Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schaltnetzteile: Hohe Spannung sekundärseitig?


von Markus B. (lordnoxx) Benutzerseite


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Guten Tag.

Eher durch Zufall bin ich bei einem Steckernetzteil (Schaltnezteil) 
darauf gestoßen, dass dieses sekundärseitig eine sehr hohe, hochohmige 
Wechselspannung mit 50Hz führt. Und zwar sowohl auf dem Pluspol als auch 
auf dem Minuspol der Sekundärseite. Auf "hochohmige" komme ich, da bei 
kontakt des sekundären Minuspols mit Erde die Spannung auf diesem 
zusammenbricht. Mit dem Oszi konnte ich 350Vpp gegen Erde messen. Es 
handelt sich dabei um so ein typisches Steckernetzteil mit 2 Poligem 
Holstecker auf der Sekundärseite.

Habe dies dann mit anderen Schaltnetzteilen verglichen. So z.B. mit dem 
meines Asus EeePC. Auch hier eine hohe, hochohmige Spannung. Waren 
glaube ich 200Vpp. Und auch bei einem dritten Netzteil, von einem altem 
Toshiba Notebook, waren diese Phänomene zu beobachten.

Ich bin nun nicht mir der genauen Funktion und der Schaltungstechnik von 
Schaltnetzteilen Vertraut...daher meine Frage an Euch:

Ist das Normal? Oder habe ich das große Glück nur defekte Netzteile zu 
besitzen?

von Narv (Gast)


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Gib mal bitte genau an, wie du da misst. Kann es eventuell sein, dass du 
an nicht geerdeten Netzteilen gegen Erde und somit Mist misst?

Narv

von Micha (Gast)


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Wo misst du? Wenn du gegen PE misst: das kommt daher, dass diese NT 
galvanisch getrennt sind, sprich keinen Bezug gegen PE haben.

von Markus B. (lordnoxx) Benutzerseite


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Micha schrieb:
> Wo misst du? Wenn du gegen PE misst: das kommt daher, dass diese NT
> galvanisch getrennt sind, sprich keinen Bezug gegen PE haben.

Richtig. Alle von mir getesteten netzteile haben auf der Netzseite nur 2 
Leiter für Phase und Nullleiter.

von Markus B. (lordnoxx) Benutzerseite


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Kann ich dann daraus folgern, dass das schon alles so seine Richtigkeit 
hat?
Ist das typisch für diese Netzteile?

von Micha (Gast)


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Markus M. schrieb:
> Leiter für Phase und Nullleiter.
Phase und Nulleiter ist an dieser Stelle die falsche Bezeichnung. Mit L 
und N hat das nämlich gottseidank überhaupt nichts zu tun. Im Gegenteil 
muss das so sein, da du ansonsten einen Schlag bekommen würdest wenn das 
Netzteil falsch herum eingesteckt ist und du + oder - berührst -> du 
würdest dann nämlich direkt an den L fassen.

Durch die galvanische Trennung "schwebt" die Sekundärseite irgendwo, 
lässt sich aber auch leicht auf ein Potential legen (was du als 
hochohmig bezeichnest). Primär und Sekundärseite haben keinen 
gemeinsamen Bezugspunkt, deswegen misst du da auch Mist. Du darfst nur 
die Potentiale auf einer Seite (z.B. sekundär) gegeneinander messen, 
alles andere ist nicht aussagekräftig.

von Micha (Gast)


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von Markus B. (lordnoxx) Benutzerseite


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Hmm ok. Danke dir Micha für deine Erklärung. Macht alles Sinn soweit.

Nun ist es aber so, dass ich besagtes Netzteil nutze um damit mein Alix 
2d13
in passendem Alu Gehäuße zu betreiben.

->http://pcengines.ch/alix2d13.htm
->http://pcengines.ch/case1d2blku.htm

Bei angestecktem Netzteil kann ich diese Spannung von 350Vpp auch am 
Gehäuse abgreifen. Logisch: mit einem Plastikgehäuse wäre das nicht der 
Fall.

Es geht sogar soweit, dass ich diese Spannung mit dem Finger fühlen, und 
mit den Ohren das entladen von angesammelter Ladung hören kann. Die 
Oberfläche des Gehäuses wirkt teilweise isolierend. ist aber auch im 
µm-Bereich etweas uneben. Fährt man nun mit dem Finger sanft über das 
Gehäuse und ist man sonst NICHT geerdet, so spürt man leitchte 
Entladungen, welche man auch leise hören kann. Besonders laut und 
deutlich hört man es natürlich, wenn man direkt mir dem Ohr darüber 
streicht.

@Micha: Nach deinen obigen Ausführungen erachte ich dies nicht als 
kritisch hinsichtlich Sichrheit. Befremdlich ist dies aber schon 
irgendwie.

von Markus B. (lordnoxx) Benutzerseite


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Was mich auch noch Interessieren würde: Gut wegen der galvanischen 
Trennung "schwebt" der sekundäre Ausgang und hat kein festes Potential. 
Aber warum findet dieses Schweben ausgerechnet bei 350Vpp statt? Und 
nicht bei sagen wir einfach mal 0,35 Vpp? Für mich sieht das so aus, als 
würde das Schweben doch irgendwie durch die primäre Netzspannung 
beeinflusst werden.

von Paul (Gast)


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Vielleicht fehlt einfach eine Vorlast, deshalb läuft der Regler hoch?

von Markus B. (lordnoxx) Benutzerseite


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Paul schrieb:
> Vielleicht fehlt einfach eine Vorlast, deshalb läuft der Regler hoch?

Vorlast? Vor was? Das Alix Board braucht im Idel schon so seine 300mA.
Ist das nicht Last genug?

Gut was ich vielleicht nicht erwähnt habe: Die Spannung am Gehäuse messe 
ich auch bei laufendem Alix.

von Εrnst B. (ernst)


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Markus M. schrieb:
> Gut wegen der galvanischen
> Trennung "schwebt" der sekundäre Ausgang und hat kein festes Potential.
> Aber warum findet dieses Schweben ausgerechnet bei 350Vpp statt?

Ganz frei schwebt er halt leider nicht. Zum Entstören haben diese 
Netzteile oft Kondensatoren zwischen Ein- und Ausgang.

von TheMiB (Gast)


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liess mal nen bissl zum Thema Schutzisolierung und örtlicher 
Potentialausgleich. Mindestens eins von beiden wirst du wohl bei deinem 
Alugehäuse vorsehen müssen.

Zum Thema 350V..."Wer viel misst, misst viel Mist". Dein Oszi hat doch 
bestimmt nen Schukostecker und ist intern bestimmt nicht 
potentialgetrennt, so kommt deine "Spannung" zu stande. Besorg dir nen 
Trenntrafo häng dein Oszi da dran und dann kannste nochmal messen

mfg
TheMiB

von Markus B. (lordnoxx) Benutzerseite


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Kann ich dann das Alix also bedenkenlos so mit Spannung auf dem Gehäuse 
betreiben? Oder gibt es daran was auszusetzen?

von Εrnst B. (ernst)


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Markus M. schrieb:
> Kann ich dann das Alix also bedenkenlos so mit Spannung auf dem Gehäuse
> betreiben? Oder gibt es daran was auszusetzen?

Diese Kondensatoren sind recht klein (Schaltplan aus 
Controller an 230V habe ich mal angegängt, C8 (1nF Y) ist der 
Übeltäter), es ist also für dich ungefährlich. (Stecker "andersherum" in 
die Steckdose hast du probiert?)

Aber: der Strom scheint zu reichen, um den ESD-Schutz mancher Geräte zu 
knacken. Hab mir damit schon USB-Plattengehäuse geschrottet. 
(Platten-GND auf ~180V AC, Datenleitungen vom PC auf PE...)

von Route_66 (Gast)


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Hallo!
Dieses "schwebende" Potential kann man übrigens auch bei herkömmlichen 
analogen Netzteilen messen. Da ist es vom Trafoaufbau, also der 
Wicklungskapazität zwischen Primär- und Sekundärwicklung, abhängig.
Meist ist die Höhe der gemessenen Spannung von der Polarität des 
Steckers abhängig und ändert sich, wenn mann den Netzstecker andersrum 
steckt.
Bei Schaltnetzteilen ist der Übeltäter in der Regel ein EMV-Kondensator. 
Die Wickelkapazitäten der SNT-Trafos sind zu gering.

von Markus B. (lordnoxx) Benutzerseite


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TheMiB schrieb:
> liess mal nen bissl zum Thema Schutzisolierung und örtlicher
> Potentialausgleich. Mindestens eins von beiden wirst du wohl bei deinem
> Alugehäuse vorsehen müssen.

Kann ich also einfach das Gehäuse an den PE Leiter Klemmen, oder kommt 
das für das Netzteil nicht so gut, wenn dann andauernd ein kleiner 
Ausgleichsstrom fließt?

von Markus B. (lordnoxx) Benutzerseite


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Zuckerle schrieb im Beitrag #2236394:
> oder der Ausgang wird gnadenlos geerdet.

Du meinst sicher nur den Minuspol des Ausgangs. Wenn sonst niemand was 
einzuwenden hat, würde ich dies dann so auch in meinem konkreten Fall 
machen.

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