Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schwächste Signale aus dem Rauschen herausholen. Verständliche Erklärung gesucht.


von Normalsterblicher (Gast)


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Hallo,

im Beitrag Beitrag "Magnetfeldsensor an 3,7V" wurde  von 
Wolfgang Horn (Gast) unter anderen folgendes geschrieben :

Denn die Empfindlichkeit kannst Du steigern durch häufige Umpolung des
KMZ10 und phasengetreuer Integration nach dem Vorbild des "Dicke Switch"
der Astronomie. (Damit wurden Radioquellen am Himmel detektiert durch
Umschaltung des Empfängers zwischen Antenne und einer Rauschquelle von
der Rauschtemperatur der Hintergrundstrahlung. Der Empfänger lieferte
abwechselnd den Rauschreferenzpegel und den Signalpegel von der Antenne.
Durch phasengetreue Integration können schwächste Radioquellen
detektiert werden, dies ist nur eine Frage der Integrationszeit.)

Was ist diese "phasengetreue Integration" ? Unter phasengetreu kann ich 
mir noch gut was vortstellen (die Phasen werden solange hin und 
hergeschoben bis sie übereinanderliegen ?)
Aber was ist eine Ingration, und das im zusammenhang mit den Phasen 
(oder Phasenlage) ?
Kann mir jemand das auf ein Niveau erklären was man als 
"Normalsterblicher" versteht und andererseits aber nicht unzulässig 
verfälscht ?
Also keine "Lügen für Kinder" Erklärung :
( http://www.zeit.de/2002/07/Luegen_fuer_Kinder "Pratchett: Ich nenne es 
das "Lügen für Kinder"-Phänomen: Man erklärt die Wissenschaft in 
Geschichten, die nicht ganz stimmen, aber deren Wahrheitsgehalt fürs 
Erste ausreicht."

mfg
       "Normalsterblicher"

von Matthias (Gast)


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Normalsterblicher schrieb:
> Was ist diese "phasengetreue Integration" ?

Das ist ein Synchrongleichrichter, dem du einen Tiefpaß nachschaltest.
Der Synchrongleichrichter tastet dein Eingangssignal mit der 
Umschaltfrequenz ab, d.h. die Signale aus deinem Vorverstärker, die bei 
der Umschaltfrequenz liegen (=Differenz zwischen Rauschquelle und 
Objekt) erscheinen durch die Abtastung bei 0 Hz. Hier kannst du sie mit 
einem Tiefpaß fast beliebig in der Bandbreite begrenzen. Der 
Rauschanteil verringert sich proportional zur Bandbreite, dein Signal 
bleibt konstant.
Effektiv baust du dadurch einen Bandpaß auf der Umschaltfrequenz mit 
einer Bandbreite, die der Grenzfrequenz deines Tiefpaß entspricht (/2 
?).

von Hans M. (hansilein)


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Ist nicht ganz das gleiche, aber lies das mal, ist sicher Hilfreich.
http://de.wikipedia.org/wiki/Lock-in-Verst%C3%A4rker

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Normalsterblicher,

> Was ist diese "phasengetreue Integration" ? Unter phasengetreu kann ich
> mir noch gut was vortstellen (die Phasen werden solange hin und
> hergeschoben bis sie übereinanderliegen ?)
> Aber was ist eine Ingration, und das im zusammenhang mit den Phasen
> (oder Phasenlage) ?

Matthias und Hans haben schon die richtigen Antworten gegeben.
Dies Forum ist eben keines für Witzbolde oder Lügner, sondern für 
aufrichtige, hilfreiche Antworten derjenigen, die selber immer wieder 
mal wie ein Ochs vor dem Berg stehen.

Im Anhang die Application Note AN00022 von NXP, Kompass mit KMZ51.
Darin beschrieben die Technik, den magnetoresistiven Sensor regelmässig 
umzupolen und die Messpannung synchron zur Polungsrichtung 
gleichzurichten und zu integrieren.

Ciao
Wolfgang Horn


P.S. Ich betrachte mich als Normalsterblichen des Diplomjahrgang 1976.
Ich bedaure, wenn der Dicke Switch heute nicht mehr zum Lehrstoff 
gehört. ;-)

von Normalsterblicher (Gast)


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Hallo,

danke für die Antworten, jetzt habe ich schon mal eine grobe Idee wie 
das Funktioniert.
In eine ruhigen Minute (oder ehr wohl Stunde) werde ich mir mal die 
AppNote durchlesen.
Ich bin mehr am Prinzip interessiert als speziell am Sensor, da es auch 
im (Amateur-)funk bei einigen digitalen Betriebsarten angewendet wird 
und es immer wieder erstaunlich ist wie langsam, aber doch sicher, 
Information aus dem Rauschen erscheint, wird ja glaub ich auch bei 
Weltraumsonden erfolgreich angewendet (Voyager usw. )

mfg

   "Normalsterblicher"

von Wolfgang Horn (Gast)


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Normalsterblicher schrieb:
> Ich bin mehr am Prinzip interessiert als speziell am Sensor, da es auch
> im (Amateur-)funk bei einigen digitalen Betriebsarten angewendet wird
> und es immer wieder erstaunlich ist wie langsam, aber doch sicher,
> Information aus dem Rauschen erscheint, wird ja glaub ich auch bei
> Weltraumsonden erfolgreich angewendet (Voyager usw. )

Hi, Normalsterblicher,

dies Prinzip setzt die Hauptsätze der Thermodynamik nicht außer Kraft.
Wenn Du demodulieren willst, kommst Du mit einem "Matched Filter" 
weiter, das genau auf das Spektrum des gesendeten Signals optimiert ist.

Der Dicke-Switch (http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Henry_Dicke) 
moduliert das schwache Signal einer galaktischen Quelle, der 
nachfolgende Synchromdemodulator ist das "Matched Filter" für den 
Dicke-Switch.

Ciao
Wolfgang Horn

von lux (Gast)


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Was bringt das Umpolen wenn vor dem Integrierer sowieso gleichgerichtet 
wird?

von lux (Gast)


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Ok hab es schon herausgefunden, in der AppNote ist es ja beschrieben. 
Damit kann man den DC Offset entfernen. Aber das ja nichts mit den 
Rauschen zu tun.

von Ulrich (Gast)


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Die Phasenstarre Gleichrichtung, Lockinprinzip, oder wie man es auch 
nennt hat 3 wesentliche Anwendungen: einmal für eine Verstärkung ohne 
die Probleme mit dem DC Offset und als 2 tes die Wirkung als sehr 
scharfer Bandpaßfilter um die Bandbreite und damit das wirksame Rauschen 
zu reduzieren. Als dirttes und hier nicht benutzt hat man noch die 
Möglichkeit die Phase zu bestimmen und ggf. ein Phasenmodulation zu 
erkenne.

von MaWin (Gast)


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> Was ist diese "phasengetreue Integration"

Während der einen Polung integrierst du addierend,
während der anderen Polung subtrahierend,

in der Summe kommt nach einem ganzen Zyklus also 0 raus,
zumindest was Nullpunkt und Rauschen des Sensors anlangt,
aber das Signal, das ist ja im umgepolten Fall auch negativ,
also +x in einer Phase --x in der Anderen, Summe 2x.

Das hilft also nicht, um den externen Magneten vom Erdmagnetfeld
zu unterschieden, sondern nur um Rauschen dun Drift von Sensor
und ELektronik wegzunullen.

Die allerdings ist nicht ganz das Problem bei dem Sensor.

Die Sache funktioniert erst, wenn DER MAGNET umgepolt wird,
also gedreht oder Elektromagnet, wie ich schon schrieb
und du nicht willst.

von MaWin (Gast)


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> Man erklärt die Wissenschaft in Geschichten, die nicht ganz
> stimmen, aber deren Wahrheitsgehalt fürs Erste ausreicht.

Jede wissenschaftliche Erklärung ist so,
denn schon morgen kann sich herausstellen,
daß das Bild welches die Wissenschaft von der Welt hatte,
falsch war.

Prachett hat halt wenig Ahnung von Wissenschaft.

von lux (Gast)


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> Die Sache funktioniert erst, wenn DER MAGNET umgepolt wird,
> also gedreht oder Elektromagnet, wie ich schon schrieb
> und du nicht willst.

Ja, des Offset bekommt man aber auch weg in dem der Messtrom umgekehrt 
wird. Siehe Appnote von Philips.

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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Wenn du aus verrauschten Signalen ein ursprüngliches Signal 
rekonstruieren willst, schau dich mal im Bereich der Kalmanfilter um.

von Wolfgang Horn (Gast)


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lux schrieb:
> Was bringt das Umpolen wenn vor dem Integrierer sowieso gleichgerichtet
> wird?

Hi, lux,

genau das war ja das Bestechende an der Erfindung vom Dicke-Switch, 
verbunden mit dem Lock-in-Verstärker.

Radioastronomie. Dein Empfänger macht "pschschscht....", er rauscht. 
Nichts als Rauschen.
Deine Antenne dreht mit der Erde über eine galaktische Rauschquelle. 
Dein Empfänger macht immer noch "pschschscht....", die Zunahme um 0,1 dB 
geht in der Temperaturdrift des Detektors unter.

Aber nach Dicke hast Du nun einen Umschalter, der den Vorverstärker 
Deine Antenne periondisch auf den Erreger schaltet und dann auf einen 
Widerstand, der mit derselben Temperatur rauscht wie der galaktische 
Hintergrund.
Du heizt den Widerstand sogar entsprechend.

Dein Lock-In-Verstärker, Dein phasenkorrekter Gleichrichter, 
("Phasenkorrekt" in Bezug auf die Phase des Umschalters, nicht auf die 
des Rauschens!) hört die Umschaltfrequenz mit der Amplitude 0,1 dB - und 
nun wird diese hörbar mit der Dauer der Integration.

Weitere Informationen bitte ergoogeln mit den Stichworten hier.
Weitere Beschreibungen auch unter "Feldmühle" zur Detektion schwächster 
athmosphärischer Gleichpotentiale. Da zerhackt eine Art 
"Windmühlenflügel" das Feld, Rest wie oben beschrieben.


Hi, MaWin

> Die Sache funktioniert erst, wenn DER MAGNET umgepolt wird,
also gedreht oder Elektromagnet, wie ich schon schrieb
und du nicht willst.

Das wäre natürlich Spitze, damit ließe sich der Einfluss aller 
Störquellen minimieren, die unkorreliert moduliert sind.
Weil ich davon ausgegangen bin, dass eine Umpolung des "Device under 
Test"  nicht geht, habe ich die gemeinsamen Mumetall-Abschirmung rund um 
dies und den Sensor vorgeschlagen.
Jetzt macht die Dicke-Switch-Technik meinen Sensor "bloss" etwas 
empfindlicher gegenüber dem Rauschen des Sensors.

Hmmm. Die Geschichte mit der Feldmühle habe ich gerade nachgetragen.
Wäre schon interessant, was sich erreichen lässt, wenn man einen 
Windmühlenpropeller aus Mumetall vor dem DUT anordnet, schnell rotieren 
lässt und dann wieder phasenkorrekt demoduliert....

Ciao
Wolfgang Horn

von MaWin (Gast)


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Da Normalsterblicher wie es immer so üblich ist NATÜRLICH
nicht schreibt was er wirklich machen will, vermutlich weil es so 
lächerlich ist daß alle vor Kringeln vom Stuhl fallen, wird man keine 
sinnvolle Lösungen finden können. Witzlos sich mit dem Thema zu 
beschäftigen.

von Normalsterblicher (Gast)


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Hallo,

ich will garnichts machen, sondern nur verstehen wie sowas funktioniert.

Vielen Dank an  alle hier für die Infos und die Disskusion.

Für ein bestimmte Person hier (jeder wird wissen wer gemeint ist...) 
hier mal ein Link (ist aber off topic)
 http://de.wikipedia.org/wiki/Freundlichkeit

mfg

   "Normalsterblicher"

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Ist unser Maskottchen. Einfach unangreifbar <süß>. Ich verteile mal 
virtuell Zitronenkuchen an alle.

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