Forum: Digitale Signalverarbeitung / DSP / Machine Learning Streckenmodell Achsregelung Quadrokopter


von Chr (Gast)


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Morgen,

ich weiß, sehr spezifisch.
Ich denke über die (Achs)regelung (Achse: Nick- und Rollwinkel) nach.
Hat irgendjemand mal nachvollziehbar ein Streckenmodell augestellt?
Man findet furchtbar viel bla bla in Literatur und noch mehr Mathe.

Ich habe ein simples Modell erstellt (kann ich auch mal digitalisieren 
bei Interesse). Es soll nur grob die vereinfachten phsyikalischen 
Zusammenhänge beschreiben damit man über Sinn und Unsinn einer 
Reglerstruktur nachdenken kann.

Alle (die ich verstehe) verwenden einen PID Regler um die Winkel zu 
Regeln und raten fleißig an den Paramtern rum. Meiner Meinung nach is 
das doch quatsch, man regelt einen Winkel indem man durch einen Motor 
eine Kraft, respektive Beschleunigung stellt. Diese doppelt Integriert 
resultiert in einer Anderung des Winkel.
Durch die doppelte Integration ist das System doch bereits per 
Definition instabil. Und da wird dann och ein PID Regler draufgehauen. 
Im Studium wär ich damit durch die Klausr gefallen ...

Meiner Meinung klassischer Fall für eine Kaskadenregelung... Aber darauf 
wird doch vor mir schon jemand gekommen sein?

Gruß
Christoph

von littleHelper (Gast)


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Hi
da hast du schon recht es gibt ne menge Regelungstechniker deren 
Verständnis für Regelungstechnik beim PID-Regler aufhört, zumindest 
wissen die echten Regelungstechniker wie man die Parameter richtig 
einstellt (durch systematisches Rumprobieren). Und speziell in diesem 
fall kann ich das den (meist Hobby-)Regelungstechnikern nicht verübeln, 
dass sie sich auf nen PID Regler beschränken denn meist gehts ja 
problemlos und es giebt den Regelalgorithmus fertig für die AVRs.

Andererseits ist es bei dir aber scheinbar das gleiche Problem. Du 
bezeichnest alles was über PID hinausgeht als "furchtbar viel bla bla 
und noch mehr Mathe" und sagst das alles was kein PID ist du nicht 
verstehst (sorry wenn ich dir die Wörter etwas im Mund herumdrehe).
Auserdem stellst du ein stark vereinfachtes Modell auf und behauptest, 
das was sich oft bewährt hat taugt nichts und du weist es besser.

Dennoch hast du warscheinlich recht, dass man mit einer Kaskadenregelung 
bessere Ergebnisse erziehlt wie mit PID allerdings wird die Regelung 
dadurch wesentlich komplexer und du brauchst mehr parameter 
(Motordrehzahl/Motorstrom?)... ob sich das dann noch auf nem AVR 
vernünftig umsetzen lässt bleibt herauszufinden.

Wenn du das ganze mal theoretisch durchrechnen willst poste mal was du 
hast hier wird dir sicher geholfen.

von Chr (Gast)


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littleHelper schrieb:
> Andererseits ist es bei dir aber scheinbar das gleiche Problem. Du
> bezeichnest alles was über PID hinausgeht als "furchtbar viel bla bla
> und noch mehr Mathe" und sagst das alles was kein PID ist du nicht
> verstehst (sorry wenn ich dir die Wörter etwas im Mund herumdrehe).
Wohl wahr, so kann man das auch verstehen. Was mich an den Arbeiten 
(meißt Papers) stört ist dass da von 0 auf 100 in wenigen Worten 
beschleunigt wird und der Durschnittsleser nach mitte zweiter Satz das 
theoretische Hintergrundwissen verliert. Das ist aber ein Problem dass 
ich fast sämtlicher akademischer Literatur ankreide...
> Auserdem stellst du ein stark vereinfachtes Modell auf und behauptest,
> das was sich oft bewährt hat taugt nichts und du weist es besser.
Ne die frage is eher warum das stark verinfachte Modell wohl soweit an 
der Realität vorbeigeht dass man am Ende doch einen PID Regler nehen 
kann.


> Dennoch hast du warscheinlich recht, dass man mit einer Kaskadenregelung
> bessere Ergebnisse erziehlt wie mit PID allerdings wird die Regelung
> dadurch wesentlich komplexer und du brauchst mehr parameter
> (Motordrehzahl/Motorstrom?)... ob sich das dann noch auf nem AVR
> vernünftig umsetzen lässt bleibt herauszufinden.
Von AVR hat niemand was gesagt ;-)
Mir gehts auch nicht darum mich als Regelungstechniker zu profilieren, 
ich will doch nur wissen ob das Rad nun rund is oder Ecken hat. Und, 
falls es ecken hat, warum rappelt es dann nicht beim fahren? Ich wünsche 
mal eine Doktorarbeit in dieser Sprache ;-) Getreu dem Motto: Wenn mans 
dem Bauer nicht erklären kann hat mans selber nicht verstanden.

Ich muss mal schauen dass ich das lesbar skizziere was ich denke. Für 
den interessierten Leser, hier kommt die Frage sporadisch auch auf, 
wirklich aufgelöst wird das alles aber nicht
http://forum.mikrokopter.de/topic-34619-1.html

von Matthias (Gast)


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Hallo,

ich habe noch keinen Quadrocopter gebaut, aber ich vermute, dass für 
kleine Winkelabweichungen von Roll & Pitch das Streckenverhalten als 
linear modelliert werden kann. zB wie beim Inversen Pendel, da kann man 
ja auch in der instabilen Ruhelage (Staberl senkrecht nach oben) das 
System linearisieren.

Chr schrieb:
> Durch die doppelte Integration ist das System doch bereits per
> Definition instabil. Und da wird dann och ein PID Regler draufgehauen.

Genau dafür ist der Regler ja da: Das System kann stabilisiert werden.

Chr schrieb:
> Meiner Meinung klassischer Fall für eine Kaskadenregelung... Aber darauf
> wird doch vor mir schon jemand gekommen sein?

Eine Kaskade ist bestimmt sinnvoll. Da würde ich mit dem inneren 
schnellen Kreis anfangen (Motor). Dieser Kreis ist dann Bestandteil des 
äußeren Kreises und erhöht somit die Ordnung des Systems. Wie es sich 
mit der Eingangsnichtlinearität verhält, kann ich leider gar nicht 
abschätzen.

LG,

Matthias

von Florian W. (Firma: Pesch Marinescheinwerfer) (seematzfw)


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Chr schrieb:
> Wohl wahr, so kann man das auch verstehen. Was mich an den Arbeiten
> (meißt Papers) stört ist dass da von 0 auf 100 in wenigen Worten
> beschleunigt wird und der Durschnittsleser nach mitte zweiter Satz das
> theoretische Hintergrundwissen verliert. Das ist aber ein Problem dass
> ich fast sämtlicher akademischer Literatur ankreide...

Das ist kein Problem wissenschaftlicher Literatur, das ist ein Problem 
des nichtwissenden Lesers. Wissenschaftliche Literatur richtet sich in 
erster Linie an andere Wissenschaftler des gleichen Fachgebiets und 
denen muss ich als Schreiber des Papers nicht mehr erläutern, ob ich die 
Parameter für den PID nach Ziegler-Nichols oder sonstwie ermittelt habe 
oder noch schlimmer, was ein PID-Regler überhaupt ist. Es wird einfach 
ein Mindestmaß an Verständnis der Materie vorausgesetzt, wenn man sich 
mit den Papern auseinandersetzen will. Ich als Regelungstechniker 
erwarte schließlich auch nicht, dass ich ein Paper aus dem Bereich 
Molekularbiologie verstehen kann.
Einen Quadrokopter nur mit geratenen Reglerparametern kontrollieren zu 
wollen, wird auf Dauer übrigens recht teuer, da spätestens bei jedem 
zweiten Absturz mindestens ein Rotorblatt zerbricht.
Solltest du dich mit dem Thema näher beschäftigen wollen, kann ich dir 
das Institut für Regelungstechnik an der TU Hamburg-Harburg empfehlen. 
Dort sind unter der Aufsicht von Ulf Pilz etliche Studien- und 
Diplomarbeiten rund um den Aufbau und die Regelung eines Quadrokopters 
geschrieben worden. Bei netter Nachfrage im Institut kannst du die 
sicherlich als PDF bekommen.

von littleHelper (Gast)


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Matthias schrieb:
> Hallo,
>
> ich habe noch keinen Quadrocopter gebaut, aber ich vermute, dass für
> kleine Winkelabweichungen von Roll & Pitch das Streckenverhalten als
> linear modelliert werden kann. zB wie beim Inversen Pendel, da kann man
> ja auch in der instabilen Ruhelage (Staberl senkrecht nach oben) das
> System linearisieren.

Das ist schon richtig, aber um linearität geht es hier ja gar nicht. Dem 
TS gehts nur um Stabilität. Auserdem dürfte es bei einer reinen 
Roll/Pitch-Winkel Regelung (fast) keine Nichtlinearitäten geben. Die 
Motordrehzahl dürfte ne quadratische Komponente durch die Luftreibung 
haben (wenn ich mich richtig an meine Physikvorlesung erinnere)

> Chr schrieb:
>> Durch die doppelte Integration ist das System doch bereits per
>> Definition instabil. Und da wird dann och ein PID Regler draufgehauen.
>
> Genau dafür ist der Regler ja da: Das System kann stabilisiert werden.
>

Das kann so auch richtig sein, es kann aber auch (wie hier) instabil 
werden. Denn man hat 2 Integrationen in der Regelstrecke was dazu führt, 
dass die Polstellen bei 0 auf der Wurzelortskurve ins Positive wandern. 
Und (soweit ich das richtig verstanden habe) ist genau das das Problem 
des TS.
Dem kann abgeholfen werden, wenn man eine positive Nullstelle einfügt 
(vom PID?). Und den I Teil vom PID sollte man abstellen (also nur PD).

Das ist übeigens (soweit ich mich richtig erinnere) auch bei deinem 
Inversen Pendel so... das hat von Haus aus ne positive Polstelle, der du 
mit nem reinen PID gar nicht bei kommst (zumindest nicht vernünftig).

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