Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Tiefpassfilter und Phasenverschiebung


von Michael (Gast)


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Hi,

ich erzeuge ein Audiosignal mit Hilfe von PWM. Inwieweit ist eigentlich 
die Phasenverschiebung des nachgeschalteten Tiefpasses wichtig für die 
Qualität des Audiosignals?

Viele Grüße
Michael

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Das Ohr hört nur Phasenunterschiede zwischen Stereokanälen. Nur für 
Datensignale oder Videosignale ist der Phasengang wichtig.

von Jorge (Gast)


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Wenn man Filter mit Besselcharakteristik nimmt erzielt man flache 
Gruppenlaufzeit. Das hört sich "transparenter" natürlicher, lebendiger 
an. Beliebt ist auch Linkwitz Riley, das geht aber schon ins 
esoterische.

Bei einer PWM Lösung spielt es glaube ich keine Rolle.

Bei Spulenfiltern in Boxen spielen auch die Verluste eine Rolle. 
Butterworth 12dB/Okt hat schlechten Wirkungsgrad und dient auch 
kommerziell dazu den Hochdöni nicht zu bruzeln.

von Michael (Gast)


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Danke schonmal für eure Antworten.

Also verwendet man am Betsen einen Bessel Filter. Oder kann man auch 
einen Tschebyscheff Filter mit entsprechend "schlechterer" 
Gruppenlaufzeit verwenden? Wie empfindlich ist in diesem Bereich das 
menschliche Ohr?

Viele Grüße
Michael

von Jorge (Gast)


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Meine Ohren sind in diese Richtung empfindlich. Damit gehöre ich 
offensichtlich zu etwa 20% der Hörer. Den meisten Leuten sind ein 
gleichmässiger Amplitudengang wichtig, mir z.B. nicht, das heisst ich 
nehme es zwar wahr aber es stört mich nicht.

Ich war sehr lange auf der Suche nach "guten" Lautsprechern und bin beim 
Selbstbau gelandet, das ist aus o.g. zwingend. Wenn das Gesamtsystem in 
Richtung Besselcharakteristik optimiert ist, dann kann mich das 
zufriedenstellen. Dies war für mich der subjektive Durchbruch und hat 
mit der Qualität der Chassis gar nicht so viel zu tun. In kommerziellen 
Systemen findet man sowas selten, da damit die Belastbarkeit von 
"100Watt" Boxen schnell auf 10-30Watt zurückfällt (Garantie), wie gesagt 
die meisten Leute stört Butterworth nicht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Besselfilter

***kommerziell habe nix damit zu tun
http://www.lautsprechershop.de/hifi/index.htm?/hifi/cantare.htm

von Knut B. (Firma: TravelRec.) (travelrec) Benutzerseite


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Meine 2-Wege-Aktiv-Eigenbauboxen enthalten Linkwitz-Riley 
Frequenzweichen und klingen seeehr schön tocken und transparent ;-). Es 
kommt allerdings auch eine gute Abstimmung auf die 
Chassis-Charakteristik und ein großzügiges Volumen der Box zum Tragen.

von HolgerB (Gast)


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Die Verwendung von Linkwitz-Riley Filtern in Lautsprecherboxen hat 
keinesfalls etwas mit Esoterik oder persönlichem Geschmack zu tun 
sondern handfeste technische Gründe.

Einerseits summieren sich die Pegel der beiden Wege bei der 
Trennfrequenz zu 0dB, während es beim Butterworth zu einer Überhöhung 
von 3dB kommt.
Viel wichtiger ist aber die verbesserte Abstrahlcharakteristik bei der 
das Schallpegelmaximum auf Achse erreicht wird und sich nicht wie beim 
Butterworth eine frequenzabhängige Abweichung davon ergibt.

von Jorge (Gast)


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>Viel wichtiger ist aber die verbesserte Abstrahlcharakteristik bei der
>das Schallpegelmaximum auf Achse erreicht wird und sich nicht wie beim
>Butterworth eine frequenzabhängige Abweichung davon ergibt.

Danke für den Nachtrag. War mir nicht geläufig.

http://en.wikipedia.org/wiki/Linkwitz-Riley_filter

Ich habe u.a. Peerlesschassis, die ohne ein passives Bauteil 
elektromechanisch einen überkritischen Filter (Tiefpass 24dB/Oktave) mit 
6dB Überhöhung bilden. Dies ist bewusst in die Konstruktion mit 
eingegangen.

Das esoterische am Linkwitz-Riley ist, dass das Gesamtsystem 
ausgeklammert ist, es ist Theorie, letzlich zählen dann seine Ohren. 
Eine gewünschte Charakteristik lässt sich nur erzielen wenn die 
Eigenheiten der Chassis + Einbau berücksichtigt werden.
Ich war ein Fan von Linkwitz: "www.linkwitzlab.com"

von Unbekannter (Gast)


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Sobald es um "transparent", "natürlich", "lebendig", "tocken" usw. geht, 
ist jede sachliche Diskussion sinnlos da der Bereich der Esoterik schon 
lange betreten ist.

von Jorge (Gast)


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>Sobald es um "transparent", "natürlich", "lebendig", "tocken" usw. geht,
>ist jede sachliche Diskussion sinnlos da der Bereich der Esoterik schon
>lange betreten ist.

Du "sprichst mir aus der Seele". Nur bei Linkwitz komme ich mir vor wie 
ein Kind, welches zum ersten Mal in seinem Leben belogen wird und merkt, 
dass etwas anders ist. Zieht er nicht ein Augenlid herunter auf dem 
Foto.
Ich habe einiges seiner Vorschläge umgesetzt und naja in der Praxis 
sieht das ein wenig anders aus in vielen Dingen, schaltungstechnisch, 
Bauteilewahl, Messbedingungen, Equipment. Da ist soviel Spielraum...

Mein Geschenk an Zweifler ist es in Richtung Besselcharakteristik einen 
Versuch zu starten und etwas Gras mit Hörsessions wachsen zu lassen, 
damit auch Subjektives und Tagesschwankungen an Macht verlieren.

PWM mit AVR, das ist eine andere Liga, da kommt vermutlich nix raus 
unterm Strich.

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