Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Heißkleber als Isolationsmaterial?


von Mark. K (Gast)


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Guten Abend allerseits.

Wie der Titel schon sagt, würde ich gerne wissen, ob Heißkleber als 
Isolationsmaterial was taugt.

Hintergrund: Ich habe ne Schaltung auf Lochrasterplatine aufgebaut. Auf 
dieser wird 230V Netzspannung über ein Relais geschaltet. L und N 
verlaufen genau nebeneinander. Die Luftstrecke ist also sehr gering 
zwischen den Lötaugen. Würde es helfen, wenn ich die Bahnen noch mit 
Heißkleber "isoliere"?
So ganz traue ich dem Abstand nicht.
Das Schlimmst wäre natürlich, wenn es zwischen den Leitungen einen 
schwachen Kontakt gibt, der die Sicherung nicht auslöst aber dennoch 
stark genug sein könnte, die Leiterplatte und das Gerät abzufackeln.

Tipps?

von jack (Gast)


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>L und N verlaufen genau nebeneinander.

Wenn Du sowieso auf Lochraster lötest, kannst Du ja den Abstand größer 
machen und die Lötpunkte dazwischen entfernen.

von Mark. K (Gast)


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Danke für deine Antwort.
Wenn dies vom Platz her ginge, hätte ich das schon gemacht.

von Sven P. (Gast)


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Mit Netzspannung arbeitet man grundsätzlich besser nicht auf Lochraster, 
merk dir das :-)

von Hans-jürgen H. (hjherbert) Benutzerseite


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Heißkleber ist doch brennbar. Deswegen nicht.

von Mark. K (Gast)


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Das erstellen einer Leiterplatte wollte ich umgehen.
Dass das Arbeiten mit 230V nicht ohne ist, ist mir schon bewusst. 
Deshalb meine jetzigen Zweifel.

von X. Y. (jtr)


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Hi,

es gibt aushärtende Isoliermasse, ich glaube auf Silikon-Basis, aber 
Netzspannung auf Lochraster ist wirklich Murks...
Heisskleber ist auf jeden Fall ganz schlecht.
Ätze lieber eine Platine dafür.

von Michael J. (juston)


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Hallo,
Heißkleber hat einen sehr großen Widerstand und wird auch gerne als 
Isolator bei Niedrigerer Spannung genutzt. Ich selbst tue das auch.

Im bezug auf die Verwendete Netzspannung würde ich erst mal Testen wie 
sich der Heißkleber bei 230V ~ verhält.

Wenn du die Möglichkeit hast schneide doch mal eine Scheibe Heißkleber 
in der Dicke ab, wie auch der Abstand zwischen L1 und N ist und messe 
den Strom der bei 230~ dadurch fließt.

Grundsätzlich würde ich von der Verwendung von Heißkleber bei 
Netzspannung abraten!


Gruß
Michael

von Mark. K (Gast)


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OK, ich mach ne Leiterplatte. Wird mir zu heiß sonst. Bevor mir da noch 
was abfackelt.
Was für einen Leiterbahnabstand nimmt man bei 230V?
Wie dick legt man diese Leitungen aus? Wenn man den Querschnitt mit 35µm 
Kupferschichtdicke nimmt, müsste man ja eine sehr breite Leiterbahn 
erstellen.
Wenn ich die Möglichkeit habe, dann werd ich 70µm Kupferdicke nehmen.


Also für unkritische, niedrige Spannungen ist Heißkleber ok.

von yalu (Gast)


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> Heißkleber ist doch brennbar. Deswegen nicht.

PVC ist ebenfalls brennbar, wird aber trotzdem als Isoliermaterial
eingesetzt.

Da aber Heißkleber nicht gleich Heißkleber ist

  http://de.wikipedia.org/wiki/Hei%C3%9Fkleber

würde ich mich nicht auf einmal durch Versuche ermittelte
elektrische Eigenschaften des Materials stützen, sondern nach
Isolationsmaterialien suchen, für der der Hersteller die gewünschten
Eigenschaften garantiert.

Oder eben - so wie du dich jetzt auch entscheiden hast - eine
Leiterplatte mit geeigneten Abständen.

von X. Y. (jtr)


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Das Problem bei Heisskleber ist auch, sollte es mal warm werden, fließt 
es langsam weg. Und dann ist deine Isolation hin...

von 6638 (Gast)


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Wie war das nochmals ... 5mm Abstand bei Netzspannung.

von Mark. K (Gast)


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5mm?
Dass is ne Menge Holz, wenn man mehrere Relais versorgen muss und nur ne 
einseitige Leiterplatte designed.

von Winfried (Gast)


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5mm - ich denk, nicht zwischen allen Leiterzügen. Wenn man 2 Leiterzüge 
hat, die an ein Relais gehen und worüber die Phase geschaltet wird, 
dürfen die sicherlich näher beieinander liegen. Zwischen Phase und Null 
und zur Niederspannungsseite hin sollte gut Abstand sein. Waren es nicht 
3 mm Minimum?

Physikalisch gilt glaube ich bei Luft 1000V pro mm als 
Überschlagsspannung und Daumenwert.

von Michael H* (Gast)


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dazu gibts hier im forum wirklich genügend - auch professionelle, 
aufschlussreiche - beiträge, die das thema zur genüge durchgekaut haben.

von Dietmar E (Gast)


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> 5mm Abstand bei Netzspannung

Aus dem Forum zusammengesucht, ohne Gewähr: 3mm reichen auf der 
230V-Seite, wenn die Umgebung sauber ist (staubfrei, trocken). Zwischen 
5V und 230V würde man zu Sicherheit >5mm nehmen, aber darum geht es Dir 
ja nicht, oder? Ich sehe kein grundsätzliches Problem mit Lochraster, 
sofern es Lötpunkte und keine Bahnen sind. Du hast dann wahrscheinlich 
dicke 230V-Wires direkt von den Relais-Pins zur Klemme auf der Oberseite 
der Platine? Die notwendige Leiterbahnbreite auf einem geätzten PCB kann 
man mit dem kleinen Hilfsprogramm im Menü von Target berechnen. Für 
8-10A sind das ca 6mm, die man auf Ober- und Unterseite verteilen kann 
(also 3mm Bahnen). Allerdings bringt es nichts, den Abstand durch dünne 
Bahnen zu maximieren, wenn der engste Punkt sowieso an den 
Relais-Lötpunkten liegt. Dann könnten gefräste Schlitze notwendig werden 
- die Isolationsspannung in Luft ist höher. Zum Schutz und zur 
Verbesserung der Isolation würde man nicht mit Heisskleber sabbern, 
sondern Urethan 71 oder Plastik 70 aufsprühen.

von Christian J. (elektroniker1968)


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Hallo,

hier nen paar Tips vom Tüv Prüfer :-)

DIN EN 50178. Luft und Kriechstrecken.

5,5mm bei doppelt verstärkter Isolierung zwischen Netz und SELV/PELV
3mm zwischen Netzleitungen, einfache Isolierung
Leiterkarte FR4 ist Iloliermaterial IIIa, d.h. Kriechstrecke ca 7mm bei 
Verschmutzungsgrad II. Nachweis in der Praxis durch Surge-Impuls in Höhe 
von ca 5kV, es darf kein Überschlag stattfinden. Bei sehr sensiblen 
Anwendungen ab 500V macht man einen TE Test (Teilentladungsprüfung)

Die Strecken reduzieren sich bei Verwendung eines Isolators auf dessen 
Durchschlagsfestigkeit, zB ist in einem Trafo eine Wicklung Mylar grad 
mal 30um dick und trennt Primär vom Sekundärkreis.

Heisskleber taugt für Bastelbereich, deckt jedoch Lötaugen nicht richtig 
ab. Ich verwende es allerdings auch. Professionell jedoch absolut ein No 
Go.

Und es raucht auch nichts ab, wenn man dem Trafo einen PTC 
sekundärseitig spendiert und eine Sicherung primärseitig. Damit kann man 
den Fehlerausschluss in einer FMEA machen, dass der Trafo überlastet 
wird, ein Einzelfehler setzt nicht die Sicherheitsfunktion ausser Kraft. 
Verwendet man einen Temperaturgesicherten Trafo nach VDE ist man auf der 
doppelt sicheren Seite.

Gruss,
Christian
(TÜV Industrie Service)

von Dietmar E (Gast)


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> ist in einem Trafo eine Wicklung Mylar grad mal 30um dick und trennt Primär vom 
Sekundärkreis

Das hätte ich lieber nicht erfahren ;)

von Jadeclaw (Gast)


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> ist in einem Trafo eine Wicklung Mylar grad mal 30um dick
> und trennt Primär vom Sekundärkreis
Wobei, da kommt noch die Lackisolation der Drähte dazu und was so 
heutzutage verbaut wird, sind fast durchweg 2-Kammer-Trafos, da sind das 
schon ein paar Millimeter Abstand zuzüglich Lacktränkung respektive 
Vergußmasse.

Sven Pauli (haku) schrieb am 25.02.2008 um 17:17:
> Mit Netzspannung arbeitet man grundsätzlich besser nicht auf Lochraster,
> merk dir das :-)
Auch wenn vielleicht ironisch gemeint, so ist es grundsätzlich kein 
Problem, einfach die Lötaugen zwischen Netz- und Niederspannungsseite 
wegmachen und gut ist es. 2 Lötaugen Abstand reichen üblicherweise.

Gruß
Jadeclaw.

von Mark. K (Gast)


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Danke für die Infos.

Falls ich bei Lochraster bleiben würde, dann müsste ich also zwischen 
den 230V Bahnen (L und N) also zwei Lötaugen rausmachen!? Die Abstände 
am Relais beträgt ca. 7,5mm - also nur ein Lötauge dazwischen.

Das Relais schaltet ein Gerät, wobei L und N geschalten werden. Das 
erscheint mir sicherer, als wenn nur ein Kontakt geschalten wird. Das 
Relais hat zwei Wechsler. Es wird also sehr eng um das Relais. Mal 
schaun, wie ich mit dem Layout hinkomme. Wollte nur eine einseitige 
Leiterplatte erstellen.

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