Hallo, Eine Sache, die ich nie verstanden habe: Warum sagt man, dass bei Kabelverbindungen, die kürzer als etwa 1/4 der Wellenlänge sind, der Wellenwiderstand vernachlässigbar ist? Habe bereits einiges im Internet durchgewühlt, aber keine verständliche Erklärung gefunden. Aus irgendweinem Grund hat es wohl damit zu tun, dass sich dann noch keine "komplette" Welle ausgebreitet hat. Aber wieso tut das was zur Sache? Bei einem Kabel der elektrischen Länge Wellenlänge Lambda/4 trifft die Welle doch nicht anders auf den Abschlusswiderstand als bei einem Kabel der Länge 5*Lambda/4 oder 4001*Lambda/4. Hat vielleicht jemand eine Erklärung in möglichst einfachen Worten parat?
Solange der Generator nicht die Last am Ende des Kabels kennt, wird er mit der Nennimpedanz des Kabels belastet. Dann kommt ja irgendwann eine Reflektion zurück, und wenn nun die Leitung sehr kurz ist im Vergleich zur Wellenlänge, dann kommt quasi schon eine Reflektion zurück bevor der Sinus überhaupt ein paar Grad abgesendet wurde, und die Quelle "sieht" ab dem Zeitpunkt der eingetroffenen Reflektion den tatsächlichen Lastwiderstand am anderen Ende des Kabels, es fließt dann also nur noch soviel Energie hinein, wie die Last am anderen Ende zieht. Wenn nun das Kabel sehr lang ist, dann sind schon mehrere Sinusperioden komplett unabhängig im Kabel unterwegs, und der Generator sieht immer noch die Nennimpedanz des Kabels, es kommt zu stehenden Wellen durch überlagerung der hin- und rücklaufenden Welle. Bei sehr kurzem Kabel vs. Wellenlänge sind die Reflektionen wie gesagt sehr schnell da, und es wird dann nicht die ganze Sinuswelle mit der Nennimpedanz belastet, sondern z.B. nur die ersten 5°, die Reflektion ist also sehr klein und vernachlässigbar. Es ist sehr sinnvoll sich so eine Reflektion mal praktisch anzuschauen, wenn dann z.B ein Rechtecksignal von 5V und 50 Ohm gesendet wird in ein 50 Ohm Kabel was am ende offen ist, dann ist das erste Stück des Rechtecks 2.5V, da ja 50/50 Spannungsteiler. Dann kommt die Reflektion zurück, in diesem Fall 2.5V wg. offenem Ende, und addiert sich zu den 2.5V, und das Rechteck geht wie eine Treppe von 2.5 auf 5V hoch. Und genau jetzt entspricht die Spannung am Eingang des Kabels der Spannung, die vor dem Innenwiderstand der Quelle herrscht. Bei Gleichstrom oder sehr niedrigen (Rechteck)Frequenzen sieht man diesen Sprung von 2.5V auf 5V natürlich nicht mehr, weils zu schnell geht relativ zur Periodenlänge. Stattdessen sieht man einfach keine Änderung, da ja das Kabel nur noch ne Kapazität ist die sich kurz auflädt.
Bei jedem nichtstationären, elektrischen Vorgang handelt es sich um Wellenvorgänge. Das gilt sowohl für die freie Ausbreitung im Vakuum/Luft wie auch für die über Leitungen geführte ( auch z.B. bei Drehstrom-Übertragungsleitungen mit 50 Hz ). Selbst wenn ich einen Gleichstromkreis schliesse, breitet sich der Zustand "Ein" mit endlicher, max. Lichtgeschwindigkeit c0 ( genau: c0*Verkürzungsfaktor ) innerhalb der räumlichen Ausdehnung der Anordnung aus ! Ergo gibt's wie bei Schall- und Wasserwellen grundsätzlich Reflexionen usw. Ist jetzt die Wellenlänge erheblich grösser als die gegebenen Geometrien, fallen diese Reflexionen nicht auf ( genau, wie Dominik Friedrichs beschrieb ). Aufpassen: hat man eine Leitung mit Lambda/4, ergibt sich folgendes: 1) Sind Abschluss- und Wellenwiderstand gleich, "sieht" die einspeisende Quelle genau den Wellenwiderstand als Belastung; 2) Ist das Leitungsende offen, sieht die Quelle einen Kurzschluss (!); 3) Ist das Ende kurzgeschlossen, sieht die Quelle einen Leerlauf (!). Also, die Leitungslänge muss schon "viel" kürzer als die Wellenlänge sein, um unberücksichtigt bleiben zu können. Gruss
Hi, "Koax", Du: "Warum sagt man, dass bei Kabelverbindungen, die kürzer als etwa 1/4 der Wellenlänge sind, der Wellenwiderstand vernachlässigbar ist?!" Wer immer das gesagt hat, er hat nur teilweise Recht. Die Faustformel ist: Geringe Impedanzsprünge haben nur einen vernachlässigbaren Einfluß auf die Übertragungsdämpfung, wenn die Länge der fehlangepaßten Leitung kleiner als lambda/10 ist. Ds anschauliche Beispiel ist das lange Antennenkabel 60 Ohm an Antenne 60 Ohm und Tuner 60 Ohm, Meßfrequenz 100 MHz oder 3m, und einem 50 Ohm Leitungsstück von 30 cm irgendwo dazwischen. Begründung: 1. Das 50 Ohm-Leitungsstück verursacht zwei Reflektionen. Eine 60->50 Ohm am antennenseitigen Ende, die andere 50->60 Ohm am antennenfernen Ende. In Richtung auf den Tuner erleben wir zwei kleine Einbrüche. 2. Die Reflektionen unterscheiden sich um 180° Phasendifferenz. 3. In der Überlagerung gleichen sich beide Sprünge gegenseitig fast aus. In der Meßtechnik sind 0,5 dB Fehler schon zu viel. Da muß man die Toleranzen einschränken. Ciao Wolfgang Horn
Zeiche Dir das einfach mal in ein Smith-Diagram ein und Du wirst sehen, dass kurze Leitungen die Impedanz oft vernachlässigbar transformieren. (Man kann diese dann idR. als Serieninduktivität modellieren.) 1/4 lamda ist für mich aber alles andere als kurz sondern schon wirklich lang. Viele Grüße, Martin L.
... Natürlich immer unter der Vorraussetzung einer vorhandenen Fehlerkorrektur.
Martin L. wrote: > 1/4 lamda ist für mich aber alles andere als kurz sondern schon > wirklich lang. Der Kontext ist vielleicht nicht ganz unwichtig. Also ob es sich um Analogsignale oder die im Bereich von Microcontrollern gängigeren Digitalsignale handelt.
Warum kann bei NF-Leitungen auf den Wellenwiderstand Zw verzichtet werden?
EGS schrieb: > Warum kann bei NF-Leitungen auf den Wellenwiderstand Zw verzichtet > werden? Weil sie immer elektrisch kurz sind. ;-) Die Wellenlänge eines 20-kHz-Signals ist 15 km.
@ Jörg Wunsch (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite >Weil sie immer elektrisch kurz sind. ;-) Die Wellenlänge eines >20-kHz-Signals ist 15 km. Und wenn ich meine Tante in Australien anrufe . . .? duckundwech Falk
Man behandelt doch eine wirklich(!) lange 50Hz Ueberlandleitung deswegen auch nach HF-Regeln?
>>Weil sie immer elektrisch kurz sind. ;-) Die Wellenlänge eines >>20-kHz-Signals ist 15 km. >Und wenn ich meine Tante in Australien anrufe . . .? >duckundwech Gar nicht ducken. Genau aus dem Grund haben Telefonstrippen eine definierte Impedanz. Man merkt auch wenn man ein Telefon anschließt dass nix taugt (oder die Telefonanlage), dann hört man sich selber im Hörer. Das ist die Reflexion an der nicht impedanzrichtig abgeschlossenen Leitung. Die sache ist etwas komplizierter, die Impedanz eines Telefons ist nicht reell. Details (mehr als man wissen will) z.B. in dem Buch http://www.amazon.de/Fernsprechendger%C3%A4te-Handbuch-Nachrichtenelektronik-Kaszynski-Sch%C3%B6nhoff/dp/B0023PDRNC Randy
Randy schrieb: > Man merkt auch wenn man ein Telefon anschließt dass > nix taugt (oder die Telefonanlage), dann hört man sich selber im Hörer. > Das ist die Reflexion an der nicht impedanzrichtig abgeschlossenen > Leitung. Es ist beabsichtigt, dass man sich selbst hört, sonst denkt man nämlich, das Ding ist kaputt. Im normalen Analogtelefon übernimmt das die Gabelschaltung, die einen Teil des Sprechstroms durch den eigenen Hörer fließen lässt, aber nicht alles, damit es nicht zu einer akustischen Rückkopplung kommt. Was du meinst, ist eine miserable Echounterdrückung. Diese hat aber eher was mit heutiger Übertragungstechnik zu tun denn mit der Impedanz einer elektrischen Leitung. Wenn du es schaffst, so viel Energie am Anfang der Leitung einzuspeisen, dass in Australien noch was ankommt, dann hast du sicher auch bei einer Telefonleitung Impedanzprobleme. ;-) Eine normale Telefonleitung ist aber nicht so lang, sondern höchstens einige Kilometer bis zur nächsten Vst.
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