Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Elko verpolt angeschlossen


von Phil R. (philipp-)


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Hallo,
ich weiß, dass man Elkos nicht verpolt anschließen darf. Aber was 
passiert, wenn man Elkos mit 500V Nennspannung verpolt eine Spannung von 
unter 5V verpasst? Halten die das normalerweise aus?

von mhh (Gast)


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Philipp L. schrieb:
> Hallo,
> ich weiß, dass man Elkos nicht verpolt anschließen darf. Aber was
> passiert, wenn man Elkos mit 500V Nennspannung verpolt eine Spannung von
> unter 5V verpasst? Halten die das normalerweise aus?

Ein kleines Weilchen schon. Aber für was verläßliches würde ich dann 
doch zum Tausch raten, denn unbedenklich ist i.A. eine verpolte Spannung 
unter 1 V.

Ohne Tauschambitionen ist eine Formierung über einen Widerstand mit 
steigender Spannung außerhalb der Schaltung vorzunehmen.

von LecKmICh (Gast)


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Philipp L. schrieb:
> Halten die das normalerweise aus?

Ja, das halten die jahrelang aus.

von Wilhelm F. (Gast)


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Philipp L. schrieb:

> Halten die das normalerweise aus?

Eine relativ kurze Weile hält auch ein Elko eine Falschpolung aus. Er 
arbeitet dann aber schon nicht mehr als Kondensator, und das sollte man, 
wenn möglich, irgendwie schnell bemerken. Die Isolationsschicht, das 
hauchdünne Aluminiumoxid, wird bei der Falschpolung von den Folien 
abgetragen, aufgelöst. Danach wird er ganz niederohmig, und es knallt 
eventuell, nach längerer Zeit garantiert.

Wenn sowas aus Versehen mal ganz kurz passsiert, bekommt man den wieder 
hin.

von Phil R. (philipp-)


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Die Elkos waren 5 oder 6 mal an 3 - 4 V für jeweils ein paar wenige 
Sekunden angeschlossen.

Dann nehme ich morgen die Schaltung wieder vorsichtig in Betrieb.

Vielen Dank!

von Dominik K. (dodoo)


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Ich sag dir eines: Die Dinger knallen ordentlich^^ In der Schule haben 
wir aus dem Eektroschrott Elkos rausgesucht und knallen lassen, vor 
allem die ohne Sollbruchstelle^^ Also wenn du dir nicht sicher bist: 
Schutzbrille oder zumindest nicht direkt reinschaun, abdecken,...

MfG Dominik

von raketenfred (Gast)


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Und zusätzlich ist gut gelüftet gut, weil unabhängig von Sollbruchstelle 
oder nicht, stinkt das Zeug ziemlich ordentlich

von Harald Wilhelms (Gast)


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Philipp L. schrieb:
> Die Elkos waren 5 oder 6 mal an 3 - 4 V für jeweils ein paar wenige
> Sekunden angeschlossen.
>
> Dann nehme ich morgen die Schaltung wieder vorsichtig in Betrieb.

Das heisstin disem Fall: Nicht sofort an Spannung legen, sondern
zuerst über einen Widerstand!
Gruss
Harald

von Dominik K. (dodoo)


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Hihi und wieee es stinkt!!!

MfG Dominik

von tobi (Gast)


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raketenfred schrieb:
> Und zusätzlich ist gut gelüftet gut, weil unabhängig von Sollbruchstelle
> oder nicht, stinkt das Zeug ziemlich ordentlich

Und wenn die Dinger richtig alt sind, dann gibts auch noch krebserrgende 
Substanzen im dem Stink. Echt geil!

von Elena (Gast)


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>Und wenn die Dinger richtig alt sind, dann gibts auch noch krebserrgende
>Substanzen im dem Stink. Echt geil!

In Elkos? Was denn?

von c. m. (Gast)


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von Basti (Gast)


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Was ist an der Bauweise eigendlich so besonders das die eine 
polungsrichtung haben?

von Martin S. (sirnails)


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Basti schrieb:
> Was ist an der Bauweise eigendlich so besonders das die eine
> polungsrichtung haben?

Achtung: Oberflächliche Erklärung!

Steht eigentlich alles in Wikipedia. Aber kurz gesagt: Ein 
konventioneller Kondensator besteht aus zwei Platten. Die kann man 
polen, wie man will. Zwischen den beiden Platten kommt es zu einer 
Ladungsträgerverschiebung. Diese Verschiebungsladung steht als Kapazität 
zur Verfügung. Die Kapazität setzt sich aus mehreren Eigenschaften 
zusammen. Dielektrikum, also das Material zwischen zwei Platten, der 
Plattengröße und dem Plattenabstand.

Jetzt kann man sich vorstellen, dass ein konventioneller Kondensator 
eine Isolationsschicht zwischen den Platten benötigt. Diese kann Folie, 
Papier oder ein anderer Werkstoff sein. Erfahrungsgemäß lässt sich aber 
weder Folie, noch Papier unendlich dünn fertigen, sodass die Kapazität 
recht klein ist.

Bei Elkos spart man sich einfach die zweite Wicklung. Man nimmt 
stattdessen eine Flüssigkeit. Der Vorteil: Billiger, und v.a. optimale 
Verteilung. Denn eine Flüssigkeit kann direkt an der Platte des zweiten 
Pols anliegen. Jetzt braucht man natürlich eine Isolation. Sonst wäre es 
nur ein relativ niederohmiger Widerstand. Also nimmt man eine 
Oxydschicht auf der Metalloberläche des einen Pols. Diese ist hauchdünn 
(wenige Atome dick). Wir wissen aus dem Chemieunterricht, dass 
leitfähige Substanzen Elektrolyte sind. Wenn ich innerhalb eines 
Elektrolytes eine Spannung an zwei Kontakte anlege, dann fließt ein 
Strom, da die Ionen der Lösung Elektronen bereit stellen. Anders kommt 
es aber auch zu einer Materialwanderung. Wenn die Materialwanderung also 
in Richtung Metallfolie geht, dann bleibt die Oxydschicht intakt. 
Verpole ich den Elko allerdings, wird die Oxydschicht abgetragen. Die 
Isolationswirkung geht verloren, und der Kondensator wird schlagartig 
niederohmig. Meist liegt über einen Elko die volle Betriebsspannung an. 
Sagen wir mal 12 V. Die Oxydschicht baut sich bei der Verpolung ab und 
der Kondensator hat noch 0,1 Ohm Widerstand. I = U/R = 12V/0,1 Ohm = 
120A. Den Strom wird das Netzteil kaum bereitstellen. Nehmen wir 
1/100stel, also 1,2A sind das immerhin schon P = U * I = 12V * 1,2A = 
14,4W. Das Elektrolyt beginn zu kochen, die Gase dehnen sich aus, und 
der Kondensator platzt an der Sollbruchstelle - soweit er eine hat. 
Falls nicht, verabschiedet er sich mit einem lauten Knall. Das macht 
richtig Spaß!

Mit Sicherheit ist nicht alles fachlich korrekt, aber es reicht für 
einen groben Überblick. Alles weitere lässt sich auch den 100.000den 
Seiten im Netz nachlesen.

von Osche R. (Gast)


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Philipp L. schrieb:

> (...) Aber was
> passiert, wenn man Elkos mit 500V Nennspannung verpolt eine Spannung von
> unter 5V verpasst? Halten die das normalerweise aus?

Ja. 5-10% in die falsche Richtung sind immer drin.

Und wenn der Leckstom zurückgeht kannst Du die Spannung langsam erhöhen. 
So kann man die Polarität von dem Ding drehen. Es wird einfach eine neue 
Oxidschicht auf der gegenüberliegenden Elektrode gebildet.

Du musst nur den Leckstrom im Auge behalten, sonst verdampft der 
Elektrolyt (der leitet nämlich) und der Elko platzt.


Patrick

von oszi40 (Gast)


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> Du musst nur den Leckstrom im Auge behalten,

Besser wäre eine Plexiglasscheibe darüber damit herumfliegende Teile 
nicht ins AUge kommen!  Lange gelagerte oder verpolte Elkos sollte man 
langsam wieder an die richtige Polung gewöhnen. Schnelles Einschalten 
bei voller Spannung endet manchmal mit einem lauten Knall.

von Peter R. (pnu)


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christoph mikusch schrieb:
> Elena schrieb:
>
>> In Elkos? Was denn?
>
> http://de.wikipedia.org/wiki/Polychlorierte_Biphen...

Was soll dieser Unsinn!

Im Wiki werden zwar Kondensatoren als PCB-Träger genannt, aber Elkos 
gehören nicht dazu.

Elkos wurden/werden ohne PCB's hergestellt. Zwischen Kondensatoren 
(MP-Typ) mit PCB-Tränkung des isolierenden Papiers und Elko besteht ein 
Unterschied.

Durch solche Gräuelmärchen ist es inzwischen fast unmöglich, einen 
Elektrolytkondensator zu entsorgen, ohne einen Riesenaufschlag zu 
bezahlen, der eigentlich nur fürwirklich PCB enthaltende Kondensatoren 
angebracht ist.

von Wilhelm F. (Gast)


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Über die giftigen Elkos mit PCB unterhielt ich mich vor einer Weile mal 
mit einem Forums-User. Das PCB scheint nur in Hochspannungskondensatoren 
vorgekommen zu sein, die im Energieversorgungsbereich eingesetzt werden. 
Z.B. Blindleistungskompensation. Die sind aber heute wohl alle entsorgt, 
und als Hobbybastler kommt man damit wohl auch nicht in Berührung.

Normale Elkos enthalten wohl hauptsächlich Zitronensäure mit ein paar 
ungefährlichen Additiven zur Verbesserung der Eigenschaften.

Bei langer Lagerung löst sich auch schon mal die Oxidschicht ein wenig 
auf. Oder bei einem Gerät, was sehr lange außer Betrieb war. Genau wie 
nach einer kurzen Falschpolung. Dann sollte man ebenfalls mit einem 
Vorwiderstand vorsichtig nachformieren. D.h., mit Vorwiderstand an 
Nennspannung, oder der meist niedrigeren Betriebsspannung in der 
Schaltung, und beobachten, bis kein Strom mehr fließt. Dabei verliert 
der Elko aber immer ein klein wenig Elektrolyt, welches sich verbraucht. 
Aus diesem Grunde wurden alte Elkos früher auch mal trocken, weil sie 
während des Betriebes auch immer ein klein wenig nachformieren.

Wie es mit der Dichtheit moderner Elkos genau bestellt ist, weiß ich 
nicht ganz genau. Denn beim Formieren entsteht immer ein wenig Gas, und 
damit auch Druck. Das müßte ich in Spezialliteratur noch mal nachsehen.

Elkos in Schaltanwendungen verlieren mit der Zeit auch Kapazität, weil 
sich die tiefen Poren im aufgerauhten Alu durch Verschiebungen von 
Material langsam zusetzen. Das kann man nicht mehr rückgängig machen. Im 
Detail ist die Materie schon durchaus etwas komplizierter. Jeder kennt 
aber heute Geräte mit Schaltnetzteilen, die nach 2 Jahren den Geist 
aufgeben. Oft z.B. Router und Switche.

Wer ein paar alte Elkos hat, und es mal krachen lassen möchte, hängt die 
am besten an 2 Drähten in eine PET-Flasche hinein, die sind sehr robust. 
Einwegflaschen natürlich, denn wer weiß, was da noch drin bleibt, und 
sich nicht ausspülen läßt.

Auch Tantals leiden bei langer Lagerung. Ich testete kürzlich 
Quarzoszillatoren, die schon 15 Jahre herum lagen. Bei einem gab es 
einen satten Kurzschluß nach Einschalten. Der verschwand aber nach 
Sekundenbruchteilen. Der hatte wohl luxuriöserweise einen 
Tantal-Kondensator innen parallel zur Versorgungsspannung. Kann sein, 
daß der Tantal hinüber ist. Die vertragen meist kein niederohmiges 
Einschalten. Der Oszillator funktioniert aber.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Philipp L. schrieb:
> Dann nehme ich morgen die Schaltung wieder vorsichtig in Betrieb.

Hi, Philipp,

unter "vorsichtig" verstehe ich hier eine Formierung.

Nach der Verpolung hast Du zunächst keine Informationen, wie weit sich 
die AlO2-Schicht schon aufgelöst hat.
Anlegen von Nennspannung könnte eine Wolke hervorrufen.

Muss nicht. Könnte aber.

Daher: Leg mit dem Labornetzteil bei Strombegrenzung auf wenige 
Milliampere eine geringe Spannung an.
Stell diese erst höher, nachdem der Strom wieder zurückgegangen ist.
Wiederhole, bis Du über die Spitzenspannung hinaus formiert hast.
Entlade über einen Widerstand, miss die Zeit, berechne die Kapazität, ob 
sie sich gehalten hat.

Das ist natürlich die langsame, langweilige und spiessige Variante. In 
meiner Studentenzeit habe ich Niedervolt-Elkos mit 220V AC gekillt - auf 
dem Fensterbrett meines "Lieblingsfeindes". Unser Kleinkrieg hat uns 
beiden Spass gemacht, braucht aber nicht noch mal.


Ciao
Wolfgang Horn

von Chris P. (Firma: Eigenbau) (revers)


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von Paul Baumann (Gast)


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Elektro-Sadisten! Ich gründe einen Elektrolyt-Kondensator-Schutzverein..
;-)
MfG Paul

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Paul Baumann schrieb:
> Ich gründe einen Elektrolyt-Kondensator-Schutzverein..
Sch...lags kaputt... :-o
Was machst du dann mit meinen aufgesägten Elkos aus dem
Beitrag "Re: Elkos kühlen?"

von Jens G. (jensig)


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@Wilhelm Ferkes (ferkes-willem)

>Normale Elkos enthalten wohl hauptsächlich Zitronensäure mit ein paar
>ungefährlichen Additiven zur Verbesserung der Eigenschaften.

Deswegen sind die wohl sauer, wenn man die falsch anschließt.

Aber mal im Ernst: wie kommst Du auf Zitronensäure. Es ist im Gegensatz 
etwas sehr gegensätzliches, nämlich eine Lauge - Kalilauge.

von Wilhelm F. (Gast)


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Jens G. schrieb:

> Aber mal im Ernst: wie kommst Du auf Zitronensäure. Es ist im Gegensatz
> etwas sehr gegensätzliches, nämlich eine Lauge - Kalilauge.

Wie schon gesagt, merkte ich schon weiter oben mal Additive an. Da haben 
die Hersteller teils Geheimrezepte.

Aus dem Hans Lacour (Elektronische Bauelemente, Kohlhammer-Verlag) habe 
ich wiederum, daß der Elektrolyt bei Al-Elkos aus einer 
Borsäure-Borax-Mischung besteht. Schon wieder was ganz anderes.

Die Dinger stinken bei Explosion eher nach totem faulem Fisch. Und so 
riecht weder Kalilauge, noch Zitronensäure.

von Paul Baumann (Gast)


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Es ist Adipinsäure.

MfG Paul

von Osche R. (Gast)


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christoph mikusch schrieb:

>> In Elkos? Was denn?
>
> 
http://de.wikipedia.org/wiki/Polychlorierte_Biphenyle#Auswirkungen_auf_die_Gesundheit

PCB ist ein Isolator. In einen Elko gehört ein Elektrolyt, wie der Name 
schon fast vermuten lässt. Ein Elektrolyt ist eine elektrisch leitende 
Brühe, die den Kontakt zwischen der einen Alufolie und der Oxidschicht 
auf der zweiten Alufolie darstellt. Die Oxidschicht ist das 
Dielektrikum. Schön dünn, damit die Kapazität gross wird.
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektrolyt

Wenn ein Elko hergestellt wird, dann ist da noch keine Oxidschicht. Der 
weiss also noch nicht, wo plus und minus ist, und bildet einen 
Kurzschluss. Erst durch Formieren mit geringem Strom wird die 
Oxidschicht aufgebaut. Das kann man auch mehrmals machen, oder sogar auf 
beiden Seiten. So kann man alte Elkos regenerieren, falschrum 
eingelötete umpolen, die Dinger an höhere Spannung gewöhnen und 
sonstigen Blödsinn machen.


Patrick

von Harald Wilhelms (Gast)


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om pf schrieb:
> Wenn ein Elko hergestellt wird, dann ist da noch keine Oxidschicht. Der
> weiss also noch nicht, wo plus und minus ist, und bildet einen
> Kurzschluss. Erst durch Formieren mit geringem Strom wird die
> Oxidschicht aufgebaut.

Hmm, ist nicht die Oberfläche der Plus- und Minusseite unter-
schiedlich gross? Es gibt doch z.B. im Elkobau noch die
Begriffe "glatt" und "rau".
Gruss
Harald

von Osche R. (Gast)


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Korrekt. Richtig symmetrisch sind nur die "glatten".

von Wilhelm F. (Gast)


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Paul Baumann schrieb:
> Es ist Adipinsäure.
>
> MfG Paul

Da siehste mal, so ist das. Jeder Hersteller möchte gegen seine 
Konkurrenten bestehen, und da kocht sich jeder ein wenig ein eigenes 
Süppchen. Aus dem Lacour habe ich noch, daß aber verschiedene 
Zusammensetzungen die verschiedenen Eigenschaften zusätzlich mit 
bestimmen. Als da wären z.B.: Alterungsbeständigkeit, Preis, 
Sauerstofflieferant für gute Formierfähigkeit, Temperaturfestigkeit, 
Stabilität des Elektrolyten selbst, Low ESR, und einige mehr. Der 
Elektrolyt ist also nicht nur ein einfacher Grundstoff.



om pf schrieb:
> PCB ist ein Isolator.

Ja, die PCB-haltigen Kondensatoren waren keine Elkos, sondern normale 
Folienkondensatoren, bei denen das Papier getränkt war.

> So kann man alte Elkos regenerieren, falschrum
> eingelötete umpolen, die Dinger an höhere Spannung gewöhnen und
> sonstigen Blödsinn machen.

An höhere Spannungen gewöhnen, verkleinert allerdings auf Dauer die 
Kapazität, weil die Oxidschicht anwächst, und teilweise die feinen Poren 
der Aufrauhung verstopft. Das ist irreversibel. Weswegen man Elkos auch 
besser nicht unbedingt in der Nähe der Nennspannung betreiben muß. Die 
Formierung funktioniert eine Weile, bis der Elektrolyt verbraucht ist. 
Diese Sache ist leider etwas verschleißfördernd, weil eben Elektrolyt 
verbrauchend.



In Prototypen hatten wir mal falsch gepolte Tantals. Ob die Flüssig- 
oder Festelektrolyt hatten, weiß ich nicht mehr so genau. Sie wurden 
jedenfalls falsch herum bestückt, und niemand bemerkte es über Monate 
hinweg. Die hatten noch nicht mal Kapazitätsverlust. Bei Messungen im 
Schaltungsteil, und anhand des Stromlaufplanes, entdeckte ich das 
zufällig. Es blieb dann auch so, kein Austausch. Sind ja auch noch 
Prototypen, die nicht zum Kunden raus gehen. Die Elkos hatten da einen 
sehr wichtigen Zweck, Stabilisierung einer höherimpedanten ungeglätteten 
Hilfsspannung, und eine Verschlechterung wäre auf jeden Fall 
aufgefallen.



Harald Wilhelms schrieb:
> Es gibt doch z.B. im Elkobau noch die
> Begriffe "glatt" und "rau".

Gibt es denn überhaupt noch die glatten Elkos? Das sind doch die von 
ganz früher aus den Anfangszeiten, oder?

von Osche R. (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:

> In Prototypen hatten wir mal falsch gepolte Tantals.

Aua. Die neigen schonmal zu rapid corrosion, wogegen Al-Elkos einfach 
nur platzen.


Mir hatte der Modellbau mal bei 200 Mustern die KL30-Elkos falschrum 
draufgesetzt. Das habe ich natürlich erst gemerkt, als die Hälfte davon 
schon beim Kunden waren. Die Elkos haben sich alle sauber umgepolt, 
sogar die 100µA Ruhestrom wurden eingehalten.

Nichicon WD taugt schon was.

von Wilhelm F. (Gast)


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om pf schrieb:

> Das habe ich natürlich erst gemerkt, als die Hälfte davon
> schon beim Kunden waren.

Das ist natürlich ärgerlicher, als meine Sache mit den Prototypen. Hätte 
ich da eine Fehlfunktion bemerkt, dann wäre an Ort und Stelle auf meinem 
Tisch natürlich was neues eingelötet worden. Aber die Prototypen landen 
irgendwann nach Produktionseinführung sowieso für alle Zeiten in der 
Mottenkiste.

von c. m. (Gast)


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ahh ok. also kein pcb in elkos - dann ist das "wissen" das ich jahrelang 
im kopf hatte falsch. zu meiner entschuldigung möchte ich anführen das 
ich erst seit ein paar wochen wieder dem elekronikhobby nachgehe... nach 
einem vierteljahrhundert pause :)

von FlorianDerElektrobastler (Gast)


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Man sollte Elkos verpolt nicht mit       mehr als 2 Volt betreiben, da 
wenn dieser Wert überschritten wird, baut sich die Oxidschicht im laufe 
der Zeit ab. Dadurch steigt der Strom an und das Elektrolyt erhitzt 
sich. Wenn man den Elko mit zu hoher spannung betreibt und zusätzlich 
noch falsch polt, dann kan es auch schon in Sekundenbruchteilen 
passieren, dass der Elko explodiert und ein Funkenregen kann auch 
vorkommen.

von Ronny (Gast)


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So eine Sauerei muss man mal gesehen haben!

von Andreas B. (bitverdreher)


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Ob der TO noch lebt?

von k. A. (Gast)


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Ob F. d. E.-B. wohl den Thread überhaupt gelesen hat?

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Andreas B. schrieb:
> Ob der TO noch lebt?

Hoffentlich.

Der wird längst den dritten oder vierten Elko eingebaut haben, selbst 
bei richtiger Polung.

von Axel R. (axlr)


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Wieder so eine Leiche OHNE Lila Rand.
Wann kommt denn nun die auffällige Einfärbung?

Interessant wars trotzdem: nach einigen Post kam mir das aber bekannt 
vor und ich war bei 2011 ober rechts in der Datumsleiste, grins.

Wir hatten auch mal 100µ/16V auf der "Minus Fünf Volt Schiene" (7905) 
verkehrt bestückt (peinlich)
Zur Abschätzung der wahrscheinlichen Ausfallrate haben wir in der 
Werkstatt (manche sagen "Labor") den Aufbau nachgestellt.
Fazit: alle Elkos haben sich im Laufe von wenigen Wochen "umgepolt". Es 
floss in der Zeit ein kleiner, stetig sinkender, Fehlerstrom durch den 
Elko.
Das war 2000 rum. Man möge mir Nachsehen, dass ich keine weiteren Daten 
jetzt mehr parat habe.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Axel R. schrieb:
> Fazit: alle Elkos haben sich im Laufe von wenigen Wochen "umgepolt". Es
> floss in der Zeit ein kleiner, stetig sinkender, Fehlerstrom durch den
> Elko.

Das heißt, sie funktionierten dann doch (einigermaßen)?

von Transformator1 (Gast)


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Grundsätzlich würde ich es bei jeder Spannung lassen, auch bei weniger 
als 1% der Maximalspannung. Der Elko kann auch nach sehr kurzer Zeit 
explodieren. Also würde ich das bei einem 500V Elko mit unter 5V bei 
Falschpolung auch mit Vorwiderstand machen, weil die ganze Energie dann 
im Widerstand abgeheizt wird. Dadurch kann sich der Elektrolyt nicht 
erhitzen. Es kann aber sein, dass sich die Oxidschicht trotzdem abbaut 
und dann ist der Elko hin.

Also die halten das nicht lange aus, aber ein Paar Minuten sollten
bei dieser spannung schon drinnen sein. Es kommt aber v.a auf die 
Heizleistung an. Da können auch bei niedriger Spannung hohe Stromstärken 
durchfließen und das ergibt eine hohe Heizleistung.

von Wolfgang (Gast)


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Axel R. schrieb:
> Das war 2000 rum. Man möge mir Nachsehen, dass ich keine weiteren Daten
> jetzt mehr parat habe.

Gerade jetzt sollte doch die 20 Jahre Langzeiterfahrungen über die 
Folgen dieser Behandlung der Elkos vorliegen. Gab es erhöhte Ausfälle 
verglichen mit der "Plus 5V"-Schiene?

von Kurt A. (hobbyst)


Angehängte Dateien:

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Verpolter Elko. Vom Chinahändler geliefert.

von Transformator1 (Gast)


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Wenn die folgenden Anzeichen beim Elko bemerkbar sind, dann sollte der 
Elko nicht mehr in Betrieb genommen werden: ist der Becher aufgebläht? 
Ist der Gummistopfen unten aus dem Gehäuse herausgedrückt? Wurde der 
Kondensator mal stark aufgeheizt? Sind andere Verformungen am Gehäuse 
erkennbar?
Wenn bei dem Elko eine oder mehrere von diesen Anzeichen erkennbar sind, 
sollte der Elko nicht mehr in Betrieb genommen werden, da er dann kurz 
vor der Explosion steht.

von Transformator1 (Gast)


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Elko ohne Vorwiderstand verpolt anschließen, egal bei welcher spannung 
über 2V - das kann eine ziemliche Schweinerei geben!

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