Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ionisierende Strahlung messen


von Thomas (Gast)


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Nach den ganzen Fragen nach Geiger-Müller Zählrohren habe ich mich 
gefragt, ob es auch andere Methoden zur Strahlungsmessung gibt, die man 
selbst nachbauen könnte. Kennt jemand was?

: Verschoben durch Admin
von Markus H. (markushehn)


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Man kann es auch mit Glimmröhren aufbaun.
In Google wirst du fündig.

von Torsten W. (wirehead)


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Gabs nichtmal ein Projekt mit BPW34?

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Endlich mal jemand, der nicht diesen Unsinn von "radioaktiver Strahlung" 
verzapft - Gratulation!
"Radioaktive Strahlung" - im Moment in den Medien sehr beliebt, ist 
genau solcher Unfug wie "leuchtendes Licht" oder "unhörbarer 
Ultraschall" ... die meisten Journalisten sind Idioten.

Zum Thema: Es soll auch Halbleiter-Dedektoren geben - zumindest für 
Röntgen- und die artverwandten Gammastrahlen, sogar als Matrix zur 
Bildgewinnung ("digiales Röntgen"). Ansonsten kann man auch 
fluoreszierende Stoffe auf/vor einen empfindlichen Lichtsensor anordnen, 
siehe "Szinzilloskop" (oder so ähnlich). Da die empfindlichsten 
Lichtsensoren aber wiederum Röhren sind (SEV), hat man 
schaltungstechnisch nicht allzuviel gewonnen.

von MaWin (Gast)


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Szintillation, also das Aufleuchten von Materialen wie 
Natriumjodid-Einkristallen oder bestimmten Plastikteilen unter Strahlung 
und Erfassung der Lichtblitze mit Einzelphotonendetektorenm wie 
Photomultipliertubes.

Ist nicht einfacher...

http://www.chetan.homepage.t-online.de/sonstig/ram63.htm

von Thomas (Gast)


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Glimmröhren soll nicht wirklich funktionieren habe ich gelesen. Gibt 
zwar in einer gewissen Form Ausgangspulse wie ein Geiger-Müller 
Zählrohr, aber die ändern sich eben nicht bei "normaler" Bestrahlung.
Welche Energie wäre eigentlich nötig, um ein Bit in einem RAM-Baustein 
kippen zu lassen? Angeblich soll das ziemlich häufig vorkommen

von Peter R. (pnu)


Angehängte Dateien:

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BPW34 als Sensor für Alphastrahlung geht ganz gut:

BPW mit einigen V Sperrspannung. Folgend ein RC-Verstärker mit etwa 
200kHz Grenzfrequenz (mehrere BC377-Stufen) und Eingangswiderstand 
MOhm/einige pF, also hochohmig und kapazitätsarm. Die Verstärkung muss 
so hoch sein, dass das Rauschen am Ausgang Uss so etwa 500mV erreicht. 
Ein Schmitt Trigger muss folgen, der gerade über den Spitzenwerten des 
Rauschens anspricht. Also etwas über 500 mV. Dann kann eine Monostabile 
Kippstufe folgen, die aus dem Signal z.B. 1ms-Impulse macht, die auf 
einen Ohrhörer oder Lautsprecher gegeben werden können.

Auf Alphastrahlung (Pechblende) spricht der Sensor eindeutig an. Da mir 
eine beta oder gamma-Quelle fehlt, kann ich in der Richtung nichts 
sagen. Eine  Empfindlichkeit für beta und gamma wenn auch geringer als 
für Alpha müsste es geben.

In der Anlage die in SMD ausgeführte Version des Verstärkers

von helm (Gast)


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Thomas schrieb:
> Glimmröhren soll nicht wirklich funktionieren habe ich gelesen.

Kannst du was näheres dazu sagen, das thema interessiert mich

von Markus H. (markushehn)


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von MaWin (Gast)


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> BPW34 als Sensor für Alphastrahlung geht ganz gut:

1. April war gestern.

Alphastrahlung schafft es nicht mal durch
Das Epoxygehäuse bis zum Chips, was soll der
dann also messen ?

Ausserdem ist die Kapazität der Diode zu hoch
um auf kleine Ereignisse sinnvolle Reaktion
zu zeigen.

von Johannes (Gast)


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> Alphastrahlung schafft es nicht mal durch
> Das Epoxygehäuse bis zum Chips, was soll der
> dann also messen ?

Die BPW34 ist eine Photo-Diode, mit einem durchsichtigen 
Kunststoff-Gehäuse. Evtl. kommen in diesem Material die Alpha-Strahlen 
weiter als in anderen Kunststoffen. Und um Alpha-Strahlen zu 
detektieren, reicht es ja, wenn ein gewisser Prozentsatz im Chip 
ankommt; die Kunststoff-Schicht wird bestimmt nicht alle Teilchen 
absorbieren.

Und dann besteht Pechblende ja nicht nur aus Uran, sondern es enthält 
auch radioaktive Tochternuklide, die Beta- und Gamma-Strahlung abgeben. 
Man kann damit also nicht eindeutig nachweisen, dass die Diode auf 
Alpha-Strahlung reagiert.

Ein interessanter Versuch wäre, den Detektor irgendwie abzuschirmen 
(z.B. dickes Papier), so dass die Alpha-Strahlung nicht mehr durch 
kommt, Beta- und Gamma-Strahlung aber schon noch. Wenn die Anzeige mit 
der Abschirmung deutlich schwächer wird, reagiert der Sensor tatsächlich 
auf Alpha-Strahlung.

von Peter R. (pnu)


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@MaWin

Hast Du es schon ausprobiert?

Die Alphastrahlung schafft es durch die 0,2mmKunststoff bis zum Chip und 
auch durch 40 Mikrometer Alufolie, die Umgebungslicht abschirmt.

Die Reichweite mit dieser Abschwächung beträgt etwa 30mm über dem 
Pechblende-Mineralstück. Da stimmt mit der Reichweitenangabe in der 
Literatur überein. Da werden für Luft als Reichweite ca.50mm angegeben

von Nils (Gast)


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> Die Alphastrahlung schafft es durch die 0,2mmKunststoff bis zum Chip und
> auch durch 40 Mikrometer Alufolie
Das halte ich für ein Gerücht. Anbei ein paar Messwerte einer 
Am241-Probe mit Si-HL-Detektor:
Luft (0 mm): 35233 Imp/s
Luft (5 mm): 7215 Imp/s
Luft (10 mm): 2034 Imp/s
Luft (15 mm): 220 Imp/s
Luft (20 mm): 1 Imp/s
1 Blatt Papier: 1,4 Imp/s
Alufolie 50 µm: 0,2 Imp/s

Das Ganze wurde mit einem echten HL-Detektor für ionisierende Strahlung 
gemessen.

Abgesehen davon, stimmt es, was Johannes sagt:
Pechblende enthält ein ganzes Sammelsurium von Isotopen, so dass 
ebenfalls Beta-Minus und Gammastrahlung ausgesendet werden.
Gammaspektren von Pechblende findest Du über Google.

von Peter R. (pnu)


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Tatsache ist, dass ich bis etwa 40mm Entfernung zur Probe deutliche 
Impulsrate am Scope Bildschirm sehe bzw. im Lautsprecher höre.
Durch die Folie vor der BPW34 verringert sich diese Entfernung auf etwa 
30 mm.

Die 40Mikrometer sind wohl ein Irrtum meinerseits, die verwendete 
Alu-Haushaltsfolie hat etwa 12 Mikrometer Dicke. tut mir leid.

Diese Werte stimmen mit den Reichweiteangaben für Alphastrahlung 5MeV in 
Luft und Aluminium im Rahmen der Messgenauigkeit überein.

Bei dem Messwerten von Nils ist die starke Abnahme der Intensität in 
Luft nicht nur durch die Bremsung in Luft verursacht. Hier scheint das 
1/r² - Gesetz mitzuwirken, das bei einer punktförmigen Quelle mit gültig 
ist.

bei meiner mehr flächenförmigen Probe nimmt zunächst die Rate nicht mit 
1/r² ab: weniger stark, enger an dem zu erwartenden exponentiellen 
Verlauf.

Gammastrahlung wird die BPW34 nur mit sehr geringem Wirkungsgrad 
aufnehmen, dafür ist die Dicke der wirksamen I-Schicht zu gering.

von U. B. (Gast)


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> Endlich mal jemand, der nicht diesen Unsinn von "radioaktiver Strahlung"
> verzapft - Gratulation!

Radioaktive Strahlung ist ionisierende Strahlung,
( kurzwellige ) ultraviolette und Röntgenstrahlung aber auch.

von Peter R. (pnu)


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"radioaktive Strahlung" ist sowieso eine unsinnige Wortbildung

Radioaktivität ist die Materialeigenschaft eines strahlenden Körpers.

Die abgegebene Strahlung ist nicht radioaktiv, bestenfalls ionisierend.

Es gibt ja auch kein leuchtendes Licht: Die Lichtquelle leuchtet, nicht 
das Licht.

sorry, da habe ich einege Vorgänger wiederholt.

von Nils (Gast)


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> Gammastrahlung wird die BPW34 nur mit sehr geringem Wirkungsgrad
> aufnehmen, dafür ist die Dicke der wirksamen I-Schicht zu gering.

Peter, ich weiß nicht woher Du das nimmst. Du hast eine Probe, von der 
Du annimmst, dass sie nur Alpha-Strahlung aussendet. Das ist aber nicht 
der Fall.
Du sagst nicht, wie Du abschätzt - aber Deine Abschätzungen würden nur 
dann funktionieren, wenn Du von einer reinen Alpha-Strahlungsquelle 
ausgehen würdest.
Keinesfalls bei einem Mix verschiedener Strahler.

Aber selbst wenn ich das unterstelle - meine Messreihe stammt aus einer 
Messung mit einem sehr empfindlichen Detektor an einer kalibrierten 
Strahlungsquelle mit etwa 300000 Bq. Das ist nicht wenig. Americium 241 
ist ein reiner Alphastrahler, ebenfalls mit etwas nehr als 5 MeV 
Energie.
Wenn ich das grob auf Deine 12 µm Alufolie übertrage, werden schon mal 
95% der Alphateilchen geschluckt. Dann noch mehrere Millimeter 
Kunststoff und das Ganze in 30 mm Luft. Es ist nicht plausibel, dass 
sich da mit einer BPW34 irgendetwas nachweisen lässt.

Ich weiß nicht, was Du da für ein Uranerz hast - aber Pechblende besteht 
aus einer Reihe von Uran-Isotopen (Zusammensetzung schwankt je nach 
Herkunft). Zusammen mit den teilweise ebenfalls strahlenden 
Zerfallsprodukten ergibt sich ein bunter 'Strahlenmix'.

Mit Deinen Aussagen widersprichst Du auch dem, was publiziert wurde. Ein 
Zähler auf der Grundlage von 6 parallel geschalteten BPW34 wurde in der 
Funkschau 21/1986 vorgestellt. Dazu gehörte neben der Bauanleitung auch 
ein Grundlagenartikel, an dem 3 Autoren beteiligt waren.

Zunächst das Wichtigste: Die BPW34 reagieren auf starke Betastrahlung 
und Gammastrahlung. Nicht auf Alpha-Strahlung. Zum Nachweis von 
Alpha-Strahlung wird die 'BPY12' vorgeschlagen (eine Pin-Diode ohne 
Gehäuse, mittlerweile abgekündigt).

Ich nenne Dir die weiteren Daten aus dem Artikel:
- 6 BPW34 an 15-20V, Fläche insgesamt 45 mm²
- Nachweisempfindlichkeit für Co60 (Gamma-Strahler): 4 Imp/s je mR/h
- Sperrschicht 70µm, damit 2..5 nS Impulse, die durch den anschließenden 
Ladungsverstärker auf 50 µs 'gedehnt' werden
- Sperrschicht-Kapazität: 65 pF
- Ansprechschwelle für Gamma-Quanten: 0,2 keV
- Totzeit: um die 50 µs
- Ladung pro Teilchen: 5e-14 As/MeV
- Spannungsimpuls an der Diode: 100 µV an 100pF

Die Schaltung findest Du auch hier im Forum, wenn Du nach 'BPW34' 
suchst.

Gruß,
Nils

von U. B. (Gast)


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> - Nachweisempfindlichkeit für Co60 (Gamma-Strahler)

Co 60 hat β(−) Zerfall, dabei werden auch Gamma-Quanten frei.
Will man die β(−) "aussortieren", z.B. mit Alu, sollte man das 
spezifizieren.

von Peter R. (pnu)


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Inzwischen läuft mir die Diskussion zu weit weg von der ursprünglichen 
Fragestellung.

Die Fragestellung ging ja dahin, ob man mit anderen Sensoren als 
Geiger-Müller-Rohren radioaktives Material erkennen kann. Und das geht 
mit der BPW34 durchaus.

Fakt ist: Ich habe bei meinem Aufbau eindeutig Radioaktivität bis etwa 
30mm Entfernung von der Probe, die 12 Mikrometer-Alufolie ändert das von 
40 auf 30mm Reichweite.Auf dem Schirm eines Scope heben sich diese 
Impulse deutlich aus dem Rauschsockel hervor.

Dass man damit die Art der Strahlung nicht eindeutig identifizieren 
kann, ist mir auch klar, obwohl ich aus der Reichweite in Luft 
Alphastrahlung vermute.

Wer daran interessiert ist, kanns ja ausprobieren, der Aufwand ist ja 
schließlich nicht hoch, abgesehen von der Schwierigkeit, eine Probe 
Uranmineral oder ein altes Zifferblatt mit radioaktivem Leuchtstoff 
aufzutreiben.

von ulrich (Gast)


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Die BPW34 wird Beta und Gamma Strahlen detektieren. Die Alpha Strahlung 
wird nicht durch den Kunststoff kommen.

Mit einer freien Fotodiode ohne Fenster kann man alpha Strahlen 
detektieren. Bei Fotodioden mit Glasfester kann man dies ggf. auch 
nachträglich entfernen. Es muss dann nur dunkel sein.  Man bekommt damit 
sogar eine gar nicht so schlechte Energieauflösung über die Pulshöhe.

Ein Szinilationszähler ist aufwendiger als eine GM Zähler. Das Problem 
ist vor allem an das Szintilator Material zu kommen. Vor allem für Gamma 
Strahlung hat man damit eine viel höhere (z.B. 1000 fach) 
Empfindlichkeit und damit theoretisch auch ein Chance tatsächlich was zu 
messen, bevor die Strahlung gefährlich wird.

von Felix Feld (Gast)


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Eine verhältnismäßig einfache Möglichkeit
Radioaktivität zu messen wär noch die Ionisationskammer.
Läuft wohl schon mit TLC271 befriedigend,
siehe z.B. www.bkainka.
Lineares Ansprechen ist aber wohl erst mit hohen
Elektrodenspannungen um 200 Volt zu erreichen,
erst bei diesen Spannungen rekombinieren die Ionen
in der Kammer nicht mehr, sondern werden komplett
"abgesaugt".
Kommt in abgewandelter Form auch in Gaschromatographen
vor, als "FID", Flammenionisationsdetektor,
hier mit Saugspannungen um 200-400 Volt, je nach
Bauform.

von Düsentrieb (Gast)


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von Nils (Gast)


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Es gibt da auch noch etwas weniger Elektronisches, sehr Archaisches aus 
den 1970ern / 1980ern:
Kearny Fallout Meter
http://www.cddc.vt.edu/host/atomic/pdf/kfm_inst.pdf

Ein Video dazu:
http://www.youtube.com/watch?v=GgX7vZ_MVZ0

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