout angeschaut.

Musst dich nicht wundern, dass das Ding rauscht. An keinen der VCC Pins 
am Controller ist ein Kondesator. Der LM358 kann auch einen vertragen. 
Grundsätzlich an jedes IC 100nF. Dann wird das sicher besser werden! 
Mach ma.

Entweder normale Kondensatoren hucke-pack auflöten. Oder einfacher, da 
du ja keinen Lötstopplack drauf hast, einfach nen SMD Kondesator 
zwischen VCC Leiterbahn und deiner Massefläche braten.

von HenrikJ (Gast)


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Und was ich gerade sehe und ich mir durchaus kritisch vorstelle -> Der 
AS1325 scheint mir ein Schaltregler zu sein. Dessen Ausgang hängt an 
seinem Shutdown Pin.

Jetzt muss der Schaltregler quasi erstmal irgendwie anlaufen. Das kann 
er nicht, wenn er sich selber ausschaltet. Wundert mich, dass das 
überhaupt geht. Bzw vielleicht kommen vielleicht da gerade deine 400mV 
rauschen her.

Diese Kombi erscheint mir gr nicht gut. Hängt den Shutdown lieber an die 
Batteriespannung (falls der Pin das aushält -> Datenblatt). Ansonsten 
Widerstand und Z-Diode reinsetzen, der den Pin auf High hält.

Beim Reset das gleich in grün. Mit Widerstand und Z-Diode an die 
Batteriespannung! Das wird auch sicher helfen.

von Henrik J. (henrikj)


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Und ein letztes noch, bevor du die Änderungen machst -> Im Schakltplan 
ist es nicht schön, wenn man Leiterzüge durch Komponenten durchzeichnet 
(beim PIC Pin 8-11). Geht zwar, sieht aber nicht schick aus.

von Erik S. (erik_s)


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Ja ja, die Tantal-Kondensatoren und ihr Strich an der Anode - immer 
wieder für eine Überraschung gut ;-)

Generell solltest du auch darauf achten, die Leiterbahnen nicht im 
90°-Winkel oder steiler abzweigen zu lassen, sonst kannst du dir 
Signalreflektionen und damit Einstrahlungen auf andere Leiterbahnen 
einhandeln.

von Franz W. (sverige)


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@HenrikJ Danke für das genaue Review.

Werde am Mo mal schaun in wie weit ich die Platine damit noch retten 
kann, ansonsten werd ich das natürlich beim nächsten Layout machen.
Wenn man drüber nachdenkt ist die Verbindung zwischen Shutdown und Out 
beim Schaltregler wirklich etwas seltsam, aber AustriaMicrosystems 
werden sich schon was dabei gedacht haben, im Datenblatt steht: "Note: 
If pin SHDNN is not used, it should be connected directly to pin OUT." 
Werd aber trotzdem mal schaun ob es was bringt eine Zehnerdiode 
reinzuhängen, danke. Die 400mV kommen aber nicht von dort, sonst hätte 
ich das Rauschen ja ständig.

lg





von Henrik J. (henrikj)


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Stimmt schon. Finde das auch etwas strange. Hätte jetzt da den Kasus 
Knaktus vermutet. Aber wenn das sogar so im Datenblatt steht... 
schulter zuck

Die 100nF an den µC müssen aber auf jeden Fall ran. Viel Spaß beim 
experimentieren.

Ich hab die Erfahrunge gemacht, dass Kapazitäten bei solchen Boards fast 
nie schaden können. Ruhig großzügig damit umgehen. :)

von pumpkin (Gast)


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und ich habe die erfahrung gemacht dass die C's meist völlig 
überbewertet sind. aber poste bitte ob's was gebracht hat (ich vermute 
eher nicht).

pumpkin

von Rooney B. (rooney)


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C's sind auf keinen Fall überbewertet. Sie bringen nur nichts, wenn sie 
falsch platziert und dimensioniert sind.
100nF ist nur ein Richtwert, der wahrscheinlich in den meisten 
Controllerschaltungen zufriedenstellend funktioniert. Ratsam ist es 
jedoch Kondensatoren aus mehreren Dekaden zu mischen. Man könnte also zu 
dem 100nF auch noch einen 1nF oder 10pF geben. Der Grund dafür ist 
simpel... unterschiedliche Frequenzen (Störungen) werden durch 
unterschiedliche Kapazitätswerte "ausgeglichen". Es gilt also: Für hohe 
Frequenzen kleine Werte, für kleine Frequenzen niedrige Werte. Probiers 
einfach aus unterschiedliche Werte zu bestücken. Willst du 
beispielsweise insgesamt 100nF Bufferkapazität haben, dann macht es 
einen Unterschied ob du nun zwei 100nF in parallel nimmst oder 150nF, 
10nF, 10pF...
Die Platzierung ist ebenfalls sehr wichtig. So nah wie möglich zum 
entsprechenden Pin, wobei die Wirkung dieses Kondensators berechenbar 
ist. Man kann also berechnen wie weit der Kondenstor maximal vom Pin 
entfernt sein kann, um seine Wirkung noch zu gewähren. Dazu verweise ich 
auf Google. Prinzipiell ist es aber so, dass die Kapazitätswerte mit den 
niedrigeren Werten näher beim Pin sein müssen.
Wenn du keine Fills für VCC hast, dann achte darauf wie der Strom 
fließt. Zuerst in den Kondensator dann zum Pin. Wenn du Fills hast, dann 
kontaktiere den Pin umgehend zu diesem Fill. Den Kondensator platzierst 
du neben dem Pin und kontaktierst ebenfalls auf den Pin. Ein VCC und GND 
Fill bilden dann einen relativ großen Plattenkondensator. Achte drauf, 
dass GND und VCC Verbindungen so kurz wie möglich sind um Induktivitäten 
und parasitäre Widerstände zu vermeiden.
Verwende Ferrite um Störausstrahlung zu vermeiden. Je nach Störung musst 
du aber den richtigen Ferrit auswählen.

Beim Schaltregler achte drauf, dass du Tantalelkos am Ausgang mit 
geringem ESR verwendest. Achte auch drauf, dass der Kapazitätswert für 
deine Schaltung ausreichend ist. Ich hatte mal das selbe Problem, da 
konnte der Schaltregler nicht stabil laufen. Ein 470uF + 100uF 
Kondensator löste das Problem.

Im Internet gibt es sehr viele "PCB Design Guidelines" (von Xilinx 
z.B.). Such im Google danach und du wirst lernen wie man perfekte 
Layouts macht.

Ach übrigens, verwende SMD Bauteile, hat einen großen Einfluss auf 
Störaussendung.

Ist das überhaupt Rauschen oder hast du einen sinusförmigen Ripple, der 
vom Quarz stammen kann? Kannst du bei deinem Oszi eine FFT machen???

von Marc989 (Gast)


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Hi Thomas,
endlich mal einer der es ordentlich und gut beschreibt. Viele Detais 
werden nämlich leider beim Layout völlig falsch gemacht. Grade die 
Geschichte mit der Position des Entstörkondensators, die vor und nicht 
hinter dem Bauteil erfolgen sollte. (Also leitung duch den C)

Gruß Marc989

von Joerg M. (Firma: TU Wien) (pinning)


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Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nicht zusammenhängende 
Masseflächen, wie man sie durch einfaches Aufziehen eines Rechtecks 
definiert (TOP oder Bottom und als GND definiert), ein nicht zu 
unterschätzendes Übersprechen und Rauschen erzeugen. Die Flächen müssen 
also wirklich mit Masse verbunden sein und nicht nur in der Gegend 
rumhängen. Schon bei deinem ersten Bild (JPG) habe ich einige solcher 
Flächen entdeckt.

von Rooney B. (rooney)


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Auch wenn es preislich einen Unterschied macht würde ich einen separaten 
VCC und GND Layer bei kritischen Designs (z.B. Audioschaltungen, HF 
Schaltungen) empfehlen. Diese Layer dürfen aber keinerlei Leiterbahnen, 
also Unterbrechungen aufweisen, um nicht ihre Wirkung zu verlieren oder 
sogar zusätzliche Störungen (z.B. Schlitzantennen) hervorzurufen.
Kreuzen sich beispielsweise zwei Leitungen auf zwei aufeinanderfolgenden 
Layern, dann kommt es beim Schnittpunkt zu Impedanzsprüngen (ja, 
Leiterbahnen haben Einfluss auf andere Leiterbahnen), was zu einer 
"Verschlechterung" und Reflexion des Signals führt, da diese Leitungen 
kein Bezugspotential haben. Durch VCC/GND Layers vermeidet man solche 
Umstände. Außerdem muss immer daran gedacht werden, dass es für einen 
Hinleiter auch einen Rückleiter gibt, der in diesem Fall eben diese 
Massefläche ist. Bekanntlich geht der Strom den geringsten Widerstand, 
deswegen dürfen auf GND und VCC Layer keine Leiterbahnen sein.
Prinzipiell ist es auch wichtig daran zu denken, dass die Leiterbahnen 
an den Außenlayern so kurz wie möglich zu halten sind um keine Störungen 
auszusenden und aufzunehmen.

Noch was zu den Schaltreglern. Ich kann mir leider die Eagle Datein 
nicht ansehen, da ich Eagle nicht besitze, aber wenn der Schaltregler 
nicht als komplettes integriertes System aufgebaut ist sondern diskret, 
dann solltest du auch auf den Stromfluss achten. Kurze Verbindung von 
Wandler zur Spule und kurze Feedbackstrecken.

Versorgungsleitungen: So dick wie möglich, dadurch verringerst du 
parasitäre Impedanzen (besser sind natürlich Fills).
Führe digitale Versorgungsleitungen nie durch analoge Bereiche, auch 
nicht auf anderen Layern.
Trenne digital und analog so gut wie möglich. Achte darauf, dass die 
Rückführung von rauschenden digitalen Strömen nicht quer übers Board 
geht. Platziere also rauschende Quellen eher nahe deiner Versorgung und 
rauscharme Bereiche weiter weg. Sinnvoll wäre auch für rauscharme 
Bereiche eine separate Rückführung zu machen um die Störausbreitung auf 
Masse zu reduzieren.
Analoge Masse und digitale Masse darf nicht vermischt werden, sie sollte 
nur an einem Punkt verbunden sein, es sei denn im Datenblatt des 
entsprechenden analogen Chips wird etwas anderes vorgeschlagen. Die 
Verbindung darf nicht über Ferrite geschehen, auch wenn es solche 
Schaltpläne im Netz gibt!!! Ferrite haben einen RDC, auch wenn dieser 
minimal ist, hat man dann dennoch Potentialunterschiede zwischen DGND 
und AGND. Am besten ist, man macht das mit 0R Widerständen wobei man 
hier qualitativ hochwertige Komponenten nehmen sollte um den parasitären 
Widerstand zu vermeiden (RDC).

Sollte die analoge Versorgungsspannung von der digitalen Spannung 
abgeleitet werden sollte am Board eine Filterschaltung vorgesehen 
werden. Ob diese dann bestückt wird hängt je nach gemessener Störung ab. 
Praktisch könnte man einen Keramikkondensator auf Masse, einen Ferrit 
auf die Leitung und anschließend wieder einen Keramikkondensator auf 
Masse hängen und fertig ist eine simple Filterschaltung. Sollte das 
nicht reichen könnte man auch entsprechende Induktivitäten und Drosseln 
verwenden wobei diese eher kritisch was Strom- und Platzbedarf betrifft.

Apropos Versorgung, verwende rauscharme Linearregler bzw. Schaltregler.





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http://www.poms-engineering.at

von Marco Beffa (Gast)


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Dazu kann ich nur das sehr gute Buch "EMV, Störungssicherer Aufbau 
elektronischer Schaltungen" empfehlen. ISBN: 3-519-10397-4

Ist zwar nich ganz billig, und auch nicht ganz einfach zu verstehen. 
Aber da wird dem Problem EMV wirklich 100tig auf den Grund gegangen.

Grüsse aus der Schweiz

von Mark S. (struberg)


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> Man könnte also zu dem 100nF auch noch einen 1nF oder 10pF geben.
> Der Grund dafür ist simpel... unterschiedliche Frequenzen (Störungen)
> werden durch unterschiedliche Kapazitätswerte "ausgeglichen".

Das ist nur teilweise richtig, zumindest aber nicht vollständig erklärt.

Parallel geschaltene Kapazitäten addieren sich. Wenn du einen 100nF und 
einen 1nF parallel schaltest hast du in Summe das gleiche wie ein 
einzelner 101nF Kondensator.

Der Unterschied liegt im Detail der Konstruktion. Da höhere Kapaziäten 
nur durch Faltung/aufrollen der einzelnen Elektroden auf kleinem Raum 
produziert werden können kommt also produktionsbedingt ein gewisser 
induktiver und resistiver Anteil hinzu.
In Summe ergibt sich ein RLC Glied, welches extrem hohe Frequenzen 
(aufgrund der induktiven Dämpfung im 'Kurzschlußpfad') wieder passieren 
läßt.

In der Praxis liegt der Frequenzbereich in dem sich dieses 
Bandpaßverhalten auswirkt aber weit (mehrere 10er Potenzen) über der RC 
- Frequenz (R*C= Frequenz bei dem eine Dämpfung von -3db oder 1/sqrt(2) 
eintritt).

Bei MCs würde ich gefühlsmäßig einmal davon ausgehen das man das nicht 
braucht. Ein anderer Fall ist zB eine rückgekoppelte Analogschaltung, 
die bei einer n-ten Oberwelle zu schwingen beginnen könnte.

lg,
strub

von Rooney B. (rooney)


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Jein, statisch gesehen ist die Gesamtkapazität von parallel geschalteten 
Kapazitäten die Summe der einzelnen Wert, dynamisch gesehen macht es 
schon einen gewaltigen Unterschied.

Ich muss Strub schon recht geben, für einfach Mikrocontrollerschaltungen 
sind 100nF ausreichend, für DSP Schaltungen mit 500MHz oder mehr führt 
ein Mix aus mehreren Kondensatorwerten zu einem messbar besseren 
Ergebnis.

Einfach ausprobieren!!

von Franz Werner (Gast)


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Hallo!

Ein Herzliches Dankeschön an alle die beigetragen haben diese 
Prototypenplatine noch zu retten!

Hab jetzt den ganzen Tag Kapazitäten ans Board gelötet und teilweise 
Leitungen neu verlegt um nach Thomas P zu gewährleisten, dass der Strom 
zuerst in den Kondensator fließt und nicht umgekehrt.

Damit habe ichs immerhin geschafft von meinen ca. 400mV auf für die 
Schaltung akzeptable 50mV runter zu kommen.

Offensichtlich gingen die 400mV fast ausschließlich auf das Fehlen der 
Entstörkapazitäten direkt am µC zurück. Alleine nachdem ich dort 100nF 
angelötet hatte war ich schon mal auf 150mV unten.

Im Prinzip habe ich nur 100nF zum Entstören und 22µF als Bufferspeicher 
parallel eingelötet und das wars. Ein L-C Tiefpass noch am Anfang nach 
dem Schaltregler um die Versorgung sauber zu bekommen war auch recht 
wichtig.

50mV sind natürlich auch nicht nichts, ich nehme an der Rest ist auf 
schwebende Kupferflächen und schlechte Übergangswiderstände der Pads 
zurückzuführen. Da werde ich beim nächsten Layout genauer arbeiten.

Danke nochmal ihr seit super!

von Rooney B. (rooney)


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50mV ist bei 5V Versorgung durchaus akzeptabel. Ganz weg bekommen wirst 
es ohnehin nicht, weil durch das Messverfahren selbst hast schon 
Rauschen.

Na dann weißt du wenigstens auf was du in Zukunft achten musst.

Viel Spaß noch.

von andi (Gast)


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Sehr interessantes Thema!

Welche 100nF / 1nF Kondensatoren sind dann zum Abblocken besser, SMD 
0805 oder bedrahtete Cs?

Gruss Andi

von Chris (Gast)


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Völlig wurscht. Bedrahtete laufen seit Jahrzehnten ebenso gut wie SMD.

von Norbert (Gast)


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Naja, nicht ganz, bei SMD Kondensatoren hast du kürzere 
"Anschlussdrähte". Dadurch verringern sich auch die parasitären Größen. 
Zudem können sie , weil kleiner, näher an den ICs plaziert werden. In 
dem Frequenzbereich, in dem Microcontroller arbeiten, spielt das 
sicherlich keine so große Rolle, dass macht sich erst bei FPGAs, DSPs 
o.ä. bemerkbar.

von Mark S. (struberg)


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> dass macht sich erst bei FPGAs, DSPs o.ä. bemerkbar.

dem kann ich mich anschließen: Das spielt in den Bereichen eine Rolle wo 
man bereits mit GANZ anderen Problemen zu kämpfen hat. Man verlegt dann 
Leitungen unter Bedachtnahme der lambda/4 Stehwellen (zur Vermeidung von 
Leitungsreflexionen) sowie der unterschiedlichen Signallaufzeiten. 
300.000.000m/s sind gar nicht soviel wenn man mal mal in den GHz Bereich 
kommt. Bei 1 GHz sind das 30cm Verzögerung für eine volle Schwingung...

von andi (Gast)


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Alles klar, das hilft mir weiter!

Gruss Andi

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